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Vollständige Version anzeigen : Wie läuft ein Händigkeitstest ab?


Olli
20.08.2001, 00:35
Hallo!


Mich - und wahrscheinlich auch so manchen anderen in diesem Forum - würde einmal interessieren, wie eigentlich so ein Händigkeitstest abläuft, wie lang sowas dauer, ob man immer zu eindeutigen Ergebnissen kommt, ob dazu auch psychische Untersuchungen stattfinden ...


Olli

Dr. Noll
21.08.2001, 14:31
Hallo Olli,

die Händigkeitstestung wird zu 90% bei Kindern bis 7 Jahre durchgeführt, dann wird es seltener, am seltensten werden Erwachsene getestet.

Kinder sollten nicht wissen, was da bei der Testung tatsächlich gemacht wird, ansonsten könnten sie versuchen zu manipulieren, um Papa oder Mama einen Gefallen zu tun. Ich sage immer so was wie "mal sehen, was du schon alles kannst."

Erwachsene werden eher befragt als tatsächlich beobachtet, hier bestehen die Beobachtungen in eher ungelernten Bewegungsabläufen (welche Hand hält die Karten, welche teilt aus, Schaufel/Besen, Streichholz anzünden, Flaschenöffner usw.

Das folgende bezieht sich also mehr auf Kinder.

Die Reihenfolge bei einer Testung ist vollkommen egal und läuft immer unterschiedlich ab. Folgendes wird gemacht:

Genaue Vorgeschichte des Kindes einschließlich der Entwicklung im Mutterbauch, wie die Geburt abgelaufen ist (Zangengeburt, Nabelschnurumschlingung, lange Wehen usw.), wann laufen, sitzen, sprechen, wann erstes gezieltes Greifen, mit welcher Hand, Probleme beim Laufenlernen, hat das Kind gerobbt, wie war die sprachliche Entwicklung, wie die spielerische, lieber Lego oder lieber grobmotorisches usw., als eine exakte Entwicklungsanamnese.

Dann Fragen zur Linkshändigkeit in der Verwandschaft (Eltern, Geschwister, Großeltern, Tanten, Onkel, Cousin/e); in diesem Punkt nahezu immer nur lückenhafte Ergebnisse, teils auch falsche wg. umgeschulter LH, die als Rechtshänder angegeben werden.

Bei dieser Befragung soll das Kind nicht dabei sein; es spielt so lange mit einer Helferin.

Dann die eigentliche Testung: bei mir gibt es eine spezielle Spielkiste, mit der sich das Kind recht frei beschäftigen darf und von mir nur gelenkt wird. Meistens beginnen wir (ab 5 Jahre) mit Malen und eigenen Namen schreiben (hierbei oft schon Spiegelschrift bei LH). Beobachtet wird nicht nur das Kind, sondern auch das anwesende Elternteil und der Kontakt zwischen Kind und Elternteil.

Wird von mir etwas zum Spielen gereicht, dann immer absolut mittig.

In der Spielkiste sind Kreisel, Spielkarten, Hammer und Nägel, Schraubenzieher und eine alte Steckdose, an der geschraubt werden kann, ein Säckchen mit unterschiedlichen Holzfiguren (das Kind soll nur mit der Hand erraten: Kugel, Würfel usw.:welche Hand untersucht ?), Schaufel und Besen, Kamm, Möglichkeit zum Schleife binden, Messer und Gabel, Gießkanne, Telefon, Ball zum Werfen und schiessen, Spielbügeleisen u.v.m.

Zwischendurch immer ablenkende Fragen (wie alt bist du ?, zeig mal mit den Händen (die linke Hand wird bei LH meistens bis 5 Jahre gezeigt, bei 6 und älter bleibt die 5-Finger-Hand links, die rechte nimmt den niedrigeren fehlenden Rest)), das Kind meldet sich "wie in der Schule", Zähneputzen wird simuliert, es wird gewürfelt, Lichtschalter werden bedient, Türen und Fenster geöffnet.

Dann wird geturnt, Einbeinstand (beobachtet wird nur scheinbar die genommene Zeit, sondern mehr die Sicherheit des Einbeinstandes), mit dem Ball geschossen, auf einem Bein gehüpft, mit einem "Fernrohr" ein Bild fixiert (welches Auge ?), gehorcht, ob ein Wecker tickt (welches Ohr ?), ein Bleistift gespitzt.

