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Vollständige Version anzeigen : Computermaus und Schreiben rechts


Klaus
29.10.2004, 20:23
Hallo, ich bin 39 Jahre und ein umgeschulter Linkshänder. Seit ca. 15 Jahren plage ich mich mit Konzentrations-, Gedächtnisstörungen und Erschöpfungszuständen herum. Ursache bisher, trotz intensiver Suche, Uni-Kliniken, Fachärzten etc etc unbekannt. Dass von mir als Computer-Fachmann hohe Konzentration abverlangt wird, macht die Angelegenheit nicht einfacher. Nun verspüre ich nach Lektüre des Buches von Frau Dr. Sattler vorsichtigen Optimismus, dass die Ursachen in der ULH liegen könnte. Ich werde mich voraussichtlich rückschulen. Auf die Gefahr hin, dass ich die x.-Person in diesem Forum bin ,die folgende Fragen stellt: Wer ist / war in einer ähnlichen beruflichen Situation (Betätigen der Computermaus mit rechts (ca. 7h am Tag) und Schreiben (handschriftlich, wenig) mit rechts, der Rest wird mit Links gemacht)? Haben sich durch die Rückschulung die Symptome, im bes. oben genannte gebessert? Ich würde mich über Eure Resonanz sehr freuen. Gruß Klaus

Chrissi
30.10.2004, 00:04
Hallo, ich bin 39 Jahre und ein umgeschulter Linkshänder. Seit ca. 15 Jahren plage ich mich mit Konzentrations-, Gedächtnisstörungen und Erschöpfungszuständen herum. Ursache bisher, trotz intensiver Suche, Uni-Kliniken, Fachärzten etc etc unbekannt. Dass von mir als Computer-Fachmann hohe Konzentration abverlangt wird, macht die Angelegenheit nicht einfacher. Nun verspüre ich nach Lektüre des Buches von Frau Dr. Sattler vorsichtigen Optimismus, dass die Ursachen in der ULH liegen könnte. Ich werde mich voraussichtlich rückschulen. Auf die Gefahr hin, dass ich die x.-Person in diesem Forum bin ,die folgende Fragen stellt: Wer ist / war in einer ähnlichen beruflichen Situation (Betätigen der Computermaus mit rechts (ca. 7h am Tag) und Schreiben (handschriftlich, wenig) mit rechts, der Rest wird mit Links gemacht)? Haben sich durch die Rückschulung die Symptome, im bes. oben genannte gebessert? Ich würde mich über Eure Resonanz sehr freuen. Gruß Klaus


Ich möchte Dir Mut machen. Ein Bekannter von mir war in der gleichen Situation, bzw. ähnlich und in Deinem Alter, er schult auch zurück und ist sehr zufrieden nun geworden.Chrissi

Katja Allani
30.10.2004, 15:00
Hallo Klaus,

ich vermute, dass du intuitiv die Ursache deiner Schwierigkeiten aufgespürt hast. Deshalb denke ich, auch wenn ich dir keine persönlichen Erfahrungen mitteilen kann, dass dein "vorsichtiger Optimismus" berechtigt ist. Sicherlich werden langfristige Veränderungen auch ihre Zeit brauchen, aber achte genau auf dich, dann spürst du auch die kurzfristigen kleineren.


Viele Grüße


Katja

Andreas IRS, ELK
31.10.2004, 15:43
Hallo Klaus,


ich vermute mal, dass wir sehr ähnliche Laufbahnen hinter (und vor?) uns haben.

Bei mir sind es 42 Jahre als ULH. Über die beruflichen Details können wir uns gerne ausserhalb des Forums austauschen (schreibe an rueckumgeschult at gmx-de).

Ich habe vor wenigen Monaten recht spontan die Rückumschulung begonnen und schreibe nun nur noch links. Leider sind die oftmals beschriebenen Glücksgefühle und Euphorie bei mir ausgeblieben. Überhaupt hat sich wenig verändert.

Kurzzeitig hatte ich den Eindruck, mein Kurzzeitgedächtnis sei noch schlechter geworden. Aber auch diesen Punkt konnte ich bereits hinter mir lassen. Meine Handschrift ist links nicht besser als rechts, aber da habe ich Hoffnung, dass es besser wird. Nach 35 Jahren Training mit der falschen Hand gegenüber 3 Monaten mit der linken sollte auf Dauer noch was zu verbessern sein.

Insgesamt war es für mich der richtige Schritt, allerdings wäre ich vorsichtig mit überzogenen Erwartungen.


Gruss

Andreas

Andreas IRS, ELK
31.10.2004, 15:48
Kurzer Nachtrag:


Zur Zeit verdrehe ich öfter Buchstaben bei eintippen von Text per Tastatur.

Soweit ich das erkenne, passiert es immer dann, wenn hintereinander Zeichen von der linken und rechten Hand folgen sollen. Dann ist die eine Hand zu schnell gegenüber der anderen.

Hat das schon mal jemand an sich beobachtet?


Gruss

Andreas

Q. - Gast
31.10.2004, 21:19
Hallo Andreas,


es tut richtig gut, deinen Beitrag zu lesen!

Nachdem hier oft davon zu lesen ist, wie toll plötzlich und schlagartig mit der RS alles ist (es sei jeder und jedem, die / der es so erlebt, von Herzen gegönnt!!!), ist es wohltuend, auch mal zu hören, dass sich nicht schlagartig alles zum Besseren wendet.


>Leider sind die oftmals beschriebenen Glücksgefühle und Euphorie bei mir ausgeblieben. Überhaupt hat sich wenig verändert.


Bislang habe ich auch noch keine Idee, was "Glücksgefühle" im Rahmen der RS bedeuten. Aber es ist, wie es ist. Und bei mir hat sich auch noch nicht viel geändert. Außer vielleicht, dass es mir seit Beginn der RS psychisch deutlich schlechter geht als vorher.


>Meine Handschrift ist links nicht besser als rechts, aber da habe ich Hoffnung, dass es besser wird. Nach 35 Jahren Training mit der falschen Hand gegenüber 3 Monaten mit der linken sollte auf Dauer noch was zu verbessern sein.


Hm, kenn ich auch. Allerdings war meine rechte Handschrift auch nicht wirklich schlecht, scheine feinmotorisch eher geschickt zu sein...


