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Vollständige Version anzeigen : Zweifel an der Händigkeit?


kati
28.05.2003, 23:39
Hallo,




ich lese hier häufig,daß sich manche unsicher sind ,ob sie nun links- oder rechtshändig sind.

Das wundert mich ehrlich gesagt sehr.

Ich jedenfalls mache außer schreiben ( und seltsamerweise mit der Schere schneiden ) alles mit links.

Es liegt doch eigentlich auf der Hand, daß ich umgeschulte Linkshänderin bin,oder?

Jana
29.05.2003, 11:31
>Hallo,

>

>ich lese hier häufig,daß sich manche unsicher sind ,ob sie nun links- oder rechtshändig sind.

>Das wundert mich ehrlich gesagt sehr.

>Ich jedenfalls mache außer schreiben ( und seltsamerweise mit der Schere schneiden ) alles mit links.

>Es liegt doch eigentlich auf der Hand, daß ich umgeschulte Linkshänderin bin,oder?




Hallo Kati,


leider wurden/werden viele Linkshänder nicht nur beim Schreiben umgeschult, sondern auch in vielen anderen Dingen, wie z.B. beim Essen, bei Sportarten (bei mir Federball), bei Handarbeiten (Stricken), bei der Hausarbeit. Ich bekam ganz oft immer wieder zu hören: "Mach die Handgriffe so und so, das geht doch viel besser." Ging es überhaupt nicht, aber ich war zu eingeschüchtert und verunsichert, um auf mein Gefühl zu hören.

Und oft richten sich viele LH-Kinder nach der Mehrheit in ihrer Umgebung und schulen sich obendrein ohne es zu merken selbst um, weil sie genauso sein wollen wie alle anderen.

Das begann/beginnt teilweise so früh (allein essen lernt man ja schon mit einem Jahr), daß sich viele nicht an einen Beginn der Umschulung erinnern können.

Viele gerade ältere Erwachsene sind auch der Meinung, daß jemand, der mit rechts schreibt, Rechtshänder ist, egal mit welcher Hand er alle anderen Tätigkeiten ausübt. Das verunsichert viele umgeschulte LH zusätzlich.

Oft wird die eigentliche Umschulung auch verdrängt, weil die Erinnerung daran zu schmerzlich ist.


liebe Grüße

von Jana aus MeckPomm

Kati
29.05.2003, 14:24
Hallo Jana,




das ist ja echt Wahnsinn.

Ich finde es schon schlimm, daß mein Vater mir konsequent das Schreiben mit links ausgetrieben hat.

Zum Glück hatte er ( außer beim Essen mit Messer und Gabel) nicht auf alles sein Auge, so daß ich alles andere munter mit links weiter machen konnte, wie z.B Federball, Zähne putzen, Gemüse schneiden etc.

Bei diesen Tätigkeiten fällt es anderen oft gar nicht auf, daß ich sie mit links ausübe.

Ich fange jetzt auch wieder an mit links zu schreiben, zwar ist/ war meine Schrift anfangs etwas krakelig, aber ich komme im großen und ganzen sehr gut zurecht.





Liebe Grüße,


Kati

Sara
29.05.2003, 16:12
Erstmal hallo,


mir fällt auf, obwohl ich nie auf Rechtshändigkeit gedrillt wurde, daß ich nicht mit Linkshänderscheren umgehen kann. Ich nehme die Schere automatisch in die rechte Hand. Jetzt kann ich nur mutmaßen, ob das mit der Links-und Rechtshändigkeit eventuell keine so festgefahrene Sache ist, wie es im ersten Moment anmutet. Vielleicht ist es auch eine unbewusste Anpassung an eine nunmal rechtshändige Welt.