Oft noch zusätzliche spontane Bewegungsabläufe, was die Kiste oder auch mein Schreibstift noch so hergibt.

Dann ein Punktiertest und ein Nachspurtest mit jeweils beiden Händen (Punktieren: vorgegebene Kreise mit einem Filzstift mittig zu treffen, Kreise ca. 5 mm im Durchmesser; Nachspuren: wie beim Autofahren eine mehr oder minder gewundene Straße mit einem Stift als Auto "nachfahren"). Bei beiden Tests wird für jede Hand einzeln die Zeit gestoppt.

Bei Frau Dr. Sattler gibt es noch einen Computer, wobei sooft wie möglich ein Hebel in einer bestimmten Zeit mit beiden Händen betätigt werden soll; ein eigenes Computerprogramm wertet für beide Hände jeweils aus und stellt grafisch dar (dieses Gerät habe ich nicht).

Normalerweise bekommt man im Verlaufe dieses Spiels mit dem Kind genau heraus, welche Hand bevorzugt wird. Natürlich gibt es auch Grenzfälle, insbesondere bei hirn- und entwicklungsgeschädigten Kindern.

"Psycho-Fragen" an sich werden nicht gestellt, aber manches mag einem so vorkommen, denn beim erwachsenen, umgeschulten Linkshänder sind auch typische Sekundärfolgen der Umschulung ein wichtiges diagnostisches Kriterium (wie wird Linksschreiben erlebt, häufig müde ?, Neigung zu Wutausbrüchen ?, Konzentrationsstörungen ?, Trotzverhalten ?, Imponiergehabe ?, Klassenkasper gewesen ?, gut alleine beschäftigen können als Kind ? (werden aber auch alle Eltern über ihre Kinder befragt), kein großer Hang zur Gruppenbildung ?, also eher Einzelgängertum, gestottert früher oder immer noch, z.B. bei Aufregung ?, Störungen beim Wiedergeben sicher beherrschter Fakten ? usw.). Was noch alles dazu zählt, siehe "Der umgeschulte Linkshänder" von Dr. Sattler (auf deren Arbeit meine Methodik im wesentlichen beruht und mit der ich auch im Austausch stehe, z.B. bei selteneren Fragen; wir halten Kontakt miteinander).

So, ich hoffe, dass damit die Frage erschöpfend beantwortet ist, ansonsten ruhig noch mal im speziellen nachfragen.

Freundliche Grüße

Dr. Noll

Olli
22.08.2001, 01:13
Hallo Herr Dr. Noll!


Recht vielen Dank für die ausfürliche Antwort.

Nun zu einem anderen Problem: ab wann muß man eigentlich eindeutig feststellen (sagen können), ob ein Kind Rechts- bzw. Linkshänder ist. Muß sich die Händigkeit überhaupt ab einem bestimmten Alter konkret herausgebildet haben, oder ist dies von Kind zu Kind unterschiedlich. Als konkretes Beispiel: hat sich bei meinem Sohn, der im November 2 Jahre alt wird, bisher noch kein bevorzugter Handgebrauch herrausgebildet. Liegt das nun noch im normalen Bereich? Und ab wann sollte er sich für eine Seite entschieden haben? Gibt es dazu überhaupt Untersuchungen/Statistiken?

Es ist natürlich nicht so, daß ich mir jetzt übertriebene Sorgen mache, denn in der bisherigen Entwicklung und beider Geburt verlief alles normal (Vorsorgeuntersuchungen ...), jedoch, ist es so (zumindest bei dem Kinderarzt meines Sohnes), daß man im allgemeinen über solche Sachen wie die Händigkeit, und ab welchem Alter man darauf achten sollte, auch nicht unbedingt aufgeklärt wird, um eine mögliche Umschulungen zu vermeiden. Denn, wie ich immer wieder festellen muß, wird selbst unter Linkshändern und umgeschulten Linkshändern, daß Thema der Händikeit und Umschulung viel zu wenig Beachtung geschenkt bzw. die Leute wissen überhaupt nichts davon.


Olli

Dr. Noll
22.08.2001, 14:40
Hallo Olli,


diese Fragen zum WANN tauchen immer wieder auf.

