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Vollst�ndige Version anzeigen : Was macht Finnland anders?


Jeannine
22.09.2005, 08:02
Hallo Zusammen,


hier im Forum wird ja sehr viel �ber problematische Grundschullehrer und Co diskutiert! Es ist nat�rlich schwer, die genauen Gr�nde zu finden, oft sind die P�dagogen �u�erst �berfordert und es kommt bei bestimmten "Themen" zu einer Ignoranz gegen�ber Eltern oder z.B. einer LH-Beraterin...


�ber Finnland habe ich einen interessanten Artikel �ber das dortige Schulsystem gelesen. Die P�dagogen haben eine leichtere Arbeitsweise:


Was macht Finnland anders?


"Unser Ziel ist, dass 100% der Sch�lerinnen und Sch�ler die gymnasiale Oberstufe besuchen und danach das Abitur machen!" Diese Aussage von Jukka Sarjala, dem ehemaligen Pr�sidenten des finnischen Zentralamtes f�r Unterrichtswesen, verbunden mit einem verschmitzten L�cheln, war nicht die einzige �berraschung f�r 33 Lehrerinnen und Lehrer aus dem Landkreis Schw�bisch Hall, die an einer PISA-Studienreise nach Finnland teilnahmen. Organisiert von Richard H�nle, dem Vorsitzenden der Deutsch-Finnischen Gesellschaft e.V. Hohenlohe-Franken wurden auf der achtt�gigen Bildungsreise in den Faschingsferien eine Gesamtschule bei Helsinki mit gymnasialer Oberstufe, sowie eine Gesamtschule in Lappeenranta, der Haller Partnerstadt besucht. Zum Schluss wurde ein Kindergarten mit Vorschule unter die Lupe genommen - eine der wichtigsten S�ulen finnischer Bildungspolitik.


Denn: "Auf den Anfang kommt es an!" Von dieser bildungspolitischen Grundthese konnten wir uns in einem st�dtischen Kindergarten von Lappeenranta, einer 60 000 Einwohnerstadt nahe der russischen Grenze, �berzeugen. Dass Kinder bereits ab dem ersten Lebensjahr den Kindergarten besuchen, ist zwar kein Muss, aber in vielen Familien selbstverst�ndlich. In Ausnahmef�llen werden sogar noch j�ngere Kinder aufgenommen. Die Betreuungszeiten sind so gut es irgendwie geht auf die Bed�rfnisse der Eltern abgestimmt. �ffnungszeiten von 6.30 Uhr bis 17.00 sind die Regel. In gr��eren St�dten gibt es auch die M�glichkeit, sein Kind �ber Nacht oder am Wochenende betreuen zu lassen. Ein Angebot, dass von Berufsgruppen wie SchichtarbeiterInnen, Polizeimitarbeitern oder Krankenhauspersonal gerne in Anspruch genommen wird. Aber nat�rlich ist es auch m�glich, sein Kind auch nur von 8 bis 12 Uhr im Kindergarten zu lassen. "Wenn Eltern ihr Kind bei uns anmelden, haben wir in 2 Wochen einen Platz f�r das Kind in unserer Stadt, egal zu welchen Zeiten und wie lange.", sagte uns die Leiterin des Kindergartens im Stadtteil Skinnarila.

Die Kinder werden im Tagesablauf abwechselnd altersgemischt und altershomogen betreut. Die Kleinen lernen von den Gro�en bei Tanz, Spiel und Projekten.

Bei den ein- bis dreij�hrigen kommt eine Betreuerin auf vier Kinder, bei den �lteren ist rein rechnerisch eine Betreuerin f�r sieben Kinder zust�ndig. Die Gruppengr��en sind mit 13 bis 15 Kindern eher klein. Die Gruppengr��e in deutschen Kinderg�rten ist oft doppelt so gro�.

Feste Essenszeiten - Fr�hst�ck, Mittagessen und Nachmittagssnack - gliedern den Tagesablauf. Essen und Trinken stellt der Kindergarten. Kein finnisches Kind geht mit einem Vespert�schchen oder Essensgeld in den Kindergarten. Die Geb�hren f�r einen Kindergartenplatz liegen zwischen 0 und 200 Euro, je nach Verdienst der Eltern und Betreuungszeit des Kindes.

Das Spiel im Freien hat einen gro�en Anteil im Tagesablauf. Schneeanzug und dicke Winterstiefel geh�ren zur festen Ausstattung f�r die langen, kalten finnischen Winter. F�r die Kleinen gibt es Betten f�r Mittagsschlaf und Nickerchen.

Das Personal setzt sich aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen. Die Erzieherinnen, die eine Gruppe leiten haben Abitur und ein Hochschulstudium absolviert. Daneben gibt es weiteres p�dagogisches Personal von Helferinnen und Assistentinnen, was vermutlich den deutschen Kinderpflegerinnen entspricht. In dem von uns besuchten Kindergarten waren 20 Betreuungspersonen f�r 72 Kinder da, K�chen- und Reinigungspersonal nicht mit eingerechnet.

Fremdsprache schon im Kindergarten

Jeder Kindergarten muss eine eigene Konzeption entwickeln. Eigens entwickelte Profile wie Fremdsprachenlernen oder naturwissenschaftliches Experimentieren sind erw�nscht. Im Kindergarten von Skinnarila k�nnen die Kinder Russisch lernen. Einige Stunden in der Woche werden sie von einer "Native-speakerin" spielerisch mit der russischen Sprache vertraut gemacht. Andere Kinderg�rten beginnen mit Englisch, Schwedisch oder Deutsch.

Mit Beginn des sechsten Lebensjahres absolvieren die Kinder im Kindergarten ein Vorschuljahr. Hier wird bereits in Anf�ngen Lesen und Schreiben gelernt. Im mathematischen Bereich wird im Zahlenraum bis 20 addiert und subtrahiert. Vieles entspricht den Lerninhalten der deutschen ersten Klasse. Aber man denke an die Gruppengr��e von h�chstens 15 Kindern, und auch die wird oft noch geteilt.

Auch in Finnland gab es die Diskussion um einen zu sp�ten Schulbeginn mit 7 Jahren. Doch mitten in die Diskussion platzten die guten Ergebnisse der PISA-Studie und so lie� man es gerne beim Alten.


Vorschulunterricht


Vorschulunterricht wird f�r 6j�hrige angeboten, die im darauffolgenden Jahr ins schulpflichtige Alter kommen. Die Teilnahme am Vorschulunterricht ist freiwillig, der Vorschulunterricht wird in Kinderg�rten und Vorschulklassen der Gesamtschulen angeboten. Im Herbst 2000 gab es in den Gesamtschulen etwa 11 000 Vorsch�ler und in den Kinderg�rten 48 000 Sechsj�hrige. Das sind �ber 90 % dieser Altersklasse landesweit. [ISCED 0]


Ziel der Vorschulerziehung ist das Schaffen eines Spiel- und Lernumfeldes, das dem Kind anregende Aktivit�ten anbietet und die M�glichkeit, sich gemeinsam mit anderen Kindern vielseitig zu entwickeln. Es wird angestrebt, auch Kinder und Eltern in die Planung des Vorschulunterrichtes einzubeziehen.


