Vollständige Version anzeigen : Vorstoß
Kirstin Krap
21.04.2004, 10:07
So, jetzt habe ich eben bei meinem Arbeitgeber eine Idee eingereicht. Sagt mir mal, was Ihr davon haltet:
<i>Beschreiben Sie bitte die aktuelle Situation:</i>
>> Linkshänder, die bspw. zuhause am PC einen komplett eingerichteten Arbeitsplatz für Linkshänder haben (Maus links, Linkshändertastatur), müssen sich im Büro oftmals mit einer auf Rechtshänder ausgelegten Ausstattung zufrieden geben.
<i>Was ist die Ursache?</i>
>> Es gibt kein Angebot von Linkshänderartikeln unter Büromaterial und PC-Ausstattung.
<i>Wo bestehen Verbesserungspotentiale?</i>
>> Auf Wunsch sollten Linkshandartikel zur Verfügung gestellt werden.
<i>Was schlagen sie vor? Beschreiben Sie bitte ihren nachvollziehbaren und machbaren Lösungsweg :</i>
>> Es sollte die Möglichkeit geben, als Linkshänder sich seinen Arbeitsplatz so ergonomisch wie möglich einzurichten. Dazu gehört nicht allein das Umlegen der Computermaus auf die linke Seite, sondern ggf. auch eine Linkshändertastatur (Ziffernblock links), Linkshänderscheren sowie Linkshänderspitzer. Dies sind die nach meiner Erfahrung wichtigsten Büroartikel bzw. Computerzubehörteile, die ein nicht umgeschulter Linkshänder benötigt. Ich selbst habe mich durch den rechtshändigen Gebrauch der Maus in den vergangenen Jahren teilweise umgeschult und schule mich nun (nach einem Händigkeitstest im März) wieder zurück. Die Umschulung hatte z.B. Kommunikationsstörungen und Konzentrationsprobleme zur Folge.
<i>Welcher Nutzen entsteht dadurch für XXX (mein AG)? Warum sollte Ihre Idee umgesetzt werden?</i>
>> Würde XXX als Arbeitgeber diesen Umständen Rechnung tragen und Linkshändern bei Wunsch die notwendige Ausstattung zur Verfügung stellen, würde dies die Zufriedenheit und letzten Endes die Effektivität der betroffenen Mitarbeiter deutlich erhöhen.
<i>Könnten Sie zur Umsetzung Ihrer Idee beitragen?</i>
>> Ja, mit aktiver Beratung sowie Nennung von Quellen zum Bezug der genannten Artikel.
Und, was meint Ihr, hat dieser Vorschlag eine Chance? Ich denke eher nicht, ist bestimmt zu teuer und "es gibt zu wenige Linkshänder" in der Firma. Aber ich wollte es wenigstens vorgeschlagen haben.
Ach, noch was: Ich habe gestern (Wie ziehen ja gerade um und da bot sich das an) versucht, bei meinem Schreibtisch Mausschublade und normale Schublade miteinander zu tauschen, was leider schief ging *grummel*. Das Austauschen dieser Schubladen ist einfach nicht vorgesehen (die Löcher für das jeweilige Schubladenelement sind nur so angebracht, dass die Maus rechts und die Schublade links sein kann). Ich finde das ärgerlich hoch drei :-( Aber einen neuen Schreibtisch kann ich mir trotzdem grad nicht leisten :-(((((
Kirstin
Tekla TULH
21.04.2004, 10:33
Liebe Kirstin,
ich bin ja erst seit gestern hier im Forum und auch mit der Materie noch icht so lange bewußt befasst.
Ich habe mir als TULH bis gestern noch nie Gedanken über eine Tastatur, ein Klavier, eine Schere oder sonstige Gegenstände für Linkshänder Gedanken gemacht. Ich schneide mit den üblichen Scheren mit links, nähe mit den üblichen Nähmaschinen, schneide mit den üblichen Messern, schäle Kartoffeln mit den normalen Schälmessern, spitze meine Bleistifte einfach mit rechts...
Für mich persönlich stellten diese Rechtshänder-Gegenstände nie ein Problem dar. Bin ich nun extrem anpassungsfähig? Und ist diese Fähigkeit nicht lebenswichtig, gerade heute in der Welt, die alles möglich machen will?
Fazit: Ich bekäme mit Sicherheit Probleme mit Linkshänderprodukten.
Was ich nicht weiß....
Liebe Grüße und alles Gute
Tekla
Hallo Thekla!
