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Vollständige Version anzeigen : Überlegungen zu Aktivitäten


Kat
16.05.2005, 20:59
Hallo


Nachdem mir die Beiträge hier viele Gedanken und Anregungen vermittelt haben, möchte ich an dieser Stelle mal einige meiner Überlegungen einbringen.

Vorrangig beschäftigt habe ich mich dabei mit den ULH, die mit sich und der „Welt drumherum“ grosse Probleme haben und an der Verbesserung ihrer Lebensqualität interessiert wären. Für und über diese Leute scheint es noch weniger Informationen zu geben als zum Thema Umschulungs-Vorbeugung und Linkshändigkeit allgemein.

Mit meinen umfangreichen Erfahrungen und Begründungen für meinen nicht zu unterdrückenden Recherche- und Informationsdrang verschone ich Euch lieber mal und werfe stattdessen dann ein paar Handlungsvorschläge in die Runde.

Ich bin jedenfalls auch der felsenfesten Überzeugung, dass es allerhöchste Zeit ist für mehr öffentliches Interesse an der Thematik und alles Mögliche und Unmögliche dazu unternommen werden sollte.

Schon der selbst erlebte, von anderen gehörte und hier im Forum zu lesende Seelenschmerz über „verlorene/verpfuschte Lebenszeit“ durch das Herumplagenmüssen mit Umschulungsfolgen ist mir Grund genug, mich nun intensiv mit der Problematik auseinanderzusetzen.

Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ich nach der überraschenden und fast komplikationslosen „Turbo-Luxusvariante“ der RS (bei mir muss das Rückschaltung genannt werden, hab nix bewusst dafür getan) endlich ein normaler, vernünftiger Mensch sein würde, aus Sicht der RH-Welt. Da wusste ich allerdings noch nicht, was meine LH-Persönlichkeit als normal und vernünftig ansieht (-; ...


Also, ich hatte von verschiedenen Leuten die Ermunterung bekommen zum Schreiben - speziell meiner LH-Geschichte bzw. in etwas allgemeinerer Form. Einen ersten weiterführenden „Kontakt nach aussen“ gibt es bereits.

Jedoch bevorzuge ich eine Geschichte, die nicht als wundersamer Einzelfall abgetan wird. Es sollen sich möglichst viele Leute darin wiedererkennen

Um mit der ULH-Thematik an die bewusst und (noch) unbewusst interessierte breite Öffentlichkeit zu gelangen, eignet sich m.E. am besten ein TV-Spielfilm mit einer spannenden Handlung. Dazu ist mir auch schon was eingefallen, auf viele wichtige Aspekte eingehend. Mit einem Buch, Film (oder Theaterstück) kommt man vermutlich leichter in eine „seriöse“ Talkshow - trotzdem könnte man es auch ohne bereits versuchen. In Bezug auf eine kürzlich gelaufene J.B.Kerner-Sendung hätte man da eventuell einen Ansatzpunkt. Ich hab auch einige weitere „Zielpersonen“ aus den Medien im Sinn, denen ich Aufgeschlossenheit zutraue.

Ich weiss, dass alles sehr schwierig ist ...


Ausserdem, was würdet ihr halten von einer Kontaktplattform für LH im Netz, wo man sich nicht-öffentlich untereinander mailen oder gar Treffen vereinbaren könnte. Vielleicht würden sich dann regional mehr LH finden können ?


In meinem unmittelbaren Umfeld hab ich auch noch einige Möglichkeiten etwas „anzustossen“, da konnte ich bereits aufschlussreiche Informationen übermitteln, an andere ULH und an zuständige Stellen wie Amtsarzt, sozial-psychiatrischer Dienst ... Die kennen mich nämlich noch aus meiner Pseudo-RH-Zeit, als ich in sehr kritischem Zustand war und keiner wusste, wie mir noch zu helfen sei. Meine Neurologin/Psychiaterin dürfte auch an weiteren Berichten von mir interessiert sein, sie hat viel zu viele Patienten zu verkraften und zumindest ein weiterer sehr komplizierter ULH-Fall ist darunter ...


Hoffentlich konnte ich mich einigermassen verständlich äussern - die Schriftsprache fällt mir bei der Fülle meiner Gedanken stets sehr schwer ...