Was mich persönlich aber sehr verunsichert ist, daß ich zum Teil Probleme habe mit den Begrifflichkeiten Links/und Rechts habe, d.h. ich verwechsle immer wieder links mit rechts. Wenn man mir sagt, daß ich rechts rum gehen soll, gehe ich automatisch links! Haben andere Linkshänder eventuell dasselbe Problem? Oder bin ich einfach etwas "verpeilt" *grins*

Jana
29.05.2003, 17:34
>Erstmal hallo,

>mir fällt auf, obwohl ich nie auf Rechtshändigkeit gedrillt wurde, daß ich nicht mit Linkshänderscheren umgehen kann. Ich nehme die Schere automatisch in die rechte Hand. Jetzt kann ich nur mutmaßen, ob das mit der Links-und Rechtshändigkeit eventuell keine so festgefahrene Sache ist, wie es im ersten Moment anmutet. Vielleicht ist es auch eine unbewusste Anpassung an eine nunmal rechtshändige Welt.

>Was mich persönlich aber sehr verunsichert ist, daß ich zum Teil Probleme habe mit den Begrifflichkeiten Links/und Rechts habe, d.h. ich verwechsle immer wieder links mit rechts. Wenn man mir sagt, daß ich rechts rum gehen soll, gehe ich automatisch links! Haben andere Linkshänder eventuell dasselbe Problem? Oder bin ich einfach etwas "verpeilt" *grins*


Hallo Sara,


gehst Du auch rechtsrum, wenn Du eigentlich nach links sollst?

Meiner Meinung nach liegt es daran, daß im offiziellen Sprachgebrauch rechts ganz oft mit richtig gleichgesetzt wird. Und unsere richtige Seite ist nun mal die linke. Mir geht es da ähnlich wie Dir, es hat sich nach meiner Rückschulung aber etwas gebessert. Ich erinnere mich aber, daß ich in der ersten Klasse immer noch nicht wußte, wo rechts und wo links ist. Meine kinder konnten es beide mit spätestens 4 Jahren.

Viele umgeschulte LH haben aber Schwierigkeiten mit der räumlichen Orientierung, d.h. mit links, rechts, Landkarten, unbekannten Wegen und Orten.


Das Hantieren mit Gegenständen guckt man sich ja zum großen Teil von anderen ab, deshalb nimmst Du wohl die Schere mit rechts. Ich komme zwar auch nicht mit Linkshänderscheren klar, schneide aber schon immer mit links (was letztendlich der Grund war, daß ich überhaupt meine wahre Händigkeit herausgefunden habe), eine von ganz wenig Tätigkeiten, die von Eltern und Erzieherinnen übersehen wurde.


Liebe Grüße

von Jana

Jana
29.05.2003, 17:58
Hallo Kati,


Gemüseschneiden habe ich erst ungefähr mit 14 gelernt, und dann mit links und als ich allein zu Hause war. Solange meine Mutter es mir mit rechts beibringen wollte, hatte ich eine panische Angst, mich zu schneiden. Schließlich sagte sie irgendwann in den Ferien: "Wenn ich nach Hause komme, sind die Kartoffeln geschält - egal wie!" Dann ging es.

Ähnlich war es mit Kerzen anzünden. Das habe ich auch erst in meiner Jugendzeit von jemandem gelernt, von dem ich heute weiß, daß er ebenfalls umgeschulter LH ist.

zum Federball spielen habe ich (mit rechts) zwei Jahre gebraucht. Die umstellung auf links (als ich mir mal den rechten Arm verletzt hatte) dauerte keine 10 Minuten.

Und so könnte ich noch jede Menge mehr aufzählen. Das ganze hat mein Leben jedenfalls sehr massiv beeinflußt. In der Theorie (Schule) sehr gut, in der Praxis zu allem zu doof. So schnell konnte ich manchmal gar nicht gucken, wie mir was aus der Hand genommen wurde.