<i>Fazit: Ich bekäme mit Sicherheit Probleme mit Linkshänderprodukten.</i>
Das ist sehr warscheinlich, denn du bist ja von Anfang an diese Dinge so gewohnt. Wenn es sich für dich richtig anfühlt, gibt es vermutlich keinen Grund, umzulernen. Allerdings...
<i>Was ich nicht weiß....</i>
...hat so mancher schon gedacht, und dann nach einer kurzen Umlernphase festgestellt, daß sich das andere Gerät noch "richtiger" anfühlt.
Meinem LH-Kind stelle ich alle Linkshänderartikel zur Verfügung, die für ihn sinnvoll sind (bzw. achte bei der Anschaffung von Haushaltsgeräten auf Dinge, die mit beiden Händen zu nutzen sind.) Mir ist das Risiko zu groß, daß die "Anpassungsfähigkeit", die sonst "antrainiert" würde <b>zu</b> teuer erkauft wird.
Ich denke ein Linkshänder, richtig gefördert, der sein kreatives und geistiges Potential gut entwickeln kann, ist mit Sicherheit nicht schlechter dran, als jemand, der sich immer anpassen muß, auch wenn es andere Möglichkeiten gäbe.
Ich habe dabei übrigens interessante Entdeckungen über mich selber gemacht... obwohl ich sicher bin..ähm war, Rechtshänder zu sein und nie Probleme in der Richtung gehabt zu haben.
So scheribe ich z.B. links fast genau so gut wie Rechts, kann nach einer kurzen Übungsphase LH-Artikel mit links genau so gut nutzen wie RH-Artikel mit rechts und es fühlt sich völlig normal an....
Den Spitzer z.B. nutze ich seit jeher "Grobmotorisch", d.h. ich winde mit der ganzen Hand Stift und Spitzer umeinander und fand das immer normal so (ich bin halt ein bissel ungeschickt...)... den LH-Spitzer dagegen benutze ich "feinmotorisch", das heißt, ich halte den Spitzer rechts fest und drehe den Stift mit den Fingerspitzen... und so weiter...
Ich wünsche dir, daß du deinen Weg im Umgang mit der Händigkeit findest und dich dabei "richtig" und sicher fühlen kannst.
Liebe Grüße, Tine
Hallo Kirstin!
Ich finde deinen "Vorstoß" sehr gut und auch klasse formuliert.
Auch wenn sich vielleicht nicht auf Anhieb etwas ändert, so komt doch das Thema wenigstens erst mal in die Köpfe der Verantwortlichen.
Diejenigen, die später davon profitieren, wenn händigkeitsgerechte Arbeitsplätze mal zum Standart gehören, werden gar nicht wissen, wieviel sie deinem Engagement zu verdanken haben.
Das macht Mut für eigene Aktionen!
Liebe Grüße, Tine
...die das un zum Anstoß nimmt, sich nun endlich mal auzufraffen, beim Lafüliki anzufragen wird, ob sie solche Faltblätter zum Auslegen in Schule, Kiga, beim Kinderarzt... bekommen kann, da sie immer noch Eltern trifft, die meinen, mir rechts hätte es das Kind doch später mal leichter...:o(
Kirstin Krap
21.04.2004, 13:56
Hallo Tekla,
Ich habe mir als TULH bis gestern noch nie Gedanken über eine Tastatur, ein Klavier, eine Schere oder sonstige Gegenstände für Linkshänder Gedanken gemacht. Ich schneide mit den üblichen Scheren mit links, nähe mit den üblichen Nähmaschinen, schneide mit den üblichen Messern, schäle Kartoffeln mit den normalen Schälmessern, spitze meine Bleistifte einfach mit rechts...
Das tue ich auch, jedenfalls teilweise. Für mich war es nie eine Frage, die Maus am Computer rechts liegen zu lassen. Benutze ich sie halt mit rechts, na und? Linkshänderscheren? In meiner Kindheit (70er Jahre) nicht denkbar. Also habe ich mit rechts schneiden gelernt. Dosenöffner? *******, das ging beim ersten Mal gründlich schief, da ich versuchte, mit rechts zu halten und mit links zu drehen. Der Inhalt der Dose wanderte so noch während des Öffnens dank der Schwerkraft gen Boden. Aber ich habe gelernt, den Dosenöffner "richtig" zu bedienen, mit rechts halt. Beim spitzen ist es wie beim schneiden, ich spitze eben mit rechts. Und eine Linkshändertastatur ist nach über 10 Jahren PC-Erfahrung undenkbar für mich. Und trotzdem...