Viele Grüsse

Kat

Anna
17.05.2005, 00:10
Hallo Kat.


Ich antworte Dir hier auf Deine vorherige Post:




Hallo zusammen,
Kennt sich jemand aus mit plötzlicher, völliger Rückumstellung des Gehirns ???
Wenn es von allein alles umstellt, ohne dass man sich extra darauf konzentriert hatte, verstärkt die linke Hand zu verwenden. Wenn man "im Handumdrehen" eine komplett andere Persönlichkeit ist, die nichts mehr mit der bisherigen, "falschen" Persönlichkeit zu tun hat ...


Ja, das kenne ich. Allerdings in nicht ganz so kurzer Zeit, wie Du es hier beschreibst.


>Hab 30 Jahre als Pseudo-RH überlebt, hatte sehr viele schwere psych. und körperl. Störungen. Meine linke Körperseite war aus meinem Bewusstsein gelöscht, hab daher auch gar nix mehr bewusst mit Links getan.


Exakt so war es bei mir. Ich hatte sogar mal meinen linken Daumen verletzt und er ist seitdem nicht mehr ganz funktionstüchtig. Es war mir wurscht. Er hatte für mich keine Bedeutung.


>Durch Zufall bemerkte ich im August 2004, dass ich bei Alleingebrauch der linken Hand irgendwie im Kopf "aufwache". Meine Neurologin hat sich dann ausführlich mit mir beschäftigt und es stand zweifelsfrei fest, dass ich eigentlich LH bin.


Toll, Deine Neurologin!


>Offenbar ist durch die blosse Bewusstmachung, dass ich eine linke Körperseite habe und dadurch die linke Hand deutlicher wahrnehmen konnte, urplötzlich eine erste extreme Veränderung im Gehirn passiert - innerhalb von zwei Tagen.

>Das war wie ein heftiger Rausch und ich merkte, dass im Kopf ganz viel passiert, war den Vorgängen aber völlig ausgeliefert, konnte sie durch nichts stoppen.


Oja! Das kenne ich wiederum auch!!! Unglaublich, wie es da abgeht!!! Bei mir hielt das ganze erst einmal ¾ Jahr an. Das war unglaublich kräftezehrend! Seitdem habe ich nur noch hin und wieder so Schübe.

>Hauptergebnis war eine Vertauschung der dominanten Persönlichkeit, nebenbei passierten noch zahlreiche andere Veränderungen.


Was denn für Veränderungen? Körperliche? Hormonelle? Wie stand es mit Deinem Hormonhaushalt und hat er sich geändert?



>Hauptergebnis : Ich hab nur noch die eine, angeborene Persönlichkeit, alles was mit mir jahrzehntelang "nicht stimmte" war völlig verschwunden. Erstmals hab ich ein "ICH-Bewusstsein".


*freu!* Und was ist mit Deinem „gesunden“ Egoismus? Ist er auch miterwacht?


> Und ganz viele andere Sachen sind nun in Ordnung gekommen. Ich hab mich zuerst auch riesig gefreut, doch inzwischen geht es mir seelisch extrem schlecht.


Oja, in solch einer Krise stecke ich auch gerade.


>Abgesehen davon, dass ich das Umwandlungserlebnis noch nicht verarbeitet habe, bekomme ich immer mehr Aggressionen auf mich selbst, weil ich fast mein ganzes Leben ein anderer, sehr kaputter Mensch gewesen bin und mich völlig erfolglos angestrengt habe, mein Leben "auf die Reihe" zu kriegen.


Ich kann das sehr, sehr nachfühlen. Allerdings hatte ich offensichtlich mehr Zeit für die Rückwandlung als Du. Bei mir lief die Aufarbeitung der ganzen alten ******* parallel zur Rückschulung. Ich kann Dir nur empfehlen, Dir eine Möglichkeit zu suchen oder zu schaffen, wie Du all diese Aggressionen aufarbeiten kannst!!! Und es ist mächtig was aufzuarbeiten! Lasse Deine Aggressionen, Deine Wut und Deine Trauer hochkommen. Heule, schreie, hau’ in die Kissen hinein! Und dann verzeihe Dir, denn Du kannst nichts dafür, Du wusstest es nicht besser. Wie Du schon schriebst, Du hast überlebt, indem Du Dein Ich-Bewusstsein selber ausgeschaltet hattest. Nun lebe Dein wirkliches Ich!


