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Vollständige Version anzeigen : Warum habe ich eigentlich immer das Gefühlt, das Pecht verfolgt mich??


Conny
13.09.2005, 09:48
Hallo Ihr Lieben,

ich habe euch in meinem letzten Bericht gefragt, wie man mit Grundschullehrern umgehen soll. Es kamen eine Ratschläge, wie Elternvertreter einbeziehen, Ruhe bewahren und immer wieder das Gespräch suchen u.a. Wie ihr wisst, befindet sich mein Sohn in der Rückschulungsphase. Er ist sehr sensibel, ängstlich und leider auch in vielen Dingen sehr langsam und oft verträumt. Er hat an eine christlicche Schule gewechsel und die Welt war erst einmal heile (hatte eine ganz tolle Lehrerin, die leider nun die neue erste Klasse übernommen hat). Nun hat er ja die besagte neue Lehrerin (die neu an diese Schule gewechselt ist) bekommen und schnell machten sich die ersten Zweifel breit. Gestern nun platzte die Bombe. Chris hatte einen Eintrag, der das lautete: "Chris träumt, kommt meinen Aufforderungen nicht nach, schafft sein Pensum nicht, hat deshalb die doppelte Menge an Hausaufgaben auf, macht einen gleichgültigen Eindruck, ist nicht leistungsbereit"

Abgesehen mal davon, dass ich diese Art vom Eintrag sehr befremdlich finde (da man leider nicht in Sätzen mit mir kommuniziert)- habe ich daraufhin das Gespräch mit meinem Sohn geführt. Nebenbei machte er mühelos seine sehr vielen Hausaufgaben. Am Abend saß er weinend vor mir und meinte: "Mama du hast mir doch gesagt, dass man mich nicht mehr anschreit, nur weil ich langsam bin. Ich bin doch nicht böse. Ich habe Angst, dass ich das nicht schaffe ... " Für mich brach die Welt zusammen - hatte ich doch so viele Gespräche geführt und so viele Unterlagen (einschließlich ärzticher Diganosen) vorgelegt. Ich rief die Elternvertreter an, die mir sagten, dass sie mir in dieser Angelegenheit im Moment nicht helfen können - ich solle der Frau doch eine Eingewöhnungschance geben - schließlich ist das ja auch alles neu für sie. Stimmt, aber deshalb schreit man doch nicht. Ich schrieb meinem Sohn eine Nachricht für die Lehrerin ein und bat um ein Gespräch. Sie rief mich auch sofort (noch vor Unterrichtsbeginn) in der Firma an - um mir mitzuteilen, dass Sie in den nächsten 1 1/2 Wochen keine Zeit hätte. Sie gab sogar zu, dass sie für die langsame Arbeitsweise unseres Sohnes kein Verständnis hätte und wenn Sie ihn 3 x ermahnen würde - dann jawohl durchaus auch mal laut werden dürfte.

Wie war das, wer schreit - hört auf zu denken.

Ja hört das denn wirklich nie auf? Also ist wieder Kampf angesagt. Und schon macht sich die Angst wieder breit, er könne die Rückschulung abbrechen. In solchen Momenten habe ich immer das Gefühl, die Sache holt mich immer wieder ein. Mal sehen, wann es nun zu dem besagten Gespräch mit der Lehrerin kommt und wie sich die Sache entwickelt. Wenn es Euch interessiert - halte ich Euch gern auf dem Laufenden.

Liebe Grüße Conny

Petra-Gast
13.09.2005, 10:09
Hallo Conny,


wenn das alles nichts nützt, würde ich um einen Gesprächstermin mit dem Direktor/in bitten. Vielleicht gibt es auch so etwas wie Vertrauensleher an der Schule? Sind die Elternvertreter nicht bereit, zu helfen, ist der nächste Schritt der Schulpflegschaftsvertreter, also der Vertreter der Elternpflegschaft. Vielleicht kann auch die ehemalige Lehrerin, die so toll war, vermitteln. Laß Dich nicht unterkriegen.


Viele unterstützende Grüße


Petra

Conny
13.09.2005, 11:26
Hallo Petra,

ich versuche ja schon positiv zu denken, fällt mir im Moment nur leider sehr schwer. Ich warte jetzt ab, was die Lehrerin mir schriftlich auf meine Anfrage mitteilt. Ich werde auf keinen Fall 2 Wochen auf einen Termin warten, denn in diesen 2 Wochen kann alles zu spät sein. Die monatelangen Therapien könnten zu nichte gemacht werden. Sollte die Rückantwort nicht befriedigend für mich ausfallen, were ich erst einmal das Gespräch mit der ehemaligen Lehrerin suchen. Vielleich hat Sie ja eine Idee. Zumindestens muss sie mir ja sagen können, was sie anderst gemacht hat, da es ja bei ihr offensichtlich funktioniert hat.

Vielleicht gibt es hier im Forum ja noch ein paar Lehrer, die mir auch mitteilen können, welche Möglichkeiten ein Pädagoge denn noch so hat - sprich, wie wird das Kind schneller, wie motiviert man Kinder etc. - denn dieses Schreien schüchtert doch nur ein und ist ein Zeichen der Hilflosigkeit des Lehrers. Zumal diese Klasse doch auch nur 20 Kinder hat, das muss doch zu schaffen sein.

Gruß Conny

Tilman
13.09.2005, 13:23
Naja es ist wohl etwas schwierig in so einer Situation positiv zu denken. Das hat wohl eigentlich nix mit persönlichem Pech zu tun, watt?

Ich bin etwas verblüfft, daß sich in den mittlerweile 39 Jahren seit ich in die Grundschule kam bei einigen Lehrertypen nichts getan hat. Tüchtigkeit ist offenbar noch immer gleichbedeutend mit Tempo (und nicht mit der Qualität der abgelieferten Arbeit). Oft kommt der Verdacht auf, daß dieses magere Erfolgsrezept dem jeweiligen Lehrer irgendwann einmal selbst als mühselige Überlebensstrategie gedient haben mag, daß aber hinterher der Horizont und die Lebenserfahrung in dieser Schulerfolgs-kurzsichtigkeit steckenblieb und nun bis in Ewigkeiten weitergegeben wird - aber das nur zur Seite.


Lösungsmöglichkeiten: erst einmal (falls praktisch möglich) zusammen mit dem Partner probieren eine _genaue_ Vorstellung davon zu bekommen, wie man wünscht daß das eigene Kind in der Schule gefördert, behandelt bzw "in Ruhe" gelassen werden soll. So konkret wie möglich (siehe weiter unten).

Dann am besten zusammen (siehe oben, wenn möglich), gut vorbereitet, zum Lehrergespräch gehen. Es ist wichtig, im Gespräch mit der Lehrerin _kompetent_ zu sein (nicht nur "zu wirken"), dh. mit Fakten, aber vor allem mit eigenen, durchdachten, Vorschlägen zu kommen. Die Eltern kennen das Kind auch, nein: besser! Also haben sie diese Kompetenz. Man sollte dahingegen möglichst weder _defensiv_ wirken, noch _fordernd_ im Sinne von "wir haben das Recht dies und das zu verlangen". Menschlicher common sense sollte eine Kommunikation ermöglichen ohne daß man von einander Dinge einfordert...

Erst in dem (unerhofften) Fall daß eine Kommunikation nach diesem Muster scheitert sollte man - jetzt aber ohne Zögern - zum Direktor laufen.


Das mit der Träumerei und Langsamkeit ärgert mich übrigens persönlich. Selbst ohne jemals umgeschult worden zu sein bzw. rück- oder wie auch immer, war es genau dies, was meine Eltern immer wieder über mich zu hören bekamen. Es scheint einigen Linkshändern einfach eigen zu sein, langsam und gründlich zu sein. Andere Dinge, die mich im täglichen pädagogischen Betrieb offenbar kompliziert erscheinen ließen (Originalzitat: "er läßt sich mit den anderen nicht über einen Kamm scheren"):

- vor allem als Sechsjähriger war ich noch stark auf persönliche Ansprache ausgerichtet, das heißt, kollektiv erteilte Aufträge gingen manchmal einfach an mir vorbei, und wenn dann das Geschrei (jawoll, auch hier) anfing, war ich manchmal total unvorbereitet.

- soziale Spielregeln, von denen der Schulbetrieb voll ist, waren für mich eine Art Hindernislauf mit Augenbinde. Aus irgendwelchen Gründen wussten immer alle Anderen schon Bescheid wie eine bestimmte Sache zu machen war, geregelt werden sollte, Gruppen eingeteilt worden waren, wo man hingehen sollte etc. etc. während es mich jedesmal einen großen Energieaufwand kostete, mich in dem ungeschriebenen Regelwerk zurechtzufinden. Diese Energie, so sehe ich das heute, stand den meisten anderen Kindern stattdessen für die Schularbeit zur Verfügung.

