Vollst�ndige Version anzeigen : malen und schreiben verschieden!
hallo,
kennt ihr jemanden, der rechts schreibt und
links malt?
bitte schreibt eure erfahrungen!
gru� holger
Hallo Holger!
Ich (25) schreibe rechts und male links. Ich wurde in der ersten Klasse darauf gedrillt, mit der rechten Hand zu schreiben, alle anderen T�tigkeiten, auch das Zeichnen, mache ich aber weiterhin mit links.
Jetzt bin ich aber ernsthaft beim �berlegen, ob ich es wage, mich zur�ckzuschulen, in der Hoffnung, das meine Sch�den, die ich duch die Umschulung davongetragen habe, verschwinden, oder zumindest weniger werden.
Antje
MatthiasW
28.03.2003, 19:27
Hallo Holger und Antje,
bitte keine Selbstversuche.
Nehmt Kontakt zu einem Linksh�nder-Berater auf und besprecht mit ihr/ihm die Vorgehensweise.
Vielleicht wird ja in eurer N�he von einer/m LH-Berater/in ein Schreibvorbereitungskurs angeboten.
In M�nster (Westf.) bitte ich einen solchen Kurs mit monatlichen Treffen an.
Liebe Gr��e
Matthias
Lieber Matthias!
Selbstversuche mache ich sicher nicht, nur ist es gar nicht so einfach, in meiner N�he eine Beratungsstelle zu finden. Ich lebe in West�sterreich und bisher ist anscheinend nur in Graz Hilfe vorhanden. F�r mich ist das leider zuweit weg. Aber ich habe eine deutsche Linksh�nderberatungsstelle angeschrieben und angefragt, ob sie mir irgendwie weiterhelfen k�nnen.
Vielleicht aber kannst Du mir ebenfalls Hilfestellungen geben oder kennst rein zuf�llig jemanden in meiner N�he? Mir liegt sehr viel daran, wieder alles r�ckg�ngig zumachen, auch wenn ich mir bewu�t bin, das schon bestehende Sch�den nicht ganz verschwinden werden.
Antje
MatthiasW
29.03.2003, 09:04
Hallo Antje,
ich werde etwas zusammenstellen und dir per Email zusenden.
Such mal hier im Forum zu "Schraffieren, Schwung�bungen, Schreibvorbereitung, Erwachsenenschrift, Buchstabenverbindungen"
Liebe Gr��e
Matthias
Hallo Matthias!
Danke und ich werde mal schauen, ob ich was finde.
Dir ein sch�nes Wochenende.
Antje
Hallo Antje,
kannst Du mir vielleicht beschreiben, wie sich deine "Sch�den" �u�ern?
Gru� Holger
Mondg�ttin
02.04.2003, 15:23
Mhm...so ganz kann ich nicht wirklich mit Erfahrungen dienen, aber ich hatte vor kurzem ein "Erlebnis" in dieser Richtung:
Normalerweise schreibe und zeichne ich mit links. Seit kurzem betreibe ich Seidenmalerei und das besondere an der Seidenmalerei ist, dass man bei gr��eren arbeiten "freih�ndig" arbeiten muss, das hei�t, man kann (in der Regel) den Arm nirgendwo abst�tzen. Bei kleineren Fl�chen habe ich da weniger ein Problem. Als es aber neulich darum ging, eine gr��ere Fl�che einzuf�rben (man muss da relativ schnell sein beim Arbeiten), tat mir nach kurzer Zeit der linke Arm weh. Ich habe dann den Pinsel nach rechts gewechselt und mit rechts weitergemalt. Ging prima und vor allem ohne Schmerzen. So lange ich keine Details zeichnen muss, kann ich wunderbar mit rechts zeichnen.
Neulich habe ich auch mal versucht, eine Kuh zu zeichnen. Generell bin ich zeichnerisch unbegabt, meine Tiere, die ich zeichne, sehen immer aus wie eine Tonne mit Streichholzbeinen und einem Kugelkopf. Wenn ich mit links zeichne. Nun, die mit rechts gezeichnete Kuh sah genauso schei..e aus, es ist also nicht so, dass meine rechte Hand "zeichnerisch begabt" w�re, aber ich konnte von der Qualit�t her keinen Unterschied zwischen der mit links und der mit rechts gezeichneten Kuh feststellen. So gesehen eine interessante Erfahrung.
