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Vollständige Version anzeigen : Die Zeit ist reif


Carmen
14.05.2005, 10:09
Hab heute morgen Frau Sattlers Buch zuende gelesen, am Ende zitiert sie aus den Lehrplaenen der Laender.


Was mich daran am meisten stoert ist, dass der Lehrkoerper sozusagen zur Entscheidungsinstanz erhoben wird: nur eindeutige Linkshaender sollen links schreiben, den anderen wird Rechtshaendigkeit antrainiert.


Mich macht das wuetend.


Ich wiederhole die Frage (die natuerlich hier niemand beantworten kann), weshalb ein Haendigkeitstest nicht in die Schulreife-Untersuchung einbezogen wird???? Der Lehrer ist doch erst am Ende der Kette und mehr oder weniger "ausfuehrendes Organ". Weder kann er rueckschulen, noch sollte er ueberhaupt eine Entscheidung treffen sollen.


Ich habe auch schon ein paar Mal die Frage nach einer Lobby eingeworfen. In den Falldarstellungen Frau Sattlers gibt es zB ein Maedchen, dass 1991 getestet wurde, also sind wissenschaftliche Erkenntnisse ueber die dramatischen Folgen der Umschulung seit mindestens 15 Jahren verbrieft.


Mir will partout nicht in den Schaedel, weshalb man nichts in den Massenmedien hoert. Um es ganz scharf zu formulieren: Linkshaender, die nicht umgeschult wurden, sind inzwischen weitestgehend gesellschaftlich anerkannt und haben eine Existenzerlaubnis. Im Falle von Sportlern wird betont "der linkshaendige Tennisspieler schlug XY mit 1:2". Es gibt ueberall und allen Sprachen Listen "beruehmter Linkshaender". Fein. Sie sind so eine Art Freaks, die Listen wirken auf mich (und wirkten auch vorher schon auf mich) wie ein:


"Du bist behindert geboren, aber brauchst Dich nicht zu sehr zu schaemen". Ehrlich jetzt. So ungefaehr, wie Schaeuble den Rollstuhl politikfaehig gemacht hat.


Mich nervt das. Ich bin doch nicht behindert geboren, ich wurde allerdings verkrueppelt.


Okok, vielleicht bin ich ungerecht, weil ich ja auch erst neu in die "Szene" eintrete und naturgemaess nicht weiss, was alles schon angestrengt wurde etc.


Aber warum machen denn die Groessen der "Bewegung" nicht mehr Rabatz? Warum entfacht man nicht eine "laute" Aktion, die Aufmerksamkeit schafft und zumindest eine breite Diskussion in der Bevoelkerung anregt?


Es gibt doch tatsaechlich genuegend Argumente, eine Umschulung zu verhindern, medizinisch, psychologisch, volkswirtschaftlich. Und wieviele Talente gehen in der Kreativitaet verloren, weil sie nicht malen koennen, nicht schreiben koennen, nicht Musik spielen koennen. Usw. Wieviele Handwerker koennten noch viel besser sein, wenn sie mit der richtigen Hand arbeiten koennten!


Die Gesellschaft hat ein tiefes Interesse daran, jedes Talent hoechstmoeglichst zu foerdern, nur dann kriegt die Gesellschaft auch den bestmoeglichen Output. Wenn man (mindestens) 30% der Gesellschaft verkrueppelt und ihre Potentiale nicht nur ungenutzt laesst, sondern umkehrt zu Problemfaellen werden laesst, dann ist das schlichtweg *dumm* und entgegen aller kapitalistischen, sozialistischen und wie auch immer gepraegten Philosophie.


Es gibt ja wohl keine vollstellbare Gesellschaftsform, die sagt: "Ja hurra, wir schmeissen nicht nur 30% unseres Potentials auf den Muell, nein wir freuen uns, daraus ein Problem zu machen".


Sorry, wenn mein Posting aggressiv klingt. Ich hab ja selbst nicht gewusst, was Umschulung alles anrichtet. Aber das ist der Punkt: wieso wusste jemand wie ich, die sich als offen und breit interessiert versteht, nichts ueber so etwas dramatisches wie die Umschulung? Ich habe 2 Kinder grossgezogen, wieso war es dem Zufall ueberlassen, ob ich ueber so etwas grundlegend Wichtiges und in seinen Folgen so Dramatisches etwas erfahre?


Ich will niemandem einen Vorwurf machen, aber ich finde, es sollte keinen Tag laenger gewartet werden, eine breitgefaecherte oeffentliche Diskussion anzuzetteln. Wir haben das Internet, es ist ueberhaupt nicht schwer und auch nicht teuer, aufzufallen. Wir haben eine Ueberfuelle von Massenmedien, die haenderingend nach Themen suchen. Wir haben eine breite Landschaft von Stars und Sternchen, die auffallen wollen. Wir haben wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse und anerkannte Spezialisten.


Worauf warten wir?


Carmen

Elisabeth Ertl
14.05.2005, 14:13
>Ich wiederhole die Frage (die natuerlich hier niemand beantworten kann), weshalb ein Haendigkeitstest nicht in die Schulreife-Untersuchung einbezogen wird???? Der Lehrer ist doch erst am Ende der Kette und mehr oder weniger "ausfuehrendes Organ". Weder kann er rueckschulen, noch sollte er ueberhaupt eine Entscheidung treffen sollen.