>allerdings wäre ich vorsichtig mit überzogenen Erwartungen.



Wie gesagt, danke für deinen nüchternen Beitrag; bei allen "Erfolgsmeldungen" der anderen (wie gesagt, ich gönne es jeder und jedem), fühle ich mich manchmal ganz schlecht.


Grüße

Q.

Petra-Gast
01.11.2004, 09:31
Ich kann auch nicht wirklich von Glücksgefühlen berichten. Vielleicht liegt es daran, daß ich gut und schnell mit der rechten Hand schrieb. Trotzdem bin ich froh, die Rückschulung angegangen zu sein. Die Tätigkeit mit der linken Hand passt eben besser zu mir.

Viele Grüße

Petra

Andrea
01.11.2004, 13:54
Hallo Andreas,


es ist schon so, dass die Auswirkungen der Rückschulung so individuell unterschiedlich sind wie die Auswirkungen der Umschulung, also kann man kaum von einem Erfolgsbericht einen Maßstab für alle ableiten. Auf der Grundlage meiner eigenen Erfahrung denke ich aber schon, dass die Rückschulung ein Prozess ist, der über einen langen Zeitraum verläuft und nicht schon abgeschlossen ist, wenn man einigermaßen links schreiben kann. Ich bin jetzt etwa eineinhalb Jahre dabei und bemerke immer noch Veränderungen auf verschiedenen Ebenen, allerdings nicht unbedingt spektakuläre Sachen, sondern kleine Verschiebungen, Aha-Erlebnisse, neue Sichtweisen usw.


Nach 3 Monaten hätte ich vielleicht auch ein weniger positives Urteil über die ganze Angelegenheit gefällt, da war ich ständig müde, hatte massive Stimmungsschwankungen, schrieb wie eine 8-jährige und mein Mann meinte, ich werde immer zickiger.


Außerdem meine ich, dass man diesen Prozess zwar nicht direkt steuern (was die Ergebnisse angeht), aber am Leben erhalten und weiterbringen kann, indem man sich damit auseinandersetzt, sich selbst auch beobachtet, alte Urteile in Frage stellt, neue Dinge ausprobiert, alte Dinge, die früher nicht geklappt haben, nochmal versucht usw. Ich habe z. B. letztes Jahr ein ganze Zeit lang Tagebuch geschrieben, das half mir sehr, die Veränderungen auch wahrzunehmen. Ich hatte darin eine Liste von Dingen, die ich ausprobieren wollte und vielles habe ich so nach und nach im letzten Jahr gemacht, von banalen bis zu komplizierten. Man mag dadurch eine Weile ein bisschen mehr auf sich selbst konzentriert sein, aber ich finde, es lohnt sich.


Von daher meine ich, dass Du noch ein bisschen Geduld haben solltest und - ohne Dich zu überanstrengen - an der Umorganisierung Deines Gehirns auch aktiv mitmachen könntest, wenn Du verstehst, was ich meine.


Viel Erfolg jedenfalls und alles Gute

Andrea

D. - Gast
01.11.2004, 14:20
Hallo Q. und Andreas


>Leider sind die oftmals beschriebenen Glücksgefühle und Euphorie bei mir ausgeblieben. Überhaupt hat sich wenig verändert.


Als Pseudorechtshänder stand ich nicht nur immer unter enormen Anpassungsdruck, sondern mindestens ebenso unter extremen Erfolgsdruck. Ich wollte der Umgebung und noch mehr mir selber beweisen, dass ich nicht so dumm und ungeschickt bin, wie es für die anderen offensichtlich immer den Anschein hatte. Ich glaube, so geht es den meisten Pseudorechtshändern und ULH. Nichts, aber auch gar nichts, wollte mir früher als fast komplett ULH leicht von der Hand gehen, also kniete ich mich immer so dermaßen in alles hinein, nicht um alle zu überflügeln, sondern in der Hoffnung, das Routine mein Handeln irgendwann mal leichter machen würde. Es wollte sich aber nicht einstellen. Ich kannte wohl eine Art Euphorie, wenn es wieder einmal darum ging etwas völlig Neues zu lernen. Genau genommen was es dann aber nichts anderes, als die große Hoffnung mit dem Erlernen des Neuen nun die Sache vielleicht doch mal richtig angehen zu können. Ich kannte keine Glücksgefühle, keine Lust, hatte vor allem so überhaupt gar keine Geduld. Wie steht’s denn eigentlich mit eurer Geduld? Könnte es sein, ihr packt die Rückschulung ähnlich an, wie ihr vorher auch immer alles angepackt habt? Mit Hauruck und alter leidiger Selbstdisziplin? Tatsächlich scheint es ULH zu geben, die erstaunlich schnell ihre Schreibhand rückschulen konnten/können. Nur, wie viele Tätigkeiten waren bei denen vorher nicht umgeschult (z.B. Malen/Zeichnen...wodurch die Koordination ihrer linken Hand sicher schon ganz wesentlich trainiert ist)? Man sollte sich von solchen Berichten nicht allzu sehr beeindrucken lassen, sondern wirklich seinen individuell eigenen Weg finden. Das heißt für mich vor allem, Geduld mit sich selber lernen, die eigenen Individualität zu akzeptieren, sich die Zeit und vor allem die Pausen nehmen, die man braucht und sich endlich mal selber lieben lernen. Alles Punkte, die man als ULH meist völlig unterdrückt, bzw. nicht gelernt hat. Statt von Rückschulung und RückschülerIn würde ich persönlich lieber von Rückführung ... oder so ähnlich sprechen. Dann ist dieser leidige „Drill“ weg. Jetzt geht es doch wirklich nicht mehr darum, es irgendjemanden, oder sich selber beweisen zu müssen, sondern darum, endlich mit sich selber klar zu kommen! Auch das braucht bei jedem unterschiedlich viel Zeit! Mein erstes Glückgefühl war vielmehr ein großer Stolz auf mich selber. Und hat sich eingestellt, als ich das erste Mal mir ausschließlich was mit links geschneidert habe, was zwar extrem langsam und mit vielen und langen Pausen über mehrere Tage ging, in der Summe jedoch tatsächlich viel e n t s p a n n t e r war und sogar viel weniger Zeit in Anspruch nahm als früher. Weil ich mir die Ruhe und Zeit gegeben habe!!! Dadurch konnte mein Gehirn erstmals ohne Denkblockaden arbeiten. Das war meine erstes geschneidertes Teil, dass auf Anhieb saß! Ich musste kein einziges Mal auftrennen!!! Ich habe seither bei mir ein seltsames Phänomen festgestellt. Was ich mit links mache, ist zwar in der Ausführung „unperfekter“, d.h. man sieht eher, das es Handgemacht ist, aber im Gesamtausdruck dennoch „perfekter“, weil stimmiger und ich mich nun damit auch erstmals identifizieren kann! Früher war ich nie zufrieden. Heute stehe ich zu meiner Individualität und lasse sie zu. Die Welt geht auch nicht unter, wenn man „viel zu langsam“ ist, man muss für sich halt nur die richtige Nische finden und sie wird sich finden, weil man als Rückge“schulter“ lernt sich selber zu gehorchen.