In Finnland bedeutet Vorschulunterricht den systematischen Unterricht und die Erziehung in Kinderg�rten oder Gesamtschulen im letzten Jahr vor dem Schuleintritt. Die Betonung beim Begriff Vorschulunterricht liegt also auf der Vorbereitung auf den Schulunterricht als Gegensatz zur Fr�herziehung, die das Kind davor erh�lt. Die Teilnahme am Vorschulunterricht ist freiwillig. F�r den Vorschulunterricht in den Kinderg�rten wird eine angemessene Geb�hr unabh�ngig von den Verm�gensverh�ltnissen der Eltern entrichtet.


F�r den Vorschulunterricht wurden 2000 die Grundlagen des Unterrichtsplans erarbeitet. Die allgemeinen Prinzipien der Grundlagen zielen auch auf die Individualit�t des Kindes sowie die Bedeutung des aktiven Lernens und der Gruppenarbeit. Der Unterrichtsplan enth�lt keine Untergliederung in einzelne Unterrichtsf�cher oder Unterrichtsstunden, aber er gibt trotzdem verschiedene Themenbereiche sowie Ziele an. Die Themenbereiche sind Sprachen und Interaktion, Mathematik, Ethik und Philosophie, Umwelt und Natur, Gesundheit, Physische und motorische Entwicklung samt Kunst und Kultur.


Der Vorschulunterricht basiert auf den Kenntnissen, F�higkeiten und Erfahrungen des Kindes. Die Schwerpunkte liegen in dem Spiel des Kindes und in einer positiven Lebenseinstellung. Die Methoden und Funktionen des Vorschulunterrichtes sind m�glichst vielseitig und abwechselnd angelegt. Von wichtiger erzieherischer Bedeutung sind die Aktivit�ten, bei denen das Kind lernt, in der Gruppe zu arbeiten. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Unterst�tzung und Betonung der Eigeninitiative des Kindes als Grundlage aller Aktivit�ten.


Im Vorschulunterricht gibt es keine offiziellen Bewertungsmassst�be, aber es erfolgt eine intensive Beobachtung der Entwicklung des Kindes. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Schulbereitschaft des Kindes, also darauf, wie sich das Gef�hlsleben und die sozialen und kognitiven F�higkeiten des Kindes entwickelt haben.


Etwa 90 % der Sechsj�hrigen nehmen am Vorschulunterricht teil. Am Vorschulunterricht der Gesamtschulen nehmen etwa 15 % teil. Hier wird der Vorschulunterricht in Vorschulklassen oder zusammengelegten Klassen erteilt. Vorschulunterricht wird zum gr�ssten Teil in Kinderg�rten angeboten; diese sind dem Ministerium f�r Soziales und Gesundheit unterstellt.

Die Vorschulereform, die stufenweise seit dem 1. August 2000 in Kraft getreten ist, verpflichtet die Kommunen, f�r alle berechtigten Kinder einen Vorschulplatz bereitzustellen.


Eine neunj�hrige Gesamtschule f�r alle


Auf den Kindergarten baut die neunj�hrige Gesamtschule auf. Sie gliedert sich in eine sechsj�hrige Grundstufe und eine Mittelstufe der Klassen 7 bis 9. (siehe Graphik 6) Alle Schulen sind mit einem F�rdersystem ausgestattet, das deutsche Lehrerinnen und Lehrer vor Neid erblassen l�sst. Neben einem Kurator, der sich im Auftrag der Kommunen um soziale Belange k�mmert, stehen Schulpsychologen, Sozialp�dagogen, Speziallehrer (special need teachers) mit sonderp�dagogischer Ausbildung, eine Krankenschwester, sowie Schulassistenten zu Verf�gung und entlasten die Lehrerinnen und Lehrer von all den zeitraubenden Aufgaben, die sie an der Konzentration auf den Unterricht hindern. Wie viel zus�tzliches p�dagogisches Personal vorhanden ist, h�ngt von der finanziellen Lage der Kommune ab, die Schultr�ger ist und die Lehrerinnen und Lehrer einstellt und entl�sst, die keinen Beamtenstatus haben. Jede Schule vef�gt �ber ihr eigenes Budget und entscheidet, ob anstatt eines neuen special need teachers ein weiterer Sozialp�dagoge eingestellt wird oder umgekehrt.

Die Klassen sind klein, selten gr��er als 20 Sch�ler. Welche Kinder w�hrend der regul�ren Unterrichtszeit zum special need teacher gehen entscheidet der Klassenlehrer in Absprache mit den Eltern. Hauptgr�nde f�r diesen "Spezialunterricht" sind auch in Finnland Probleme mit dem Lesen und Schreiben oder in Mathematik. 16% aller finnischen Kinder kommen im Laufe ihrer Schulzeit in solch eine Zusatzf�rderung.

Schulassistenten haben eine nur einj�hrige p�dagogische Ausbildung und begleiten den Lehrer in seinem Klassenunterricht. Ein Schulassistent macht mit den Kindern individuelle Lese�bungen oder unterst�tzt beim Rechnen oder geometrischen Zeichnen das einzelne Kind.

Noten gibt es fr�hestens ab Klasse 5 und auch dann nur in Verbindung mit einer verbalen Beurteilung. Den Zeitpunkt f�r die ersten Ziffernnoten kann jede Schule selbst bestimmen.

Eine Unterrichtsstunde hat wie bei uns 45 Minuten, danach schlie�t sich aber immer eine 15 min�tige Pause an, in der die Kinder in der Regel ins Freie gehen. Das nimmt Hektik aus dem Schultag. Die Lehrer nutzen diese Zeit entweder f�r anstehende Gespr�che mit ihren Sch�lern oder f�r Absprache mit den Kollegen. Dass das finnische Schulsystem auf Ganztagesschulen beruht stimmt nicht!

Im Gegenteil: Die Klassen 1 bis 4 haben nur 20 Wochenstunden, die �lteren Sch�ler in Klasse 7 bis 9 30 Wochenstunden. Hausaufgaben werden in der Regel zu Hause gemacht. Aber jeder finnische Sch�ler erh�lt in der Schule ein kostenloses warmes Mittagessen und geht in der Regel danach nach Hause, wenn er keinen Nachmittagsunterricht hat. "Das Essen in der Schule ist so selbstverst�ndlich, wie dass ein Haus ein Dach hat.", sagte uns ein finnischer Kollege. Seit 1944 ist dies in Finnland gesetzlich verankert.

Auch das Schreibmaterial wie Hefte und Stifte werden von der Schule gestellt.

Die Diskussion um einen erh�hten Bedarf an Ganztagesschulen gibt es in Finnland genauso wie bei uns und man bem�ht sich um deren Ausbau.