Und die Umstellung hatte bei mir nicht nur Einfluß auf die räumliche Orientierung (Siehe Saras Beitrag), sondern auf meine Orientierung im Leben allgemein, speziell im Umgang mit anderen Leuten. Ich hatte (und habe, aber nicht mehr so schlimm) immer Probleme, Gesprächen zu folgen, Leute einzuordnen, gleichzeitig auf mehrere Dinge zu achten ,wie zB. auf das Gesagte UND die Mimik. Oder selber was zu sagen und gleichzeitig die Reaktion des anderen darauf wahrzunehmen. Das ist manchmal schon ziemlich stressig, weil man dadurch ständig Gefahr läuft, irgendwelche Fettnäpfchen mitzunehmen.

Durch die Rückschulung ist einiges an Druck von mir genommen worden (endlich mal eine handgeschriebene Seite ohne Schreibfehler :-) ), ich habe eher das Gefühl, ich selbst zu sein, kann Dinge tun, an die ich mich früher nie herangetraut hätte (z.B. auf Festen Kinder schminken, einen Tanzkurs mit meinem Mann machen). Aber eine Menge Schaden ist geblieben und wird auch bleiben.


liebe Grüße

von Jana aus MeckPomm

Sara
29.05.2003, 19:48
Hallo Jana,


Das kann ich jetzt nicht so genau sagen, aber ich habe einfach generell das Gefühl, daß auch mein linkes Gesichtsfeld wesentlich stärker ausgeprägt ist. So mag ich es auch nicht, wenn Leute rechts von mir gehen, weil ich das Gefühl habe, sie dann nicht so gut zu sehen. Und auch wenn man mir sagt ich soll rechts gehen, drückt es mich förmlich linksherum.


Ich kann mich noch erinnern, daß meine Mutter mit viel Mühe für meine Einschulung mal eine Linkshänderschere gekauft hat, aber ich konnte garnicht mit ihr umgehen. Aber natürlich kann es auch sein, daß ich hier einfach mich unbewusst an die gängige Rechtshändigkeit angepasst habe.


Was mir auch noch stark aufgefallen ist, daß viele Leute einen immernoch als merkwürdigen "Exoten" wahrnehmen. Ich zeichne sehr, und habe auch häufig früher im Zoo die Tiere gezeichnet. Und häufig kamen auch Kommentare, wie "Oh, was kann die toll zeichnen! Und dann auch noch mit Links!!" Es muss den Leuten, die wahrscheinlich alle Rechtshänder waren, wie ein zirkusreifes Kunststück vorgekommen sein. Sie haben sich garkeine Gedanken darüber gemacht, daß ich als Linkshänderin auch normal mit links zeichne, genauso wie sie ganz natürlich mit rechts zeichnen würden. Kann mich nicht entsinnen, jemals einen Kommentar wie, "Oh, wie toll Du zeichnen kannst. Und auch noch mit Rechts" gegeben zu haben. Daran merkt man wohl noch immer den Minderheitenstatus, den Linkshänder haben.


Einer meiner damaligen Lehrer hatte übrigens eine sehr interessante Schreibweise. Er fing die Zeile an der Tafel mit Links an, wechselte in der Mitte der Zeile die Hand und beendete sie mit Rechts. Fand ich sehr interessant. Und es hätte mich schon interessiert, ob er einer der wenigen richtigen Beidhänder ist, die es wohl geben soll oder ein ehemaliger umgeschulter Linkshänder, der halt beide erlernte Schreibweisen anwendet.

Jana
30.05.2003, 11:41
>Einer meiner damaligen Lehrer hatte übrigens eine sehr interessante Schreibweise. Er fing die Zeile an der Tafel mit Links an, wechselte in der Mitte der Zeile die Hand und beendete sie mit Rechts. Fand ich sehr interessant. Und es hätte mich schon interessiert, ob er einer der wenigen richtigen Beidhänder ist, die es wohl geben soll oder ein ehemaliger umgeschulter Linkshänder, der halt beide erlernte Schreibweisen anwendet.




