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Vollständige Version anzeigen : Links- oder Rechtshänder?


Juanito
12.08.2005, 02:29
In letzter Zeit sind mir verstärkt Zweifel an meiner Händigkeit gekommen.

Zwar schreibe ich schon immer mit rechts, und auch nahezu alle anderen Alltags-Tätigkeiten wie schneiden, Brot streichen, etc. führe ich mit rechts aus. Beim Besteck wechsle ich die Haltung (Messer mal rechts, mal links). Allerdings bin ich im Sport sehr linkslastig, ich bin sowohl beim Fußball "Linksfuß" und werfe oder bowle auch mit links. Tennis spiele ich hingegen wiederum mit rechts, wobei ich mich erinnere als Kind links und rechts abwechselnd (also nur Vorhand) gespielt zu haben. Bin ich also evtl. doch ein verkappter Linkshänder? Welche Tests sind empfehlenswert/aufschlussreich?

Juanito
12.08.2005, 02:42
Vielleicht noch ganz interessant dazu: Ich habe auch festgestellt, dass meine linke Gesichtshälfte weitaus mehr Mimik zulässt als die rechte. Nur ein Beispiel: Zwinkern kann ich nur mit dem linken Auge.

Daniel
12.08.2005, 11:11
>Vielleicht noch ganz interessant dazu: Ich habe auch festgestellt, dass meine linke Gesichtshälfte weitaus mehr Mimik zulässt als die rechte. Nur ein Beispiel: Zwinkern kann ich nur mit dem linken Auge.

Es gibt eine Menge Händigkeitstests die jedoch nur von Fachpersonal durchgeführt werden sollten. Die Tatsache dass du deie linke Gesichtshälfte mimisch besser verwenden kannst, ist möglicherweise ein Hinweis auf Linkshändigkeit. Ebenso verhält es sich mit der Füssigkeit, die oftmals zusammen mit Linkshändigkeit auftritt, diese jedoch nicht zwingend voraussetzt. Anders ist es beim werfen oder beim bowlen, wo du ja die linke Hand verwendest. Ich kenne mehrere Personen die auch mit links werfen und mit rechts schreiben, bei ihnen handelt es sich ausnahmslos um umgeschulte Linkshänder. Hast Probleme mit dem schreiben von längeren Texten, beim formulieren von Sätzen oder leidest bzw. littest du an Legastenie? Falls du solche oder ähliche Beschwerden kennst liegt die Vermutung nahe, dass deine Linkshändigkeit in deiner Kindheit gebrochen wurde, bzw. dass du dich selbst an deine Umgebung angepasst hast.

MfG

Daniel

Juanito
12.08.2005, 14:22
> Hast Probleme mit dem schreiben von längeren Texten, beim formulieren von Sätzen oder leidest bzw. littest du an Legastenie? Falls du solche oder ähliche Beschwerden kennst liegt die Vermutung nahe, dass deine Linkshändigkeit in deiner Kindheit gebrochen wurde, bzw. dass du dich selbst an deine Umgebung angepasst hast.

>MfG

>Daniel


Danke für die rasche Antwort!


Diese Probleme konnte ich bei mir bisher nicht feststellen, selbst mehr als 10-seitige Klausuren bereiteten mir keine Probleme. Wenn man Anzeichen sucht, findet man freilich auch welche. Meine Schrift ist teilweise schwer leserlich, gerade unter Zeitdruck wurde sie oft beanstandet, auch habe ich das Gefühl etwas langsamer zu schreiben als andere und habe meine Schrift in der Jugend oft umgestellt. All diese Dinge sind aber wie gesagt nie besonders auffällig gewesen und sind wohl im Rahmen des "Normalen", ich kenne einige wesentlich unleserlicher schreibende Menschen. Beim Formulieren habe ich überhaupt keine Probleme, im Gegenteil zählte ich in Deutsch-Klausuren immer zu den Besten.

"Gebrochen" wurde meine Linkshändigkeit ziemlich sicher nicht, aber eine selbständige Anpassung kann ich natürlich nicht ausschließen.