Kirstin
Gegenst�ndliches Zeichnen ist vorrangig eine Sache der Vorstellung, und deren Umsetzung, und weniger [ich sage nicht: "gar nicht"!] der mechanischen Beherrschung der Zeichenhand. Also die Tonnentiere mit den Streichholzbeinen sind ein Resultat Deiner pers�nlichen Art der Vorstellung-Umsetzung; wenn die Streichh�lzer mit einer Hand dann aber kritzeliger werden als mit der anderen, das ist ein Resultat dessen, was ich 'mechanische Beherrschung' nenne; die ist bei dominanter und nicht-dominanter hand unterschiedlich. Die Begabung sitzt im Kopf, nicht in der Hand.
Tilman
Mondg�ttin
02.04.2003, 15:52
Gegenst�ndliches Zeichnen ist vorrangig eine Sache der Vorstellung, und deren Umsetzung, und weniger [ich sage nicht: "gar nicht"!] der mechanischen Beherrschung der Zeichenhand. Also die Tonnentiere mit den Streichholzbeinen sind ein Resultat Deiner pers�nlichen Art der Vorstellung-Umsetzung; wenn die Streichh�lzer mit einer Hand dann aber kritzeliger werden als mit der anderen, das ist ein Resultat dessen, was ich 'mechanische Beherrschung' nenne; die ist bei dominanter und nicht-dominanter hand unterschiedlich. Die Begabung sitzt im Kopf, nicht in der Hand.
Mhm. Vorstellen kann ich mir das schon prima, aber sobald ich was zeichne, entspricht es absolut nicht mehr meinen Vorstellungen Insofern bin ich eben generell zeichnerisch unbegabt. Was mir aber eben aufgefallen war, ist die Tatsache, dass die "mechanische Beherrschung" bei beiden H�nden gleich war, dass eben das mit der rechten Hand gezeichnete Tier nicht krakeliger war, als das mit der linken Hand gezeichnete Tier.
Gru�, Kirstin
Hallo Zusammen!
Das Zeichnen bzw. Malen hat extrem viel mit Licht und Schatten zu tun und ist im Prinzip - wenn man ihn richtig beherscht - ein rein Technischer Vorgang (wie sehen Nase, Augen, Ohren usw. usf. aus - im Spiegel oder auf Fotos betrachten und abzeichnen) der sehr, sehr viel mit �bung (wie auch das Musisieren) zu tun hat.
Mein Vorschlag, um das zeichnen von Dreidimensionalen Gegenst�nden zu �ben, ist Fotos (am besten Schwarz-Weiss-Fotos) - z.B. von einer Kuh - abzuzeichnen. WICHTIG! ist hierbei, dass man das Foto auf dem Kopf legt und dann die Schatten abzeichnet und dunkel schraffiert. Ihr werdet erstaunt sein, welch gute Ergebnisse zum Vorschein kommen.
Olli
Hallo Tilman
Was Du da ( s. u. ) geschrieben hast, fand ich sehr interessant.
Wenn ich an meinen Steinen herum arbeite, habe ich lange Zeit gar keine Vorstellung. Entsprechend unkoordiniert bastele ich daran herum. Irgendwann kommt dann ein Punkt, an dem scheinbar meine Vorstellung und Handlung mit den M�glichkeiten, die im Stein liegen, deckungsgleich werden. Ich bin dann immer ganz erstaunt, da� am Ende tats�chlich durch meine Arbeit mit meinen H�nden ( = Motorik ) das herauskommt, was ich als m�glich erahne bzw. mir vorstelle.
Kannst du uns noch ein wenig mehr dar�ber erz�hlen? Bzw. wo kann man dar�ber ein wenig nachschm�kern?
Danke.
Gru�
Birgit
Hallo Holger!
Gerne berichte ich Dir, wie sich bei mir die Umschulungsfolgen bemerkbar machen.
Ich schreibe diesen Brief zusammen mit meinen Mann, den er kennt michs chon seit Jahren und er wei� auch am ehesten, wo meine "Sch�den" sind.