Prinzipiell ist die Händigkeit eines Kindes mit der Geburt festgelegt, da mit der Geburt auch die Dominanz einer Hirnhälfte als einer der letzten (embryonalen) Entwicklungsschritte erfolgt. (Darau folgt, dass es bei extremen Frühgeburten tatsächlich eine etwas spätere Dominanzentwicklung geben kann; ich betrachte in dieser Antwort aber den Regelzustand; auch bei hirngeschädigten Kindern kann sich die Dominanzentwicklung verzögern.)

Die Handbevorzugung zeigt sich meistens schon mit 12-15 Monaten, es wird aber noch relativ häufig "gewechselt".Ab dem 2.Lebensjahr stabilisiert sich, w e n n
k e i n e S t ö r u n g e n hinzutreten (Umschulunsversuche, Selbstumschulung durch Modellverhalten - häufiger, als man animmt !)

Bis zum 5., spätestens 6. Lebensjahr ist die störungsfreie Händigkeitsentwicklung eindeutig zu beurteilen. Zur Bestimmung der Händigkeit bei den oben genannten Störungen sollte ein Fachmann die Händigkeit bestimmen.

Bei entsprechender Sensibilität ist die richtige Diagnose meistens richtig.

Bei dem eigenen Sprößling besteht kein Grund zur Sorge, da mit 21 Monaten in manchen Fällen schon ein wirklich geschultes Auge dazu gehört, die Händigkeit richtig einzuordnen, beispielsweise auch, wenn das Kind wenig Beobachtungsansatzpunkte bietet.

Das Thema Händigkeit ist übrigens den meisten meiner Kollegen, gerade auch Kinderärzten, relativ unbekannt (wie es bei mir wohl auch wäre, wäre ich nicht selbst betroffen), da es weder in Studium noch Weiterbildung eine Rolle spielt. Über u m g e s c h u l t e Linkshändigkeit herrscht größtenteils völlige Ahnungslosigkeit, ja man wird sogar als Kollege belächelt, wenn man bei einem erwachsenen Stotterer diese Möglichkeit in Betracht zieht. Hier erkannten in einem Fall niedergelassene Psychotherapeuten nicht einmal den Fakt, dass der Stotterbeginn mit Schulanfang stattfand, wo das Kind eben umgeschult schreiben lernen musste, sondern erkannte eben aufgrund des Stotterns Hemmungen und verdrängte libidinöse Wünsche als Selbstunterhalter des Storrerns... die Lösung lag hier wirklich sehr nahe !

Selbst auf meine Intervention mit Hinweis auf entsprechende Literatur wurde mit Kompetenzehrenrührigkeit übergangen (...ist ja nur ein Allgemeinmediziner...) .

Daher ist von den meisten Kinderärzten hier auch wenig Aufklärung zu erwarten, geschweige denn eine Händigkeitsdiagnostik. Ich habe ab der U6 (10.-12.Lebensmonat) einen eigen Unterpunkt dieser Untersuchung "Händigkeit" eingefügt und komme im Laufe der weiteren Jahre fast immer auch die entsprechende Händigkeit.

Bei Linkshändigkeit ist das Kind vollkommen unbeschwert, wenn man es gelassen hat, großer Aufklärungsbedarf besteht bei der Eltern, um ihnen nahe zu bringen, dass Rechts- und Linkshändigkeit vollkommen gleichberechtigt nebeneiander stehen.

Also: beobachten kann und sollte man das Kind von Anfang an !

Ein zweites ergibt sich direkt daraus: nicht umgeschulte Linkshänder betrachten das Umschulungsproblem genauso wie Rechtshänder ! Denn dass es immer wieder umgeschulte L i n k s h ä n d e r heißt ist ja lediglich historisch gewachsen durch das Verpönn der linken Seite ! Nicht umgeschulte Linkshänder sind daher ebenso wenig Betroffene wie nicht umgeschulte Rechtshänder und nteressieren sich als Nichtbetroffene kaum für die Umschulungsproblematik (Ausnahmen ausgenommen).

Mir fällt bei einigen Beiträgen auch in diesem Forum auf, das umgeschulte Linkshändigkeit und Linkshändigkeit an sich in einen Topf geworfen werden; dies ist allerdings ein großer Irrtum (denn auch der kaum existente umgeschulte Rechtshänder hat dieselben Probleme der Umschulung). Also immer klar trennen:

Händigkeit - umgeschulte Händigkeit : 2 verschiedene Paar Schuhe.