In Wien gibt es bereits ein staatliches Pilotprojekt an Volksschulen, an denen die Schuleinschreiber eingehend getestet wurden. Fazit: 9 % der Kinder schrieben dann mit der linken Hand (normalerweise sind es 8 %); 6 weitere % wurden als eindeutige Linkshänder diagnostiziert, die Eltern haben aber ein Schreiben mit der linken Hand vehement verhindert, bei weiteren 7 % war die Händigkeit nicht klar.


>Ich habe auch schon ein paar Mal die Frage nach einer Lobby eingeworfen. In den Falldarstellungen Frau Sattlers gibt es zB ein Maedchen, dass 1991 getestet wurde, also sind wissenschaftliche Erkenntnisse ueber die dramatischen Folgen der Umschulung seit mindestens 15 Jahren verbrieft.


Die Konsequenz wäre: alle Arbeitsplätze mit händigkeitsgerechten Arbeitsgeräten ausstatten. Z.B. müsste jeder Konzertsaal mit einem Linkshänderflügel ausgestattet werden, was Geza Loso anstrebt. Das wäre immens teuer. Daher gibt es mächtige Gegenkräfte.





>Aber warum machen denn die Groessen der "Bewegung" nicht mehr Rabatz? Warum entfacht man nicht eine "laute" Aktion, die Aufmerksamkeit schafft und zumindest eine breite Diskussion in der Bevoelkerung anregt?


Ich habe ein ganzes Jahr damit verbracht, von früh bis spät, die Sache bekannt zu machen. Die Menschen, die das Thema lächerlich finden, sind noch immer in der erdrückenden Überzahl, zumindest hier in Österreich. Die Zeit ist leider noch nicht reif!



Und wieviele Talente gehen in der Kreativitaet verloren, weil sie nicht malen koennen, nicht schreiben koennen, nicht Musik spielen koennen.


Mit so vielen Talenten kann die Gesellschaft aber dann gar nichts anfangen. Es gilt als günstig, ihre Zahl gering zu halten!


Usw. Wieviele Handwerker koennten noch viel besser sein, wenn sie mit der richtigen Hand arbeiten koennten!


Ja, aber die Handwerksberufe sterben sowieso immer mehr aus.


Wir haben eine Ueberfuelle von Massenmedien, die haenderingend nach Themen suchen.


Das habe ich auch gedacht, aber nach diesem Thema suchen sie eben nicht.


Wir haben eine breite Landschaft von Stars und Sternchen, die auffallen wollen. Wir haben wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse und anerkannte Spezialisten.

>Worauf warten wir?


Versuchs doch! Sorry, dass ich so bremse. Es ist eben meine ganz konkrete Erfahrung, dass man für diese Sache Geduld und einen sehr sehr langen Atem braucht!


Elisabeth

Carmen
14.05.2005, 16:01
Hallo Elisabeth,


ich bin nicht leicht zu bremsen (-: Und ausserdem von Beruf Marketing- und Werbefachfrau, ich werde im Sommerurlaub mal ueber einen Vorschlag meditieren.


Ich glaube nicht, dass ein Jahr ausreicht, etwas zu bewegen, fuer sowas braucht man viel Zeit. Aber alles ist erreichbar. Die chinesischen Maedels werden auch nicht mehr fussverkrueppelt, weil irgendwer mal angefangen hat. Und ueberhaupt, mir fallen viele Sachen ein, wo es zwar ein langer und steiniger Weg war, sich aber letztendlich doch was veraendert hat, teilweise gravierend. KInderarbeit wurde abgeschafft, Frauen koennen waehlen, alleine leben und sogar abtreiben, alles ohne maennliche Erlaubnis. Maedchen koennen Abi machen und Radfahrer Kilometerpauschale abrechnen. Das Deutsche Volk wurde zum Oeko-Vorbild in der ganzen Welt und die gemeine Plastiktuete hat es schwer.


Ich wuerde gern mehr darueber erfahren, was Du in dem Jahr alles gemacht hast, wo die Schwierigkeiten lagen und so weiter und so fort.


Aber eines ist klar: einer allein bewegt schon mal ueberhaupt nichts. Aber wenn mehrere mitmachen, dann kann sich das ganze wie ein Schneeball entwickeln, der den Hang runterkullert und groesser und groesser wird.


Lieben Gruss von Carmen


PS Deine Gegenargumente schau ich mir genau an. Es muesste alle Instrumente/Werkzeuge auch in spiegelverkehrt geben? Erinnert mich an das Ende meiner Schulzeit, als Maedchen in Maennerberufen unvorstellbar waren... und nicht tragbar fuer Kleinbetriebe, weil die ja eine zweite Toilette haetten einbauen muessen...


Pah. Und 25 Jahre spaeter klingt das doch wirklich lachhaft


Ausserdem: in weltweiter Wirtschaftsflaute wuerde ein neuer Markt entstehen... alles in spiegelverkehrt anzubieten fuer die Linkshaender, oh da lacht das Werber- und das Marketingherz! *Das* ist uebrigens DIE Idee, wie man sogar die Wirtschaft und Industrie mit in eine Kampgane einbeziehen koennte (-:

Robert
14.05.2005, 16:58
>Hab heute morgen Frau Sattlers Buch zuende gelesen, am Ende zitiert sie aus den Lehrplaenen der Laender.

>Was mich daran am meisten stoert ist, dass der Lehrkoerper sozusagen zur Entscheidungsinstanz erhoben wird: nur eindeutige Linkshaender sollen links schreiben, den anderen wird Rechtshaendigkeit antrainiert.

>Mich macht das wuetend.