>Dieser Mensch ist mir nun fremd, als hätte er nie zu mir gehört, ich verstehe auch nicht mehr, dass ich mal so gewesen sein soll. Der Gedanke, dass mir diese lange, wichtige Lebenszeit fehlt, schmerzt immer stärker.


Auch das kann ich verstehen.


>Die Leute, die mich aus der RH-Zeit kennen, können nicht nachvollziehen, dass ich nun ein anderer Mensch bin. Ich ertrage es nicht länger, auf die Vergangenheit angesprochen, dazu befragt zu werden, mich für irgendwas aus der alten Zeit rechtfertigen zu müssen.

>Wenn ich die nötigsten Finanzen hätte, würde ich mich sofort aus der Gesellschaft zurückziehen und keine Auskünfte mehr geben und nur noch die Dinge tun, die zu meinem "wahren" Leben gehören.

>Beruflich stehe ich vor einem Trümmerhaufen, jetzt ist der Künstler in mir wieder lebendig und lässt sich nicht mehr unterdrücken ...

>Ich weiss nicht, wie ich mit den absurden Tatsachen klarkommen soll, hab schon Gedanken, allem ein Ende zu machen.

>Vielleicht weiss hier jemand einen Rat aus eigener Erfahrung ?



Was ich von Dir gelesen habe kann ich sehr gut nachvollziehen, ich habe es sehr ähnlich erlebt. Die Erkenntnis meiner Pseudorechtshändigkeit und das Klarsehen, warum ich mich und mein Leben trotz permanenter Höchstleistungen niemals in den Griff bekommen konnte, meine immense und unerträgliche innere und äußere Haltlosigkeit... kam bei mir ganz plötzlich und wie ein Donnerschlag, der mich wirklich zu tiefst erschütterte! Ab da ging’s auch bei mir derart im Gehirn ab, man kann es gar nicht beschreiben. Meine Rückschulung war von da an von selber angestoßen und dauert auch noch an. Ich hatte das Glück Zeit dafür zu haben, wahrlich gute Bedingungen. Die habe ich aber auch gebraucht, sonst hätte ich diese kraftraubende Zeit nicht durchstehen können. Mir scheint, Dir fehlt noch die Trauerarbeit. Deine Wut und Dein seelisches Leid muss noch aufgearbeitet werden. Bei mir lief da wesentliches parallel. Auch ich habe mich komplett in meiner Art, auch in meinen Ansichten und Sichtweisen geändert. Das war unglaublich befreiend für mich. Bei mir hat sich radikal einfach alles geändert. Alles, was mir bisher vertraut war, der Dogmatismus den ich hatte - alles anders oder futsch. Nun hänge ich irgendwie fest, irgendwie mittendrin.


>Wenn ich die nötigsten Finanzen hätte, würde ich mich sofort aus der Gesellschaft zurückziehen und keine Auskünfte mehr geben und nur noch die Dinge tun, die zu meinem "wahren" Leben gehören.


Das habe ich getan. Ich bin in eine Gegen gezogen, die ich vorher gar nicht kannte, in der mich niemand kennt. Nun ist es Essig mit den Finanzen.


>Beruflich stehe ich vor einem Trümmerhaufen, jetzt ist der Künstler in mir wieder lebendig und lässt sich nicht mehr unterdrücken ...


Ich habe das gleiche Problem.