Tine
14.08.2005, 14:46
Hallo!


<i>Vielleicht noch ganz interessant dazu: Ich habe auch festgestellt, dass meine linke Gesichtshälfte weitaus mehr Mimik zulässt als die rechte. Nur ein Beispiel: Zwinkern kann ich nur mit dem linken Auge. </i>


Soviel ich weiß, ist es zwar häufig, daß die Seitigkeit sich auf mehrere oder gar alle Körperbereiche bezieht, aber das muß nicht sein.

Es gibt auch Menschen, die eine "gekreuzte" Lateralität haben. Das heißt, ein rechtshändiger Mensch kann durchaus einen linken dominanten Fuß haben. Oder eben ein linkes dominantes Auge, mit dem er zB. instinktiv in ein Fernrohr schaut oder eben vielleciht auch mehr Mimik gestalten kann.


Gerade durch die Füßigkeit kann es so passieren, daß man bestimmte Bewegungsabläufe "andersrum" ausführt, als es der Händigkeit entspräche... einfach weil der dominante Fuß auch eine Rolle spielt.

Bei meinem Sohn (LH und Rechtsfüßer) ist das z.B. beim werfen so, er stellt seine Füße "rechtsrum" auf und folgt dann dem "logischen" Bewegungsablauf... was dann natürlich dazu führt, daß er mit rechts wirft.

Etwas ähnliches könnte ich mit beim bowlen auch vorstellen.


Bei solchen Sachen muß man dann sehen, was am Ende für das Ergebnis wichtiger ist und womit der Mensch sich wohler fühlt. Beim Werfen ist das MEINER Meinung eindeutig die Hand. Er dagegen meint, wenn er so "komisch" dasteht kann er nicht richtig Schwungholen und werfen. Obwohl eindeutig LH wirft er mit rechts dann tatsächlich deutlich weiter, wenn er einem vorgegebenen sportlichen Bewegungsablauf folgt (also nicht einfach spontan ein Stöckchen schmeißt), selbst wenn er beide Seiten gleichberechtig ausprobiert.


Du siehst, so einfach ist das nicht... Bevor du irgendwelche Selbstversuche in Sachen Händigkeit startest, würde ich mich an deiner Stelle erst mal testen lassen.


Tschüß, Tine

Natalie
14.08.2005, 15:52
Anders ist es beim werfen oder beim bowlen, wo du ja die linke Hand verwendest. Ich kenne mehrere Personen die auch mit links werfen und mit rechts schreiben, bei ihnen handelt es sich ausnahmslos um umgeschulte Linkshänder. Hast Probleme mit dem schreiben von längeren Texten, beim formulieren von Sätzen oder leidest bzw. littest du an Legastenie? Falls du solche oder ähliche Beschwerden kennst liegt die Vermutung nahe, dass deine Linkshändigkeit in deiner Kindheit gebrochen wurde, bzw. dass du dich selbst an deine Umgebung angepasst hast.

>MfG

>Daniel


Hallo Daniel


Ich bin neu im Forum und habe diese Antwort von dir gelesen und einiges an mir festgestellt. zwar werfe ich mit rechts und schreibe momentan mit rechts, aber ich habe immer probleme mit dem schreiben von längeren Texten mit der Rechten hand gehabt. Mir tat das immer nach kurzer zeit weh. auch das formulieren von sätzen war nicht mein ding. bzw. hat es den lehrern nie gepasst. Auch wurde meine schrift nach kurzer Zeit sehr unleserlich.

Ich musste oft nachsitzen und einen Text schön schreíben wobei mir nach kurzem das ja weh tat. Kann es sein das ich ein umgeschulter (bzw. umgeschulte) Linkshänderin bin und meine Eltern sich daran ja nicht mehr so gut erinnern können oder wollen?

Meine Tochter macht alles mit links, aber woher? Ich schreibe mit rechts mein mann mit rechts (wobei er keinerlei probleme damit hat und ein sehr gescheiter und sehr sicherer formulierer von texten ist). Ich frage ihn immer ob das so geht und passt.

