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Vollständige Version anzeigen : Linkshaender und Erwerbstaetigkeit


Carmen
16.05.2005, 15:51
Ich nehme Deine Einwuerfe immer dankend auf, Elisabeth.


Im Moment versuche ich herauszufinden, in wieweit Haendigkeit und Beruf/erwerbstaetige Beschaeftigung mit einander in Beziehung stehen.


Es gibt sicherlich eine grosse Menge an Berufen und taetigkeiten, in denen die Haendigkeit ueebrhaupt keine Rolle spielt. ZB Computerarbeitsplaetze, Telefon (Call center), Autosverkaufen etc.


Dann gibt es Berufe, bei denen die Haendigkeit von bedeutung ist: bei der Bedienung bestimmter Maschinen. Mein Zahnarzt ist Linkshaender und ein Vermoegen ausgegeben, um einen spiegelgekehrten Arbeitsplatz in seiner Praxis einzurichten.


In bezug auf die moderne Industrie bin ich mir nicht ganz sicher, denn das wird zu zunehmend vollautomatisiert und da gibt's bald ueberhaupt gar keine Menschen mehr.


Anders im Handwerk.


Zustellungen und sehr viele Serviceberufe allerdings sind wieder vollkommen unabhaengig von der Haendigkeit.


Richtig der Einwand mit dem Geiger. Letztes Jahr war unter den Volutaeren, die zur Eroeffnungsfeier ins Olympia Stadium einmarschierten eine Frau, die die Trommel mit links schlug, das sah schon komisch aus und stoerte das harmonische Gesamtbild. Allerdings koennten Orchester etc. durchaus Linkshaender-Bloecke einrichten und dann sieht das alles wieder balancierter aus.


Man muesste mal in-depth untersuchen, wo Haendigkeit welche Bedeutung hat. An meinem Arbeitsplatz hat sich jedenfalls null geaendert, als ich die Maus von rechts nach links verschob. Ich glaub, ausser der Kollegin, die manchmal an die Archive auf dieser Festplatte muss, hat es auch ueberhaupt niemand gemerkt.


Gruss, Carmen -> Heute hypermuede, weil sie enorm viel mit der rechten Hand schreiben musste heute, Gehirnchaos hoch drei.

monika-gast
16.05.2005, 22:29
> Im Moment versuche ich herauszufinden, in wieweit Haendigkeit und Beruf/erwerbstaetige Beschaeftigung mit einander in Beziehung stehen.

> Es gibt sicherlich eine grosse Menge an Berufen und taetigkeiten, in denen die Haendigkeit ueebrhaupt keine Rolle spielt. ZB Computerarbeitsplaetze, Telefon (Call center), Autosverkaufen etc.


Glücklich, wer seinen eigenen Arbeitsplatz hat und ihn sich einrichten kann. Ich bin LH und Arzthelferin. In unserer Praxis arbeiten zwei Ärzte und drei weitere Arzthelferinnen, alle RH. Daher ist die komplette Praxis für RH optimiert eingerichtet. Ich bekomme laufend die totale Kriese!!! Bei der Patientenanmeldung geht es schon los. Wir haben ein uraltes Computerprogramm für die Erfassung und Bearbeitung von Daten. Es funktioniert ohne Maus, also mit Cursortasten und sehr, sehr viel mit der Entertaste. Und wo befinden sich die? Richtig, rechts neben der Tastatur. Mit links müsste ich mich da schon immer total abkrampfen! Das Lesegerät für die Kassenkarte der Patienten ist rechts in den Tastaturblock einzuführen, der Drucker befindet sich rechts neben dem Computer, ebenso sämtliche Rezept,- Krankschreibungs-...Vordrucke. Das Telefon hat den Hörer links, damit man mit rechts die Telefonnummern tippen, sowie sämtliche Funktionstasten drücken kann, usw. und so fort. Es endet damit, dass ich mich mit links beim Spritzegeben immer verrenken muss, weil ich ja den meisten Patienten die Spritze in ihren linken Arm geben muss, dieser für mich dann aber immer falsch herum sitzt.



> Zustellungen und sehr viele Serviceberufe allerdings sind wieder vollkommen unabhaengig von der Haendigkeit.


Nicht so z.B. der eines Kellners oder einer Serviererin in Nobelhotels. Habe mal als solche in einem 5-Sterne Hotel gearbeitet. Ich wurde angehalten, es genauso zu machen, wie alle anderen. Mann, habe ich viele Teller... zerdeppert!



Monika

Carmen
17.05.2005, 10:32
Danke, Monika, fuer die Hinweise!


Spontan wollte ich sagen: die Tastatur mit der Entertaste rechts, sowie der Ziffernblock erchts stoeren mich nur wenig. Ich denke, der liebe Gott hat uns zwei Haende gegeben, damit wir sie auch benutzen (-:


Ich telefoniere auch mit links, weil mein linkes Ohr besser hoert. Hab schon immer mit links geaehlt, den Hoerer in der linken Hand haltend und daran hat sich nichts veraendert - die Frage ist, was sein wird, wenn ich irgendwann mit links schreiben kann. Dann krieg ich nen Knoten in den Armen - aber es gibt auch viele RH, die mit rechts telefonieren.


Mir faellt insgesamt ein leichter Absolutismus auf, als wollten ploetzlich alle Rueckschueler alles nur noch mit links machen. Und zwar *alles*. Ich bin ja grad erst am Anfang, aber ich weiss nicht, ob das wirklich noetig ist? Man kann doch auch ein paar Kompromisse eingehen?


ich meien dabei nicht den gebrauch von Maschinen oder der Maus etc, aber insgesamt kann man doch flexibel sein, oder? Oder ist das wieder typisch ULH...?