Gruss

:- D.

P.S.

> Und bei mir hat sich auch noch nicht viel geändert. Außer vielleicht, dass es mir seit Beginn der RS psychisch deutlich schlechter geht als vorher.


Das finde ich völlig normal und sogar gesund! Ging mir auch so. Das erste Jahr hat es mich psychisch so was von gebeutelt... ich kann dir sagen! Nur dadurch ist auch wirklich alles heraus gekommen, oftmals sogar völlig unerwartet wie ganz heftige Eruptionen ausgebrochen - bis wirklich alles heraußen war. Nun fühle ich mich von diesem ganzen seelischen Müll und Dreck befreit wie noch nie!!! Ja, auf diese Art wird man alles los! (-: Nach dem Psychischen beutelt es mich nun körperlich ganz schön, habe aber auch hier die innere Gewissheit, das es sich um einen „Selbstreinigungsprozess“ handelt.

MatthiasW
01.11.2004, 21:03
Hallo Andreas,


>Zur Zeit verdrehe ich öfter Buchstaben bei eintippen von Text per Tastatur.

>Soweit ich das erkenne, passiert es immer dann, wenn hintereinander Zeichen von der linken und rechten Hand folgen sollen. Dann ist die eine Hand zu schnell gegenüber der anderen.

>Hat das schon mal jemand an sich beobachtet?


Das kenne ich auch, besonders, wenn ich Großbuchstaben schreiben will (muss) und die rechte Hand die Hochstelltaste drücken muss (10 Fingerschreiben).

Ich dachte erst, die Tastatur sei defekt.


Liebe Grüße

Matthias

christine
02.11.2004, 11:06
Hallo, ich bin 39 Jahre und ein umgeschulter Linkshänder. Seit ca. 15 Jahren plage ich mich mit Konzentrations-, Gedächtnisstörungen und Erschöpfungszuständen herum. Ursache bisher, trotz intensiver Suche, Uni-Kliniken, Fachärzten etc etc unbekannt. Dass von mir als Computer-Fachmann hohe Konzentration abverlangt wird, macht die Angelegenheit nicht einfacher. Nun verspüre ich nach Lektüre des Buches von Frau Dr. Sattler vorsichtigen Optimismus, dass die Ursachen in der ULH liegen könnte. Ich werde mich voraussichtlich rückschulen. Auf die Gefahr hin, dass ich die x.-Person in diesem Forum bin ,die folgende Fragen stellt: Wer ist / war in einer ähnlichen beruflichen Situation (Betätigen der Computermaus mit rechts (ca. 7h am Tag) und Schreiben (handschriftlich, wenig) mit rechts, der Rest wird mit Links gemacht)? Haben sich durch die Rückschulung die Symptome, im bes. oben genannte gebessert? Ich würde mich über Eure Resonanz sehr freuen. Gruß Klaus


Hallo Klaus,

auch ich bin umgeschulte Linkshänderin (Jg 1956). Und auch wie Du, habe ich mir einen Beruf ausgesucht, der die Selbstvergewaltigung schlechthin ist: Ich habe Grafik-Design studiert und bin immer noch als Grafikerin selbständig. Aber es fällt mir immer schwerer.

Ich wusste, dass ich umgeschult bin. Und dachte mir nichts dabei, mir während meines Studiums ständig die Frage zu stellen: schreibe, zeichne etc ich jetzt mit re oder li.

Nur eines bemerkte ich, ich wurde immer nervöser, unkonzentrierter und verzieh mir immer weniger.


Zur RS: Auch ich, die zugegebenermaßen eine sehr schöne Schrift mit rechts hatte, schule mich seit ca einem Jahr zurück. Es ist ein langer Prozess. Aber mein Schriftbild wird immer besser und weißt Du was das beste ist: mir ist *******gal, dass meine Umgebung traurig ist, dass ich mit li schreibe. Aussagen wie: du hattest früher so schön geschrieben, oder: warum tust du dir das an? Oder wozu machst du das?


Heute weiß ich, dass "sie" und ich mir sehr sehr sehr viel zugemutet haben und ich meine Schwächen viel besser akzeptieren kann. Nicht, dass ich mich wie eine Behinderte sehe, nur dass ich gelernt habe, auf mich zu achten, und vieles zu akzeptieren. Achtung, Akzeptanz und Absichtslosigkeit. Die 3 A's.


liebe Grüße

christine

D. - Gast
02.11.2004, 15:16
Hallo Christine


Oooh! Dazu muss ich gleich was schreiben!!!


auch ich bin umgeschulte Linkshänderin (Jg 1956). Und auch wie Du, habe ich mir einen Beruf ausgesucht, der die Selbstvergewaltigung schlechthin ist: Ich habe Grafik-Design studiert und bin immer noch als Grafikerin selbständig. Aber es fällt mir immer schwerer.