"Wer spricht schon Finnisch?"

Einen wichtigen Stellenwert hat das Fremdsprachenlernen. Jedes finnische Kind lernt mindestens zwei Fremdsprachen. Englisch, Schwedisch, Deutsch werden am h�ufigsten gew�hlt. In der Regel beginnt die erste Fremdsprache in Klasse 3, manchmal auch ab der ersten Klasse. "F�r uns ist Sprachenlernen �berlebenswichtig. Wer auf der Welt spricht schon Finnisch?", �u�ern Finnen auf staunendes Nachfragen. Auch im Fernsehen werden alle Filme in Originalsprache mit finnischen Untertiteln gezeigt. Das englische oder deutsche "Sprachbad" erhalten die finnischen Ohren also auch au�erhalb der Schule.

Migrantenkinder, deren Anteil mit unter 2% sehr gering ist, haben neben dem finnischen Zusatzunterricht auch ein Anrecht auf zwei Stunden Unterricht in ihrer Muttersprache. In der Hauptstadt Helsinki wird in 50 Sprachen muttersprachlicher Unterricht - nat�rlich von native-speakern- gegeben.




Sonderschulen f�r Kinder mit Behinderungen, Sinnessch�digungen oder schweren Verhaltensproblemen gibt es auch in Finnland. Allerdings werden sie meist als Au�enklassen an den regul�ren Gesamtschulen gef�hrt. An den beiden Schulen, die wir besuchten gab es eine Klasse mit Autisten und eine "Dysphasikerklasse" mit sprachbehinderten Kindern.

Die Ausgaben f�r einen finnischen Grundsch�ler liegen mit 5000 Euro j�hrlich im Vergleich zu 3500 Euro in Deutschland um einiges h�her. Bei den Mittelstufen- und Gymnasialsch�lern kehrt sich das Verh�ltnis um. Auch hier z�hlt der finnische Leitsatz "Auf den Anfang kommt es an."

Nach der sechsj�hrigen Grundstufe werden die siebten Klassen neu zusammengesetzt, je nach Interessensschwerpunkt oder Begabung. In einer Klasse lernt man eine dritte Fremdsprache oder erh�lt zus�tzlichen Mathematikunterricht. In anderen Klassen werden eher technische oder hauswirtschaftliche Schwerpunkte gesetzt. F�r Sch�ler mit gr��eren Lernproblemen werden kleine Klassen mit ca. 15 Sch�lern gebildet. Die leistungsst�rkeren Sch�ler sitzen in gr��eren Klassen. Das Klassenlehrerprinzip der Grundstufe wird nun vom Fachlehrer abgel�st.

Wer nach der neunj�hrigen Gesamtschule den Besuch eines Gymnasiums anstrebt, f�r den beginnt sp�testens in der 9. Klasse die "B�ffelphase". Manche Gymnasien mit bestimmtem Profil verlangen einen besonders guten Notendurchschnitt. Aber 50 bis 60% der finnischen Sch�ler besuchen die gymnasiale Oberstufe. Diese wird nicht mehr im Klassenverband, sondern nur noch im reinen Kurssystem besucht. In der Regel nach 3 Jahren melden sich die Sch�ler zur Abiturpr�fung an, die in ganz Finnland zentrale Pr�fungsaufgaben hat und auch zentral in Helsinki korrigiert wird. Ihre eigenen Lehrkr�fte haben keinen Einfluss auf die Zensuren. Wer nicht das Gymnasium besucht geht �hnlich wie in Deutschland in eine dreij�hrige Berufsausbildung. Finnische Abiturienten sind nach 12j�hriger Schulzeit und einem vorangegangenen Vorschuljahr genauso alt wie die Deutschen.

Nat�rlich k�nnen drei Tage Schulhospitation in Finnland nicht den detaillierten Einblick in die allt�gliche Schulrealit�t geben. Es fiel aber insgesamt eine ruhige und gelassene Atmosph�re auf Sch�ler- und Lehrerseite auf. Brennpunktthemen wie Hyperaktivit�t bei Sch�lern oder Burn-out und Tinnitus bei Lehrern sind in Finnland eher seltene Randthemen. Ob das eine Folge des finnischen Schulsystems ist oder eher der "finnischen Seele" mag Anlass einer soziologischen Studie sein. Eine amerikanische Lehrerin der Gesamtschule Lappeenranta �u�erte, die Umstellung auf die ruhigen, eher zur�ckhaltenden finnischen Sch�ler sei doch sehr gro� gewesen, nachdem sie zuvor jahrelang an einer Schule im New Yorker Stadtteil Manhattan unterrichtet habe "They were more lively."

Die Unterrichtsmethoden, die wir sahen unterscheiden sich nicht von unseren. Wir sahen moderne Partner- und Gruppenarbeit genauso wie einfachen Frontalunterricht. Das finnische Geheimnis einer speziellen Unterrichtsmethode haben wir nicht entdeckt.

Wer zuvor den Rainhard Kahl Film "Schulen am Wendekreis der P�dagogik" gesehen hatte war nach den Schulbesuchen in manchen Punkten fast wieder beruhigt auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Die Schulausstattung mit Einrichtung und Mobiliar war eher einfach und funktional. In den Schulmensen sahen wir keine Palmen und Wasserspiele. Die Klassenzimmer waren klein, die Pausenh�fe keine Abenteuerspielpl�tze. Auch hier konnte das finnische PISA-Geheimnis nicht liegen.

Was uns neidisch die Stirn runzeln lie�, war die Auskunft dar�ber, dass der Lehrerberuf in Finnland ein sehr hohes gesellschaftliches Ansehen erf�hrt. "Kansankytilla" werden auf dem Land finnische Schulmeister ehrfurchtsvoll genannt, was so viel hei�t wie "Kerzen des Volkes".

Auf einen P�dagogik-Studienplatz kommen 10 Bewerber. Die Zulassung l�uft �ber einen Eignungstest. Eine Absage kann auch damit begr�ndet sein, dass der Bewerber u.a. zu wenig Humor f�r den angestrebten Beruf mitbringe. Die Bezahlung liegt im Vergleich zu anderen akademischen Berufen in Finnland an der unteren Skala und ist ca. ein Drittel geringer als ein deutsches Lehrergehalt, wobei die Deputatsstunden niedriger sind.

"Die Schule ist ein Bindeglied der Gesellschaft."

Das finnische Gesamtschulsystem existiert erst seit den siebziger Jahren. Zuvor gab es ein gegliedertes Schulsystem �hnlich dem Deutschlands. Die Reform war damals politisch umstritten. Davon ist heute keine Rede mehr. �ber alle Parteien hinweg wird das Gesamtschulsystem anerkannt. Jukka Sarjala, den man als Vater dieser Schulreform

bezeichnen kann ist nicht ohne Grund stolz auf sein Werk. "Es ist wichtig, dass alle Kinder verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Schichten sich gegenseitig kennenlernen und miteinander leben. Die Schule ist ein Bindeglied der Gesellschaft." Auf das St�tz- und F�rdersystem angesprochen �u�ert er: "Wir sind ein kleines Land mit nur f�nf Millionen Einwohnern. Wir m�ssen uns um Jeden k�mmern." Schmunzelnd f�gt er hinzu, dass er bei einem Treffen mit der baden-w�rttembergischen Kultusministerin Frau Schavan von CDU-Abgeordneten nach seinen Ausf�hrungen f�r einen "Linken" gehalten wurde. Nat�rlich muss er da schmunzeln, ist er doch Mitglied der konservativen Bauernpartei.