- die Koppelung zwischen Motivation und Produktion war bei mir sehr stark, dh ich hatte faktische Probleme, Dinge zu tun, die mich nicht interessierten. Das klingt total doof, ich weiß. Wenn ich mich jedoch umsah, konnte ich sehen wie viele Andere zwar grummelnd, jedoch zügig den stumpfsinnigsten Kram bewältigten, wo ich mit Würgen ganze Nachmittage mit verdödelde.

- dasselbe Phänomen, ins Positive verkehrt, bedeutet (und das klingt gleich viel weniger doof), daß man das, was man _jetzt_ macht, _gründlich_ macht. Aber nicht notwendigerweise schnell. Alles andere ist Beschäftigungstherapie... Selbst für das Schreiben dieser Message verwende ich _Zeit_ und _Mühe_, weil sie mir dieser Zeit und Mühe wert scheint.


Undsoweiter. wenn ich jetzt wieder an die oben genannten Lösungsmöglichkeiten anknüpfe, so kann man ja von seinem eigenen Kind einen ähnlichen "Katalog" von Eigenarten aufstellen, wie ich das hier oben nur als Beispiel von mir gemacht habe. Diesen Katalog kann man dann einfach sachlich auswerten. Man kann sich z.B. fragen welche der Eigenarten des Kindes

- allgemein positiv zu bewerten sind (auch wenn sie im Schulbetrieb eventuell "nicht passen"), also nicht verändert werden sollten.

- speziell positiv hervorzuheben sind, als außergewöhnliche Fähigkeit des Kindes, also _in keinem Fall_ bekrittelt, belabert oder verändert werden sollten

- verändert werden sollten. Letzteres bedingt dann einen wirklich guten Grund und einen Action Plan.


Eine psychologisch-taktisch interessante Extraarbeit ist übrigens, wenn man aufgrund der bisherigen Erfahrungen einen ähnlichen Katalog über die Lehrerin erstellt: In welchen Fällen

- ist eine Veränderung in ihrem Verhalten wünschenswert

- scheint eine solche Veränderung erreichbar

- scheint eine solche Veränderung nicht erreichbar


Dann kann man natürlich immer noch versuchen, mit besserer Argumentation am dritten dieser Punkte anzusetzen, und einen Erkennungsprozess bei der Lehrerin in Gang zu setzen. In jedem Fall aber hat man sich einen realistischen Überblick verschafft.


Und jetzt noch: vor einer Woche stand in den Bremer Nachrichten die Todesanzeige von einem Sportlehrer meiner Gymnasialzeit - ein für mich unfassbares Ding. In meiner Erinnerung steht er unverändert vital und übermächtig da, wie immer nur an den Allerbesten interessiert war und wie er die Leute an den Ohren oder den Haaren durch die Turnhalle zerrte...die Erinnerung an die Schulzeit bleibt, die Lehrer ziehen weiter. Dem eigenen Kind eine bessere Erinnerung zu bescheren ist viel wert.

Tilman

Conny
13.09.2005, 13:42
Oh mein Gott - Tilman,

wenn ich das so lese, sehe ich meinen Sohn. Als würdest du ihn kennen. Ich danke dir für deine Ausführungen. Ich werde deine Infos jetzt mal in Ruhe "sacken" lassen und schau dann, welches Konzept ich hinbekomme. Im Moment habe ich nur das Problem, meine innere Ruhe und somit auch die Sachlichkeit wieder zu finden.

Gruß Conny

Joan
13.09.2005, 14:23
Hallo Conny,


auch wenn ich Dir leider nicht gross raten kann, was die geeigneten Umgangsformen mit Grundschullehrern angehen, möchte ich trotzdem meinen Senf dabeitun.

Also wenn ich so lese was Du über diese neue Lehrerin schreibst, kann ich nur den Kopf schütteln.

Mir scheint , als wenn die Lehrerin sich von Anfang an entschieden hätte, Deinen Sohn nicht zu unterstützen. Allein auf Deinen Wunsch auf Berücksichtigung der Sitzordnung wurde nicht eingegangen, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Wenn sie nun nach nur 2 Wochen das Verhalten Deines Sohnes so kritisiert, ihn mit Mehrarbeit straft und sogar anschreit, obwohl Du verschiedene Attests von Ärtzen vorgelegt hast und auch das Gespräch mit ihr gesucht hast, würde ich mich tatsächlich an die Direktorin der Schule wenden, zumal Du ja auch erwähnt hast, das es sich hier um eine private Schule handelt. Immerhin bezahlt ihr dafür, das euer Sohn vernünftig unterrichtet wird.

Ich würde mich auch noch einmal mit der ersten Lehrerin zusammensetzen, um herauszufinden ob es sich tatsächlich um eine "Leistungsverweigerung" handelt, oder ob diese Lehrerin ihn einfach nur auf den Kieker hat, aus welchen Gründen auch immer. Sie hat ihn ja nun ein paar Monate unterrichtet und muss sein Verhalten im Unterricht beurteilen können.

Ich vermute einen erneuten Wechsel in eine andere Klasse würde Deinem Sohn auch nicht besonders gut tun, aber wenn es zu keiner Einigung mit der Lehrerin kommen sollte wäre das vielleicht die einzige Lösung. Problem ist sicher das es immer schwieriger werden wird einen Draht zu der Lehrerin zu bekommen.

Ich kann auch Deine Sorge verstehen, das Dein Sohn die Rückschulung abbrechen wird. Ich hoffe er hält durch.


Ich wünsche Dir viel Kraft


Viele Grüsse
Joan

Lotteflue
13.09.2005, 15:07
>Er hat an eine christlicche Schule gewechsel und die Welt war erst einmal heile (hatte eine ganz tolle Lehrerin, die leider nun die neue erste Klasse übernommen hat). Nun hat er ja die besagte neue Lehrerin (die neu an diese Schule gewechselt ist) bekommen und schnell machten sich die ersten Zweifel breit. Gestern nun platzte die Bombe. Chris hatte einen Eintrag, der das lautete: "Chris träumt, kommt meinen Aufforderungen nicht nach, schafft sein Pensum nicht, hat deshalb die doppelte Menge an Hausaufgaben auf, macht einen gleichgültigen Eindruck, ist nicht leistungsbereit"


Hat sie denn eine Idee, warum er so sein könnte? Hast du sie gefragt?

Oder gehört das nicht zum Lehrerberuf sich darüber Gedanken zu machen? Ich weiss nicht.

Andere anmeckern und sagen was sie -angeblich- alles nicht können... wie billig!


>Abgesehen mal davon, dass ich diese Art vom Eintrag sehr befremdlich finde (da man leider nicht in Sätzen mit mir kommuniziert)- habe ich daraufhin das Gespräch mit meinem Sohn geführt. Nebenbei machte er mühelos seine sehr vielen Hausaufgaben.


Er machte neben(bei)/während dieses Gesprächs seine Hausaufgaben?


>Am Abend saß er weinend vor mir und meinte: "Mama du hast mir doch gesagt, dass man mich nicht mehr anschreit, nur weil ich langsam bin. Ich bin doch nicht böse. Ich habe Angst, dass ich das nicht schaffe ... "


Um es mit Humor zu nehmen: dumm gelaufen.

Aber im Ernst, so eine Aussage wie nicht mehr anschreien sollte wirklich gut überlegt werden und nur gegeben werden, wenn sichergestellt(!) ist, dass nicht mehr geschrie(e)n wird.


>Für mich brach die Welt zusammen - hatte ich doch so viele Gespräche geführt und so viele Unterlagen (einschließlich ärzticher Diganosen) vorgelegt. Ich rief die Elternvertreter an, die mir sagten, dass sie mir in dieser Angelegenheit im Moment nicht helfen können - ich solle der Frau doch eine Eingewöhnungschance geben - schließlich ist das ja auch alles neu für sie. Stimmt, aber deshalb schreit man doch nicht. Ich schrieb meinem Sohn eine Nachricht für die Lehrerin ein und bat um ein Gespräch. Sie rief mich auch sofort (noch vor Unterrichtsbeginn) in der Firma an - um mir mitzuteilen, dass Sie in den nächsten 1 1/2 Wochen keine Zeit hätte. Sie gab sogar zu, dass sie für die langsame Arbeitsweise unseres Sohnes kein Verständnis hätte und wenn Sie ihn 3 x ermahnen würde - dann jawohl durchaus auch mal laut werden dürfte.


Du machst und machst, aber es bringt zur Zeit wenig *dich mal drück*


>Wie war das, wer schreit - hört auf zu denken.


Hast du ihr das gesagt?