Freundliche Grüße

Dr. Noll

Dr. Noll
22.08.2001, 14:48
Hallo Herr Dr. Noll!

Recht vielen Dank für die ausfürliche Antwort.

Nun zu einem anderen Problem: ab wann muß man eigentlich eindeutig feststellen (sagen können), ob ein Kind Rechts- bzw. Linkshänder ist. Muß sich die Händigkeit überhaupt ab einem bestimmten Alter konkret herausgebildet haben, oder ist dies von Kind zu Kind unterschiedlich. Als konkretes Beispiel: hat sich bei meinem Sohn, der im November 2 Jahre alt wird, bisher noch kein bevorzugter Handgebrauch herrausgebildet. Liegt das nun noch im normalen Bereich? Und ab wann sollte er sich für eine Seite entschieden haben? Gibt es dazu überhaupt Untersuchungen/Statistiken?

Es ist natürlich nicht so, daß ich mir jetzt übertriebene Sorgen mache, denn in der bisherigen Entwicklung und beider Geburt verlief alles normal (Vorsorgeuntersuchungen ...), jedoch, ist es so (zumindest bei dem Kinderarzt meines Sohnes), daß man im allgemeinen über solche Sachen wie die Händigkeit, und ab welchem Alter man darauf achten sollte, auch nicht unbedingt aufgeklärt wird, um eine mögliche Umschulungen zu vermeiden. Denn, wie ich immer wieder festellen muß, wird selbst unter Linkshändern und umgeschulten Linkshändern, daß Thema der Händikeit und Umschulung viel zu wenig Beachtung geschenkt bzw. die Leute wissen überhaupt nichts davon.

Olli


Hallo Olli,


diese Fragen zum WANN tauchen immer wieder auf.

Prinzipiell ist die Händigkeit eines Kindes mit der Geburt festgelegt, da mit der Geburt auch die Dominanz einer Hirnhälfte als einer der letzten (embryonalen) Entwicklungsschritte erfolgt. (Darau folgt, dass es bei extremen Frühgeburten tatsächlich eine etwas spätere Dominanzentwicklung geben kann; ich betrachte in dieser Antwort aber den Regelzustand; auch bei hirngeschädigten Kindern kann sich die Dominanzentwicklung verzögern.)

Die Handbevorzugung zeigt sich meistens schon mit 12-15 Monaten, es wird aber noch relativ häufig "gewechselt".Ab dem 2.Lebensjahr stabilisiert sich, w e n n
k e i n e S t ö r u n g e n hinzutreten (Umschulunsversuche, Selbstumschulung durch Modellverhalten - häufiger, als man animmt !), die Handbevorzugung.

Bis zum 5., spätestens 6. Lebensjahr ist die störungsfreie Händigkeitsentwicklung eindeutig zu beurteilen. Zur Bestimmung der Händigkeit bei den oben genannten Störungen sollte ein Fachmann die Händigkeit bestimmen.

Bei entsprechender Sensibilität ist die richtige Diagnose meistens richtig.

Bei dem eigenen Sprößling besteht kein Grund zur Sorge, da mit 21 Monaten in manchen Fällen schon ein wirklich geschultes Auge dazu gehört, die Händigkeit richtig einzuordnen, beispielsweise auch, wenn das Kind wenig Beobachtungsansatzpunkte bietet.

Das Thema Händigkeitsentwicklung ist übrigens den meisten meiner Kollegen, gerade auch Kinderärzten, relativ unbekannt (wie es bei mir wohl auch wäre, wäre ich nicht selbst betroffen), da es weder in Studium noch Weiterbildung eine Rolle spielt. Über u m g e s c h u l t e Linkshändigkeit herrscht größtenteils völlige Ahnungslosigkeit, ja man wird sogar als Kollege belächelt, wenn man bei einem erwachsenen Stotterer diese Möglichkeit in Betracht zieht. Hier erkannten in einem Fall eines Patzienten aus meiner Praxis, bevor er mich aufsuchte, niedergelassene Psychotherapeuten nicht einmal den Fakt, dass der Stotterbeginn mit Schulanfang stattfand, wo das Kind eben "falsch herum" schreiben lernen musste, also umgeschult wurde, sondern man diagnostizierte aufgrund des Stotterns Hemmungen und verdrängte libidinöse Wünsche als Selbstunterhalter des Stotterns... die Lösung lag hier wirklich sehr nahe !