Was macht es nun aus das finnische Geheimnis?


Von allem ein bisschen. Entscheidend ist mit Sicherheit die fr�he Bildungsinvestition in Kindergarten und Grundschule. In kleinen Gruppen und kleinen Klassen arbeitet gut ausgebildetes und motiviertes Personal. Ein umfangreiches St�tz- und F�rdersystem f�r Sch�ler mit Lernproblemen entlastet die Klassenlehrer und hilft dem einzelnen Kind. Keine finnische Klassenlehrerin begreift, dass von ihrer deutschen Kollegin erwartet wird, dem Problem schlicht durch "Binnendifferenzierung" beizukommen. Es geht nie um Auslese, Noten setzen sehr sp�t ein, Pr�fungen sind keine Sackgassen. Und da ist die Gesamtschule, die -fast- alle Sch�ler eines Jahrganges neun Jahre lang gemeinsam besuchen. Erst ab Klasse 7 entscheiden sie sich f�r Klassen mit verschiedenen Schwerpunkten, bleiben aber an der gleichen Schule.Mit ein bisschen Reformkosmetik l�sst sich Helsinki nicht auf Stuttgart �bertragen.

Marion Urbitsch

Daniel
22.09.2005, 15:04
Es ist sch�n und gut Finnland als Vorbild f�r m�gliche Schulreformen zu sehen. Leider l�sst das aber in unserem Land nicht umsetzen. Die wirtschaftliche und vor allem die Haushaltslage des Staates sind derart dramatisch dass solche Dinge wenn �berhaupt nur mittelfristig realisiert werden k�nnen. Finnland musste keine Wiedervereinigung finanzieren, Finnland ist durch die Wasserkraft nicht derartig abh�ngig vom �l- und Gaspreis und Finnland hat eine ganz andere Tradition als Deutschland und ist deshalb nur bedingt vergleichbar. Es gibt des weiteren Unterschiede im Altersaufbau in der Gesellschaft, in der wirtschaftlichen Situation der Nachbarstaaten uvm. Zrotzdem ist so ein Modell sicherlih diskussionswert.

MfG

Daniel

Jeannine
22.09.2005, 22:20
Hallo Daniel,


Es ist sch�n und gut Finnland als Vorbild f�r m�gliche Schulreformen zu sehen. Leider l�sst das aber in unserem Land nicht umsetzen. Die wirtschaftliche und vor allem die Haushaltslage des Staates sind derart dramatisch dass solche Dinge wenn �berhaupt nur mittelfristig realisiert werden k�nnen.


Klar, das leuchtet mir ein, da� eine �nderung nicht von Heute auf Morgen zu realisieren ist! Mir ging es in erster Linie um die P�dagogen, die zur Zeit in Deutschland sehr �berfordert sind...Umbruch zur Ganztagsschule, �berf�llte Klassen, riesen Altersmischungen in den Kinderg�rten..etc, da l�sst sich Bildung nur erschwert realisieren und Problemkinder m�ssen mit der Masse mitziehen! Nat�rlich gibt es auch Ausnahmen...


Finnland musste keine Wiedervereinigung finanzieren,...


hat jedoch gro�e Teile vom DDR-Bildungssystem �bernommen! Nach der Wende wurde viel Soziales in den neuen Bundesl�ndern zerst�rt, das muss auch mal erw�hnt werden! Und nun wird alles von vorne aufgebaut? Klar, das da keine Gelder �brig bleiben....


...Zrotzdem ist so ein Modell sicherlih diskussionswert.



Auf jeden Fall! Den Schulbeginn mit 5 Jahren in Deutschland finde ich z.B. Bedenkenswert!


Viele Gr��e von Jeannine

Conny
23.09.2005, 10:34
Hallo Jeannine,

in manchen Dingen muss ich dir sicherlich recht geben, obgleich ich meine, dass das finanzielle Problem nur die eine Seite ist. Ich erwarte einfach von Lehrern und Erziehern, dass sie bereit sind, sich mit bestimmten Theman auseinanderzusetzen und auch umzudenken. Von anderen Berufsgruppen verlangt man dies auch. Ich kann mich schlie�lich in einem gro�en Unternehmen auch nicht hinstellen und sagen "habe ich noch nie etwas von geh�rt, ist wissenschaftlich nicht belegt und daraum f�r mich nicht relevant." Wenn ich das tu werde ich schneller arbeitslos als ich gucken kann.

Was den Schulbeginn mit 5 Jahren betrifft - muss ich feststellen, das dies nur Sinn macht, wenn eine entsprechende Fr�hf�rderung gew�hrleistet ist. Die scheint im Momtent nicht gegeben zu sein, deshalb gibt es ja oft auch so viele Probleme in den Grundschulen, weil die Kinder soooooo unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen.

Liebe Gr��e Conny

Jeannine
23.09.2005, 20:26
Hallo Conny,


in manchen Dingen mu� ich dir sicherlich recht geben, obgleich ich meine, da� das finanzielle Problem nur die eine Seite ist. Ich erwarte einfach von Lehrern und Erziehern, da� sie bereit sind, sich mit bestimmten Theman auseinanderzusetzen und auch umzudenken. Von anderen Berufsgruppen verlangt man dies auch. Ich kann mich schlie�lich in einem gro�en Unternehmen auch nicht hinstellen und sagen "habe ich noch nie etwas von geh�rt, ist wissenschaftlich nicht belegt und daraum f�r mich nicht relevant." Wenn ich das tu werde ich schneller arbeitslos als ich gucken kann.