>Ja hört das denn wirklich nie auf? Also ist wieder Kampf angesagt. Und schon macht sich die Angst wieder breit, er könne die Rückschulung abbrechen.


Hat dein Sohn denn einen RückschulungsbetreuerIn? Der kann auch eingeladen werden zur Lehrerin. Vielleicht "glaubt" sie dem mehr?


>In solchen Momenten habe ich immer das Gefühl, die Sache holt mich immer wieder ein.


Welches Sache meinst du? Da ist noch was altes unbearbeitetes?


>Mal sehen, wann es nun zu dem besagten Gespräch mit der Lehrerin kommt und wie sich die Sache entwickelt. Wenn es Euch interessiert - halte ich Euch gern auf dem Laufenden.


Die Idee mit der ersten Lehrerin zu sprechen und sie mit einzubeziehen wie jemand beschrieb finde ich auch sehr nützlich.


Grüsse
Lotteflue

Conny
13.09.2005, 15:37
Hi Joan,

ein Wechsel in eine Klasse - ich glaube das geht gar nicht. Zumal in diesem Jahrgang nur eine Klasse vorhanden ist. Somit würde dies ja einen ereuten Schulwechsel bedeuten - und das geht nicht. Er würde annehmen, er hätte etwas falsch gemacht und würde nun bestraft werden. Im Telefonnat heut früh meinte die Lehrerin noch, dass dem Chris wohl die persönliche Reife fehle und es vielleicht ratsam wäre, dass er in die 2. Klasse zurück gesetzt werden müsse. Dazu muss man jedoch wissen, dass unser Sohn (da bei uns in Sachsen-Anhalt ab 2. Klasse bereits alle Fächer benotet werden) einen Zensurendurchschnitt von 2,0 hat. Auf welcher Grundlage soll ich dem Jungen denn erklären, dass es sinnvoll ist, die 2. noch mal zu durchlaufen. Er hatte sich doch so gefreut, nun endlich ein Drittklässler zu sein. Darf man das kaputtmachen?? Ich glaube nicht. Nach dem mich die ganzen Beiträge wieder runtergebiemt haben, bastle ich nun an der Lösung des Problems - sprich der Gesprächsvorbereitung.

Bis später Conny

Silke - Mama von Jonas und Johanna
13.09.2005, 15:55
Das tut mir sooo wahnsinnig leid für euch!!! Wir haben auch die Schule gewechselt aufgrund solcher Erfahrungen.

Mein Sohn sollte einfach mit rechts schreiben als LH und meine Tochter ist langsam und verträumt und ihre Händigkeit ist nicht eindeutig geklärt, schreibt aber mit rechts. Ich schimpfe mich beidhändig....


Ich kann euch leider nicht helfen, drücke euch aber die Daumen, dass es sich ganz schnell löst. Ich kenne das mit dem Schulwechsel. Unsre haben zum Halbjahr der ersten Klasse in eine Montessori gewechselt wegen einer ekelhaften Lehrerin.

Die Angst vom Regen in die Traufe zu kommen, kenne ich nur zu gut.

Gott sei Dank hat es sich bei uns weitgehendst geklärt, nur diese Verträumtheit meiner Tochter belastet die ganze Familie. Warum und wieso - keine Ahnung, wir wissen uns hier auch keinen Rat mehr...




Ich wünsche euch alles erdenklich Gute!!!


Mitfühlende Grüße

Silke

Conny
13.09.2005, 16:28
Hallo Lotteflue


Du hast natürlich Recht, wenn du sagst, dass Pädagogen eigentlich wissen solltn, wie man einem Kind aus so einer Sache rausholt. Habe ich bislang auch immer gelaubt. Wie mein Sohn - weiß ich länst und mit Sicherheit auch viel besser als sie, zumal ich es ihr im Erstgespräch ja auch geschildert habe. Was ich allerdings immer noch nicht verstehe ist, weshalb er zu Hause mühelos Hausaufgaben "nebenbei" machen kann. Also scheint es doch zu gehen oder liegt es lediglich daran, dass er sich zu Hause sicher fühlt (denn ohne Ängst - kein Stress = leistungsbereit??) Werde ich sicherlich beim Gespräch mit ansprechen. Ich frag mich schon, wie oft sie mit noch sagen will, dass das Kind so ist wie es ist. Ich kann zwar den Kurzen immer wieder darauf ansprechen - aber im Unterricht bin ich doch nicht dabei, somit sind doch auch meine Möglichkeiten beschränkt.

Ich habe ihr nicht gesagt "wer schreit - hört auf mit denken". Du hast mich doch ermahnt diplomatisch zu sein. Wie könnte ich dann so schnell "schießen". Was die andere (vorhergehende) Lehrerin angeht - ich werde wohl mit ihr reden. Die strahlt immer so eine Ruhe aus - eben genial. Am 23.9. hat Chris wieder einen Termin beim LHB. Ich werde noch einmal mit ihr reden - die hilft mir bestimmt. Ach so - was mein Versprechen an geht. Es ist wohl wahr, man sollte nur versprechen, was man auch halten kann. Das Schlimme ist, ich hatte geglaubt es würde alles gut werden - zum Anfang war es ja auch so. Wer konnte denn ahnen, dass die Kinder in den letzten 2 Jahren eine neue Lehrerin erhalten (ist hier nicht üblich). Wichtig ist jedoch, dass er weiß, dass wir ihn nicht hängen lassen auch wenn Mama sich irrt.

Gruß Conny

Rosalind
13.09.2005, 18:22
Nach dem Lesen der ganzen postings frage ich mich: Was könnte CHRIS tun?

Wie versteht er sich mit seinen Klassenkameraden?


Warum ist Anschreien sooo schlimm? Wegen seiner Hörschädigung, oder weil es als ungesittetes Verhalten gilt?


Ich habe versucht, mich in die Rolle einer gestressten Grundschullehrerin mit kämpferischen Eltern zu versetzen. Der Stress der Lehrerin muss nicht aus dem Beruf kommen, es können handfeste private Gründe dahinterstecken, die sie nicht mitteilt, die sie aber dünnhäutiger machen. (Unter handfesten privaten Gründen verstehe ich sowas wie ernsthafte Krankheit naher Angehöriger, Arbeitslosigkeit im Familienumfeld......).


Rezepte weiß ich keine. Aber vielleicht fallen Chris oder seinen Klassenkameraden Möglichkeiten ein, wie die Lehrerin wieder in Boot zu holen ist? Alles unter der Voraussetzung, dass sie im Grunde guten Willens und nicht bösartig ist.

Winja, IRS
13.09.2005, 22:21
Liebe Conny,


Dein neuerlicher Beitrag über die schulische Situation Deines Sohnes und Deine Verzweiflung darüber lassen einem förmlich das Herz zusammen schnüren. Insbesondere auch, wenn man aus eigener Erfahrung heraus weiß, wie sich solch schulische Erfahrungen für ein Kind anfühlen. Bin selbst ULH, seit kurzem in RS. Insbesondere auch Tillmanns Beitrag wirkte auf mich, als würde ich meine eigene Biographie lesen. Dass es für linkshändige Kinder wichtig ist, genügend Zeit zum Träumen zu haben, weiß wohl inzwischen jeder hier im Forum. Viele Lehrer wissen dies u.v.m. oftmals nicht. Auch nicht, wie man hirngerecht lernt.


Eine Lehrerin hat im Unterricht die Aufgabe, die Aufmerksamkeit der Kinder mit geeigneten und vor allem abwechslungsreichen Unterrichtsmethoden zu lenken, sie für die Themen zu interessieren, zu begeistern, ihnen verschiedene Möglichkeiten anzubieten, damit sie sich auf ihre eigene und individuelle Art dem neuen Unterrichtsstoff annähern und sich letztendlich erschließen können. Dazu zählt auch die Art und Weise, Arbeitsaufträge zu erteilen, einen sinnvollen Wechsel von aktivem und passivem Lernen zu berücksichtigen, zwischen hohen und geringeren Konzentrationsphasen, zwischen leichteren und schwereren Aufgabenstellungen zu wechseln. Dabei muss sie auch berücksichtigen, dass z.B. nicht jedem Kind Lernen in Gruppen liegt, unterschiedliche Arbeitsstile und Herangehensweisen existieren.



Unterrichtsziele,Inhalte und Methoden müssen immer aufeinander abgestimmt und an den Kindern orientiert sein. Das bedeutet auch, dass sie, um alle Kinder entsprechend ihrem Entwicklungs- und Ausbildungsstand zu erreichen, im Vorfeld eine eingehende sogenannte didaktische Analyse durchzuführen hat.