>Ich wiederhole die Frage (die natuerlich hier niemand beantworten kann), weshalb ein Haendigkeitstest nicht in die Schulreife-Untersuchung einbezogen wird???? Der Lehrer ist doch erst am Ende der Kette und mehr oder weniger "ausfuehrendes Organ". Weder kann er rueckschulen, noch sollte er ueberhaupt eine Entscheidung treffen sollen.

>Ich habe auch schon ein paar Mal die Frage nach einer Lobby eingeworfen. In den Falldarstellungen Frau Sattlers gibt es zB ein Maedchen, dass 1991 getestet wurde, also sind wissenschaftliche Erkenntnisse ueber die dramatischen Folgen der Umschulung seit mindestens 15 Jahren verbrieft.

>Mir will partout nicht in den Schaedel, weshalb man nichts in den Massenmedien hoert. Um es ganz scharf zu formulieren: Linkshaender, die nicht umgeschult wurden, sind inzwischen weitestgehend gesellschaftlich anerkannt und haben eine Existenzerlaubnis. Im Falle von Sportlern wird betont "der linkshaendige Tennisspieler schlug XY mit 1:2". Es gibt ueberall und allen Sprachen Listen "beruehmter Linkshaender". Fein. Sie sind so eine Art Freaks, die Listen wirken auf mich (und wirkten auch vorher schon auf mich) wie ein:

>"Du bist behindert geboren, aber brauchst Dich nicht zu sehr zu schaemen". Ehrlich jetzt. So ungefaehr, wie Schaeuble den Rollstuhl politikfaehig gemacht hat.

>Mich nervt das. Ich bin doch nicht behindert geboren, ich wurde allerdings verkrueppelt.

>Okok, vielleicht bin ich ungerecht, weil ich ja auch erst neu in die "Szene" eintrete und naturgemaess nicht weiss, was alles schon angestrengt wurde etc.

>Aber warum machen denn die Groessen der "Bewegung" nicht mehr Rabatz? Warum entfacht man nicht eine "laute" Aktion, die Aufmerksamkeit schafft und zumindest eine breite Diskussion in der Bevoelkerung anregt?

>Es gibt doch tatsaechlich genuegend Argumente, eine Umschulung zu verhindern, medizinisch, psychologisch, volkswirtschaftlich. Und wieviele Talente gehen in der Kreativitaet verloren, weil sie nicht malen koennen, nicht schreiben koennen, nicht Musik spielen koennen. Usw. Wieviele Handwerker koennten noch viel besser sein, wenn sie mit der richtigen Hand arbeiten koennten!

>Die Gesellschaft hat ein tiefes Interesse daran, jedes Talent hoechstmoeglichst zu foerdern, nur dann kriegt die Gesellschaft auch den bestmoeglichen Output. Wenn man (mindestens) 30% der Gesellschaft verkrueppelt und ihre Potentiale nicht nur ungenutzt laesst, sondern umkehrt zu Problemfaellen werden laesst, dann ist das schlichtweg *dumm* und entgegen aller kapitalistischen, sozialistischen und wie auch immer gepraegten Philosophie.

>Es gibt ja wohl keine vollstellbare Gesellschaftsform, die sagt: "Ja hurra, wir schmeissen nicht nur 30% unseres Potentials auf den Muell, nein wir freuen uns, daraus ein Problem zu machen".

>Sorry, wenn mein Posting aggressiv klingt. Ich hab ja selbst nicht gewusst, was Umschulung alles anrichtet. Aber das ist der Punkt: wieso wusste jemand wie ich, die sich als offen und breit interessiert versteht, nichts ueber so etwas dramatisches wie die Umschulung? Ich habe 2 Kinder grossgezogen, wieso war es dem Zufall ueberlassen, ob ich ueber so etwas grundlegend Wichtiges und in seinen Folgen so Dramatisches etwas erfahre?

>Ich will niemandem einen Vorwurf machen, aber ich finde, es sollte keinen Tag laenger gewartet werden, eine breitgefaecherte oeffentliche Diskussion anzuzetteln. Wir haben das Internet, es ist ueberhaupt nicht schwer und auch nicht teuer, aufzufallen. Wir haben eine Ueberfuelle von Massenmedien, die haenderingend nach Themen suchen. Wir haben eine breite Landschaft von Stars und Sternchen, die auffallen wollen. Wir haben wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse und anerkannte Spezialisten.

>Worauf warten wir?

>Carmen


Hallo Carmen.


Toll, wie Du Dich neben Deinem Beruf zusätzlich noch derart aktiv in einem Forum (oder zwei?) einbringen kannst. Mir fällt vor allem auf, oder vermute daher und weil Du so schön flüssig schreibst, daß Dein Sprachzentrum nicht so extrem von den Umschulungsfolgen betroffen ist. Jedenfalls nicht so wie bei mir. Ich konnte mich vor meiner RS eigentlich gar nicht ausdrücken. Weder verbal, noch schriftlich. Die reine Katastrophe war das - wirklich. Das hat mich extrem isoliert. Nun hat sich durch die RS schon wesentliches verbessert. Dennoch bereitet es mir immer noch viel Mühe. So ein Öffentlichkeitsjob wäre deßhalb überhaupt nichts für mich. Ich hätte beständig Angst mich zu blamieren. Es sind nicht nur die Wörter, die mir manchmal fehlen, es liegt auch daran, daß ich Wörter als Klang abspeichere, mir die meisten Fehler unterlaufen indem ich ähnlich klingende Wörter miteinander verwechsel. Das führte schon zu gehörigen Lacherfolgen, nicht aber zu denen, daß ich ernst genommen werde. Zum anderen haben LH meiner Meinung nach einfach einen anderen Argumentationsstil. Er ist viel emotionaler. Und es herrscht leider immer noch die verbreitete Meinung, man könne nicht argumentieren, sobald man emotional wird. Außerdem haben LH eine andere Weltsicht... sind nur ein paar Beispiele. Es ist also toll, wenn Du meinst in Diskussionen mithalten zu können. Ich denke die meisten LH und ULH haben da Komplexe.