Ich weiß mir derzeit auch keinen Rat, möchte mich nicht mehr selbst vergewaltigen, bin nicht einmal zu Kompromissen bereit zu denen ich mich genötigt fühle. Ich sehe vor allem Schwierigkeiten darin, durchsetzen zu können, dass ich ausschließlich linkshändergerecht arbeiten kann. Aber ich kann wirklich nicht mehr zurück. Das macht mein Gehirn nicht mehr mit. Und andere verstehen mich nicht, halten mich für bekloppt. Mit Beginn meiner Rückschulung waren meine jahrelangen Depressionen plötzlich verschwunden. Nun, da ich weitgehend zurück geschult bin, geheilt und bereit mich in die Gesellschaft voll zu einzubringen, sind sie wieder da. Meine alte Versagensangst ist wieder da. Mir fehlt der Mut, mich öffentlich als LH durchzusetzen. Die Wiederstände empfinde ich als zu groß. Und so blöd es klingt, ich habe Angst, meine neue Persönlichkeit unbefangen zu leben. Sie ist mir selber noch zu fremd. Was Du schreibst klingt für mich sehr ähnlich. Ich weiß keinen Rat. Ich denke nur, es ist der Zeitpunkt gekommen, das erste Mal in meinem Leben nunmehr nach vorne zu sehen. Bisher hatte ich immer nur in meiner Vergangenheit gewühlt um aufzuarbeiten, in der Hoffnung auf Erkenntnis. Und nun, da diese Arbeit erfolgreich getan ist, stehe ich auf einmal völlig orientierungslos da und sehe nur Barrieren ob meiner LH. Ich bin in mir nun derart gesund, ich bin schon wieder nicht „normal“! Könnte es bei Dir ähnlich sein? Wer weiß in einem solchen Fall Rat?


Liebe Grüsse

Anna

Elisabeth Ertl
17.05.2005, 10:51
Hallo Kat!


Die Idee mit dem Film hatte ich auch schon. Das wäre gewiss eine sehr sehr wirksame Möglichkeit, auf das Thema aufmerksam zu machen. Wer kennt einen Regisseur, den man dafür begeistern könnte?


Elisabeth

Carmen
17.05.2005, 11:06
>Hallo Kat!

>Die Idee mit dem Film hatte ich auch schon. Das wäre gewiss eine sehr sehr wirksame Möglichkeit, auf das Thema aufmerksam zu machen. Wer kennt einen Regisseur, den man dafür begeistern könnte?

>Elisabeth


Hm, braucht es nicht erst einen Autor und ein Drehbuch und in der Folge einen Sponsor? Oder einen Producer?


Vielleicht koennte man das Projekt auch einer Filmhochschule vorschlagen? Fuer die Schueler und ihre Diplomarbeiten.


Gruss von Carmen

Administration
17.05.2005, 11:17
Hallo


Nachdem mir die Beiträge hier viele Gedanken und Anregungen vermittelt haben, möchte ich an dieser Stelle mal einige meiner Überlegungen einbringen.

Vorrangig beschäftigt habe ich mich dabei mit den ULH, die mit sich und der „Welt drumherum“ grosse Probleme haben und an der Verbesserung ihrer Lebensqualität interessiert wären. Für und über diese Leute scheint es noch weniger Informationen zu geben als zum Thema Umschulungs-Vorbeugung und Linkshändigkeit allgemein.

Mit meinen umfangreichen Erfahrungen und Begründungen für meinen nicht zu unterdrückenden Recherche- und Informationsdrang verschone ich Euch lieber mal und werfe stattdessen dann ein paar Handlungsvorschläge in die Runde.

Ich bin jedenfalls auch der felsenfesten Überzeugung, dass es allerhöchste Zeit ist für mehr öffentliches Interesse an der Thematik und alles Mögliche und Unmögliche dazu unternommen werden sollte.

Schon der selbst erlebte, von anderen gehörte und hier im Forum zu lesende Seelenschmerz über „verlorene/verpfuschte Lebenszeit“ durch das Herumplagenmüssen mit Umschulungsfolgen ist mir Grund genug, mich nun intensiv mit der Problematik auseinanderzusetzen.

Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ich nach der überraschenden und fast komplikationslosen „Turbo-Luxusvariante“ der RS (bei mir muss das Rückschaltung genannt werden, hab nix bewusst dafür getan) endlich ein normaler, vernünftiger Mensch sein würde, aus Sicht der RH-Welt. Da wusste ich allerdings noch nicht, was meine LH-Persönlichkeit als normal und vernünftig ansieht (-; ...


Also, ich hatte von verschiedenen Leuten die Ermunterung bekommen zum Schreiben - speziell meiner LH-Geschichte bzw. in etwas allgemeinerer Form. Einen ersten weiterführenden „Kontakt nach aussen“ gibt es bereits.