Endlich jemand, der den Beruf Grafik-Design genauso empfindet, wie ich!!!!! Jawoll, Selbstvergewaltigung, so kam mir das auch immer vor. Ein Beruf, durchsetzt mit festen Vorgaben, Richtlinien und Regeln wie nach Rezept denen man sich absolut einzufügen und unterzuordnen hat – genauso wie sein Gefühl! Völlig gefühlskalt, steif, trocken, durchsetzt mit wissenschaftlich Erwiesenem (Farbenlehre, Typografiegesetze, Proportionslehre, Marktwirtschaftsanalysen, Trendrichtungen...) und Konzeptdenken – eben absolut linkskopflastig! Nichts für einen freiheitsstrebenden, kreativ selberentwickelnden, der Muse und der Schönheit zugewendeten, angeblich weltfremden LH, sondern meines Erachtens ausschließlich was für RH, die beruflich ihr geschäftstüchtiges Denken mit etwas kreativen Tun verbinden wollen.

Keiner verstand mich, als ich vor ein paar Jahren für alle völlig unerwartet und unbegreiflich meine so gut bezahlte Stelle als Artdirektorin (allein dieser wichtigtuerische Begriff hat mich schon immer angek..., wobei er einen doch selbstumschmeicheln und als so offenkundig „wichtige Person“ zu Höchstleistungen anspornen soll) von jetzt auf gleich einfach hingeschmissen habe. Meinten sie doch, ich könnte es in dem Beruf trotz abgebrochenen Studiums noch sooo weit bringen. Ich habe es bis heute nicht bereut. Nein, ich habe nicht einmal mehr in Erwägung gezogen, diesen Beruf irgendwann wieder einmal aufzunehmen, allein bei dem Gedanken bekomme ich zuviel – es engt mich ein!!!

Zur RS: Auch ich, die zugegebenermaßen eine sehr schöne Schrift mit rechts hatte, schule mich seit ca einem Jahr zurück. Es ist ein langer Prozess. Aber mein Schriftbild wird immer besser und weißt Du was das beste ist: mir ist *******gal, dass meine Umgebung traurig ist, dass ich mit li schreibe. Aussagen wie: du hattest früher so schön geschrieben, oder: warum tust du dir das an? Oder wozu machst du das?


Dazu gratuliere ich Dir ganz herzlich! Super!!!


> Heute weiß ich, dass "sie" und ich mir sehr sehr sehr viel zugemutet haben und ich meine Schwächen viel besser akzeptieren kann. Nicht, dass ich mich wie eine Behinderte sehe, nur dass ich gelernt habe, auf mich zu achten, und vieles zu akzeptieren. Achtung, Akzeptanz und Absichtslosigkeit. Die 3 A's.


Genau so ist das! Als ULH hantiert (und denkt infolge dessen) man nicht nur wider die eigenen Natur falsch herum, sondern arbeitet permanent gegen sich selber. Das ist selbstzerstörerisch!


Auch liebe Grüße

D.

holger
05.11.2004, 16:00
hallo zusammen,

ich glaube auch einer von den selbstvergewaltigern zu sein !

info:
architekturtudium
links zeichnen und malen
rechts computerabeit

nur bin ich immer noch der meinung, dass das nicht so einfach ist wie das oft hier dargestellt wird !

ich weiss auch, dass ich damit(zumindest hier im forum) ziemlich einsam dastehe...

aber ihr müsst euch mal überlegen, dass ie tätigkeiten völlig verschieden sind...gerade im grafik-bereich.

ich würde z.b. auch am liebsten den ganzen tag mit links malen oder freihandzeichnen(wenn es geld dafür gäbe :)) aber das zeichnen mit dem computer

ist doch eine völlig andere sache !

es hat nichts mit freiem umherschweifen zu tun, sondern mit strikter umsetzung und die muss nicht unbedingt mit links besser laufen !

denkt mal darüber nach...bevor ihr rückschult

wer weiss?

vielleicht it es ja wirklich geünder...was ihr da vorhabt ?!

ich fänds auch einfacher nicht immer wechseln zu müssen...nur kenn ichs gar nicht anders...und as den computer angeht müsst ihr doch zugeben, dass es eh ein "beidhändiges" gerät ist !

ich bin mir ganz ehrlich gemeint nicht sicher...aber wünsche ich euch dnnoch viel glück und erfolg mit eurem vorhaben !!!

holger
05.11.2004, 16:03
sorry für die vielen rechtschreibfehler !


meine tastatur verschluckt immer die buchstaben !


schönen gruß

holger

Q. - Gast
07.11.2004, 17:35
Hallo D.,


vieles aus deinem Beitrag kenne ich wieder. Schon wieder was, was gut tut, nachdem ich nicht zu den Begnadeten gehöre, denen mit sofortiger Wirksamkeit mit RS-Beginn alles gelingt und denen es so gut geht. Ich dachte schon, es geht nur mir so...


Wie steht’s denn eigentlich mit eurer Geduld?


Ist nicht so weit her damit, war es nie und ist es auch bislang noch nicht wirklich. Es fällt mir sehr viel leichter, mit anderen Menschen Geduld zu haben.


Könnte es sein, ihr packt die Rückschulung ähnlich an, wie ihr vorher auch immer alles angepackt habt? Mit Hauruck und alter leidiger Selbstdisziplin?


Wenn ich ganz ehrlich bin: Ein bisschen schon. Das wird bei mir aber langsam besser, zumindest, was das Schreiben angeht.


Tatsächlich scheint es ULH zu geben, die erstaunlich schnell ihre Schreibhand rückschulen konnten/können. Nur, wie viele Tätigkeiten waren bei denen vorher nicht umgeschult (z.B. Malen/Zeichnen...wodurch die Koordination ihrer linken Hand sicher schon ganz wesentlich trainiert ist)?


Ich habe wohl auch einen recht schnellen Start hingelegt, was das Schreiben angeht. Konnte nach 6 Wo schon leidlich gut schreiben. Seit dem hat sich aber nicht mehr viel getan. Bislang zumindest.

Ich gehöre auch zu denen, die recht gründlich umgeschult sind, habe also nicht wirklich viel mit der li Hand gemacht, demzufolge auch wenig Training.


>> Und bei mir hat sich auch noch nicht viel geändert. Außer vielleicht, dass es mir seit Beginn der RS psychisch deutlich schlechter geht als vorher.

>Das finde ich völlig normal und sogar gesund! Ging mir auch so. Das erste Jahr hat es mich psychisch so was von gebeutelt... ich kann dir sagen!


Ab wann ging es dann aufwärts?