Dabei sollte sie nicht zuletzt wissen, wie man hirngerechtes Lernen organisiert. Hierzu gibt es eine Fülle phantastischer Literatur:


- "Des Lehrers Wundertüte" (Linda Lloyd)

- "NLP für Lehrer" (Michael Grinder)

- "Methodenmanual I + II" (Günther Gugel)

- "Lernen lernen" (Vera Birkenbihl)

- "Lehren lernen" (Vera Birkenbihl)


Lernen soll gezielt arrangiert werden, Erziehungsarbeit inklusive. Bietet eine Lehrerin zum Bsp. häufig Methoden an, die nur linkshemispärische Kinder ansprechen, braucht sie sich nicht zu wundern, wenn ihr die rechtshemishärischen Kinder nach einer gewissen Zeit gedanklich "wegtrifften" oder auch gar nicht verstehen, was die Lehrerin von ihnen will. Linkshändige Kinder besitzen ein enormes Assoziationsvermögen. Erfolgt ein Unterricht beispielsweise sehr linear, assoziiert ein linkshändiges Kind gedanklich schon weiter, während sich rechtshändige Kinder meist Schritt für Schritt ein Thema erarbeiten müssen. Das kann LH schnell langweilen. Linkshändige Kinder sind bekanntlich auch sehr kreativ und finden nicht selten zu ganz anderen und auch außergewöhnlichen Lösungen, die einer starr unterrichtenden Lehrerin u.U. nicht ins Konzept passen und nicht in die Richtung führen, die sie anvisiert hat.

Eine andere Sache betrifft auch das Ansprechen der Sinne, das Ansprechen von Kopf, Herz und Hand. Unterrichtet eine Lehrerin Kinder überwiegend mit einem auditiven Unterrichtsstil und spricht nicht gleichzeitig auch den visuellen bzw. kinästhetischen/ haptilen Sinn der Kinder an, kommt nach einer gewissen Zeit Desinteresse, Unlust und Unruhe in die Klasse. Benutzt sie dazu z.B. auch noch einen einschläfernden Sprachstil, arbeitet gar gegen die Kinder, bemerkt Stimmungen in der Klasse nicht oder schwindende Aufmerksamkeit oder gar steigendes Aggressionsverhalten und hat sie dann auch kein Konzept, die Aufmerksamkeit der Kinder wieder zu bündeln oder mit Störungen im Unterricht umzugehen, ist sie nicht nur als Lehrerin bald am Ende, sondern demotiviert die Kinder nachhaltig.


Solche Dinge lernt ein Lehrer eigentlich ausführlich während des Studiums und insbesondere während des zweijährigen Referendariats. Ihr Wissen und praktisches Können wird in dieser Zeit mehrfachst in sogenannten Lehrproben überprüft und bewertet.


Neben der Unterrichtsarbeit existieren nun auch eine ganze Reihe vielfältiger Lehreraufgaben, die unterschiedliche Kompetenzen erfordern. So zum Beispiel für Elternarbeit, Schulentwicklung etc. ...


Ein guter Lehrer/ eine gute Lehrerin zu sein, erfordert sozusagen ein professionelles Selbst (siehe "Pädagogische Basiskompetenzen" von Karl-Oswald Bauer), um auf Dauer in dem Beruf bestehen und auch ausgefüllt/ erfüllt und glücklich zu sein. Werden entsprechende Kompetenzen nicht erworben oder sogar unterschätzt, lassen Überforderung, Frustration und Ängste bis hin zum Burnout nicht lange auf sich warten.

Insbesondere in den ersten Jahren als Lehrer/ Lehrerin ist es immens wichtig, sein pädagogisches Konzept weiter zu entwickeln, regelmäßig an Fortbildungen teilzunehmen, mit erfahrenen Kollegen zu sprechen, sich Hilfe zu holen, wenn nötig. Unterricht kann immer mal auch "in die Hose" gehen. Daraus dann zu lernen, Unterricht zu reflektieren und zu evaluieren ist u.a. ein wichtiger Bestandteil von Unterrichtsarbeit. Eltern in diesem Zusammenhang auch als Partner zu begreifen, ist dabei unabdingbar.


Bedauerlicherweise musste ich während meiner Ausbildung zur Lehrerin feststellen, dass viele wichtige Themen kaum oder gar nicht thematisiert wurden und es am Ende einem selbst überlassen blieb, sich mit LH/ RH oder auch mit bestimmten Lernstörungen bei Kindern bzw. mit Möglichkeiten gezielter Förderung auseinander zu setzen.


Heute Lehrer zu sein ist wirklich nicht einfach, nicht zuletzt durch die hohe Orientierungslosigkeit in der Gesellschaft und den schwierigen Rahmenbedingungen innerhalb des deutschen Bildungssystems. Als Eltern nun hier die besten Möglichkeiten zur Entwicklung ihrer Kinder, vor allem aber für eine glückliche und geglückte Schulkarriere zu sorgen, scheint mir in diesen Tagen auch nicht gerade einfach.


Ich selbst habe eine alleinerziehende Schwester. Ihre Kinder sind beide hochbegabt und haben ADHS. Was das bedeutet, kann sich hier nun bestimmt jeder ausrechnen. Ich habe meine Schwester mit Informationen gefüttert, um sie gegenüber Pädagogen und Psychologen kompetent und sicher im Auftreten zu machen, habe beim Recherchieren selbst auch viel dazu gelernt.


Fehlende Fachinformationen - das ist in solchen Situationen genau der wunde Punkt, dem Eltern sich gegenüber machtlos fühlen. Berechtigte Erwartungen an diejenigen, die eigentlich kompetent sein sollten, prallen ab. Ein guter Vergleich lässt sich auch zu vielen Patientenschicksalen in unserem Gesundheitswesen ziehen ... was bleibt also anderes übrig, als sich selbst Kompetenzen anzueignen und notorisch und unermüdlich Gespräche zu suchen, Überzeugungsarbeit zu leisten und verbindliche Absprachen zu vereinbaren auf verschiedenen Ebenen.


Liebe Carmen, wie bereits viele andere in ihren Beiträgen vor mir, lass Dich nicht unterkriegen, versuche andere Eltern ins Boot zu holen, beschafft euch nötige Informationen, spannt kooperative Lehrer mit ein, führt Informationsabende durch, übt meinetwegen auch mal einen lehrreichen Skatch für einen Elternabend ein oder Rollenspiele, lasst eure Kinder mal einen Brief an ihre Lehrerin schreiben, wie es ihnen geht, was ihnen gut gefällt, was nicht und was sie sich wünschen. Ein regelmäßig durchgeführter und ausgewerteter Kinderfragebogen kann der Lehrerin auch helfen, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Die Kinder selbst würden sich damit auch wahrgenommen fühlen. Vor allem: vereinbart regelmäßige Treffen mit festen TOP's und einer entsprechenden Protokollierung der Ergebnisse. Besprecht die Gutachten und psychologischen Schreiben über eure Kinder Schritt für Schritt bei individuellen Elterngesprächen. Überlegt euch vorher gut, was ihr wollt, welche Schritte zum Ziel führen könnten und haltet Vereinbarungen mit der Lehrerin fest.


Taktisches/ strategisches Denken ist uns LH doch nun wirklich eigen ... !! Sind die Leute nicht kooperativ oder inkompetent, findet Wege und Mittel, sie dazu zu bringen ... im Interesse eurer Kinder !


Und wenn Du traurig bist, nicht weiter weißt, dann hast Du ja noch uns hier im Forum. Wir sind in Gedanken bei Dir und versuchen, Dich moralisch zu unterstützen oder auch mit Informationen zu helfen.


Also, nur Mut und zaubere nun wieder ein Lächeln in Dein Gesicht. Alles wird gut und Dein Sohn braucht schließlich eine taffe, fröhliche Mami !


Liebe Grüße von Winija.

Conny
14.09.2005, 08:50
Hallo Rosalind,


Was könnte CHRIS tun?


>Wie versteht er sich mit seinen Klassenkameraden?


Chris ist sehr beliebt, wird zu fast jedem Kindergeburtstag eingeladen. Jedes Wochenende fahre ich durch die Stadt - entweder um jemanden abzuholen oder Chris zu einem hinzuschaffen, damit sie miteinander spielen können.


>Warum ist Anschreien sooo schlimm? Wegen seiner Hörschädigung, oder weil es als ungesittetes Verhalten gilt?


Anschreien ist schlimm, es mach Anst. Bei Chris ist das schon fast traumatisch (aufgrund der alten Schule), außerdem tut es ihm weh in den Ohren. Die HNO-Ärztin meinte mal, "das ist, als hätten sie ein falsch eingestelltes Hörgerät. Es kommt alles auf einer Ebene und Lautstärke an und das tut sehr weh."