Ich besitze seit wenigen Wochen einen Linkshanddosenöffner, einen Linkshandspitzer und benutze den Sparschäler als Linkshandschäler (lässt sich zwischen links und rechts umstecken). Und irgendwie fühlt es sichbefreit an. Meine Maus im Büroliegt links. Nach einer anfänglichen problematischen Phase (starkes Kopfweh am ersten Tag) läuft es einwandfrei und im Büro kann ich mit rechts die Maus nicht mehr bedienen. Das habe ich soooooo schnell verlernt ;-) Daheim ist das leider was anderes, aber da benutze ich die Maus eh nicht so viel. Schneiden mit Links (Schere + Messer) traue ich mich irgendwie nicht. Und schreiben mit rechts (ja, auch das konnte ich nach nur einem halben Jahr üben sehr gut und schön) habe ich sofort wieder eingestellt. Jetzt schreibe ich wieder ausschließlich links und es bereitet mir (wieder) viel Freude.
"Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht." - da ist dem Bauern schon manches Schmankerl entgangen...
Kirstin
Tekla TULH
21.04.2004, 18:19
Hallo,
ich wünsche Dir weiter viel Mut und Erfolg beim Rückschulen auf Links.
So langsam wird mir bewußt, was ich alles so beidhändig gut kann. Eine Rückschulung bei einem TULH ist wohl nicht so dringend angesagt.
Alles Gute!
Grüße, Tekla
Tekla TULH
21.04.2004, 18:25
Hallo Tine,
also, zunächst einmal: richtig fühlte ich mich eigentlich schon immer mit meiner dominanten linken Hand.
Trotzdem danke für die guten Wünsche.
Ich wünsche Dir auch alles Gute! Den Dreh mit dem Spitzer finde ich echt witzig. Ein Hoch auf den eigenen Erfindungsgeist, die Vielfalt und die Phantasie.
Grüße, Tekla
Hallo Tine,
<i>Ich habe dabei übrigens interessante Entdeckungen über mich selber gemacht... obwohl ich sicher bin..ähm war, Rechtshänder zu sein und nie Probleme in der Richtung gehabt zu haben.
So scheribe ich z.B. links fast genau so gut wie Rechts, kann nach einer kurzen Übungsphase LH-Artikel mit links genau so gut nutzen wie RH-Artikel mit rechts und es fühlt sich völlig normal an....
Den Spitzer z.B. nutze ich seit jeher "Grobmotorisch", d.h. ich winde mit der ganzen Hand Stift und Spitzer umeinander und fand das immer normal so (ich bin halt ein bissel ungeschickt...)... den LH-Spitzer dagegen benutze ich "feinmotorisch", das heißt, ich halte den Spitzer rechts fest und drehe den Stift mit den Fingerspitzen... und so weiter...</i>
Diese Sätze geben mir zu denken und es wäre in deinem Fall sogar ein Test anzuraten (ich als URLH benutze übrigens den RH-Spitzer auf die gleiche Art), den viele (sehr viele) ULH wissen nichts von ihrer Umschulung.
Olli
Lotteflue
23.04.2004, 13:01
Hallo
>Den Spitzer z.B. nutze ich seit jeher "Grobmotorisch", d.h. ich winde mit der ganzen Hand Stift und Spitzer umeinander und fand das immer normal so (ich bin halt ein bissel ungeschickt...)... den LH-Spitzer dagegen benutze ich "feinmotorisch", das heißt, ich halte den Spitzer rechts fest und drehe den Stift mit den Fingerspitzen... und so weiter...</i>
Da ist die Klinge dann aber sehr scharf oder ist es ein "globiger" Spitzer, der gut in der Hand liegt?
Diese kleinen Spitzer, wo nur die Klingen dran sind, dort kann ich nicht mit Fingerspitzen drehen, weil der dann gar nicht abspitzt, weil zu wenig Druck da ist.
>Diese Sätze geben mir zu denken und es wäre in deinem Fall sogar ein Test anzuraten (ich als URLH benutze übrigens den RH-Spitzer auf die gleiche Art),
URLH was ist denn das? Umgeschulter rückgeschulter Linkshänder?
> den viele (sehr viele) ULH wissen nichts von ihrer Umschulung.
>Olli
Grüsse
Lotteflue
Hallo Ihr 2!
<i>Den Spitzer z.B. nutze ich seit jeher "Grobmotorisch", d.h. ich winde mit der ganzen Hand Stift und Spitzer umeinander und fand das immer normal so (ich bin halt ein bissel ungeschickt...)... den LH-Spitzer dagegen benutze ich "feinmotorisch", das heißt, ich halte den Spitzer rechts fest und drehe den Stift mit den Fingerspitzen... und so weiter...