Das andere ist, mancherorts ist zwar schon durchgesickert, daß man nicht umschulen sollte, viele gehorchen auch schön, aber verstehen diejenigen eigentlich den genauen Grund? Forschung hin oder her, solange es nicht genügend missglückte um- und erfolgreich rückgeschulte LH gibt, läßt sich schwer was beweisen. Alleine dadurch, daß sich immer mehr zurück schulen, wird schon enorm was bewegt. Man wird immer öffter hören, der oder die hat sich zurück geschult, wirst sehen. Ich zumindest halte da kein Blatt vor dem Mund, egal, wie blöd man mir dann kommt. Davon gehört haben müssen die Leute! Es ist halt eine leise Revolution von unten an der ich mitwirke, ist aber nicht aufzuhalten denke ich. Da spreche ich sicher für viele. Nur zum Publikmachen kehre ich hier mein Innerstes öffentlich nach außen.


Und meiner Meinung nach wird es ebenso allerhöchste Zeit, öffentlich zu machen, daß RS alles andere als ein Honigschlecken ist! Damit diejenigen die sich zurückschulen auch mehr Unterstützung, Hilfe und Verständnis bekommen!!! Schließlich tun wir was für die Gesellschaft, nicht nur für uns!


Robert

Robert
14.05.2005, 17:12
>Die Konsequenz wäre: alle Arbeitsplätze mit händigkeitsgerechten Arbeitsgeräten ausstatten. Z.B. müsste jeder Konzertsaal mit einem Linkshänderflügel ausgestattet werden, was Geza Loso anstrebt. Das wäre immens teuer. Daher gibt es mächtige Gegenkräfte.


>Und wieviele Talente gehen in der Kreativitaet verloren, weil sie nicht malen koennen, nicht schreiben koennen, nicht Musik spielen koennen.


>Mit so vielen Talenten kann die Gesellschaft aber dann gar nichts anfangen. Es gilt als günstig, ihre Zahl gering zu halten!


Eben.


>Usw. Wieviele Handwerker koennten noch viel besser sein, wenn sie mit der richtigen Hand arbeiten koennten!


>Ja, aber die Handwerksberufe sterben sowieso immer mehr aus.


Tja...da sagst Du was! Wenn das nicht deprimiert und ULH davon abhält sich zurück zu schulen, bzw. Eltern weiterin froh sind, wenn ihre Kinder von selber mit rechts aggieren. Es hat schon einen tieferen Sinn, daß so lange umgeschult wurde. Nämlich den, daß die besonderen LH-Fähigkeiten nach wie vor als weniger wert gelten. Funktion geht immer noch über die Form. Alles was schön ist, ist in Zeiten der Not unnützer Luxus. Dabei benötigen gerade in Zeiten der Not Menschen auch etwas für ihre Seele und Psyche!


Robert

Elisabeth Ertl
14.05.2005, 20:09
Mein Beitrag war keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung. Ich denke, wir müssen vorläufig damit leben, dass uns die Gesellschaft nicht den Rücken stärkt, wir müssen das ganz alleine tun. Diese Erkenntnis aber kann uns verbinden! Über diese Erkenntnis können wir auch einander stärken. Denn solange die Bewussten eine Minderheit sind, werden Medien kein Interesse an ihnen entwickeln, denn das bringt keine Quoten.

Robert
14.05.2005, 20:18
>Mein Beitrag war keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung. Ich denke, wir müssen vorläufig damit leben, dass uns die Gesellschaft nicht den Rücken stärkt, wir müssen das ganz alleine tun. Diese Erkenntnis aber kann uns verbinden! Über diese Erkenntnis können wir auch einander stärken. Denn solange die Bewussten eine Minderheit sind, werden Medien kein Interesse an ihnen entwickeln, denn das bringt keine Quoten.


Hallo Elisabeth


So habe ich ihn auch verstanden. Und ich bin der gleichen Meinung wie Du. Leider ist das alles noch so und wird sich für uns nicht so schnell ändern.

Wir sind eben Vorreiter. Diese Erkenntnis kann vielleicht dem einen oder der anderen wenigstens dabei helfen, weiter stolz auf sich selber zu sein.


Gruß

Robert

Elisabeth Ertl
14.05.2005, 20:38
Hallo Carmen!


Ja, irgendwann wird es so weit sein, das glaub ich auch! Aber ich schätze einmal nicht vor 20 Jahren.




>Ich wuerde gern mehr darueber erfahren, was Du in dem Jahr alles gemacht hast, wo die Schwierigkeiten lagen und so weiter und so fort.


Ich habe einen Linkshänder Jour fixe für engagierte Linkshänder eingerichtet. Dort haben die Mitglieder aber stark fluktuiert: entweder stecken die Leute im Berufsstress und kämpfen ums Überleben am Arbeitsplatz, oder sie wollen endlich ihre Pension genießen, oder die Familie lässt keinen Freiraum. So bin ich letzten Endes ziemlich allein übriggeblieben. Solche Erfahrungen machen derzeit aber alle Initiatoren idealistischer Projekte, das ist nichts Spezielles bei Linkshändern. Diesbezüglich ist die Zeit nicht günstig. Überall wird Flexibilität verlangt, und da gibt es dann eben nirgends mehr Kontinuität.