Also, ich fange am besten am Anfang an:
Ich wurde in der ersten Klasse auf rechts umgeschult.Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, das dies unter enormen Druck stattfand. St�ndig einen Schlag auf die linke Hand bekommen, sobald der Stift wieder in diese genommen wurde, ich wei� auch noch, das man mir sogar mal die Hand auf den R�cken festgebunden hat. Nach dem allgemeinen Unterricht mu�te ich oft noch dableiben und Sch�nschrift mit der Rechten �ben.
Alle anderen T�tigkeiten, auch das Malen, habe ich aber weiterhin mit der Linken ausf�hren d�rfen, da hatten meine Eltern ein "Machtwort" gesprochen. Nur leider galt das nicht f�rs Schreiben, da waren die Lehrer diejenigen, die das Sagen hatten.
In der Schule hatte ich gro�e Schwierigkeiten wenn es um's Lernen ging: am Nachmittag und Abend gelernt, gelernt, gelernt, aber am n�chsten Tag im Unterricht war alles wieder weg (dieses Ph�nomen hat die Abschlu�note meines Krankenpflegeexamens versaut).
Schwierig war es auch, wenn ich etwas vorgelesen habe und hinterher nicht mehr wu�te, worum es in dem Text �berhaupt ging. Das hat viele meiner Lehrer zur Verzweiflung gebracht. Ich kann mich noch daran erinnern, das meine Eltern mal erw�gten, mich in die Sonderschule zu schicken.
Wenn ich nach Hause kam und das ist auch jetzt noch so, bin ich immer m�de gewesen, aber leider sollten da ja die Hausaufgaben gemacht werden.
die Konzentration ist bei mir auch nicht die Beste. Mir graut immer vor Fort- und Weiterbildungen, denn nach etwa 30 Minuten ist Schlu� bei mir. Da geht dann nichts mehr. Und am Abend plagen mich st�ndig Kopfschmerzen.
Dann das N�chste, das f�r mich Interessanteste: Die Rechts-Links-Schw�che. Wegen dem bin ich bei der ersten F�hrerscheinpr�fung durchgeflogen. Der Pr�fer sagte links und ich bin rechts gefahren. Wieso das passiert ist, hat ihn nicht interessiert(Beim zweiten Mal hat alles geklappt (-: ).
Sehr spannend wird es auch, wenn ich die Beifahrerin von meinem Mann bin. Aber mein Herzallerliebster kennt dieses Laster und meint, ich solle nichts sagen, sondern nur Richtungen anzeigen, da kann kaum was schiefgehen.
Was ich auch recht gut kann, beim Reden W�rter verdrehen, f�r andere ist das immer ein Lacher, aber ich empfinde das doch als sehr unangenehm (dise ist im Laufe der Jahre immer besser geworden).
Laut meinem Mann (ich kann das schlecht selbst einsch�tzen), halte ich mich f�r schlecht und dumm. Habe das Gef�hl, das ich nichts richtig kann.
In vielen Dingen, die ich machen will, f�hle ich mich unsicher, besonders auf der Arbeit(Bsp. kleine operative Eingriffe, die auf der Station gemacht werden und Routine sind- da f�hle ich mich immer unsicher. Es ist nicht so, das ich das nicht kann, es ist einfach immer wieder auf's Neue Angst und Unsicherheit da).
Und das Letzte, was mein Mann f�r am Schlimmsten h�lt, ist die Sache, das ich sehr oft eigenbr�dlerisch bin. Manchmal kommt es vor, das ich bis zu einer Woche niemanden an mich heranlasse und einfach nur meine Ruhe haben will. Auf der Arbeit ist es dann so, das ich meine Sachen mache, meine Kollegen �ber das Wichtigste informiere, aber mich nicht auf "Pausengespr�che" einlasse. Den Patienten gegen�ber verhalte ich mich aber so, als wenn nur Sonnenschein herrschen w�rde. Das habe ich in den letzten Jahren gut gelernt, das mir ein Fremder meine Probleme nicht ansehen kann.
Wie Du liest, man hat es nicht einfach mit mir.