Das stimmt schon! Einfach ignorieren darf man Probleme nicht! Auf jeden Fall sollte sich die Lehrerin mit der R�ckschulung auseinandersetzen! Es ist ein Unterschied, ein Problem zu verstehen und zu akzeptieren, jedoch wegen schlechter Verh�ltnisse nicht Kompetent genug Handeln zu k�nnen, als vornherein schon mit Vorurteilen alles zu boykottieren! Wenn das die Lehrerin nicht einsehen kann, geh�rt sie zu der Mitl�ufersorte, die nur geradeaus blickt…Auf der anderen Seite gibt es P�dagogen, die wirklich �berfordert sind! Ich geh�re auch dazu! Mein Arbeitsbereich ist zur Zeit Kinderg�rtnerin, obwohl ich da auch schon �ber Jahre nicht mehr t�tig war. Mein zweiter Beruf Musikp�dagogin f�r Musikschulen ist zur Zeit nur als Honorart�tigkeit aus�bbar und selbst da mangelt es an Stellen wegen der Einstellungsstops! Als „ Nun wieder Erzieherin“ eine Gruppe von Kindern im Alter zwischen 2 und 5 Jahren optimal zu f�rdern ist meiner Meinung kaum realisierbar! Mir bleiben wenige M�glichkeiten: entweder mich an den Kleinkindern wegen der geringen Konzentrationsf�higkeit zu halten und die �lteren Kinder in geringen Sch�ben zu f�rdern oder die kleineren Kinder zum Stillsitzen ermahnen und mich am Mittelma� der Gruppe zu orientieren ( - und + wird au�er Kraft gesetzt)…Letztere M�glichkeit steht leider an 1. Stelle, denn wenn ich die Kleinkinder laufen lasse, machen alle Kinder Bl�dsinn!!! Ich w�rde lieber mit anderen Mitteln arbeiten und eine ann�hernd homogene Gruppe besitzen! Manchmal gibt es Augenblicke, wo in Projekten gearbeitet wird und die Kinder in die Bereiche Vorschule, Mittel und Klein geteilt werden! Das sind die kleinen Momente der Entspannung f�r Kinder und Erzieher! Diese Zeiten sind nicht lang und ab der Mittagszeit bis zur Schlie�ung steht wieder Chaos auf dem Programm. Nach der Arbeit bin ich so fertig, das ich zwischen Hirnschlag und Herzinfarkt stehe…




Was den Schulbeginn mit 5 Jahren betrifft - mu� ich feststellen, da� dies nur Sinn macht, wenn eine entsprechende Fr�hf�rderung gew�hrleistet ist. Die scheint im Momtent nicht gegeben zu sein, deshalb gibt es ja oft auch so viele Probleme in den Grundschulen, weil die Kinder soooooo unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen.


Fr�hf�rderung kann in gemischten Gruppen nur stattfinden, wenn 2 R�ume zur Verf�gung stehen und PERSONAL! Krippenkinder geh�ren einfach nicht in Kindergartengruppen, weil der Biorhythmus ganz anders ist, die Kinder von den �lteren blockiert werden und nur ver�ngstigt im Raum umherirren (trotz Motivation der Erzieherin). Au�erdem ist die Erzieherin mehr mit Pflegema�nahmen besch�ftigt, als mit Bildung. Ich habe die Ausbildung als Erzieherin in der DDR kurz vor der Wende abgeschlossen. Nach Jahren kann ich reflektieren, was gut und was schlecht war! Mir ist aufgefallen, da� die DDR-Kindergartenkinder in ihren kognitiven und sozialen F�higkeiten weiter waren, als die jetzigen Vorschulkinder in meiner Einrichtung! Eigentlich traurig, obwohl bei uns altersspezifische Angebote stattfinden! Das Krippensystem war zu DDR-Zeiten gut organisiert, die Kinder kamen mit 3 Jahren Windelfrei und mit einer gewissen Selbst�ndigkeit in den Kindergarten. Danach waren die Gruppen homogen und teilweise (Fr�hdienst und Nachmittag) gemischt. Die Vorschulerziehung begann schon mit 3 Jahren ganzheitlich, heute soll in einem Jahr alles aufgeholt werden, was in den vorangegangenen Jahren nur gering geschult wurde! In der Vorschule werden auf einmal Lernb�gen ausgef�llt, obwohl die sensorische Integration sehr schlecht ist! Das habe ich bei Wahrnehmungsspielen festgestellt, als ich Vertretungsweise mit der Vorschule arbeitete. Wir haben in dieser Vorschule sogenannte „Kann-Kinder“, die mit 5 Jahren eingeschult werden. F�r mich v�llig unrealistisch, weil sie einfach noch nicht so weit sind. Ich verstehe einfach nicht diese ehrgeizigen Eltern! Hoffentlich vertritt Deutschland nicht diese Schul-Drill-Schiene von Japan! Die Finnen denken da viel umsichtiger und das erkennt man ja auch am Resultat der Pisa-Studie.Die "Richtige Vorschule" beginnt dort erst mit 6 Jahren und die Einschulung mit 7 Jahren. Vorab ist die Fr�hf�rderung...


Viele Gr��e von Jeannine

Jeannine
28.09.2005, 10:50
Hallo Conny,


ich habe speziell zu Deinem Sohn noch Fragen! W�rde die Lehrerin einen Kompromi� eingehen, wenn Dein Sohn die nicht fertig beendeten Aufgaben zu Hause erledigt und sozusagen daf�r auch keine zus�tzlichen Hausaufgaben, bzw. nur in Sch�ben erh�lt? Das k�nnte doch �ber einen gewissen Zeitraum beobachtet werden und wenn der Lernstoff nicht bew�ltigt wird, kann immer noch eine Klassenwiederholung in Aussicht gestellt werden!? Eigentlich h�tte auch die LH-Beraterin diesbez�glich schon hinweisen k�nnen, denn eine R�ckschulung funktioniert nicht im Schnellverfahren, sondern ben�tigt Zeit und Kraft! Die Lehrerin kann nicht immer auf jedes Kind warten, weil sich in der Klasse schnell Unruhe bildet und immer Extraaufgaben f�r den Rest der Klasse stellen, kann auf Dauer Langeweile oder eine R�ckentwicklung der gesamten Klasse bedeuten! Wenn die Lehrerin Deinem Sohn die Zeit im Unterricht geben w�rde und derweil mit der Klasse den neuen Unterrichtsstoff beginnt, w�rde Chris auch hinterherhinken! Das die Lehrerin Chris wegen seiner Langsamkeit anschreit ist keine gute L�sung, auf der anderen Seite kann es m�glich sein, das in seiner Klasse schwierige Kinder sind, die bewu�t st�ren! Selbst im Kindergarten habe ich Kinder, die keinen Respekt vor Erwachsenen haben und sogar bei Bewu�twerden des eigenen Fehlverhaltens die Erzieherinnen schlagen! Auf freundliche Worte reagieren manche Kinder gar nicht mehr, echt traurig!!!