>Was könnte Chris tun??


Aus Sicht der Lehrerin, schneller werden. Aus meiner Sicht, wäre das auch das Beste, geht aber offensichtlich nicht so einfach.


Gruß Conny

Petra-Gast
14.09.2005, 08:53
Hallo Conny,


wenn die Lehrerin so gestresst und leicht reizbar mit deinem Sohn umgeht, wird sie es bald auch mit anderen Kindern sein, die nicht in ihr Lehrkonzept passen. Da finden sich vielleicht auf Elternebene Verbündete, so daß man nicht allein mit der Kritik an der Lehrerin steht.


Aber, um mal eine Lanze für die Lehrer zu brechen: Ich wollte diesen Job im Leben nicht haben. Ich kann nur immer die Pädagogen bewundern, die diese Tätigkeit ausüben, mit Idealismus, mit Engagement und Kreativität und das bei diesen horrenden Klassenstärken. In der 2. Klasse meines Sohnes sind 29 Schüler, die Klasse ist sehr klein, die sitzen wie die Hühner auf der Stange. In der 4. Klasse meiner Tochter sind 27 Schüler. Diesen Kindern allen gerecht zu werden, ist eine Meisterleistung. Da sind teilwiese Störenfriede, Raufbolde, etwas verwahrloste Kinder dabei, von denen man genau weiß, die werden überhaupt nicht gefördert zuhause.


Viele Grüße


Petra

Conny
14.09.2005, 09:10
Hi Petra,

sie geht nicht nur mit Chris so "laut" um. Bei einigen kann ich ihre Reaktion durchaus nachvollziehen. Offenbar gelingt es ihr jedoch nicht "umzuschalten", sprich, wenn sie gerade aufgrund von ruhestörenden Lärm (welcher Art auch immer) gebrüllt hat - dann schafft sie es nicht, auf andere "Störungen" - (im Fall unseres Sohnes wären dies z.B. eine Nachfrage, da er etwas nicht verstanden hat)gelassener zu reagieren. Ich denke - Chris muss dann den Frust abfangen.

Die von dir geschilderten Umstände sind bei uns nicht gegeben (20 Kinder, schöne helle, große Räume, neu eingerichtet etc.)


Gruß Conny

Conny
14.09.2005, 09:25
Hallo Silke,

die vorhergehende Lehrerin hat das Montessori-Diplom. Da gab es auch keine Probleme mehr. Leider besitzt die neue Lehrerin nicht diese Ausbildung. Aber ich habe ja nun neuen Mut gefasst und werde das klären. Wie war das: "Der Weg ist das Ziel"?

Falls du ein Mittel gegen Verträumtheit findest - teile es mir bitte mit. Aber ehrlich gesagt - glaube ich, das geht mit der Zeit alleine weg. Aber leider wird solchen Kinder oft nicht die nötige Zeit gegeben.


Liebe Grüße Conny

Conny
15.09.2005, 09:34
Liebe Winija,

vielen Dank für deine Hilfe. Schön, dass man hier viele Informtionen erhält, die einen durchaus weiterbringen. Mein Mann hat gestern unseren Sohn mal gefragt, ob er denn noch angeschien wird oder wie das so im Unterricht ist. Seine Antwort darauf: "Nein Papa, mich schreit sie jetzt nicht mehr an, aber die anderen Kinder werden ganz oft laut ausgeschimpt. Und Papa, du glaubst gar nicht, wie laut das ist." Ich dachte - ich sei hilflos, Irrtum, die Lehrerin ist es. Deshalb bekomme ich vielleicht auch keinen Gesprächstermin. Ich habe ihr gestern Abend einen Brief geschrieben. Nett aber mit Nachdruck habe ich ihr mitgeteilt, wie ich zu der Sache stehe. Wie gesagt - einen Termin konnte sie mir nicht benennen, dennoch will ich ihr noch eine Chance geben (vielleicht bin ich auch nur zu nett). Mal sehen, wie die Reaktion auf diesen Brief ist. Spätestens am Elternabend am kommenden Dienstag - wird sie nicht mehr weglaufen können.

Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag.

Liebe Grüße Conny

Tine
15.09.2005, 09:42
Hallo!


Falls du ein Mittel gegen Verträumtheit findest - teile es mir bitte mit. Aber ehrlich gesagt - glaube ich, das geht mit der Zeit alleine weg. Aber leider wird solchen Kinder oft nicht die nötige Zeit gegeben

Das halte ich nur teilweise für richtig. Natürlich brauchen diese Kinder mehr Zeit. Aber das es "weggeht" kann ich von mir nicht bestätigen. Ich habe es immer noch... und mindestens 2 meiner Kinder auch. Ich leide machmal sehr unter meiner Unkonzentriertheit, weil sie mich in allem behindert (Haushalt, Termine, Kindern konzentriert zuhören...).

Mit der Händigkeit hat das nichts zu tun, eins dieser beiden Kinder ist ist RH, das andere LH.


Auch auf der Montessorischule hat mein Sohn massive Schulprobleme. Trotz nachgewiesener sehr hoher Begabung schlappt er so am Schulversagen dahin. Eine Regelschule wäre allerdings eine noch größere Katastrophe...


Wenn ich sehe, wie schnell und leicht er zu Hause lernen kann, wünschte ich mir, es gäbe in Deutschland Homeschooling...


Bei meinen Kindern kommen Wahrnehmungstörungen in verschiedenen Bereichen dazu.

Ihnen hilft die Ergotherapie sehr. Einmal ganz praktisch, sie haben in einzelnen Bereichen (Feinmotorik z.B.) schon sehr gute Fortschritte gemacht.

Vor allem bringt es ihnen aber was für ihr Selbstbewußtsein. Da die Ergo nicht defizitorientiert arbeitet (also nicht darauf aus ist, nun nur an den Schwachstellen zu arbeiten) sondern versucht, vor allem das Potential der Kinder zu erkennen und zu fördern, haben sie viele Erfolgserlebnise. Die tollen Sachen, die sie dort machen, zeigen sie jedem stolz.

Und... es macht ihnen einfach Spaß, sie können sich viel bewegen, auch mit ungewöhnlichem Material umgehen...


"Mittel" dagegen gibt es schon... Mit Ritalin und co. werden ja nicht nur hyperaktive Kidner behandelt, sondern auch die, die das gleiche nur eben ohne Hyperaktivität haben (ADS Typ Träumer). Natürlich kann könnten auch wir medikamentös was tun... aber das wollen wir (und er selber) nicht, Ausnahme ist eine homöopatische Behandlung, die allerings viel Zeit braucht... .


Was ich sagen will... gib deinem Sohn die Zeit, die er braucht, aber warte nicht zu lange, um dir/ihm auch andere Hilfe zu suchen.


Tschüß, Tine

Conny
15.09.2005, 10:29
Hallo Tine,

ich versuche ihm schon die erforderliche Zeit zu geben. Vielleicht ist es ja auch gerade der Grund, weshalb zu Hause keine großen Probleme auftreten. Er hat eben dort genau die Zeit, die er benötigt. Erotherapie findet Chris auch toll und langfristig gesehen bringt das mit Sicherheit auch ein großes Stück. Problematisch ist und bleibt der Schulalltag. Es gibt Tage, da klappt das suber und dann eben wieder mal nicht (aber das kennen wir ja alle selber - man ist eben nicht jeden Tag gleich). Um so unverständlicher bleibt es für mich, weshalb immer erwartet wird, immer und jeden Tag gleich gut drauf zu sein.

Gruß Conny

Winja, IRS
15.09.2005, 22:43
Guten Abend, liebe Conny !


"Ich dachte - ich sei hilflos, Irrtum, die Lehrerin ist es ..." Und genau DAS ist der Punkt. Viele Eltern kommen ganz oft zu der Ansicht, dass sie versagt oder nicht alles gegeben hätten. Doch jede Medaille hat immer mindestens 2 Seiten. Wie schnell passiert es jedoch, dass man die "Schuld"/ den Fehler allzu schnell und meistens einzig bei sich selbst sucht. Das kommt mir als ULH auch irgendwie bekannt vor ...

Selbstreflektion ist eine wirklich gute Sache, nicht jeder macht sie sich aber zu nutze. So gehört es zum Beispiel auch zu einem guten pädagogischen Selbstkonzept, dass man als Lehrer reflektiert, was z.B. den eigenen Unterricht gut verlaufen lässt, aber auch, weshalb es an bestimmten Ecken immer wieder Probleme gibt. Die Erkenntnisse bzw. Schlüsse, die der Lehrer daraus zieht, sollten dann entsprechend in die nächsten Unterrichtssequenzen mit einfließen. Selbst für Lehrer existiert das Zauberwort "Qualitätsmanagement" und damit auch die Evaluation ihrer Tätigkeiten.