Was denkst du kann es sein das ich ein ULH bin?


Eine antwort wäre nett.

Vielen dank und MfG Natalie

Cathi
14.08.2005, 20:14
Hallo Natalie.

Habe dir hier mal einen Text kopiert, denke, er könnte dich interessieren:


Linkshändigkeit in der Gesellschaft und Folgen der Umschulung der


Händigkeit


Linkshänder werden auch heute noch manchmal als unbedeutende Minderheit in der Gesellschaft angesehen. Tatsächlich machen sie aber einen weit größeren Anteil der Bevölkerung aus als offiziell angenommen wird. Die Umschulung von der linken auf die rechte Hand, hauptsächlich beim Schreiben, die über lange Zeit gang und gäbe war, hat diese statistische Verzerrung verursacht.


Eine Umschulung der Schreibhand führt oft zu den verschiedensten Störungen, die dann häufig in Sekundärprozessen falsch verarbeitet werden und ist nach Dr. Ivo-Kurt Cizek der "maximale unblutige Angriff auf das Gehirn, der möglich ist" (SZ, 29.4.1986). Da heutzutage die Umschulung der Händigkeit meistens schon sehr früh (als Kleinkind und in der Kindergartenzeit) und oft sogar von dem Kind selbst als "Anpassungsmaßnahme" (während der Sozialisation) an die rechtshändige Umwelt durchgeführt wird und bei Schuleintritt das Kind phänomenal rechtshändig erscheint, werden mögliche Folgeerscheinungen nicht erkannt und es kommt häufig zu einer falschen Ursachenbestimmung (Kausalattribuierung) der Sekundärfolgen.




Primär- und Sekundärfolgen der Umschulung der Händigkeit




"Primärfolgen der Umschulung der Händigkeit können sein:




- Gedächtnisstörungen (besonders beim Abrufen von Lerninhalten)


- Konzentrationsschwierigkeiten (schnelle Ermüdbarkeit)


- legasthenische Probleme (Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten)


- Raum-Lage-Labilität (Links-Rechts-Unsicherheit)


- feinmotorische Störungen (die sich z.B. im Schriftbild äußern)


- Sprachstörungen (Stammeln bis zum Stottern)





Diese Primärfolgen können sich dann in unterschiedliche Sekundärfolgen umsetzen:




- Minderwertigkeitskomplexe


- Unsicherheit


- Zurückgezogenheit


- Überkompensation durch erhöhten Leistungseinsatz


- Trotzhaltungen, Widerspruchsgeist, Imponier- und Provokationsgehabe


- unterschiedlich ausgeprägte Verhaltensstörungen


- Bettnässen und Nägelkauen


- emotionale Probleme bis ins Erwachsenenalter mit neurotischen und/oder psychosomatischen Symptomen


Störungen im Persönlichkeitsbild" (Sattler, J.B., Der umgeschulte Linkshänder, S. 50).


Die Intelligenz selbst wird dadurch nicht vermindert, jedoch oft ihre Manifestation gestört. "Alle unter Primär- und Sekundärfolgen aufgeführten Schwierigkeiten können selbstverständlich auch ohne eine Umschulung der Händigkeit auftreten, und zwar genauso bei Links- wie bei Rechtshändern. Durch eine zusätzliche Umschulung der Händigkeit werden aber diese Schwierigkeiten, wie die Praxis zeigt, noch unverhältnismäßig verstärkt" (ebenda, S. 50).




Zum Begriff Umschulung der Händigkeit


Der Begriff der Umschulung entspricht am besten den Umständen, die zu einer Bevorzugung der nicht dominanten Hand an Stelle der dominanten Hand führen. Andere Begriffe wie "Umerziehung", "Umdressierung" u.ä. bergen in sich die unterschwellige Beschuldigung der Eltern, des Kindergartens, der Schule usw.; der Eingriff in die angeborene Händigkeit wird hier ausschließlich als ein von außen zugefügter Prozess dargestellt. Die Realität zeigt aber, dass eine große Anzahl an umgeschulten Linkshändern sich in der frühen Kindheit selbst umzuschulen begann durch Nachahmungs- und Modellverhalten und sehr oft handelt es sich dabei gerade um die aufgewecktesten Kinder. Hier wird deutlich, dass für diesen Prozeß der Begriff "Umschulung" (wie er sich inzwischen eingebürgert hat) weit besser passt: Man kann sich nicht selbst umerziehen.