Grüße
Q

Q. - Gast
07.11.2004, 17:40
Hallo Petra,


>Ich kann auch nicht wirklich von Glücksgefühlen berichten. Vielleicht liegt es daran, daß ich gut und schnell mit der rechten Hand schrieb.


Ich habe es mit der re Hand auch zu einem ziemlich passabelen Ergebnis gebracht, kann auch nicht behaupten, dass ich ungern mit re geschrieben habe.


Trotzdem bin ich froh, die Rückschulung angegangen zu sein. Die Tätigkeit mit der linken Hand passt eben besser zu mir.


So ähnlich ergeht es mir gerade auch, ich merke immer mal wieder, dass das Agieren mit li ganz gut zu mir passt und sich recht stimmig anfühlt. Das ist ja schon mal was.


Grüße

Q.

Dr. Noll
07.11.2004, 20:59
Hallo Q.,


so wie Sie erleben auch einige die Rückschulung, wahrscheinlich sogar recht viele.

Nun ist es erfahrungsgemäß so, daß man sich wegen "Nichts" in der Hinsicht, daß bislang nichts passiert ist, was man vielleicht auch zu optimistisch erwartet hatte, eingetreten ist, kaum hier zu Wort meldet.

Ich kenne nun doch eine größere Anzahl umgeschulter Linkshänder und Rückschüler, und ich habe es eher ausgewogen erlebt, was die Erfolge der Rückschulung angeht, und ich habe auch rückschulbedingte Nebenwirkungen gesehen, die zweimal sogar regelrecht katastrophal ausfielen.

Ich wollte diese Fälle anonymisiert hier darstellen, habe jedoch in beiden Fällen keine Erlaubnis der Betroffenen dazu erhalten - leider, aber selbstverständlich halte ich mich daran.


Es bleibt zu bemerken, daß die Rückschulung sehr erfolgreich verlaufen kann, aber daß es keine Gewähr dafür gibt.

In den Fällen, wo eben nichts passiert, würde ich persönlich, nach so ca. 2 Jahren, mal "Inventur" machen und auch überlegen, die Rückschulung abzubrechen.


Ich finde es auf jeden Fall gut, daß sich hier auch mal Menschen zu Wort melden, bei denen nicht alles nur positiv verlaufen ist.


Liebe Grüße
Dr. Noll

Q. - Gast
08.11.2004, 06:59
Hallo Dr. Noll,


danke für Ihre Antwort.



>Nun ist es erfahrungsgemäß so, daß man sich wegen "Nichts" in der Hinsicht, daß bislang nichts passiert ist, was man vielleicht auch zu optimistisch erwartet hatte, eingetreten ist, kaum hier zu Wort meldet.


Hm, sehe ich ähnlich, das ist ja auch nicht so spektakulär. Trotzdem wäre es aber immer wieder auch mal hilfreich...


>In den Fällen, wo eben nichts passiert, würde ich persönlich, nach so ca. 2 Jahren, mal "Inventur" machen und auch überlegen, die Rückschulung abzubrechen.


Nachdem Sie ja nun ein bisschen mehr Erfahrung haben: Es kommt offensichtlich vor, dass RS - neben evtl. Nebenwirkungen, die aber hoffentlich wieder aufzufangen sind - nichts, aber auch gar nichts tut. Haben Sie eine Hypothese dazu, warum das so ist? Anscheinend gibt es Menschen, die nicht "rückschulbar" sind, woran liegt's? Gibt es bei denen, die Sie kennen, "hypothesen-relevante" Gemeinsamkeiten?


>Ich finde es auf jeden Fall gut, daß sich hier auch mal Menschen zu Wort melden, bei denen nicht alles nur positiv verlaufen ist.



Sehe ich auch so (-;


Bin diese Woche unterwegs, freue mich dann aber auch Ihre Antwort.


Grüße
Q.

Dr. Noll
08.11.2004, 12:04
>>>>Nachdem Sie ja nun ein bisschen mehr Erfahrung haben: Es kommt offensichtlich vor, dass RS - neben evtl. Nebenwirkungen, die aber hoffentlich wieder aufzufangen sind - nichts, aber auch gar nichts tut. Haben Sie eine Hypothese dazu, warum das so ist? Anscheinend gibt es Menschen, die nicht "rückschulbar" sind, woran liegt's? Gibt es bei denen, die Sie kennen, "hypothesen-relevante" Gemeinsamkeiten?


Hallo Q.,


meine Hypothese ist, daß sich bei den Menschen unterschiedlich stabile Engramme im Gehirn einbrennen.

Engramme sind z.B. Eiweißverbindungen, die das Gehirn bildet, ähnlich wie bei Erinnerungen, um langzeitgedächtnisanalog Eindrücke zu speichern.

Ebenso werden gedankliche Abläufe in Engrammen angelegt.

Nun denke ich tut das jeder Mensch gleich, auch die Zeit wird eine Rolle spielen. Außerdem sind die Umstände der Umschulung wichtig. Ähnlich, wie man spielerisch Gelerntes leichter erinnert können schlimme Erinnerungen an die Umschulung wohl das Engramm auch stärker fixieren.

Aber, das alles ist Hypothese und nicht belegt, sondern nur meine Gedanken zu dem Phänomen.


Liebe Grüße


Dr. Noll

Andreas IRS, ELK
08.11.2004, 12:51
Hi Holger,

freihandzeichnen(wenn es geld dafür gäbe :)) aber das zeichnen mit dem computer

ist doch eine völlig andere sache !

es hat nichts mit freiem umherschweifen zu tun, sondern mit strikter umsetzung >und die muss nicht unbedingt mit links besser laufen !


Das verstehe ich nicht ganz. OK malen und döggeln (= hacken, tippen, Tastatur bedienen ...) haben wenig gemeinsam. Nur verstehe ich nicht warum es am Rechner egal sein soll ob ich bestimmte Arbeiten mit rechts oder links erledige? Für mich macht es durchaus einen Unterschied ob ich mit links oder mit rechts versuche mit der Maus eine gerade Linie zu ziehen (es gibt sicher genug weitere Bsp.).