Eine schöne Idee ist da zum Beispiel auch, für die Kinder eine Wunschbox einzurichten (man nehme eine leere Kleenex-Box aus Pappe und beklebe sie ...), in die die Kinder Unterrichtswünsche per Zettel einwerfen können. Eltern dürfen sie dabei auch unterstützen - gerade bei den ABC-Schützen. Hierbei kann es durchaus auch um spezielle Dinge gehen, die die Kinder besonders interessieren und sogar die vom Lehrplan sowieso vorgesehenen Unterrichtsthemen bereichern können. Davon abgesehen ist im Lehrplan auch ein bestimmtes Kontingent an sogenannten freigestaltbaren Stunden festgeschrieben.

Kleine Spiele zwischendurch dienen ebenso hervorragend zur Auflockerung, Entspannung oder zur Konzentrationsförderung. Hierbei kann man Kinder z.B. gezielt aktivieren, wenn sie müde werden oder der Lehrer kann sie auch in die Stille führen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen bzw. den Energielevel im Unterricht zu regulieren.

Dazu mal ein weiterer kleiner Buchtipp:
"Methodenvielfalt im Unterricht - Mit Lust stressarm und effektiv lernen"

Ansonsten sei jedem, der mit Kindern umgeht, besonders ans Herz zu legen:
Probleme immer am Verhalten, NIEMALS am Kind selbst festmachen !!!!!!!!

Sonst haut man den Kindern die Energie raus! Aus der Physik oder auch aus dem Qigong/ Tai Chi wissen wir, dass wir Energie lenken oder umwandeln können. Alles, was ist, besitzt eine Energie - das heißt: Materie wie Nichtmaterie, das heißt: Gedanken, böse Blicke, kochendes Wasser usw. besitzt eine Energie.

So ist es wichtig, dass, wenn sich ein Kind nicht so verhalten hat, wie man es gern hätte, dass Kind dann in GEEIGNETER WEISE und insbesondere KONKRET auf sein Verhalten hin ansprechen und KLAR formulieren, was man erwartet. Zeigt das Kind nach einer gewissen Zeit das gewünschte Verhalten: UNBEDINGT LOBEN. Tritt das gewünschte Verhalten nicht ein, geeignete KONSEQUENZEN aufzeigen und auch einsetzen! So lernt das Kind, dass es sein Verhalten selbst korrigieren kann oder ggf. eben mit einer zur Sache passenden Konsequenz rechnen muss. Auf diese Art und Weise muss das Kind auch nicht mehr glauben, dass es selbst nicht O.K. ist, sondern eben sein Verhalten nicht O.K. ist.

Verstehst Du/ versteht ihr den Unterschied ?

Mache ich nun künftig den Tadel am Verhalten des Kindes fest, lenke ich damit die Aufmerksamkeit, die Energie auf das Verhalten und nicht auf die Persönlichkeit des Kindes. Somit nimmt diese auch keinen Schaden. Das Kind kann in seiner Persönlichkeit wachsen, sich entwickeln und entfalten. Schreie ich es an oder sage: "Du bist böse!", "Du kannst das sowieso nicht!" oder gar "Aus Dir wird eh' nichts, wenn Du Dich nicht benehmen kannst!" ... dann trifft es das Kind unmittelbar im Wesenskern, in seiner Persönlichkeit. Geschehen solche Dinge öfter, dann wird das Kind ständig kleinen "Mikrotraumen" ausgesetzt. Ob ein solches Kind mal ein starkes Selbstbewusstsein besitzt ?? Ich glaube: NEIN !

Nicht die Kinder sind für Chaos im Unterricht verantwortlich, sondern der ausgebildete Pädagoge! Bin ich nervös, unruhig oder gereizt, übertrage ich das auf das Kind/ die Kinder und es kommt dann recht schnell zu einer sich aufschaukelnden Stimmungsspirale. Jeder, der Kinder hat, wird sich bestimmt noch daran erinnern, dass kleine Babys automatisch unruhig werden, wenn man als Elternteil Unruhe ausstrahlt. Selbst bei uns Erwachsenen verhält es sich nicht anders: habe ich einen Unruhegeist ständig neben mir, macht mich das irgendwann auch nervös und ich sage vielleicht dann zum anderen: "Also, Dein Hin- und Herlaufen macht mich vielleicht kyrre ...!" Ein Kind erkennt solch ein Auslöserverhalten noch nicht, ob durch sich selbst oder durch andere Kinder oder Lehrer verursacht.

Also, übertrage ich beruhigende Energie auf das Kind, lenke ich die Aufmerksamkeit gezielt dahin, wohin ich sie hinhaben will, werde ich Erfolg haben. Erkenne ich, dass ein Kind damit gerade überfordert ist, muss ich es erst wieder in einen Zustand versetzen, in dem es dann in der Lage ist, das gewünschte Verhalten zu zeigen.

Und glaubt mir, bei Ehepartnern funktioniert das Prinzip genauso ... *grins*

Ansonsten hätte ich hier noch eine kleine Checkliste für Lehrer anzubieten:

Was ist guter Unterricht ?

1. Die fünf Qualitätsverderber:
- zu häufiger und langweiliger Frontalunterricht
- Methodenarmut
- Unterrichtsstoff nur um des Stoffes willen
- übertriebener Leistungsdruck
- zu schnelle/ zu langsame Vorgehensweise


2. Die fünf Interessantmacher:
- Methodenvielfalt
- aktive Schüler (selbst tun !)
- gute, d.h. auch positive Arbeitsatmosphäre
- persönlichkeitsbildender Anspruch (siehe auch in Richtung ganzheitliches Lernen)
- angemessnes fachliches Niveau/ Binnendifferenzierung

3. Und guter Unterricht ist letztendlich ...
- eine interessante Veranstaltung
- mit klaren Regeln/ Ritualen*
- in der Lehrer UND Schüler Spaß haben
- und auf der fachlichen wie persönlichen Ebene
- gut zusammenarbeiten
- um möglichst nachhaltige Lernerfahrungen zu sammeln.

* Stichwort Regeln/ Rituale: diese sollte eine Lehrerin unbedingt einführen und das bereits von Anfang an und vor allem: gemeinsam mit den Schülern !! Véreinbarte Regeln sollten dann für alle sichtbar in der Klasse hängen, einhaltbar sein und eingehalten bzw. von den Kindern mitgetragen werden. Eine Erwartungsabfrage von Lehrern UND Schülern wäre da im Vorfeld eine gute Basis bzw. das gemeinsame Zusammentragen, warum z.B. feste Regeln wichtig sind ! Das kann man ganz gut mit einer Plakatwand machen ... eine für Lehrer, eine für Schüler.

Es lohnt sich als Lehrer auch, sich eine Checkliste zum Umgang mit "Störungen im Unterricht" zuzulegen. Mit ein paar Klicks im Internet (über Suchmaschine" findet man zu diesem Thema auch einiges. Wichtig ist, dass die Auswahl der Maßnahmen zu einem selber, zur Klassenstruktur, zum Alter der Kinder, zum Verhalten, zum Lernstand passen und die Rahmenbedingungen berücksichtigen.

Kennst Du/ kennt ihr das Lied "Sind so kleine Hände" von Bettina Wegner ??

... ist etwas zum Nachdenken!


Es freut mich nun, wenn ich Dir/ Euch ein wenig damit weiter helfen konnte.

Einen schönen Abend Dir, liebe Conny und natürlich allen anderen Lesern!

Herzliche Grüße von Winija.

MatthiasW
16.09.2005, 08:11
Hallo zusammen!

in der Zeitschrift für Heilpädagogik, Ausgabe 8, 2005 ist ein sehr interessanter Artikel zu Lateralitäten und Lerndisposition erschienen.
August Bergmann (Sprachheillehrer in Hamburg) beschreibt in seinem Artikel die Verteilung der Dominanzen

- Hemisphäre (welcher Gehirnhälfte die dominante ist(siehe Sattler und andere) Denkstruktur usw.)
- Hand (nicht die Schreibhand sonder Handpreferenz)
- Auge
- Ohr
- Fuß

Leider ist hat er seine Statistik nicht auch noch nach Mädchen und Jungen unterteilt, schade, denn linkshändige Mädchen können die Umschulungsfolgen anscheinend besser kompensieren und ev. auch den für die linke Hemisphäre dargebotenen Unterrichtsstoff besser aufnehmen als linkshändige Jungen.