Da ist die Klinge dann aber sehr scharf oder ist es ein "globiger" Spitzer, der gut in der Hand liegt? </i>
*lach* noch mal der Reihe nach...
Also, wenn ich RECHTS mit einem Rechtshändersopitzer arbeite, dann nehme ich die ganze Hand und winde irgendie beides umeinander.
Wenn ich LINKS mit einem LH-Spitzer arbeite, drehe ich von Anfang an den Stift im (ruhig gehaltenen) Spitzer, was ich bis heute mit rechts nicht gut kann.
Vielleicht haben sich auch nur als kleines Kind einfach falsche Bewegungsmuster eingeschliffen und als ich es dann als Erwachdene "andersrum" ausprobiert habe nicht mehr, weil die Hönde insgesammt geschickter waren?
Es ist ein ganz kleiner Doppelspitzer aus dem Ferdermäppchen meines Sohnes.
<i>Diese Sätze geben mir zu denken und es wäre in deinem Fall sogar ein Test anzuraten (ich als URLH benutze übrigens den RH-Spitzer auf die gleiche Art)</i>
Mir auch... ich hatte vor einer Weile mal von eion paar "Entdeckungen" erzählt. Andererseits mache ich das meiste spontan doch mit rechts.
Um eine Testung schleicht ich seit einer ganzen Weile rum... Aber im Moment fehlen mir Geld, Zeit und Nerven dafür. (Der nächstliegende Berater, den ich entdeckt habe wohnt 3 Autostunden weg, mein 4.Kind ist chonisch krank, ...)
Aber spannend wäre es schon... Na, irgendwann einmal.... zu einer Rückschulung in Ruhe hätte ich jetzt eh keine Zeit und Kraft. Bis dahin sammle ich Puzzleteile und hoffe, daß ich irgendwann mal die Gelegenheit habe, das Bild zusammenzusetzten.
Liebe Grüße, Tine
PS In welche Richtung zeigt bei euch eigentlich der Stiel beim Fegen, Laub-Rechen usw?
Kirstin Krap
23.04.2004, 16:35
PS In welche Richtung zeigt bei euch eigentlich der Stiel beim Fegen, Laub-Rechen usw?
Also, das ist bei mir unterschiedlich, da ich bei Ermüdung schnell wechsle. Aber anfangen tu ich in der Regel so, dass der Stiel rechts "vorbeischaut". Auch beim Spaten z.B. ist es so, dass er rechts von mir gehalten wird, damit ich mit dem linken Fuß draufsteigen kann...
Kirstin
><i>PS In welche Richtung zeigt bei euch eigentlich der Stiel beim Fegen, Laub-Rechen usw?</i>
"Normalerweise" ist dies beim Lh so, dass die linke Hand oben und die rechte unten am Stiel ist (also der Stiel über die linke Schulter zeigt). Ich fege aber (noch) wie ein RH, da dies bei mir auch umgeschult wurde (kann mich noch sehr gut an die Sittuation erinnern, wo ich als Kind, beim Treppenhaus kehren, von einer Nachbarin darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ich den Besen "falsch" halten würde, wobei ich erst garnicht kappierte, was sie von mir will mit dem "Besen-falsch-halten" ;-)).
@Lotteflue: Hab mal eben meine eigene Abkürzung kreiert (kreativ, wie nun einmal LH sind) ;-) und jaaaa, URLH sollte Umgeschulter und wieder rückgeschulter Linkshänder heißen. ;-)
Olli
Hallo,
ich kann mir gut vorstellen, daß Dein Vorschlag Chancen hat.
Mein Arbeitgeber (wenn Du wissen willst, welcher, schick mir eine Mail)stellt zwar nicht von sich aus, aber auf Antrag LH-Tastaturen zur Verfügung. Bei der Einrichtung der Arbeitsplätze läßt sich dann eine Menge machen (Drucker links, Kunde rechts), die Schreibtische sind einfach nur große Tischplatten mit verschiebbaren Rollcontainern.
Dein Vorschlag mit Scheren, Spitzern und so geht natürlich noch weit darüber hinaus. Es wäre aber schon eine prima Sache, wenn der Arbeitgeber sich bereit erklären würde, diese Dinge zu beschaffen. Wobei ich selber aber auch nur RH-Scheren usw. benutze, allerdings mit der linken Hand.
Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Liebe Grüße
(wenn Du demnächst bei G.Jauch anrufst, tu ich es auch)
Jana aus Meck Pomm
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