Selbst meine Intervention mit Hinweis auf entsprechende Literatur wurde mit Kompetenzehrenrührigkeit übergangen (...ist ja nur ein Allgemeinmediziner...) .

Daher ist von den meisten Kinderärzten hier auch wenig Aufklärung zu erwarten, geschweige denn eine Händigkeitsdiagnostik. Ich persönlich habe ab der U6 (10.-12.Lebensmonat) einen eigenen Unterpunkt "Händigkeit" eingefügt und komme im Laufe der weiteren Jahre, in denen ich das Kind meist regelmäßig sehe, fast immer auch die entsprechende Händigkeit.

Bei belassener (Links)händigkeit,(natürlich auch Rechtshändigkeit), ist das Kind vollkommen unbeschwert; großer Aufklärungsbedarf besteht jedoch bei den Eltern, um ihnen nahe zu bringen, dass Rechts- und Linkshändigkeit vollkommen gleichberechtigt nebeneiander stehen.

Also: beobachten kann und sollte man das Kind von Anfang an !

Ein zweites ergibt sich direkt daraus: nicht umgeschulte Linkshänder betrachten das Umschulungsproblem genauso wie Rechtshänder ! Denn dass es immer wieder umgeschulte L i n k s h ä n d e r heißt ist ja lediglich historisch gewachsen durch das Verpönen der linken Seite ! Nicht umgeschulte Linkshänder sind daher ebenso wenig Betroffene wie nicht umgeschulte Rechtshänder und interessieren sich als Nichtbetroffene kaum für die Umschulungsproblematik (Ausnahmen ausgenommen).

Mir fällt bei einigen Beiträgen auch in diesem Forum auf, das umgeschulte Linkshändigkeit und Linkshändigkeit an sich in einen Topf geworfen werden; dies ist allerdings ein großer Irrtum (denn auch der kaum existente umgeschulte Rechtshänder hat dieselben Probleme der Umschulung). Also immer klar trennen:

Händigkeit - umgeschulte Händigkeit : 2 verschiedene Paar Schuhe.


Freundliche Grüße

Dr. Noll

Olli
22.08.2001, 19:45
Hallo Herr Dr. Noll!


Also, hab´ ich´s doch gewußt: das selbst Ärzte, aber auch Erzieher und Lehrer - die sich ja im Grunde mit dieser Problematik (Händigkeit und Umschulung) aus beruflichen Gründen beschäftigt (Studium/Weiterbildung) haben müßten - weitgehend Ahnungslos sind und, wie gesagt, eben auch weitgehend u m g e s c h u l t e Linkshänder - von dennen ich mehr als genug kenne - das Problem ignorieren. Ganz einfach, weil sie, wie ich schon mehrfach festgestellt habe, zum Teil zwar ihre Probleme kennen, aber nicht wissen (ich wußte es ja Jahrelang auch nicht), in welchem Zusammenhang sie mit einer Umschulung - welche sie meistens sowieso schon zum größten Teil verdrängt haben - stehen (woher auch)und nun ihre Probleme herabwerten oder völlig ignorieren, so als täten sie garnicht existieren und schon recht nicht, sich mit ihnen auseinandersetzen. Hier herrscht wirklich noch ein großes, großes Defizit an Aufklärung.


Olli

Dr. Noll
23.08.2001, 12:25
Hallo Olli,

das Problem, das viele umngeschulte Linkshänder ihr eigenes Problem nicht kennen, liegt neben der mangelnden Aufklärung über das Thema insgesamt aber auch im wesentlichen daran, dass viele Umgeschulte, gerade auch, wenn sie es einmal "geschafft" haben (unter großem Kräfteeinsatz) dann nur ungern zugeben, was es sie gekostet hat. Nimmt man die Sekundärfolgen in der üblichen (sattlerschen) Reihenfolge Minderwertigkeitskomplexe - Unsicherheit - Zurückgezogenheit usw. so wird keiner gerne von sich zugeben, dass er solche Probleme hat. In der Folge wird die Umschulung bagatellisiert und als non-relevant angesehen. Das kann bis dahin gehen, dass sogar vehement bestritten wird, dass es Umschulungsfolgen gibt.