Er beschreibt die Dominanz verteilung an Grund-, Haupt-, Realschulen und an Gymnasien.
Grundschule (124 untersuchten Grundschülern): Bei den Grundschülern stellte er eine sehr ausgewogen Verteilung der Dominazen in den einzelnen Bereichen siehe oben fest. Sie schwankt um 50%. (Anmerkung: Erst nach der Grundschule, die ja fast alle Schüler besuchen, findet eine Selektion und Verteilung auf die weiterführenden Schulen statt.)

Haupt- und Realschulen (150 Schüler), bei 48,66% stellte er eine linke dominate Hemisphäre fest, dies ist ein Hinweiß auf weniger Rechtshänder als Linkshänder an Haupr- und Realschulen.

Förderschule (179 Schüler), hier stellte er bei 60,89% eine dominate rechte Hemisphäre fest. Demnach müssten wesendlich mehr Links- als Rechtshänder an einer Förderschule anzutreffen sein.

Gymnasium (155 Schüler), bei den Gymnasiasten stellt er ein umgekehrtes Verhältnis zur Förterschule fest. 59,35% der Schüler sind linkshämisphärisch Dominant.

Mit er linken Hand schrieben von den 608 überprüften Schülern nur 7 %. Demnach müssten ca 43% umgeschulte Linkshänder sein.

Nehme ich nun die primär und sekunder Folgen (siehe Sattler), die durch eine Umschulung der Händigkeit auftreten können und vergleiche sie mit den Problemen der auffälligen Schüler, dann liegt die Problematik klar auf der Hand, dann weiß ich welches Thema an erster Stelle in Konferenzen, Fortbildungen, Ausbildung und Förderung an Schule gearbeitet werden müsste.

Herr Bergmann wirft die Frage auf ob das auf die linke Hemisphäre ausgerichtete Schulsystem, Darbietung des Unterrichtsstoffes, Art der Vermittlung, Empfehlung der Lernmethoden und und und Linkshänder benachteidigen.

Vereinfacht gesagt, denken Linkshänder und nehmen anders wahr als Rechtshänder. Wenn dies in der Schule nicht berücksichtigt wird, grenzen wir Linkshänder aus.

Die Folgen wurden in den letzten Beiträgen hier im Forum sehr plastisch geschildert. Hier auch nochmal meinen Dank an Tilmann, seine Selbstbeobachtung kann ich aus eigener Erfahrung und der Beobachtung meiner eigenen linkshändigen Kinder nur bestätigen.

Wie weit gehen nun die einzelnen Schulformen auf die Wahrnehmungs- und Lernstrucktur der Linkshänder ein?

Hier ist sicher festzustellen, das dies an Grundschulen weit häufiger geschieht als an den weiterführenden Schulen.
In seinem Artikel geht Herr Bergmann auf die unterschiedliche Arbeitsweise der beiden Hemisphären ein.

Aus der kurz ZUsammenfassung:
"In der Untersuchung wird aufgezeigt, wie die Dominazverteilung in den verschiedenen Schularten aussieht und wie ein Lehrer, der die Dominanzen seiner Schüler kennt, diesen helfen kann, ihre Anlagen besser zu nutzen."

Anmerkung:
Aus meiner Sicht müsste ein Linkshänder rechtshemisphärisch, linkshändig, linksäugig, linksfüßig und linkshörig sein.

Aus diesem Grund haben wir in Münster die Sportgruppe für linkshändige Kinder ins Leben gerufen um die linkshändigen Kinder entsprechend nicht nur bei der Händigkeit (Rückschulung der Schreibhand) zufördern.

Sieht ein linkshändiges Kind mit dem rechten Auge, oder hört es mehr mit dem rechten Ohr oder schießt es mit dem rechten Fuß, ist es meiner Meinung nach zu einer Störung in der Dominanazentfaltung gekommen. Auch hier müsste eine Rückachulung auf die Dominante Seite, ähnlich einer Rückschulung wie bei der Schreibhand erfolgen.


Gruß Matthias

Tine
17.09.2005, 00:33
Hallo!


Anmerkung:
Aus meiner Sicht müsste ein Linkshänder rechtshemisphärisch, linkshändig, linksäugig, linksfüßig und linkshörig sein.


Hmmm.... warum meinst du das? Gibt es Untersuchungen dazu? Und was könnte die Ursache sein, wenn es doch anders ist?


Mein Sohn (LH) ist in der Ergotherapie gründlich getestet worden, u.a. auch auf die Lateralität.
Hand und Ohr sind Links, Auge und Fuß rechts. Er ist nie umgeschult gewesen.

Meine Tochter dagegen ist RH und hat ein dominantes rechtes Ohr, Auge und Fuß dagegen sind links.

Beide gelten übrigens als ADS Kinder, daher die Ergo...

Nachdem was ich in Selbstbeobachtung festgestellt haben, ist es bei mir genau so, Hand und Ohr rechts, Auge und Fuß links. Scheint also in der Familie zu liegen.

Das dürfte auch erklären, warum ich im Sport immer mit dem linken Bein abspringen wollte. Da ich aber RH bin und der Lehrer der Meinung war RH sind automatisch auch Rechtsfüßer, wurde mit immer die andere Seite angeraten, so lange bis ich meinem eigenen Gefühl nicht mehr trauen konnte.

Interessanterweise kann ich viele, was sonst fast nur LH können, flüsig Spielgeschrift schreiben, kopfstehende Spielgelschrift, ja selbst mit links kann ich einigermaßen leserlich schreiben, aber es fürhlt sich nicht wirklich "richtig" an. Vielleicht ist mein Gehirn durch die gekreuzte Lateralität in solchen Sachen einfach flexibler.

Auch von den "typischen LH-Eigenschaften" treffen einige auf mich zu, allerdings war da nie ein "AHA, ich bin wohl doch LH" Erlebnis...


Aus diesem Grund haben wir in Münster die Sportgruppe für linkshändige Kinder ins Leben gerufen um die linkshändigen Kinder entsprechend nicht nur bei der Händigkeit (Rückschulung der Schreibhand) zufördern.

Sieht ein linkshändiges Kind mit dem rechten Auge, oder hört es mehr mit dem rechten Ohr oder schießt es mit dem rechten Fuß, ist es meiner Meinung nach zu einer Störung in der Dominanazentfaltung gekommen. Auch hier müsste eine Rückachulung auf die Dominante Seite, ähnlich einer Rückschulung wie bei der Schreibhand erfolgen.


Das kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Wenn ein Kind mit gekreuzter Lateralität nun dazu gebracht wird, mit dem linken Bein zu springen statt mit dem eigentlich dominanten rechten, ist das doch auch ein Eingriff, eine Umschulung...


Wie soll ich meine Kinder denn dazu bringen, daas andere Auge, und den anderen Fuß als dominat zu benutzen? Hmmm... mir wäre es ehrlich gesagt zu gewagt, hier einzugreifen, vor allem, ohne vorher eine ausgiebige Dominaz-Testung zu machen.


Tschüß, Tine

MatthiasW
20.09.2005, 09:27
Hallo Tine,
Ich bin kein Biologe oder Arzt (Bitte berichtigen, wenn ich was Falsches schreiben sollte), aber so wie ich den Aufbau des Nervensystems beim Menschen verstanden habe, gibt es auf jeder Korperseite zwei Nervenstränge. Einen dicken, der von der gegenüberliegenden Hemisphäre ausgeht und einen jeweils einen dünnen Nervenstrang, der von der linken Hemisphäre in die linke Körperseite und einen von der rechten Hemisphäre in die rechte Körperseite gehen.
Diese Konstellation schließt eine gekreuzte Lateralität aus, denn dann müsste es bei den dicken Nervensträngen ja kreuz und quer gehen.


>Mein Sohn (LH) ist in der Ergotherapie gründlich getestet worden, u.a. auch auf die Lateralität.

Auf die Lateralität, oder wie er zu dem Testzeitpunkt mit Hand, Ohr, Auge Fuß agiert, das ist ein großer Unterschied.

Bei den Händen kennen wir das Problem der Umschulung. Komisch, bei den Füßen, Augen und Ohren soll es auf einmal nicht mehr gelten? Da wird das, was wir an Bewegungsaktionen sehen, als Lateralität festgeschrieben.


>Hand und Ohr sind Links, Auge und Fuß rechts. Er ist nie umgeschult gewesen.


Gab es während der Schwangeschaft und Geburt Komplikationen?

Ist mit Auge und Ohr immer alles in Ordnung gewesen?


>Meine Tochter dagegen ist RH und hat ein dominantes rechtes Ohr, Auge und Fuß dagegen sind links.


Siehe oben!


>Beide gelten übrigens als ADS Kinder, daher die Ergo...


Wundert mich nicht!


Vergleiche mal die primären und sekundären Umschulungsfolgen nach Frau Dr. Sattler und die Liste der berühmten Linkshänder mit den Merkmalen für ADS und der Liste der Leute die ADS haben sollen oder gehabt haben.