Ich habe werbemäßig mit einem Laden zusammengearbeitet, der eine Linkshänder - Abteilung einrichten wollte. Aufgrund der Wirtschaftsflaute hat der aber dann Mitarbeiter entlassen, und die eine sehr engagierte Verkäuferin wurde so mit überlebenswichtigeren Aufgaben überlastet, dass sie nicht mehr dazu kam, die Linkshänder - Produkte in Evidenz zu halten.

Ich habe Vorträge in Volkshochschulen gehalten. Dort sind wenige Leute gekommen, die aber sehr beeindruckt unf begeistert waren. Wenn die aber dann in ihr Lebensumfeld zurückgekommen sind, wurden sie von allen anderen wieder so demotiviert, dass sie mir viele resignierte Briefe geschrieben haben. Allerdings: Tröpfchenweise ging es schon weiter, dort und da kommt dann einmal wieder eine interessierte Person zu mir und fragt nach dem nächsten Vortrag.

Es gibt in Österreich eine Person, die das Thema in der Öffentlichkeit mit einem solchen Fanatismus vertreten hat, dass sie es damit für viele Menschen lächerlich gemacht hat, und man jetzt wieder von vorn anfangen muss.

Speziell in Österreich wird man nur ernst genommen, wenn man möglchst 2 oder 3 akademische Grade und noch ein paar Zusatzausbildungen hat. Ansonsten kann man in der Öffentlichkeit sagen, was man will, wenn einer mit mehr Titeln dann was anderes sagt, hat der dann recht. Und Sattler wird leider von den Universitäten hier nicht ernst genommen.

Ich habe einen linkshändigen Produktgraphiker dazu angeregt, Linkshänder - Design zu machen: nicht nur Linkshänderprodukte, die unbedingt notwendig sind, sondern auch z.B. Kugelschreiben zusätzlich mit verkehrter Aufschrift, einfach um auf das thema aufmerksam zu machen. Der war aber nicht umgeschult und hat das alles nicht so wichtig gefunden.

Ich weiß nicht, ob man in der derzeitigen Situation die Wirtschaft überhaupt mit irgendwas ankurbeln kann, aber vielleicht gelingt es Dir, da mit Linkshänder - Produkten einen neuen Impuls zu geben. schön wärs!




>Aber eines ist klar: einer allein bewegt schon mal ueberhaupt nichts. Aber wenn mehrere mitmachen, dann kann sich das ganze wie ein Schneeball entwickeln, der den Hang runterkullert und groesser und groesser wird.

>Lieben Gruss von Carmen

>PS Deine Gegenargumente schau ich mir genau an. Es muesste alle Instrumente/Werkzeuge auch in spiegelverkehrt geben?


Alle natürlich nicht, und manche kann man auch so bauen, dass sie für beide passen. Z.B. könnte man den Feststellknopf bei Bohrmaschine, Schwingschleifer und Co. endlich einmal an eine Stelle geben, wo der Linkshänder nicht automatisch hingreift, sondern so, dass beide gleich weit haben.


Erinnert mich an das Ende meiner Schulzeit, als Maedchen in Maennerberufen unvorstellbar waren... und nicht tragbar fuer Kleinbetriebe, weil die ja eine zweite Toilette haetten einbauen muessen...

>Pah. Und 25 Jahre spaeter klingt das doch wirklich lachhaft


Damals war halt wirtschaftlich eine andere Situation - alles schien möglich. Damals hätte man die Chance haben sollen. Jetzt ist so etwas wesentlich mühsamer, wenn auch nicht unmöglich.

Elisabeth Ertl
14.05.2005, 20:40
>Hallo Elisabeth

>So habe ich ihn auch verstanden. Und ich bin der gleichen Meinung wie Du. Leider ist das alles noch so und wird sich für uns nicht so schnell ändern.

>Wir sind eben Vorreiter. Diese Erkenntnis kann vielleicht dem einen oder der anderen wenigstens dabei helfen, weiter stolz auf sich selber zu sein.

>Gruß

>Robert


Genau so ist es !

Schöne Grüße

Elisabeth

Carmen
15.05.2005, 09:37
>>Mein Beitrag war keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung. Ich denke, wir müssen vorläufig damit leben, dass uns die Gesellschaft nicht den Rücken stärkt, wir müssen das ganz alleine tun. Diese Erkenntnis aber kann uns verbinden! Über diese Erkenntnis können wir auch einander stärken. Denn solange die Bewussten eine Minderheit sind, werden Medien kein Interesse an ihnen entwickeln, denn das bringt keine Quoten.

>Hallo Elisabeth

>So habe ich ihn auch verstanden. Und ich bin der gleichen Meinung wie Du. Leider ist das alles noch so und wird sich für uns nicht so schnell ändern.

>Wir sind eben Vorreiter. Diese Erkenntnis kann vielleicht dem einen oder der anderen wenigstens dabei helfen, weiter stolz auf sich selber zu sein.

>Gruß

>Robert


Guten Morgen ihr zwei (-:


Elisatbeth: sehr beeindruckend, Du hast ja wirklich viel Energie in die Sache gesteckt. Dass Titel in Oesterreich wichtig sind, hatte ich auch schon mal gehoert. Wieso wird Frau Sattler nicht ernst genommen? Das Internet gibt leider ueberhaupt nicht viel her - ich glaub, ich hab noch nie fuer ein Thema recherchiert, das so wenig im Internet dokumentiert ist. Erstaunlich.