Viele Gr��e von Jeannine

Conny
28.09.2005, 14:04
Hallo Conny,

ich habe speziell zu Deinem Sohn noch Fragen! W�rde die Lehrerin einen Kompromi� eingehen, wenn Dein Sohn die nicht fertig beendeten Aufgaben zu Hause erledigt und sozusagen daf�r auch keine zus�tzlichen Hausaufgaben, bzw. nur in Sch�ben erh�lt? Das k�nnte doch �ber einen gewissen Zeitraum beobachtet werden und wenn der Lernstoff nicht bew�ltigt wird, kann immer noch eine Klassenwiederholung in Aussicht gestellt werden!? Eigentlich h�tte auch die LH-Beraterin diesbez�glich schon hinweisen k�nnen, denn eine R�ckschulung funktioniert nicht im Schnellverfahren, sondern ben�tigt Zeit und Kraft! Die Lehrerin kann nicht immer auf jedes Kind warten, weil sich in der Klasse schnell Unruhe bildet und immer Extraaufgaben f�r den Rest der Klasse stellen, kann auf Dauer Langeweile oder eine R�ckentwicklung der gesamten Klasse bedeuten! Wenn die Lehrerin Deinem Sohn die Zeit im Unterricht geben w�rde und derweil mit der Klasse den neuen Unterrichtsstoff beginnt, w�rde Chris auch hinterherhinken! Das die Lehrerin Chris wegen seiner Langsamkeit anschreit ist keine gute L�sung, auf der anderen Seite kann es m�glich sein, das in seiner Klasse schwierige Kinder sind, die bewu�t st�ren! Selbst im Kindergarten habe ich Kinder, die keinen Respekt vor Erwachsenen haben und sogar bei Bewu�twerden des eigenen Fehlverhaltens die Erzieherinnen schlagen! Auf freundliche Worte reagieren manche Kinder gar nicht mehr, echt traurig!!!

Viele Gr��e von Jeannine

Hallo Jeannine,

wir hatte bereits im Vorfeld dar�ber nachgedacht, Chris die 2. Klasse (trotz seiner sehr guten Noten) wiederholen zu lassen, damit er die besagte Zeit hat, r�ckgeschult zu werden. Chris hat sich gegen diesen Vorschlag mit H�nden und F��en gewehrt. Ich kann das auch verstehen, er war so stolz auf seinen 2,0-Schnitt. Da er sehr wenig Selbtbewusstsein hat - w�rde er dies als Strafe betrachten, zumal er aufgrund seiner "Ged�chnisaussetzer" schon oft meinte dumm zu sein. Diese Auffassung w�rde ich damit best�tigen und ihn letzendlich kaputt spielen. Aufgrund der R�ckschulung wird er nat�rlich zusehens noch langsamer. Aufgaben, die er nicht schafft, macht er zu Hause fertig (aber auch hier muss ich beobachten, dass er langsamer in der Durchf�hrung wird). Ich mache ihm diesb�glich keine Stress. Er wei� woran das liegt (denn ich sage es ihm mit Regelm��igkeit). Ich wei� nicht, wie er das Klassenziel schaffen soll. Dar�ber m�chte ich lieber zur Zeit auch noch nicht nachdenken. Ich verdr�nge dieses Problem - in der Hoffnung, dass sich die L�sung alleine ergibt. Aufgrund der t�glichen �bungen (Nachspurbl�tter) ist er viel ausgeglichener geworden und scheint im Moment auch besser mit negativen Erfahrungen umgehen zu k�nnen. Er schreibt auch schon ganz gut. Wenn er weiterhin so motiviert an die Sache ran geht, wird es vielleicht nicht mehr so lange dauern, bis er nur noch links schreiben darf. Gut, auch dann wird die Langsamkeit immer noch ein Thema sein. Die LH-Beraterin hat heute einen Gespr�chstermin benannt. Ich hoffe, dass die Lehrerin diesen Termin wahrnehmen kann. Vielleicht bringt das Gespr�ch ja etwas.

Wenn alle Stricke rei�en, muss er die dritte Klasse noch einmal durchlaufen. Ich wei� nicht, wie er darauf dann reagiert. Ich wei� nur, dass er mir dann sehr leid tun w�rde, aber vielleicht versteht er es ja dann auch.

Liebe Gr��e Conny

Jeannine
02.10.2005, 11:50
Hallo Conny,


wir hatte bereits im Vorfeld dar�ber nachgedacht, Chris die 2. Klasse (trotz seiner sehr guten Noten) wiederholen zu lassen, damit er die besagte Zeit hat, r�ckgeschult zu werden. Chris hat sich gegen diesen Vorschlag mit H�nden und F��en gewehrt. Ich kann das auch verstehen, er war so stolz auf seinen 2,0-Schnitt. Da er sehr wenig Selbtbewusstsein hat - w�rde er dies als Strafe betrachten, zumal er aufgrund seiner "Ged�chnisaussetzer" schon oft meinte dumm zu sein. Diese Auffassung w�rde ich damit best�tigen und ihn letzendlich kaputt spielen.



Das war f�r Dich nat�rlich eine schwierige Situation…Jedoch wei� man durch Forschungsergebnisse, das gerade umgeschulte LH mit �berkompensation reagieren!

Gewisser Ehrgeiz ist gut, jedoch kann dieser auch in die falsche Richtung f�hren und Kindern immer ihre Meinung durchsetzen lassen, finde ich sehr riskant! Denn soviel Lebenserfahrungen und eine zur Zeit in vielen B�chern hoch gelobte „richtige Intuition“ haben Kinder auf gewissen Gebieten leider auch nicht! Als ich vor 12 Jahren noch in NRW arbeitete, hatte ich einen Jungen in der Gruppe, der seine Brille nicht tragen wollte! Der Augenarzt erkl�rte dem Vater, wenn der Junge die Brille nicht tr�gt, kann er sich bald einen Blindenhund zulegen. Dieser Junge sollte in einem Jahr in die Schule, seine Feinmotorik war �berhaupt nicht ausgebildet und auch sonst wirkte er sehr Verhaltensgest�rt. Ich redete viel mit dem Jungen und es wurden Regeln eingef�hrt, das er die Brille f�r eine gewisse Zeit tragen sollte. Nach kurzer Zeit war er ein begeisterter Bastler und das Problem „keine Brille tragen“ war gel�st, jedoch mu�te von Vater- und Erzieherseite viel Kraft und Durchsetzungsverm�gen eingesetzt werden, ansonsten h�tte der Junge seinen Willen durchgesetzt und die Brille w�re total verweigert worden! Zur Zeit habe ich auch ein Problemkind in meiner Gruppe, er wird 4 Jahre, tr�gt noch Windeln und ist in seiner Entwicklung und im Selbstbewu�tsein wie ein 2 � j�hriges Kind. Am Anfang haben wir den Jungen auf Bitten der Eltern in Ruhe gelassen, weil er sich angeblich von alleine entwickeln soll! Genau das Gegenteil hat sich eingestellt, er vermeidet alles, ist immer �ngstlicher geworden und versteckt sich sogar hinter noch kleineren Kindern. Jetzt mu� er einfach mit �lteren Kindern integriert werden und seine Selbst�ndigkeit mu� auch von Seiten der Eltern gef�rdert werden, ansonsten wird er im Leben immer Probleme haben!!!



Aufgrund der R�ckschulung wird er nat�rlich zusehens noch langsamer. Aufgaben, die er nicht schafft, macht er zu Hause fertig (aber auch hier muss ich beobachten, dass er langsamer in der Durchf�hrung wird). Ich mache ihm diesb�glich keine Stress. Er wei� woran das liegt (denn ich sage es ihm mit Regelm��igkeit). Ich wei� nicht, wie er das Klassenziel schaffen soll. Dar�ber m�chte ich lieber zur Zeit auch noch nicht nachdenken. Ich verdr�nge dieses Problem - in der Hoffnung, dass sich die L�sung alleine ergibt.