Jedoch bevorzuge ich eine Geschichte, die nicht als wundersamer Einzelfall abgetan wird. Es sollen sich möglichst viele Leute darin wiedererkennen

Um mit der ULH-Thematik an die bewusst und (noch) unbewusst interessierte breite Öffentlichkeit zu gelangen, eignet sich m.E. am besten ein TV-Spielfilm mit einer spannenden Handlung. Dazu ist mir auch schon was eingefallen, auf viele wichtige Aspekte eingehend. Mit einem Buch, Film (oder Theaterstück) kommt man vermutlich leichter in eine „seriöse“ Talkshow - trotzdem könnte man es auch ohne bereits versuchen. In Bezug auf eine kürzlich gelaufene J.B.Kerner-Sendung hätte man da eventuell einen Ansatzpunkt. Ich hab auch einige weitere „Zielpersonen“ aus den Medien im Sinn, denen ich Aufgeschlossenheit zutraue.

Ich weiss, dass alles sehr schwierig ist ...


Ausserdem, was würdet ihr halten von einer Kontaktplattform für LH im Netz, wo man sich nicht-öffentlich untereinander mailen oder gar Treffen vereinbaren könnte. Vielleicht würden sich dann regional mehr LH finden können ?


In meinem unmittelbaren Umfeld hab ich auch noch einige Möglichkeiten etwas „anzustossen“, da konnte ich bereits aufschlussreiche Informationen übermitteln, an andere ULH und an zuständige Stellen wie Amtsarzt, sozial-psychiatrischer Dienst ... Die kennen mich nämlich noch aus meiner Pseudo-RH-Zeit, als ich in sehr kritischem Zustand war und keiner wusste, wie mir noch zu helfen sei. Meine Neurologin/Psychiaterin dürfte auch an weiteren Berichten von mir interessiert sein, sie hat viel zu viele Patienten zu verkraften und zumindest ein weiterer sehr komplizierter ULH-Fall ist darunter ...


Hoffentlich konnte ich mich einigermassen verständlich äussern - die Schriftsprache fällt mir bei der Fülle meiner Gedanken stets sehr schwer ...

Viele Grüsse

Kat

Anna
17.05.2005, 12:58
Hallo


Vielen Herzlichen Dank für Deine Antwort, für Deine Ratschläge. Und Deinem Mutzuspruch, auch beruflich sich neu zu orientieren. So habe ich die Auflistung Deiner Berufe am Ende verstanden. Genau vor diesem Dilemma befinde ich mich. Ich habe schon 4 völlig unterschiedliche Berufe erlernt, zwei davon mit Abschluss. Ich habe neben Berufsschule und Studium zusätzlich Geld mit anderen Jobs verdient und in den Ferien immer gejobbt. Nichts von dem, was ich bisher gearbeitet habe ist mit meiner LH kompatibel. D.h., tatsächlich nur der Beruf, den ich studiert habe, weil man nur da einen eigenen Arbeitsplatz hat, den man sich linkshändergerecht einrichten kann. Da könnte ich auch wirklich gut verdienen. Allerdings ist dort höchster Leistungsdruck angesagt und dem kann und will ich mich nicht mehr aussetzen. Schon allein für Bewerbungen ist der Zug bei mir abgefahren. Mein Lebenslauf ist dafür nun viel zu chaotisch, ich könnte ihn nicht plausibel machen und zu meinem Vorteil drehen. Er ist die wahre Katastrophe. Und, ganz ehrlich, ich bekomme schon die größten Aggressionen gegen diese Arbeit, wenn ich nur ansatzweise versuche mir irgendeinen Kompromiss vorzustellen. Seltsam, versteht keiner. Nicht einmal ich. Nein, ich habe schon beinahe alles durch. Vom Chef sein zur kleinen Angestellten. Vom Verantwortung tragen bis zum pünktlich beim Dienstschluss alles fallen lassen können. Jobs, die Selbständigkeit und eigenständiges Denken erfordern und solche in dieses absolut nicht erwünscht ist, in denen man nur wie ein vollautomatisierter Roboter zu machen hat. Ach ja, ich bin auch so was ähnliches, wie Feinmechaniker. Ich bin gelernte Stahlgraveurin. Ein toller Beruf, mit dem ich mich schon gerne selbständig machen würde, aber als LH kann ich das einfach vergessen!!! Ich hatte immer eine riesen Sehnsucht, was künstlerisches zu machen. Brotlose Kunst - von mir aus. Aber das geht nicht. Dafür bin ich zu realistisch. So hänge ich derzeit fest und ärgere mich darüber! Es sind die ganz normalen Probleme, die jeder Mensch hat, die bleiben werden, weil sie das Leben ausmachen. Ob meiner alten Erfahrungen bewerte ich sie zu hoch. Wie kommt es, dass ich auf einmal so feige bin?