Robert: ja, "drueber reden" ist sehr wichtig.


Bin ja auch in einer Laufgruppe aktiv und gestern war hinterher Party. Man fand mich "schon den ganzen Abend ungewoehnlich still", fand ich zwar nicht, aber das gab mir Anlass, die RS und die damit verbundene Muedigkeit zu thematisieren.


Wieder dasselbe Ergebnis wie kuerzlich schon mal: viele Leute haben kein Verstaendnis, dass die US ein Prob bedeuten koennte und noch weniger, dass die RS problematisch sei. Und dann: wenn es problematisch ist, weshalb tust Du Dir das an?


Da man keine langen Vortraege halten kann, hab ich den Ausruf einer Frau aufgegriffen, die da sagte, dass sie mit ihrer linken Hand komplett unfaehig sei, auch nur die kleinste Hand-Lung auszufuehren...:


Ich sagte, nun stell Dir vor, Du lebtest in einer Linkshaenderwelt und musst absolut alles spiegelverkehrt machen. Dein armes Hirn, muss pausenlos spiegelverkehrt denken, um es "richtig" zu machen, meinst Du nicht, dass das auf Dauer zu Hirnueberlastung fuehrt und Dich psychisch schaedigt? Sie war sich nicht sicher, ob das zu psych. probs fuehrt, aber dauernd alles spiegelerkehrt machen zu muessen fand sie erschreckend. Und als ich sagte: meinst Du nicht, das es dann erleichternd waere, wenn Du irgendwann einfach auf die rechte Hand gehst und alles so rum machen kannst, wie es Dir natuerlich erscheint, ohne pausenlos Dein Hirn im Dauerstress zu halten und pausenlos "umdenken" zu muessen? Ja, das konnte sie sich vorstellen.


Aber warum ich dann angestrengter und mueder als vor der RS sei? Ich sagte ihr, dass die US auf die "falsche Seite" genau diese Effekte hervorgerufen hat und jetzt muss ich einfach noch mal dadurch, damit das Hirn die automatisierte Routine "abstellt". Ich sagte ihr, dass das Hirn ueber die letzten 40 Jahre derart dran gewoehnt war, pausenlos auf "Achtung spiegelverkehrt denken und handeln" umzuschalten, dass jetzt zunaechst nach diesem ersten Impuls ein zweiter kommt: "Kommando zurueck! Richtig denken!" Und dass das natuerlich jetzt erstmal doppelte Arbeit fuer's Hirn sei, was ermuedend ist und in der Folge auch Konzentrationsschwierigkeiten, Schwindel usw. auftreten koennen. Aber dass das nach einer Phase vorbei sei, naemlich dann, wenn die RS geglueckt ist. Und dass ich dann umso fitter sein werde, weil das Gehirn ueberhaupt gar nicht mehr "umdenken" muss. Aber solange ich einiges mit links und einiges mit rechts mache, die Verwirrung im Hirn natuerlich oberkomplett ist (-:


Das hat sie auf diese reduzierte Art verstehen koennen und fand es dramatisch, dass Linkshaender dann ueberhaupt umgeschult werden. Gut.


Aber sie war - und das war mir schon mehrmals passiert - erstaunt, dass Linkshaender zu Rechtshaendern gemacht wuerden, sie haette noch nie was davon gehoert. Ob das nun Ignoranz ist, weiss ich nicht. Vom Thema scheint nur der was zu wissen, der einen Bekannten hat, dem dass passiert ist und der das thematisiert.


Sie meinte, sie kenne eine Reihe Linkshaender, die Linkshaender sind, von umgeschulten haette sie noch nie gehoert. Ich sagte, dass manche Wissenschaftler davon ausgehen,d ass die Haelfte der Menschheit als Linkshaender auf die Welt kommen, aber nur 10 oder 15% auch entsprechend gefoerdert werden uns als Linkshaender leben koennen. Ich fragte: sind 50% Deiner Bekannten und Freunde Linkshaender? Nein! Siehst Du...wusstest Du von mir, dass ich Linkshaender bin? Nein! Siehst Du...es gibt viele Linkshaender, die das selbst nicht wissen, bei mir ist es erst vor ein paar Jahren zufaellig erkannt worden.


Das hat sie wirklich erschuettert. Wie kann das passieren???? Aus Versehen...nimm den Loeffel in die richtige Hand, gib das gute Haendchen usw. Da wurde sie ploetzlich ganz still und wollte offenbar nicht weiter sprechen, sie hat 4 Kinder grossgezogen.


Ich hab's dann dabei belassen. Ich hatte den Eidruck, ihr sind vielleicht Erinnerungen hochgekommen und warte jetzt einfach ab, ob sie mich noch mal anspricht.


Fazit: Ja, wir muessen ganz klein und ganz unten anfangen, aber es scheint vor allem auf das "wie" anzukommen. Man muss den Menschen offenbar erstmal sagen, 'warum" die US ein Prob ist und einen Weg finden, die Sache so zu erklaeren, dass sie sie auch verstehen. Erklaer mal, jemandem, der nie eine gegessen hat, wie eine Tomate schmeckt.


Ich werde mich so viel wie moeglich damit beschaeftigen und moechte wirklich irgendwann nach dem Sommer mit einem Vorschlag kommen. Ich bin schon der Meinung, dass man oeffentlicher werden kann. Muss nur erstmal rausfinden wie und wie nicht. Im Marketing heisst das, muss erstmal lernen, wie die Zielgruppe denkt - ich zumindest weiss nicht, wie ein Rechtshaender denkt (-: Also kann ich ihn auch nicht erreichen (-: Und dann muss man ueberlegen (aber das kenne ich ja von mir), wie ein ULH denkt, der die RS (noch) nicht als Alternative ansieht.