Die größten Kritiker sind tatsächlich umgeschulte Linkshänder !


Grüße


Dr. Noll

Birgit
12.09.2001, 13:24
Sehr geehrter Herr Dr. Noll,

bei meinem Sohn wurde erst in der 3. Klasse festgestellt, dass er eigentlich Linkshänder ist. Bis dahin hatte er das Schreiben mit der rechten Hand gelernt und auch sonst fast alles mit rechts gemacht. In der 3. Klasse kam es dann zum totalen Leistungseinbruch. Er hatte Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen klagte über schlechtes Sehen und war erschöpft. Wir haben dann organisch alles untersuchen lassen und sind ganz am Ende durch die Ergotherapeutin auf die Möglichkeit der Linkshändigkeit gekommen. Wir haben in der Beratungsstelle beim Paritätischen Wohlfahrtsverband in Haldensleben einen Händigkeitstest machen lassen. Dieser sagte mit 70 % aus er wäre ein Linkshänder. Empfohlen wurde uns dann noch eine Art Laserbehandlung. Hier wurden die einzelnen Gehirnälften in Belastungssituationen auf ihre Reaktion getestet und es wurde festgestellt, dass er 100 % ein Lankshänder wäre.

Nun meine Frage kann man nun wirklich engültig ausschließen, das er nicht doch ein Rechtshänder ist? Wir haben seit einem Jahr eine Rückschulung von der rechten auf die linke Hand vorgenommen, mit all den beschreibenen Schwierigkeiten die auch Frau Sattler so beschreibt. Manchmal sind wir doch etwas unsicher, was wäre wenn er nun doch Rechtshänder ist, und wir so alles noch schlimmer machen?

Viele Grüße

Birgit

Dr. Noll
25.09.2001, 16:21
Sehr geehrter Herr Dr. Noll,

bei meinem Sohn wurde erst in der 3. Klasse festgestellt, dass er eigentlich Linkshänder ist. Bis dahin hatte er das Schreiben mit der rechten Hand gelernt und auch sonst fast alles mit rechts gemacht. In der 3. Klasse kam es dann zum totalen Leistungseinbruch. Er hatte Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen klagte über schlechtes Sehen und war erschöpft. Wir haben dann organisch alles untersuchen lassen und sind ganz am Ende durch die Ergotherapeutin auf die Möglichkeit der Linkshändigkeit gekommen. Wir haben in der Beratungsstelle beim Paritätischen Wohlfahrtsverband in Haldensleben einen Händigkeitstest machen lassen. Dieser sagte mit 70 % aus er wäre ein Linkshänder. Empfohlen wurde uns dann noch eine Art Laserbehandlung. Hier wurden die einzelnen Gehirnälften in Belastungssituationen auf ihre Reaktion getestet und es wurde festgestellt, dass er 100 % ein Lankshänder wäre.

Nun meine Frage kann man nun wirklich engültig ausschließen, das er nicht doch ein Rechtshänder ist? Wir haben seit einem Jahr eine Rückschulung von der rechten auf die linke Hand vorgenommen, mit all den beschreibenen Schwierigkeiten die auch Frau Sattler so beschreibt. Manchmal sind wir doch etwas unsicher, was wäre wenn er nun doch Rechtshänder ist, und wir so alles noch schlimmer machen?

Viele Grüße

Birgit


Hallo,

tut mir leid, dass ich den Eintrag erst jetzt bemerkt habe, aber soweit nach unten schaue ich nicht so oft.

Es gibt allerdings keinen 70%-Linkshänder, denn entweder ist man Links- oder Rechtshänder, von einigen wenigen Hirnschädigungen abgesehen.

Ein klare Diagnose ist sehr wichtig ! Also, je nachdem, wo Sie wohnen, suchen Sie sich einen kompetenten Händigkeitsexperten !

Eine Laserbehandlung (des Gehirns ??) ist mir nicht bekannt und erscheint obskur.

Das alles läßt sich allerdings nicht im Linkshänderforum klären, dazu muss der Junge persönlich erscheinen, und am besten auch beide Eltern.

Wenn Sie wollen, nehmen Sie mit mir Kontakt auf

Mfg


Dr. Noll