Mein bisheriges ausschließliches Lebensziel war, mich in den Griff zu bekommen. Der Ursache, und ich fühlte immer eine ganz tief vergrabene große Verletzung die der Grund sein musste, weshalb ich mich und mein Leben nicht in den Griff bekomme, auf den Grund zu kommen. Es ist mir gelungen und nun muss ich mich neu orientieren. Es war das Leid durch meine Umschulung. Das gleiche Leid, dass auch mein Vater und mein Opa empfanden, welches unausgesprochen blieb und meine ganze Familie vergiftete. Über meiner Familie schwebte immer eine riesige Depression, es fehlte jegliche Freude und Optimismus. Ich warf ihr Leidenssucht vor, bin aber offensichtlich selber davon betroffen - ich kenne seit über 30 Jahren ja nichts anderes. Ganz offensichtlich fällt es mir nun schwer, mich von diesem Muster zu trennen. Und das nehme ich mir übel! Vielleicht brauche ich einfach nur Zeit, um mich von den ganzen Strapazen, auch jenen der RS zu erholen, sollte mir erst mal ausschließlich Gutes tun, lernen mich zu verwöhnen, mir selber gut zu tun und Glück genießen lernen. Es ist dieses alte Muster, welches ich befürchte und an dem ich irgendwie noch fest klebe. Immer, wenn ich mit immenser Kraftanstrengung etwas geschafft habe, konnte ich diesen Stand nicht halten meine Kräfte waren dann völlig ausgezehrt und es folgte ein Zusammenbruch, der wieder komplett alles mühsam aufgebaute in sich / in mir zusammenstürzen ließ. Ich glaube ob dieser Erfahrung traue ich mir / dem / dieser neuen unbekannten Leichtigkeit einfach nur noch nicht. So was blödes, ich habe so immens viel geschafft und nun zögere ich den tatsächlichen Sprung in meine neues Leben zu gehen, ist doch bekloppt!


Es hilft mir schon sehr viel, einfach nur mal darüber geschrieben zu haben. Dein Tipp ist gut, sich die W-Fragen mal zu notieren. Bisher kreisen sie nur beständig durch meinen Kopf und so bekomme ich sie nicht zu fassen, komme zu keinen wirklichen Schlussfolgerungen.


Bin sicher, es wird schon werden. (-:

Liebe Grüße zurück!

Anna

Kat
17.05.2005, 16:14
Hallo Carmen,


der betreffende Beitrag steht unter dem Thema


Riesenproblem : Gehirn hat von sich aus komplett umgeschaltet

vom 23. April 2005 00:37:54.


Übrigens, von den Allerweltstests halte ich ebenfalls nix.

Auch z.B. Psychotherapeuten können es fertigbringen, auf eine geäusserte Vermutung der Linkshändigkeit, nach der Schreibhand zu fragen um dann vorwurfsvoll zu erklären, dass man nicht LH sein kann wenn man mit rechts schreibt und ausserdem wäre man ja sooo lange ans (Pseudo-)RH-Dasein gewöhnt, dass da sowieso nix zu verändern geht.

Hahaha, diese Unwissenheit der vermeintlichen Fachleute liess mich weitere wertvolle Jahre verlieren und ich schämte mich, überhaupt so eine blöde Frage gestellt zu haben ...


Und zu meinem "Filmplan" : Die Geschichte fürs Buch und/oder Drehbuch hab ich ganz grob schon im Kopf, erster Kontakt im Theaterbereich ist da, nach geeigneten Produzenten muss ich auch Ausschau halten, hab einen bereits im Visier ... und mir fallen fürs Ganze noch zahlreiche "Kandidaten" ein, an die ich mich heranwagen würde ... alles der Reihe nach, aber ich bleibe garantiert an dem "Projekt" dran - egal, ob mich jemand für verrückt erklären möchte ...