Liebe Gruesse von Carmen

Dr. Noll
15.05.2005, 14:08
>>Speziell in Österreich wird man nur ernst genommen, wenn man möglchst 2 oder 3 akademische Grade und noch ein paar Zusatzausbildungen hat. Ansonsten kann man in der Öffentlichkeit sagen, was man will, wenn einer mit mehr Titeln dann was anderes sagt, hat der dann recht. Und Sattler wird leider von den Universitäten hier nicht ernst genommen.


Wieso eigentlich ?

Wenn es um Titel geht, Frau Sattler ist immerhin promoviert, also Dr. Sattler, mit einer sehr prägnanten Dissertationsarbeit (dargestellt in ihrem Buch "Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen).

Was muß man in Österreich mehr haben ?


Dr. Noll

Elisabeth Ertl
15.05.2005, 22:33
Warum Dr. Sattler an den Universitäten nicht bekannt ist, weiß ich nicht genau. Vielleicht, weil sie selber an keiner Uni arbeitet. Vielleicht hat es auch mit Dr. Andreas Rett von der Universitätsklinik zu tun, der sich in Wien mit dem Thema beschäftigt hat, aber zu teilweise anderen Ergebnissen kam.


Schöne Grüße

Elisabeth Ertl

Elisabeth Ertl
15.05.2005, 23:02
Hallo Carmen!


Ich habe in Wien schon etliche Vorträge gehalten und daher etwas Erfahrung: Das Ansprechen der Rechtshänder ist meiner Erfahrung nach gar nicht so schwer. Man muss einfach sachlich bleiben, so wie du das getan hast. Man darf nicht den Eindruck von Dilettantismus oder Fanatismus erwecken. Dann sind sie relativ schnell zu interessieren. Eine Rechtshänderin, mit der ich länger gesprochen habe, hat mir gesagt: Du redest viel zu viel. 2 Sachen hätten genügt: a) In der Steinzeit gab es 50% Linkshänder b) Deine persönliche Erfahrung mit dem Klavier (Ich hatte Probleme mit dem linken Pedal, von dem ich nicht mehr weg kam, und mit der rechten Hand, die schneller als bei den Rechtshändern ihre Leistungsgrenze erreichte, was eine Musikerkarriere verhinderte)

ULH sind oft wesentlich ablehnender. Mit denen muss man auch vorsichtig sein. Man kann viel Schaden anrichten, wenn man Menschen auf Probleme aufmerksam macht, die sie noch verdrängen. Das Verdrängen ist ein wichtiger Schutz, wenn man durch den gewaltsam durchgeht, schadet man den Betroffenen mehr, als man ihnen nützt. Nur die, bei denen das Thema, wie man so schön sagt, gerade "ansteht", werden sich angesprochen fühlen. Das wissen wir von uns selber.

Die nicht umgeschulten Linkshänder fänden es oft ehrenrührig, mit der Rechtshänderzivilisation nicht zurechtzukommen.

Das größte Problem ist aber, überhaupt in die Medien zu kommen!


Elisabeth

Carmen
16.05.2005, 09:00
Moin moin Elisabeth,


>ULH sind oft wesentlich ablehnender. Mit denen muss man auch vorsichtig sein. Man kann viel Schaden anrichten, wenn man Menschen auf Probleme aufmerksam macht, die sie noch verdrängen. Das Verdrängen ist ein wichtiger Schutz, wenn man durch den gewaltsam durchgeht, schadet man den Betroffenen mehr, als man ihnen nützt. Nur die, bei denen das Thema, wie man so schön sagt, gerade "ansteht", werden sich angesprochen fühlen. Das wissen wir von uns selber.

>Die nicht umgeschulten Linkshänder fänden es oft ehrenrührig, mit der Rechtshänderzivilisation nicht zurechtzukommen.


Ja, ich hatte viele linkshaendige Freunde, die immer nur geflucht haben, und das ganze Leben kompliziert fanden.


Ich bin beinahe versucht, uns einen Vorteil zu unterstellen, denn wir koennen ja auch alles mit der rechten Hand (-: Notfalls (-:


Jednefalls werde ich mir eine Linkshaenderkamera zulegen, da ich auf dem rechten Auge nicht sehe, war die normalkamera eh immer aetzend fuer mich. Wusste gar nicht, dass es auch eine spiegelverkehrte Version gibt!


Die ULH, die von ihrer Linkshaendigkeit wissen, sind in der Tat nicht die angenehmsten Diskussionspartner, keiner kommt mir aggressiver und ablehnender daher als die. Nicht alle, aber viele. Sie haben wohl zu sehr verinnerlicht, dass man die linke Hand einfach nicht benutzen "darf" und reagieren deshalb so extrem.




>Das größte Problem ist aber, überhaupt in die Medien zu kommen!


Richtig. Bisher ist mir auch noch nichts vernuenftiges eingefallen, ich hoffe auf den Somemrurlaub (-:


Eine andere "Gefahr" hattest Du angedeutet: im extremen Erfolgsfalle wuerde es zwei Realitaeten geben, die jeweils gleichberechtigt spiegelverkehrt sind. Was durchaus zu Ausgrenzung fuehren kann - Linkshaender gegen Rechtshaender. Ich seh schon Stellenanzeigen "Rechtshaender oder ULH bevorzugt". Oder andersherum, Position nur fuer Linkshaender geeignet (Maschinen). Oder strikte Trennung im Sport, Linkshaender-Handball-Bundesliga etc. Auch darueber muss man nachdenken.