© Copyright: Erste deutsche Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder, Sendlinger Str. 17, 80331 München, Tel. / Fax: +49 / 89 / 26 86 14

http://www.lefthander-consulting.org, e-mail: [email protected]

Martina
16.08.2005, 10:50
> Anders ist es beim werfen oder beim bowlen, wo du ja die linke Hand verwendest. Ich kenne mehrere Personen die auch mit links werfen und mit rechts schreiben, bei ihnen handelt es sich ausnahmslos um umgeschulte Linkshänder. Hast Probleme mit dem schreiben von längeren Texten, beim formulieren von Sätzen oder leidest bzw. littest du an Legastenie? Falls du solche oder ähliche Beschwerden kennst liegt die Vermutung nahe, dass deine Linkshändigkeit in deiner Kindheit gebrochen wurde, bzw. dass du dich selbst an deine Umgebung angepasst hast.

>>MfG

>>Daniel

>Hallo Daniel

>Ich bin neu im Forum und habe diese Antwort von dir gelesen und einiges an mir festgestellt. zwar werfe ich mit rechts und schreibe momentan mit rechts, aber ich habe immer probleme mit dem schreiben von längeren Texten mit der Rechten hand gehabt. Mir tat das immer nach kurzer zeit weh. auch das formulieren von sätzen war nicht mein ding. bzw. hat es den lehrern nie gepasst. Auch wurde meine schrift nach kurzer Zeit sehr unleserlich.

>Ich musste oft nachsitzen und einen Text schön schreíben wobei mir nach kurzem das ja weh tat. Kann es sein das ich ein umgeschulter (bzw. umgeschulte) Linkshänderin bin und meine Eltern sich daran ja nicht mehr so gut erinnern können oder wollen?

>Meine Tochter macht alles mit links, aber woher? Ich schreibe mit rechts mein mann mit rechts (wobei er keinerlei probleme damit hat und ein sehr gescheiter und sehr sicherer formulierer von texten ist). Ich frage ihn immer ob das so geht und passt.

>Was denkst du kann es sein das ich ein ULH bin?

>Eine antwort wäre nett.

>Vielen dank und MfG Natalie


Hallo Natalie,


für mich deutet zumindest schon mal das, was Du schreibst darauf hin. Ich rate Dir aber nach einer ausführlichen Linkshändertestung nach der Methodik von Dr. Johanna Barbara Sattler. Damit Du ganz sicher gehen kannst. Gerade als Pseudorechtshänderin, kann solch eine Testung von einem Profi und eine Bestätigung Deiner Vermutungen von anderen, ausgesprochen wichtig sein. Wer sich bisher als Rechtshänder identifizierte, für den kann es enorm schwierig sein, seine eigentliche Linkshändigkeit zu akzeptieren, denn die Händigkeit hat tatsächlich viel mit Identität zu tun. Ich war selber Pseudorechtshänderin. Immer wieder wurde mir von Lehrern gesagt, daß ich ja wohl eindeutige Linkshänderin sei. Ich fand das immer völlig absurd. Man hätte mir genauso gut sagen können, ich sei gar nicht weiblich, sondern in Wirklichkeit männlichen Geschlechts. Hat dann tatsächlich 17 Jahre gedauert, bis ich in mir drinnen die Bestätigung meiner Linkshändigkeit spührte und es wirklich "Klick" gemacht hat. Der Beginn meiner Rückschulung und das öffentliche Zeigen meiner Linkshändigkeit kam mir denn auch wie ein Outing vor. Noch heute, nach zwei Jahren Rückschulung, wundere ich mich noch häufig, daß sich niemand anderes über meine Linkshändigkeit wundert.


Liebe Grüsse

Martina