Auf mich als um- und rückgeschulter Linkshänder treffen die Merkmal auch zu.

Ich kenne überigens keinen Linkshänder, der obwohl er mit der linken Hand schreibt, nicht doch bei der einen und anderen Tätigkeit umgeschult wurde.

Jede Umschulung, egal wie umfangreich, von welcher Dauer und Intensität führt zu einer Störung, deren Umfang sehr unterschiedlich ausfallen und nicht vorhersehbar ist.


>Nachdem was ich in Selbstbeobachtung festgestellt haben, ist es bei mir genau so, Hand und Ohr rechts, Auge und Fuß links. Scheint also in der Familie zu liegen.


Das es in deiner Familie zu Umschulungen gekommen ist würde ich sofort bejahen.

Womit ich aber keine Schuldzuweisung ausspreche, in der Art einer bewussten Umschulung, so nach dem Motto: "In unserer Familie ist es Tradition, das mit der rechten Hand ... ."


Vielmehr vermute ich eine unbewusste, ev. durch Komplikation während der Geburt hervorgerufen Umschulung, die zu einem Gebrauch der nicht dominanten Seite führte.


>Das dürfte auch erklären, warum ich im Sport immer mit dem linken Bein abspringen wollte. Da ich aber RH bin und der Lehrer der Meinung war RH sind automatisch auch Rechtsfüßer, wurde mit immer die andere Seite angeraten, so lange bis ich meinem eigenen Gefühl nicht mehr trauen konnte.


Gerade im Sport werden Bewegungsabläufe viel durch Vorbilder (gute sportliche Schüler) übernommen. Die linkshändigen Sportstudentinnen, die sich als Übungsleiterinnen für unser Sportgruppe für linkshändige Kinder vorstellten, erzählten mit übereinstimmend von ihren Problemen im Sportuntericht und das sie keine Hilfestellungen erfahren haben, sondern sich alles selbst erarbeiten mussten (Jedesmal musste das "Rad" neu erfunden werden, das macht doch keinen Sinn!).


>Interessanterweise kann ich viele, was sonst fast nur LH können, flüsig Spielgeschrift schreiben, kopfstehende Spielgelschrift, ja selbst mit links kann ich einigermaßen leserlich schreiben, aber es fürhlt sich nicht wirklich "richtig" an. Vielleicht ist mein Gehirn durch die gekreuzte Lateralität in solchen Sachen einfach flexibler.


Das glaube ich nicht.

Erstens gibt es einen Unterschied zwischen dem Gehirn von einer Frau und einem Mann (Ich will hier nicht bewerten, so nach dem Motte: Das eine ist besser als ... .).

Frauen können eine Umschulung wohl erst einmal besser kompensiern, was aber nicht heißt, das auch sie unter Umschulungsfolgen, siehe Sattler, leiden.


Zweitens muss frau/mann nicht gleich eine Erleichterung beim Schreiben mit der linken Hand (das fühlt sich richtig an) spüren, wenn dem so wäre würde sich ja ein Kind nicht aus eigenen Stücken umschulen, denn dann würde der Selbsterhaltungswille des Kindes ja das Kind dazu bewegen mit der dominanten Hand zu schreiben.


>Auch von den "typischen LH-Eigenschaften" treffen einige auf mich zu, allerdings war da nie ein "AHA, ich bin wohl doch LH" Erlebnis...


Sich vorzustellen, dass die Probleme, die ich mit mir herum schleppe durch eine Umschulung auf die nicht dominante Seite hervorgerufen wurden, lösten bei mir erst eine große Trauer, dann eine große Wut auf die Gesellschaft aus und endeten in der Erkenntnis, dass ich es wahrscheinlich nicht mehr erleben werde, dass meine Enkelkinder, wenn ich mal welche haben werde, in einer Gesellschaft aufwachsen, in der Links- und Rechtshänder gleichermaßen gefördert werden.

Nicht nur händigkeits-, sondern auch hämisphärengerecht.


Aber ich werde alles in meiner Macht stehende tun um dazu beizutragen das Linkshänder händigkeitsgerecht gefördert werden.


Viel leichter ist es dagegen, wie es die ADS-Liega propagiert, darauf zu bauen, dass die Störungen wohl vererbt werden, was heißen würde, dass bis zu 50% der Bevölkerung durch eine Erbkrankheit belastet sind, die man nicht beseitigen, aber durch ein Medikament deckeln kann.

Das ist ein riesiger Markt, da wird viel Geld von der Industrie in die Werbung gesteckt. Schon mal überlegt, wer an der Linkshändigkeit verdienen würde, keiner!

Wenn von Anfang an Händigkeitsgerecht gefördert würde, müsste es alles für Links- und Rechtshänder geben, dann müüsste es in einem Orchester möglich sein, das LH-Geriger neben RH-Geigern stehen, das es in jedem musikalischen Schulungsraum ein LH-Klavier und ein RH-Klavier steht, das jeder PC mit einer LH- und einer RH-Maus ausgestattet ist, dass die Tsataturen für LH und RH gleichermaßen umgestaltet werden, das ich endlich im Baumarkt eine Kreissäge und Bohrmaschine für Linkshänder kaufen kann, das die Türen (Fluchtwege) so gestaltet sind das ich mich als Linkshänder auch sicher fühle usw.


Das würde bedeuten, dass die Gesellschaft für die Umschulungsfolgen und deren Behebung aufkommen, dass die Kinder und Erwachsenen der eigenen Gesundheit wegen sich rückschulen und präventiv Gearbeitet werden müsste.


Da ist es einfacher zu sagen: Wir schulen doch nicht mehr um!

Und wenn es doch mal passiert, dann ist das Kind selbst schult. Und wenn das Kind selbst es so wollte, dann muss es auch selbst sehen wie es klar kommt.



>>Sieht ein linkshändiges Kind mit dem rechten Auge, oder hört es mehr mit dem rechten Ohr oder schießt es mit dem rechten Fuß, ist es meiner Meinung nach zu einer Störung in der Dominanazentfaltung gekommen. Auch hier müsste eine Rückachulung auf die Dominante Seite, ähnlich einer Rückschulung wie bei der Schreibhand erfolgen.

>Das kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Wenn ein Kind mit gekreuzter Lateralität nun dazu gebracht wird, mit dem linken Bein zu springen statt mit dem eigentlich dominanten rechten, ist das doch auch ein Eingriff, eine Umschulung...


Siehe oben!!!!


>Wie soll ich meine Kinder denn dazu bringen, daas andere Auge, und den anderen Fuß als dominat zu benutzen?


Das mit dem Fuß ist aus meiner Sicht genau so wie es bei der Rückschulung der Hand schon durchgeführt wird.

In unserer Sportgruppe zeigen wir den Kindern wie sie abspringen, auf eine großen Kasten steigen, die Füße beim Werfen stellen oder mit dem linken Fuß schießen, auf dem Roller oder Skateboard fahren oder mit dem linken Fuß Etwas unbekanntes ertasten sollen.


Mit dem Rückschulen bei den Augen habe ich noch keine Erfahrungen sammeln können. Aber auch hier sollte geforscht werden. Und Berichte von Erwachsene, die über Veränderungen bei den Augen während der Rückschulungsphase berichten zusammengetragen und ausgewertet werden.


>Hmmm... mir wäre es ehrlich gesagt zu gewagt, hier einzugreifen, vor allem, ohne vorher eine ausgiebige Dominaz-Testung zu machen.


Ich denke die Dominaz-Testung hast du machen lassen, oder habe ich dich falsch verstanden?


Liebe Tine,

ich habe mir einen Vortrag über ADS, vorgetragen von zwei Kinderpsychologen/Ärzten angehört. Zum Schuss stellte ich die Frage: Inwieweit die Händigkeit ( Frage nach der Umschulung der Händigkeit) in der Diagnostik von ADS eine Rolle spielt (berücksichtigt wird).


Ich bekam folgende Antwort: Spielt keine Rolle und heute würde doch kein Kind mehr Umgeschult, außerdem hätten auch Erwachsene ADS.


Ich fragte weiter, ob die Ärzte sschon mal etwas von Frau Dr. Sattler gehört hätten?


Antwort: Den Namen hätten sie schonmal gehört.


Ich fragte, ob sie sich mit dem Themen, die Frau Dr. Sattler in ihren Büchern zum Thema Linkshänder und Umschulung veröffendlicht hat, auseinandergesetzt hätten.


Antwort: Nein.


Gut das waren jetzt nur zwei Ärzte in der Fragerunde nach einem Vortrag, aber ein weiterer Psychologe, der mit erwachsenen ADS-lern arbeitet äußerte sich ähnlich.


Liebe Grüße
Matthias