Schoene Woche,

Carmen

Elisabeth Ertl
16.05.2005, 10:00
Ja, fluchende Linkshänder kenne ich auch, und eben auch solche, die stolz sind, mit der Rechtshänderzivilisation zurecht zu kommen. Der Graphiker war so einer.

Der Gefahr der Ausgrenzung im Berufsleben müsste natürlich früher oder später mit Gesetzen begegnet werden: dass nämlich Arbeitgeber beiderlei Geräte verfügbar halten müssen. Nur leider lassen sich solche Gesetze heute auf nationaler Ebene nicht mehr durchsetzen, weil die Arbeitgeber dann abwandern. So wird es so schnell nicht einmal zu dieser Apartheid kommen, die du beschreibst. Ausgrenzung gibt es andererseits jetzt auch schon. Es ist bekannt, dass die nicht dominante Hand auch nach noch so langem Training immer 10% langsamer bleibt als die dominante. Deshalb nimmt eine deutsche Zahntechnikerschule grundsätzlich keine Linkshänder mehr auf, weil in diesem Beruf unter Zeitdruck gearbeitet werden muss, und Linkshänder auf den Rechtshändergeräten da nicht mithalten können. Ein linkshändiger Geiger hat auf einem seitenverkehrten Instrument gelernt, sich einem Orchester - Probespiel hinter dem Vorhang gestellt und es gewonnen. Nachdem der Vorhang aufgegangen war, wurde ihm die Stelle aber versagt: er passt nicht ins Orchesterbild.

In Skandinavien sind sie allerdings schon weiter!

Es hat einmal Versuche gegeben, auf die erhöhte Unfallgefahr von Linkshändern aufmerksam zu machen, die durch die Rechtshändergeräte entsteht. Die ersten, die das aufgegriffen haben, waren die Unfallversicherungen. Sie kamen gleich auf die Idee, Linkshändern höhere Prämien abzuknöpfen. Da sind die Initiatoren dieser Geschichte schnell wieder still gewesen. Man muss enorm aufpassen, dass man sich keine Eigentore schießt.

Du siehst, es geht nur langsam, langsam von unten. Je mehr Individuen es werden, die in diese Richtung denken, umso mehr Bedeutung wird die Sache bekommen. Auf einen Schlag über Medien oder Politik lässt sich sicher nichts machen! Vielleicht ist das auch besser so. Linkshänder sind keine Lobbyisten, sondern Individualisten, und wenn wir einmal was zu sagen haben, dann wird das dem Einzelnen helfen, und es wird über niemand drüber gefahren. Das ist das Schöne daran.

Liebe Grüße

Elisabeth

Chrissi
16.05.2005, 19:55
>Moin moin Elisabeth,

>>ULH sind oft wesentlich ablehnender. Mit denen muss man auch vorsichtig sein. Man kann viel Schaden anrichten, wenn man Menschen auf Probleme aufmerksam macht, die sie noch verdrängen. Das Verdrängen ist ein wichtiger Schutz, wenn man durch den gewaltsam durchgeht, schadet man den Betroffenen mehr, als man ihnen nützt. Nur die, bei denen das Thema, wie man so schön sagt, gerade "ansteht", werden sich angesprochen fühlen. Das wissen wir von uns selber.

>>Die nicht umgeschulten Linkshänder fänden es oft ehrenrührig, mit der Rechtshänderzivilisation nicht zurechtzukommen.

>Ja, ich hatte viele linkshaendige Freunde, die immer nur geflucht haben, und das ganze Leben kompliziert fanden.

>Ich bin beinahe versucht, uns einen Vorteil zu unterstellen, denn wir koennen ja auch alles mit der rechten Hand (-: Notfalls (-:

>Jednefalls werde ich mir eine Linkshaenderkamera zulegen, da ich auf dem rechten Auge nicht sehe, war die normalkamera eh immer aetzend fuer mich. Wusste gar nicht, dass es auch eine spiegelverkehrte Version gibt!

>Die ULH, die von ihrer Linkshaendigkeit wissen, sind in der Tat nicht die angenehmsten Diskussionspartner, keiner kommt mir aggressiver und ablehnender daher als die. Nicht alle, aber viele. Sie haben wohl zu sehr verinnerlicht, dass man die linke Hand einfach nicht benutzen "darf" und reagieren deshalb so extrem.

>

>>Das größte Problem ist aber, überhaupt in die Medien zu kommen!

>Richtig. Bisher ist mir auch noch nichts vernuenftiges eingefallen, ich hoffe auf den Somemrurlaub (-:

>Eine andere "Gefahr" hattest Du angedeutet: im extremen Erfolgsfalle wuerde es zwei Realitaeten geben, die jeweils gleichberechtigt spiegelverkehrt sind. Was durchaus zu Ausgrenzung fuehren kann - Linkshaender gegen Rechtshaender. Ich seh schon Stellenanzeigen "Rechtshaender oder ULH bevorzugt". Oder andersherum, Position nur fuer Linkshaender geeignet (Maschinen). Oder strikte Trennung im Sport, Linkshaender-Handball-Bundesliga etc. Auch darueber muss man nachdenken.

>Schoene Woche,

>Carmen




Ich möchte mir auch eine Linkshändercamera kaufen. Hast Du Dir schon eine ausgesucht? Bitte teile mir doch mit wo Du sie bekommst und wie teuer sie ist..

Chrissi