Liebe Gruesse von Carmen


PS Linkshaender sind auf der RH-Tastatur in einem Punkt im Vorteil: Vom ERNSTL sind 82% mit der linken Hand zu tippen (-:

Elisabeth Ertl
17.05.2005, 11:08
Ja, also jeder Mensch kann bis zu einem gewissen Maß kompensieren. Wir haben alle 2 Hände, und wir müssen keineswegs alles fanatisch mit links machen. Es führt kein Weg darum herum, immer wieder vorurteilsfrei hinzuspüren!

Es geht nur darum, sich bewusst zu machen, wo überall wir uns anpassen, während die Rechtshänder es nicht tun müssen. Die nicht dominante Hand ist langsamer, und es kann sich in manchen Situationen halt zusammenleppern und zu weniger Leistung führen, was dann manchen ungerechterweise vorgeworfen wird. Andererseits stellt sich die Frage, wie weit die linke Hand bei Rechtshändern nicht viel mehr vertrottelt, als das sein müsste. Die leben dann auch einen Teil von sich gar nicht aus. Daher macht es schon Sinn, über händigkeitsneutralere Umgebungen nachzudenken. Außerdem: Das ist ja das schlagendste Argument gegen die Linkshänder - Bewegung: dass sich die Linkshänder ja eh immer angepasst haben, und es daher gar kein Problem gibt. So wird weiterhin alles für Rechtshänder gebaut und die kleinen Kinder werden von Anfang an verunsichert. Wir haben schon Anspruch auf eine Umgebung, in der wir uns von innen heraus für den Handgebrauch entscheiden können, und sei es für den der nicht dominanten Hand. Es soll keinen Zwang dazu geben.


Liebe Grüße

Elisabeth

Anna
17.05.2005, 13:00
>Mir faellt insgesamt ein leichter Absolutismus auf, als wollten ploetzlich alle Rueckschueler alles nur noch mit links machen. Und zwar *alles*. Ich bin ja grad erst am Anfang, aber ich weiss nicht, ob das wirklich noetig ist? Man kann doch auch ein paar Kompromisse eingehen?


Hallo Carmen.


Also ich finde es wirklich höchst schwierig, seinen durch die US unterdrückten Impuls, intuitiv mit Links zu greifen, zu bedienen... wiederbeleben zu lassen, wenn nahezu alles mit Rechts zu gebrauchen ist. Für mich beinhaltet eine RS nicht allein den Handgebrauch beim Schreiben, sondern müssen bei allen Tätigkeiten Hände und Denken am besten optimal zusammen arbeiten. Es geht mir dabei also nicht um den zukünftigen alleinigen Gebrauch der linken Hand, sondern um die klare Aufgabenverteilung, welche Hand übernimmt welche Aufgabe. Und da sollte die linke Hand immer die anspruchsvollere übernehmen. Sei es bei denkenden Handlungen, wie das Schreiben, das Zählen, Zurechtfeilen (bei einer LH-Feile muss der Hieb anders sein!) ... oder bei Automatismen, wie z.B. das Öffnen einer Dose mit dem Dosenöffner (muss dann ein LH-Dosenöffner sein).


Gruss

Anna

Anna
17.05.2005, 13:13
>>Mir faellt insgesamt ein leichter Absolutismus auf, als wollten ploetzlich alle Rueckschueler alles nur noch mit links machen. Und zwar *alles*. Ich bin ja grad erst am Anfang, aber ich weiss nicht, ob das wirklich noetig ist? Man kann doch auch ein paar Kompromisse eingehen?


>Hallo Carmen.

>Also ich finde es wirklich höchst schwierig, seinen durch die US unterdrückten Impuls, intuitiv mit Links zu greifen, zu bedienen... wiederbeleben zu lassen, wenn nahezu alles mit Rechts zu gebrauchen ist. Für mich beinhaltet eine RS nicht allein den Handgebrauch beim Schreiben, sondern müssen bei allen Tätigkeiten Hände und Denken am besten optimal zusammen arbeiten. Es geht mir dabei also nicht um den zukünftigen alleinigen Gebrauch der linken Hand, sondern um die klare Aufgabenverteilung, welche Hand übernimmt welche Aufgabe. Und da sollte die linke Hand immer die anspruchsvollere übernehmen. Sei es bei denkenden Handlungen, wie das Schreiben, das Zählen, Zurechtfeilen (bei einer LH-Feile muss der Hieb anders sein!) ... oder bei Automatismen, wie z.B. das Öffnen einer Dose mit dem Dosenöffner (muss dann ein LH-Dosenöffner sein).

>Gruss

>Anna


P.S.: Es sind sicherlich die gleichen Gründe, weswegen sich so viele LH selber umschulen. Und bisher haben LH doch überhaupt nicht die Chance, ihr Gehirn optimal zu nutzen, bzw. sich ungehindert ob ihrer Begabungen zu entfalten! Nein, ich bin für den Gebrauch des ganzen Gehirns, also beider Gehirnhälften. Und die werden ganz klar durch den Gebrauch der jeweiligen Hand angesprochen und gefördert. So, wie eine Gehirnhälfte führend ist, ist auch die dazugehörige Hand die eigentliche Führungshand. Und wenn man das nicht beachtet, kommt man sich selber permanent in die Quere, behindert sich in seiner Geschicklichkeit, Leistungsstärke, -Geschwindigkeit und Intelligenz. Der ULH macht es sich ständig unnötig schwer.


Anna