Ob all dies nun mit meiner Umschulung zusammenh�ngt, kann ich nicht genau sagen, aber nachdem ich viel Literatur verschlungen habe (auch mein Mann), bin ich mir recht sicher, da� das alles irgendwie doch schon zusammenh�ngt.
Eines ist meinem Gatten noch eingefallen, was dazu passt: ich habe einen enormen Kontrollzwang, besonders, ob der Herd ausgeschaltet ist, ob die Haust�r abgeschlossen und zur Nacht die Roll�den runter sind.
So, ich hoffe, ich habe Dir alles erkl�rt.
Wenn Du noch weitere Fragen hast, scheue Dich nicht, sie zu stellen. Ich schreibe Dir gerne zur�ck, denn es ist sch�n zu wissen, das es Leute gibt, die sich daf�r interessieren.
Mit lieben Gr��en
Antje aus �sterreich
bei mir ist es so, das ich ausschlie�ig mit der linken hand male. wenn ich es denn doch mal mit der rechten versuchen sollte, aus welchen gr�nden auch immer, dann f�ngt meine hand enorm an zu zittern, es wird alles ungleichm��ig, schief und krumm und ich werde innerlich ganz unruhig, als ob mir jemand sagt: da stimmt was nicht. und dann mu� ich leider ganz aufh�ren und mich erst wieder beruhigen, bevor ich weitermachen kann.
was anderes ist es aber, wenn ich mit bleistift und lineal was mache (unterstreichen oder eine geometrische figur zeichnen), das geht wiederrum nur mit rechts, ist ja irgendwie so wie das schreiben.
irgendwie ist es f�r mich recht unverst�ndlich, aber es ist so und wenn ich es wei�, komme ich auch sehr gut damit zurecht.
Hallo Antje,
ich habe Deinen Brief aufmerksam gelesen und fand ihn sehr interessant.
Nach deinen Schilderungen �ber die Schulzeit frage ich mich aber ernsthaft, ob die "Sch�den" nicht eher von dem
unsensiblen Zwang ausgingen, der Dir zugef�gt wurde.
Das war ja schon fast Folter!
Die Verwirrtheit und Konzentrationsschw�chen kann ich sehr gut nachvollziehen.
Die haben mich in der Schulzeit auch immer als Sp�tz�nder da stehen lassen, weil ich einfach immer mehr Zeit brauchte, obwohl ich im Gegenzug komplexere Dinge oft ganz gut verstand.
Alles in Allem hat sich bei mir so eine Art Charakterzug entwickelt, der nicht immer sch�n ist. Verbissenheit!.Ich kann l�nger und h�rter an etwas arbeiten, weil ich dies tun mu�te um mir und anderen etwas zu beweisen.Vielleicht k�nnen die "Einseitigen" eher abschalten!?
Ich sehne mich oft nach dieser Entspannung!!
Aber vielleicht sind die dann auch eher "einseitig" gestrickt!
K�nnte doch sein? Oder?
Gru� aus D�ren
Holger
MatthiasW
15.04.2003, 20:19
Hallo Holger,
die "Sch�den" einer Umschulung entstehen unabh�ngig von der Art der Umschulung.
Jede Umschulung ist eine Art Vergewaltigung oder unblutige Verletzung des Gehirns.
Jeder empfindet die "Sch�den" einer Umschulung anders und geht mit diesen "Sch�den" auch anders um.
Somit ist auch eine R�ckschulung nicht f�r jeden unbedingt ratsam.
Ein Wissen, woher die "Sch�den" allerdings kommen, kann sehr hilfreich sein. Denn erst durch dieses Wissen versteht frau/man sich und das eigene K�nnen oder nicht K�nnen und kann in Zukunft, in neuen Situationen, anders mit den "Sch�den" umgehen.
Liebe Gr��e
Matthias
Diese Antwort finde ich sehr interessant, weil Sie nicht, wie
so oft davon ausgeht, da� alles wieder umgedreht werden soll, sondern da�
man Sch�den vielleicht besser versteht.
Danke f�r diesen Ansatz!
Gru� Holger
vBulletin� v3.6.8, Copyright �2000-2009, Jelsoft Enterprises Ltd.