Verdr�nge das Problem auf keinen Fall! Rede mit Deinem Sohn und mache ihm klar, da� er kein Versager ist! Selbst Einstein war ein schlechter Sch�ler und wurde sp�ter zum genialen Physiker! Die Schulbildung mu� nicht immer eine Endaussage zur Pers�nlichkeit sein…

Erkl�re Deinem Sohn, da� nicht die Schnelligkeit seiner Schullaufbahn ausschlaggebend ist, sondern das Endresultat! Wenn er seine Motorik schult, hei�t das nicht, da� er dumm ist, sondern im Endeffekt noch schlauer werden kann! Durch eine Wiederholung der Klasse kann er seine Leistung �bertrumpfen und vielleicht sogar noch Klassenbester werden. Manche LH-Forscher best�tigen sogar, das ein wegbrechen der Sensorik bei Umschulung sogar erst mit dem 12.Lebensjahr auftritt! Das hei�t, Dein Sohn h�tte selbst mit dem 2.0 Durchschnitt nicht unbedingt eine langfristige Freude haben m�ssen und wenn das Selbstbewu�tsein sowieso angeknackst ist, kann es sogar noch zu gr��eren Problemen f�hren! Wichtig ist f�r Deinen Sohn : Anerkennung, Motivation, Hilfe und Erfolg und an erster Stelle Erkl�rungen und viele Diskussionen, damit er den richtigen Weg findet und sich nicht allein gelassen f�hlt!


Aufgrund der t�glichen �bungen (Nachspurbl�tter) ist er viel ausgeglichener geworden und scheint im Moment auch besser mit negativen Erfahrungen umgehen zu k�nnen. Er schreibt auch schon ganz gut. Wenn er weiterhin so motiviert an die Sache ran geht, wird es vielleicht nicht mehr so lange dauern, bis er nur noch links schreiben darf. Gut, auch dann wird die Langsamkeit immer noch ein Thema sein.



Das h�rt sich gut an und ich denke da� es der richtige Weg ist! Auf keinen Fall das Kind unter Druck setzen! Er soll sich nicht als Faulenzer f�hlen, sondern Schrittweise zum Lernen motiviert werden…


Die LH-Beraterin hat heute einen Gespr�chstermin benannt. Ich hoffe, dass die Lehrerin diesen Termin wahrnehmen kann. Vielleicht bringt das Gespr�ch ja etwas.


Ich w�nsche Dir vom Herzen, das die Lehrerin mitarbeitet und Euch beiden zur Seite steht!


Wenn alle Stricke rei�en, muss er die dritte Klasse noch einmal durchlaufen. Ich wei� nicht, wie er darauf dann reagiert. Ich wei� nur, dass er mir dann sehr leid tun w�rde, aber vielleicht versteht er es ja dann auch.



Bitte rede mit Deinem Sohn und erkl�re die Zusammenh�nge! Deine �ngstlichkeit kann sich auch auf Deinen Sohn �bertragen und Verdr�ngung kann Dein Sohn als Unehrlichkeit empfinden!!! Versuch Dein Leistungsdenken abzuschalten und versuche die Vorteile in den Vordergrund zu stellen (-:


Viele liebe Gr��e von Jeannine

Conny
05.10.2005, 10:14
Hallo Jeannine,

du hast mit vielen deiner Aussagen sicher recht. Es gibt aber einen ganz bestimmten Punkt, �ber den ich ungern spreche und zwar ist das das Thema "selbstverletzendes Verhalten". Chris hat nicht nur "kein" Selbstbewusstsein, er neigt leider auch dazu, sich weh zu tun oder gar sich bewusst zu verletzen. Gl�cklicher Weise haben wir dies bei Zeiten erkannt und waren auch gleich beim Kinderpsychologen. Seit ca. Ende Mai war er diesbez�glich nicht mehr auff�llig. Der Zeitraum ist so ungef�hr auch deckungsgleich mit der Zeit, wo wir mit der R�ckschulung begonnen haben. Sein damaliges Verhalten war f�r mich ersteinmal der Ausl�ser, ihn nicht zur�ck zu setzen (in Absprache mit den Fachleuten).

Wie gesagt, wir sind mit Sicherheit auf einem guten Weg. Er wird erkennen m�ssen, dass Schule und Noten nicht alles ist und dass in vielen Dingen nur er sich selber helfen kann. Im Moment bemerkt er schon, dass er dem Leistungsma� der dritten Klasse nicht wirklich gerecht wird. Ich kann allerdings noch nicht werten, wie er das in seinem Inneren so verarbeitet. Er flippt zumindestens nicht aus und wirkt sehr ruhig und gelassen. Getreu dem Motto, ich kann das ja alles - bin halt nur langsam. Mal sehen, wie er reagiert, wenn er die ersten Tests versemmelt hat.

Du siehst, es ist ein sehr komplexes Problem. Ich hoffe, dass, wenn er wieder LH ist, wir nach und nach alle Probleme in den Griff bekommen. Ach, was hei�t hier, ich hoffe - nein ich wei� es.

Liebe Gr��e Conny

Jeannine
10.10.2005, 20:48
Hallo Conny,


du hast mit vielen deiner Aussagen sicher recht. Es gibt aber einen ganz bestimmten Punkt, �ber den ich ungern spreche und zwar ist das das Thema "selbstverletzendes Verhalten". Chris hat nicht nur "kein" Selbstbewusstsein, er neigt leider auch dazu, sich weh zu tun oder gar sich bewusst zu verletzen. Gl�cklicher Weise haben wir dies bei Zeiten erkannt und waren auch gleich beim Kinderpsychologen. Seit ca. Ende Mai war er diesbez�glich nicht mehr auff�llig. Der Zeitraum ist so ungef�hr auch deckungsgleich mit der Zeit, wo wir mit der R�ckschulung begonnen haben. Sein damaliges Verhalten war f�r mich ersteinmal der Ausl�ser, ihn nicht zur�ck zu setzen (in Absprache mit den Fachleuten).


Das ist nat�rlich ein schwieriger Start: R�ckschulung und Selbstverletzung!

War der Ausl�ser die Umschulung? Wie kam es eigentlich zur Umschulung bei Chris?

Auf der anderen Seite kann Chris jetzt langsam lernen, mit Problemen umzugehen!

Manch einer kommt erst im Erwachsenenalter dazu und schleppte eine Menge Ballast mit sich…Chris kann sich gl�cklich sch�tzen, das er eine wachsame Familie um sich hat!