Für mich bedeutet der Arbeitsalltag vorwiegend eine Kombination von geistiger Kreativität und strikter Umsetzung von Ideen in eng gesetzten (Sprach-)möglichkeiten [= Softwareentwicklung]. Die muss natürlich nicht unbedingt links besser laufen als rechts (zumal Tastatur beidhändig). Allerdings könnten die Begeleiterscheinungen davon abhängen. Wenn denn das Konzentrationsvermögen auf Dauer besser wird, die Ermüdung nicht so schnell einsetzt, dann geht es mit links eben doch besser!

Kannst Du genauer erklären, warum die "strikte Umsetzung" für Dich keinen rechts links Unterschied macht?


denkt mal darüber nach...bevor ihr rückschult


Sorry Nein - darüber habe ich nicht nachgedacht bevor ich anfing mit rückschulen. Ganz einfach deshalb, weil ich ganz andere Motivation für die RS hatte und habe.


wer weiss?

vielleicht it es ja wirklich geünder...was ihr da vorhabt ?!


Ich hoffe es (-:


ich fänds auch einfacher nicht immer wechseln zu müssen...nur kenn ichs gar >nicht anders...und as den computer angeht müsst ihr doch zugeben, dass es eh >ein "beidhändiges" gerät ist !


Tastatur JA. Maus NEIN.


ich bin mir ganz ehrlich gemeint nicht sicher...aber wünsche ich euch dnnoch >viel glück und erfolg mit eurem vorhaben !!!


Wünsche ich Dir auch!


Gruss

Andreas

D. - Gast
08.11.2004, 17:35
Hallo Q.


> vieles aus deinem Beitrag kenne ich wieder. Schon wieder was, was gut tut, nachdem ich nicht zu den Begnadeten gehöre, denen mit sofortiger Wirksamkeit mit RS-Beginn alles gelingt und denen es so gut geht. Ich dachte schon, es geht nur mir so...


Ganz sicher nicht. Die Versagensangst! Die Versagensangst, die Angst vor Schlägen, Schelte, Ausgrenzung... ist meiner Ansicht nach die Hauptmotivation, weshalb sich viele LH umschulen, bzw. umschulen lassen. Und sie bleibt auch umgeschult sicher eines der größten Probleme ULH. Sieh mal, wie viele LH es augenscheinlich gibt. Angeblich nur 10%. Und wie weit werden die sich wohl in einer 100%ig auf RH ausgerichteten Welt trotzdem weitestgehend angepasst haben? Es ist einfach Fakt, man kann nicht immer und überall anecken - da wird man derart attackiert, das hält man gar nicht durch! Ich persönlich bin so ein Modell ULH die immer darunter gelitten hat, vor allem innerlicht und oft sichtbar ständig gegen den Strom aller zu schwimmen. Ich bin davon überzeugt, eine der größten Motivationen sich zurückzuschulen ist, sich endlich nicht mehr ausgegrenzt zu fühlen und sich in die Gesellschaft besser einfügen zu können, damit man sich nicht mehr so allein und verlassen fühlt, sondern verstanden(!) und vor allem endlich mal nicht mehr immer zu versagen. Wir ULH sind solche zwanghaften Normpflichterfüller, das wir eine gescheiterte Rückschulung sicher wieder sogleich als ein weiteres persönliches Versagen einstufen. Kein Wunder, das diejenigen das dann natürlich tunlichst verschweigen.


>> Wie steht’s denn eigentlich mit eurer Geduld?


> Ist nicht so weit her damit, war es nie und ist es auch bislang noch nicht wirklich. Es fällt mir sehr viel leichter, mit anderen Menschen Geduld zu haben.


Dachte ich mir schon - typisch ULH, meine ich.


>> Könnte es sein, ihr packt die Rückschulung ähnlich an, wie ihr vorher auch immer alles angepackt habt? Mit Hauruck und alter leidiger Selbstdisziplin?


> Wenn ich ganz ehrlich bin: Ein bisschen schon. Das wird bei mir aber langsam besser, zumindest, was das Schreiben angeht.


Das geht auch nicht von heute auf morgen. Ich stecke selber noch mitten drin in dem Prozess. Dummerweise erhält man von anderen nur wenig bis gar keine Unterstützung, geschweige denn Verständnis.


>> Tatsächlich scheint es ULH zu geben, die erstaunlich schnell ihre Schreibhand rückschulen konnten/können. Nur, wie viele Tätigkeiten waren bei denen vorher nicht umgeschult (z.B. Malen/Zeichnen...wodurch die Koordination ihrer linken Hand sicher schon ganz wesentlich trainiert ist)?


> Ich habe wohl auch einen recht schnellen Start hingelegt, was das Schreiben angeht. Konnte nach 6 Wo schon leidlich gut schreiben. Seit dem hat sich aber nicht mehr viel getan. Bislang zumindest.


Seit knapp über einem Jahr mache ich nun täglich meine Schreibübungen mit links. Und ich bin noch immer nicht ganz dort angekommen, wo ich anfangs hinwollte. Allerdings hatte ich von Anfang an gleich eine „natürliche Grenze“, die mich daran hinderte, mich in das „Projekt Linksschreiben“ wie sonst auch in alles andere gleich voll hinein zu stürzen. Schon nach 5 Min. Nachspurübung wurde mir extrem schwindelig im Kopf, manchmal war ich auch gedanklich wie benebelt. Ich konnte nicht von meinem Gefühl ausgehen, wie lange ich schreiben kann, sondern bemerkte mein Zuweitgehen lange Zeit immer erst, wenn es schon zu spät war. Einmal hielt dieser Zustand nach 10minütiger Übung sogar für eine ganze Woche an. Dabei merkte ich auch, wie sehr mein natürlicher Kontrollmechanismus gestört war. Ich war also wirklich genötigt, mich in Geduld zu üben und diese Sache ganz langsam anzugehen, und zwar mit Kontrolle von außen - ich stellte mir jedes Mal den Wecker. Bei mir lief die Umstellung des Schreibens und die psychische Aufarbeitung meines Umgeschultseins und deren Folgen auf mein ganzes bisheriges Leben parallel. Beides mit deutlichen, heftigen Schwankungen. Und ich stellte oft Wechselbeziehungen zwischen dieser psych. Aufarbeitung und dem Schreibfortschritt fest. So empfand ich beim Schreiben kurz vor oder während eines nächsten Psychoschubs immer extreme Rückschritte. Dann eckte meine Hand beim Schreiben, um anschließend wieder einen deutlichen Entwicklungsschub zu machen. Mittlerweile sehe ich aber, wie ich zuletzt gepostet habe, auch gewisse Grenzen des Machbaren. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis ich sagen kann, nun bin ich beim Linksschreiben wirklich angekommen. Aber ich schrieb schon sehr schnell viel lieber mit links, als mit rechts.