Es würde mich irrsinnig viel Kraft kosten, mich zu bremsen (beherrschen) und an vermeintlich normale Sachen zu denken. Die Zeiten in denen der perfekte Kampf gegen mich selbst (mein eigentliches LH-Wesen) scheinbar erfolgreich funktionierte sind glücklicherweise vorbei.


Liebe Grüsse

Kat

Kat
17.05.2005, 17:58
Hallo

Herzlichen Dank für Deine Erläuterungen und Anregungen sowie den Literaturtip.

Ähnliche Fragen hab ich mir seit der "Rückschaltung" immer wieder gestellt und war mit meiner Antwort nie zufrieden. Mittlerweile akzeptiere ich, dass ich doch mehr die unüblichen Fähigkeiten habe und mich darum kümmern sollte anstatt mich weiterhin dagegen zu wehren. Die allgemeine Erwartungshaltung der Aussenwelt ist zwar noch die Gleiche aber ich müsste wieder über meine Kräfte gehen, um etwas mir Fremdes zu tun. Ausdauernd konnte ich mich nie zu irgendwas zwingen und heutzutage streikt mein Gehirn sobald ich das versuche und mir wird unglaublich übel. Der Trimm auf unbedingte Anpassung und Verleugnung des eigenen Wollens hat mein Pseudo-RH-Dasein geprägt, es ist nicht einfach, mich von dem anerzogenen Gedanken zu befreien, ich müsse jederzeit alles tun was von mir verlangt wird.

Ja, es ist ein Neubeginn - nur irgendwie eine absurde Sache, weil man eben nicht so alt ist wie zum Ende der Schulzeit (-;

Das Schöne ist wirklich die Erkenntnis, dass mein Gehirn mir stets meinen Weg weist, ich muss nur noch folgen. So, nur so, bin ich überhaupt wieder zu meiner Linkshändigkeit gekommen. Und nur so fühle ich mich wirklich wohl und bin im Rahmen meiner Möglichkeiten leistungsfähig. Nur so merke ich, dass ich am Leben bin ...


Viele Grüsse

Kat

Kat
17.05.2005, 18:24
Hallo Anna


Hab mich sehr gefreut, dass Du Dich zu meinem "alten" Beitrag noch gemeldet hast, erkenne mich in Deinen Zeilen fast genauestens wieder. Inzwischen hab ich mich schon wieder rasend schnell weiterentwickelt, normal (im allgemein üblichen gesellschaftlichen Verständnis) werde ich aber bestimmt nicht mehr (-:


Bin jetzt etwas unter Zeitdruck geraten, morgen reise ich für zwei Tage an die Ostsee. Spätestens am Wochenende schreibe ich Dir noch mehr, eventuell schaffe ich es heute Abend aber noch.


Ich hab kein Problem mit dem Ausleben meiner Linkshändigkeit von nun an in der Gesellschaft, ich kann gar nicht mehr anders sein, wundere mich oft über mein neues Verhalten, es passiert einfach "automatisch", da merke ich immer erst hinterher, dass es nicht mehr wie früher ist.

Ich nehme mittlerweile alles mit Humor und bin froh, dass ich noch lebe.

Also, demnächst schreibe ich noch was, auch zur erneuten Depressivität ...


Liebe Grüsse

Kat

Anna
17.05.2005, 19:01
Hallo Kat


>Hallo Anna

>Hab mich sehr gefreut, dass Du Dich zu meinem "alten" Beitrag noch gemeldet hast, erkenne mich in Deinen Zeilen fast genauestens wieder. Inzwischen hab ich mich schon wieder rasend schnell weiterentwickelt, normal (im allgemein üblichen gesellschaftlichen Verständnis) werde ich aber bestimmt nicht mehr (-:


Nee, ich auch nicht!


>Bin jetzt etwas unter Zeitdruck geraten, morgen reise ich für zwei Tage an die Ostsee. Spätestens am Wochenende schreibe ich Dir noch mehr, eventuell schaffe ich es heute Abend aber noch.