Wie gesagt, wir sind mit Sicherheit auf einem guten Weg. Er wird erkennen m�ssen, dass Schule und Noten nicht alles ist und dass in vielen Dingen nur er sich selber helfen kann. Im Moment bemerkt er schon, dass er dem Leistungsma� der dritten Klasse nicht wirklich gerecht wird. Ich kann allerdings noch nicht werten, wie er das in seinem Inneren so verarbeitet. Er flippt zumindestens nicht aus und wirkt sehr ruhig und gelassen. Getreu dem Motto, ich kann das ja alles - bin halt nur langsam. Mal sehen, wie er reagiert, wenn er die ersten Tests versemmelt hat.


Ich denke mal, da� Chris sein Leistungspotenzial erst einmal austesten mu�te, nun sp�rt er auch seine Grenzen! Bis zum Sommer kann er ja noch einiges aufholen, jedoch w�rde ich an Deiner Stelle viel mit ihm reden, wie schon im letzten Posting von mir angesprochen…damit er bei einem eventuellen Einbruch nicht v�llig den Mut verliert!

Du siehst, es ist ein sehr komplexes Problem. Ich hoffe, dass, wenn er wieder LH ist, wir nach und nach alle Probleme in den Griff bekommen. Ach, was hei�t hier, ich hoffe - nein ich wei� es.



Das wird auch wieder gut laufen, eine R�ckschulung ben�tigt seine Zeit! Das Gehirn mu� sich komplett umstellen, es werden neue Synapsen gebildet, das geht nicht von heute auf morgen! Selbst Spitzensportler haben klein angefangen. W�rde ein Anf�nger genauso hart trainieren, k�me es zu Verletzungen! Wurde Dein Sohn damals im Kindergarten oder in der alten Schule unter Leistungsdruck gesetzt oder geh�nselt? Das kann auch ein Grund sein, weshalb er im Moment so Leistungsorientiert ist! Ich denke mal, er wird die R�ckschulung gut meistern, immerhin hat Chris einen famili�ren R�ckhalt (-:


Viele liebe Gr��e von Jeannine

Conny
11.10.2005, 08:25
Hi Jeannine,

der Ausl�ser f�r das selbstverletztende Verhalten? Gute Frage - es fing eigentlich an, als er merkte, dass er nicht alles so hinbekam, wie er es wollte. Einen gro�en Anteil hat sicherlich auch der Fakt, dass er ja nur eine auditive Wahrnehmung von 40 % hat. Zu dem Zeitpunkt wusste dies ja keiner. Uns war nicht klar, dass er nur 40 % von dem Gesprochenem wahrnahm. Um so gr��er war nat�rlich seine Leistung. Wenn man bedenkt, dass er dennoch ein Sch�ler war, der alles 2 auf dem Zeugnis hatte. Ich habe mich oft gefragt, wie er das z.B. bei Diktaten hinbekommen hat. Stell du dir mal vor, du h�rst von einem Satz nur 40 % - den Rest des Satzes musst du dann aus dem Sinn erfassen. Grauenvolle Vorstellung. Problematisch war jedoch der Tatbestand, dass er sich verbal nicht am Unterricht beteiligte. Aufgrund dessen haben wir es erst bemerkt, dass etwas nicht stimmen kann. Er war jedoch (da er ja wusste, nicht alles geh�rt zu haben) sehr verunsichert und hat generell keine Frage, die an ihn gerichtet wurde - beantwortet. Er hatte furchtbare Angst, etwas falsches zu sagen. Wir waren bei sehr vielen �rzten. Keiner konnte uns sagen, weshalb er behauptet - es nicht zu h�ren, denn organisch ist er ja gesund. Erst eine ganz alte �rztin gab uns dann einen Tipp. Und danach kam alles ins Rollen. Feststellung der auditiven Wahrnehmungsst�rungen und Verbindung zur Umschulung von links auf rechts. Seitdem hat Chris mehr Termine im Kalender stehen als ein Manager. Er macht tapfer mit - denn er hat bemerkt, dass es zunehmend besser wird. Logop�die und Ergotherapie habe ich jetzt erst einmal ausgesetzt, damit er auch mal Luft holen kann. Anfang Novemer wird neu diagnostiziert - mal sehen, wie hoch dann die Wahrnehmung ist.

Ich w�nsche dir noch einen angenehmen Tag.

Liebe Gr��e Conny

Jeannine
16.10.2005, 22:20
Hallo Conny,


der Ausl�ser f�r das selbstverletztende Verhalten? Gute Frage - es fing eigentlich an, als er merkte, dass er nicht alles so hinbekam, wie er es wollte. Einen gro�en Anteil hat sicherlich auch der Fakt, dass er ja nur eine auditive Wahrnehmung von 40 % hat. … Erst eine ganz alte �rztin gab uns dann einen Tipp. Und danach kam alles ins Rollen. Feststellung der auditiven Wahrnehmungsst�rungen und Verbindung zur Umschulung von links auf rechts.



Eine H�r- und Sehwahrnehmungsst�rung wurde bei mir 2002 festgestellt! Ich lie� mich bei Frau Dr. Pester in Berlin testen. Gravierende Schulprobleme hatte ich zum Gl�ck nicht! Bei den LH-Tests konnte ich die H�r-Wahrnehmungsst�rungen aus dem Kontext heraus ganz gut kompensieren, bei den „Phantasiew�rtern“ bekam ich Probleme…F�r die Sehverarbeitungsst�rungen bekam ich eine Prismenbrille, die ich vorwiegend zum Lesen und f�r die Computerarbeit nutze. Ansonsten habe ich ein ganzheitliches Sensolorik-Lerntraining

�ber ein halbes Jahr absolviert (Mischung aus Koordinationsschulung, Feldenkrais und Schreib/Schwung�bungen). Das war wichtig f�r meine Diplompr�fung, denn ich habe im Studium mit meiner R�ckschulung begonnen! Welche Therapie macht Chris bez�glich der Wahrnehmungsst�rungen? Jedenfalls hat er Gl�ck, das die �rztin bei ihm diese St�rung entdeckt hat! Falls es Dich interessiert, im beigef�gten Artikel berichtet Frau Dr. Pester �ber

Wahrnehmungsst�rungen…Anbei: Wahrnehmungsst�rung hei�t nicht gleich Intelligenzminderung! Jean Ayres, eine bekannte amerikanische Psychologin litt auch unter einer sensorischen Integrationsst�rung…Sie entwickelte eine Therapieform und schrieb das Buch : „Bausteine der kindlichen Entwicklung. Die Bedeutung der Integration der Sinne f�r die Entwicklung des Kindes.


Logop�die und Ergotherapie habe ich jetzt erst einmal ausgesetzt, damit er auch mal Luft holen kann.



Eigentlich finde ich diese beiden Bereiche sehr wichtig! Es mu� doch wieder eine Sensorische Integration stattfinden!? Nur R�ckschulung mit Schwung�bungen finde ich ehrlich gesagt sehr fraglich! Frau Dr. Pester l��t z.B. bei H�rwahrnehmungsst�rungen nach Warnke bei einer Logop�din therapieren. Jedoch wird diese Therapie nur f�r Kinder angeboten!


Viele Gr��e von Jeannine