> Ich gehöre auch zu denen, die recht gründlich umgeschult sind, habe also nicht wirklich viel mit der li Hand gemacht, demzufolge auch wenig Training.


Geht mir ähnlich. Ich war sogar davon überzeugt 100% umgeschult zu sein. Meine ganze linke Seite hatte ich praktisch komplett verleugnet, d. h. bewusst nicht gebrauchen wollen - mensch! da fällt mir ein, wie ich als Kind oft allein gespielt habe, nur noch komplett alles mit rechts zu machen, mit der Vorstellung, meine linke Seite wäre gelähmt. - dass erschreckt mich nun richtig! Ja, solche alten vergrabene Sachen können plötzlich wieder hoch kommen, setzt man sich mit dem Umschulungsthema intensiv auseinander. Das kann einen psychisch richtig mitnehmen und das muss man dann erst einmal verarbeiten...


>>> Und bei mir hat sich auch noch nicht viel geändert. Außer vielleicht, dass es mir seit Beginn der RS psychisch deutlich schlechter geht als vorher.


>>Das finde ich völlig normal und sogar gesund! Ging mir auch so. Das erste Jahr hat es mich psychisch so was von gebeutelt... ich kann dir sagen!


> Ab wann ging es dann aufwärts?


s.o.

So habe ich es bisher erlebt: ca. 1 Jahr war es bei mir ganz heftig, ich war aber auch mächtig am Aufarbeiten - blieb mir auch nichts anderes übrig. Und noch immer fällt mir wieder „Neues“ ein, fällt aber seither in die Kategorie Ähnliches. Was ich damit sagen will ist, es gibt einen natürlichen Schutz- und Verdrängungsmechanismus, der uns scheinbar funktionieren und nicht zusammenbrechen lässt. Durch einen Aha-Effekt in Sachen Umschulungsfolgen weicht dieser Schutzwall auf und mit Beginn der Rückschulung bricht der Deich mit voller Wucht und man kann nur hoffen, dabei nicht unter zu gehen. Weiter kitten ist sinnlos, besser ist es, sich neu zu orientieren und eine neue Ausgangsposition zu schaffen, in der man diesen Deich nicht mehr braucht, als selbstbewusster LH! Ich bin sicher, dann lebt man viel gesünder.



Manchmal bin ich schon recht frustriert, wie allein man mit seiner Rückschulung ist, gerade auch weil sie individuell so höchst unterschiedlich und daher völlig unvorhersehbar verläuft. Wie ich schon schrieb, nachdem sich bei mir die Rückschulung vor allem erst einmal psychisch so heftig, aber heilsam verlief, beutelt es mich nun körperlich ganz heftig. Ich habe tatsächlich den Eindruck, es hierbei mit vormals unterdrückten Altlasten zu tun zu haben, welche erst jetzt richtig aufblühen, bzw. nun erst entdeckt werden. Ungeheuerlich finde ich beispielsweise, dass ich offenbar mind. sechs Jahren lang in Kiefer- und Kieferhöhle eine Zyste hatte, welche ich jetzt erst bemerkte und erst jetzt diagnostiziert worden ist, weil ich nun meinen Körper besser wahrnehme als früher. Ich habe ein altes Röntgenbild gefunden, auf der sie auch schon zu sehen war, aber nachdem ich keine Probleme hatte, wurde es vom Arzt nicht ernst genommen - unglaublich!!! Was ist nun also gesünder, umgeschult bleiben, oder sich mit allen Konsequenzen zurückzuschulen? Kann man Krankheiten weiter umgeschult soweit unterdrücken, dass sie niemals ausbrechen, oder wird man von ihnen, weil weiterhin unterdrückt, irgendwann komplett überrollt? Was bedeuten psychosomatische Störungen überhaupt? Als solche diagnostiziert werden sie von Ärzten immer abgetan und der Patient damit weiterhin alleine gelassen. Dadurch wurde ich komplett verunsichert. Noch heute weiß ich manchmal nicht, ob mich nun wirklich was zwickt, oder ich es mir nur einbilde! Sind psychosomatische Symptome am Ende vielleicht sogar nur unterdrückte Krankheiten?


Es ist unglaublich, wie viele ULH sich in meiner näheren Umgebung befinden, und wie leicht ich sie vor allem durch ein ganz typisches Verhaltensmuster erkennen kann (nachgefragt). Ich bin mir heute trotz meiner vielen unglaublich guten RS-Erfahrungen: Glücksgefühle, echte Fortschritte, wachsendem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl... was mich endlich wehrhaft, durchsetzungsfähig und vor allem glücklich und Anteil an Gesprächen, Freude am Tun... haben lässt, oft nicht sicher, ob ich andere ULH auf ihre Problematik überhaupt aufmerksam machen soll. Es tut so unglaublich weh, zu erkennen, wie sehr das eigenen Leben tatsächlich falsch gelaufen ist! Und ich habe Angst davor, bei anderen Auslöser solch eines „Deichbruchs“ zu sein, weil ich nicht weiß, ob es denjenigen wirklich gut tut.


Gruß
D.

Lotteflue
08.11.2004, 17:52
Hallo Dr. Noll

>Nun denke ich tut das jeder Mensch gleich, auch die Zeit wird eine Rolle spielen. Außerdem sind die Umstände der Umschulung wichtig. Ähnlich, wie man spielerisch Gelerntes leichter erinnert können schlimme Erinnerungen an die Umschulung wohl das Engramm auch stärker fixieren.

>Aber, das alles ist Hypothese und nicht belegt, sondern nur meine Gedanken zu dem Phänomen.


Ich habe ein Büchlein aus Ostzeiten im Schrank wo es auch um "sanfte" Umschulung geht, eben spielerisch. Damit sollen wohl weniger Umschulungsfolgen auftreten.