>Ich hab kein Problem mit dem Ausleben meiner Linkshändigkeit von nun an in der Gesellschaft, ich kann gar nicht mehr anders sein, wundere mich oft über mein neues Verhalten, es passiert einfach "automatisch", da merke ich immer erst hinterher, dass es nicht mehr wie früher ist.


Oh, das freut mich sehr, das von Dir zu lesen! Ich denke bei mir ja auch, ich stehe unmittelbar vor meinem tatsächlichen Durchbruch und das war mir nicht geheuer! Nun bin ich schon ein gutes Stück in diese Richtung weiter gekommen. Der Optimismus und das gute innere Gefühl, welches ich mit dem Klick der "Erkenntnis" erlangt habe, sind wieder voll da (Nein, beides hatte mich seither auch nicht vollständig verlassen. Diese vorrüber gehende Depression kann man nun überhaupt nicht mehr mit denen meiner ULH-Zeit vergleichen!!!). So ähnlich äußerte sich bei mir jedes Mal ein enormer neuer Rückschulungsschub! (((-: Da kommt man manchmal gar nicht so recht mit, man stellt dann bloß fest. Und die Umgebung kommt schon überhaupt nicht mehr mit, hihi! Besonders von RH höre ich immer wieder: "Aber früher hast Du doch....", "Aber früher warst Du doch immer der Meinung..." Mann, mit dem verkrampften, depressiven, ernsten, überpinkeligen und überängstlichen, aber dennoch vor Härte strotzenden Geschöpf von früher habe ich überhaupt nichts mehr gemein! Mein Mann hat nach zwölf Jahren eine völlig neue Frau! Der war überhaupt noch nie so stolz auf mich, wie jetzt!


>Ich nehme mittlerweile alles mit Humor und bin froh, dass ich noch lebe.

>Also, demnächst schreibe ich noch was, auch zur erneuten Depressivität ...



Bin schon gespannt und freue mich darauf! ((-:

Ne schöne Zeit an der Ostsee, wenn wir uns vorher nicht mehr kontakten. Du hast was zu feiern und zu genießen!!! Und ich auch! (((-:


Anna

Lotteflue
17.05.2005, 19:23
Hallo


>Übrigens, von den Allerweltstests halte ich ebenfalls nix.

>Auch z.B. Psychotherapeuten können es fertigbringen, auf eine geäusserte Vermutung der Linkshändigkeit, nach der Schreibhand zu fragen um dann vorwurfsvoll zu erklären, dass man nicht LH sein kann wenn man mit rechts schreibt und ausserdem wäre man ja sooo lange ans (Pseudo-)RH-Dasein gewöhnt, dass da sowieso nix zu verändern geht.

>Hahaha, diese Unwissenheit der vermeintlichen Fachleute liess mich weitere wertvolle Jahre verlieren und ich schämte mich, überhaupt so eine blöde Frage gestellt zu haben ...


Wenn ich dran denke wenn ich auf die Schuluntersuchungsärztin gehört hätte, weil ich der Meinung wäre, sie müsse es ja wissen nach vielen vielen Jahren der Schulfähigkeitserklärung vieler vieler Kinder, wäre meine Tochter bewusst umgeschult worden ........


Sie meinte doch glatt, sie wäre Rechtshänderin.


Bei so einer von aussen-Beurteilung nur ja immer weitere Meinungen einholen, glaubt bitte nicht alles was die Leute sagen, auch wenn es Ärzte, Professoren oder sonst was sind. Das heisst noch lange nicht, dass sie alles wissen und sich in der einem betreffenden Materie auskennen.




Grüsse

Lotteflue

Carmen
18.05.2005, 09:43
>Das Schöne ist wirklich die Erkenntnis, dass mein Gehirn mir stets meinen Weg weist, ich muss nur noch folgen. So, nur so, bin ich überhaupt wieder zu meiner Linkshändigkeit gekommen. Und nur so fühle ich mich wirklich wohl und bin im Rahmen meiner Möglichkeiten leistungsfähig. Nur so merke ich, dass ich am Leben bin ...




Hallo Kat,


Du bist ein Musterbeispiel an "Selbst"erfahrung - wie oft haben wir selbst die Schere im Kopf und bremsen uns selbst...ich kann das nicht, ich darf das nicht, ich schaff das nicht...


Bravo und weiter so!


Liebe Gruesse

Carmen