Das Buch ist bestimmt 20-25 Jahre alt.


Grüsse

Lotteflue

Lotteflue
08.11.2004, 18:55
bin mir heute trotz meiner vielen unglaublich guten RS-Erfahrungen: Glücksgefühle, echte Fortschritte, wachsendem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl... was mich endlich wehrhaft, durchsetzungsfähig und vor allem glücklich und Anteil an Gesprächen, Freude am Tun... haben lässt, oft nicht sicher, ob ich andere ULH auf ihre Problematik überhaupt aufmerksam machen soll. Es tut so unglaublich weh, zu erkennen, wie sehr das eigenen Leben tatsächlich falsch gelaufen ist! Und ich habe Angst davor, bei anderen Auslöser solch eines „Deichbruchs“ zu sein, weil ich nicht weiß, ob es denjenigen wirklich gut tut.


Hallo D.


Deine guten RS-Erfahrungen habe ich auch bei mir erlebt.

Wenn ich meine, es wäre besser, ULH nicht drauf aufmerksam zu machen, tue ich es auch nicht. Wenn ich mir unsicher bin, warte ich meist bis zur nächsten Gelegenheit. Das kommt immer drauf an.

Klar, tut es weh, wenn das eigene Leben "falsch" gelaufen ist, aber so war es nun eben mal und lässt sich nicht mehr ändern, sondern nur annehmen und verarbeiten.

Man kann mit jedem, was man tut bei irgendjemand einen "Deichbruch" verursachen/triggern. Das kann eine Kopfbewegung deinerseits sein, welche andere an ihren Missbraucher erinnern und damit eine Katastrophe auslöst .....


Es kommt darauf an, ob man vorsätzlich triggert um anderen bewusst einen Schaden zufügen zu wollen. Sowas wäre natürlich nicht die feine Art.

Da du sowas meines Gefühls nach nicht vorhast, musst du dir auch nicht zu viel Gedanken machen. Sowas passiert überall zu jeder Zeit, da sich Menschen bewegen und mit jedem etwas triggern könnten.


Wenn du dir unsicher bist, warte vielleicht bis zur nächsten Gelegenheit und schaue, ob der andere bereit(er) dafür ist. Irgendwann fühlst du, ob es okay ist, wenn du was sagst

Man muss ja nicht alles übers Knie brechen


Hab nur Geduld, das wird schon noch


liebe Grüsse

Lotteflue

D. - Gast
09.11.2004, 10:40
Hallo Lotteflue


Natürlich. Insgesamt sehe und halte ich es da ganz ähnlich wie Du.


Auch liebe Grüße


:-D.

Bernadette
11.11.2004, 22:13
Ich habe ein Büchlein aus Ostzeiten im Schrank wo es auch um "sanfte" Umschulung geht, eben spielerisch. Damit sollen wohl weniger Umschulungsfolgen auftreten.

>Das Buch ist bestimmt 20-25 Jahre alt.

>Grüsse

>Lotteflue


Liebe Lotteflue,


geht es dabei um Umschulung von links auf rechts oder umgekehrt?


liebe Grüße

Bernadette

holger
12.11.2004, 22:01
hallo andreas,

ok. das ist natürlich nicht einfach. ich versuchs mal mit dem normalen "menschenverstand", falls es sowas überhaupt gibt !

ich denke wir ja ja fast alle "umgeschulte" hier !?

ich gehe einfach davon aus.

also:

ich male schon seit ewigen zeiten links...
schreibe aber nicht mit links, obwohl es ginge...aber es geth hlt nicht wenns man nicht viel zeit hat...es ist sozusagen eine träumerei, ein luxus !
mit computer grafik- und CAD programmen arbeite ich schon seit mind. 8 Jahren !

wenn wir (also du oder ich) nun die maus ander bedienen, dann müssten wir alles spiegelverkehrt umdrehen...d.h. tausende eingeübte abläufe !!!

wenn mir nun jemand sagt, dass es gesünder wäre die maus unbedingt auch mit links zu bedienen, dann muss ich ernsthaft sagen, dass ich "vorsichtig gesprochen" nicht sicher bin, ob das VERNÜNFTIG und der RICHTIGE WEG ist...???


das ist nicht so wie bei reinen tipp-arbeiten oder eben mal mit word-dateien arbeiten oder e-mails öffnen !

bitte bedenke das !

ich gehöre ja auch zu den selbstquälern und spiele manchmal damit und zeichne abwechselnd und schiebe die maus schonmal rüber...ja es stimmt...ich glaube , dass man davon sehr verwirrt werden kann...

klar kann ich die maus links bedienen...aber vielleicht will ich gar nicht wissen, ob ich auf dauer damit entspannter werde, denn ich bin meistens sehr müde geworden und dann konnte ich meine arbeit auch nicht unbedingt besser ausüben !


überleg mal folgendes:

stell dich mal ans zeichenbrett !
ziehe linien !

würdest du behaupten, dass die hand, die die linien zieht gleichzusetzten ist mit der maus ???

ich glaube das nicht unbedingt, denn du führst ja das lineal mit der anderen und kritzelst nich freihand !

ich glaube ein computer hat etwas artverwandtes...

wenn du natürlich denkst,dass die maus wie ein "stift mit tusche" zu sehen ist...

erkläre mir bitte warum...

und nochwas:

alle( oder viele) hier im forum reden von wohltuenden rückschulungen...d.h. das ziel scheint irgendwie der " einarmige bandit" zu sein...zumindest aber so viel wie möglich mit der dominanten seite zu machen !

das hört sich auch toll an, aber wie dominant ist diese denn ?

glaub mir...tu es wenn du dich besser fühlst...aber für uns gibt es kein ZURÜCK mehr !

ich bin wahrscheinlich linkshänder !!! aber wir mussten halt einige dinge "der rechten welt" anpassen oder opfern und ich glaub nicht du du völlig zurück kannst und von nun an völlig entspannt alles schön mit links machst.

wer aber ein besseres leben dadurch führen kann, dem gönne ich es von herzen !!!

schade,dass ich mir diese rückschul euphorie leider nicht leisten kann...


gruß holger