Hallo Kati,


ich würde Deinen Lehrer für einen umgeschulten Linkshänder halten. Guck mal in die alten Beiträge, da findest Du eine Menge über den Zusammenhang zwischen Händigkeit und dominanter Hirnhälfte. In diesem Zusammenhang wird auch oft ein Buch von Frau Dr. Sattler genannt "Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Gehirn", daß ich ebenfalls sehr empfehlen kann. In diesem Buch wird auch schlüssig dargestellt, warum es eigentlich keine echten Beidhänder geben kann, und daß Personen, bei denen die Händigkeit nicht eindeutig festgestellt werden kann, oft aus anderen Gründen hirngeschädigt sind.

Übrigens mache ich manchmal was ähnliches wie Dein Lehrer. Ich schminke manchmal Kinder, und gerade kleine Kinder drehen oft den Kopf nicht so, wie ich es brauche, da bin ich froh, wenn sie überhaupt stillhalten. Bei symmetrischen Motiven (z.B. Schmetterling) male ich dann die eine Hälfte mit links, und danach das gleiche auf der anderen Seite mit rechts. Somit hat in gewissem Sinne immer noch die linke Hand die Führung. Beim Schreiben hätte ich da aber große Probleme. Da wird mir seit meiner Rückschulung mittlerweile arg schlecht, wenn ich auch nur ein paar Wörter mit rechts schreibe.




liebe Grüße

von Jana

Sara
30.05.2003, 15:12
Hallo Jana,


vermutlich war ich mit Deiner letzten Antwort gemeint *lächel*

Ich hab mich bereits ein wenig durch die alten Beiträge hier im Forum gelesen, und bin auch gelegentlich auf Erwähnungen von diesem Buch gestossen. Unterm Strich muss ich wirklich sagen, daß ich Glück gehabt habe, nicht umgeschult worden zu sein, wenn ich mir die hier geschriebenen Erlebnisse durchlese. Ich glaube, daß in meiner Grundschulzeit meine Lehrer an meine Eltern herangetreten sind, und fragten, was sie mit mir und meiner Linkshändigkeit machen sollen. Meine Eltern waren der festen Meinung alles so zu lassen wie es ist. Allerdings hatte ich in der Folgezeit mit großen Problemen beim Schreiben zu kämpfen. Ich konnte und kann nicht wirklich schnell schreiben, deshalb hinkte ich bei Diktaten zum Teil sehr stark nach oder brauchte sehr viel Zeit bei Aufsätzen, die ich zum Teil nicht rechtzeitig fertig bekam.


Ausserdem wollte ich mal Kalligrafie machen, aber hab immer die Tusche verwischt oder mein Handgelenk ziemlich verbogen. Und mit der 90° Technik (man dreht das Blatt um 90° und schreibt dann von oben nach unten) kam ich nicht wirklich zurecht. Also gab ich es ziemlich frustig auf.



Gruß,


Sara

Jana
02.06.2003, 19:24
>Hallo Jana,

>vermutlich war ich mit Deiner letzten Antwort gemeint *lächel*

>Ich hab mich bereits ein wenig durch die alten Beiträge hier im Forum gelesen, und bin auch gelegentlich auf Erwähnungen von diesem Buch gestossen. Unterm Strich muss ich wirklich sagen, daß ich Glück gehabt habe, nicht umgeschult worden zu sein, wenn ich mir die hier geschriebenen Erlebnisse durchlese. Ich glaube, daß in meiner Grundschulzeit meine Lehrer an meine Eltern herangetreten sind, und fragten, was sie mit mir und meiner Linkshändigkeit machen sollen. Meine Eltern waren der festen Meinung alles so zu lassen wie es ist. Allerdings hatte ich in der Folgezeit mit großen Problemen beim Schreiben zu kämpfen. Ich konnte und kann nicht wirklich schnell schreiben, deshalb hinkte ich bei Diktaten zum Teil sehr stark nach oder brauchte sehr viel Zeit bei Aufsätzen, die ich zum Teil nicht rechtzeitig fertig bekam.

>Ausserdem wollte ich mal Kalligrafie machen, aber hab immer die Tusche verwischt oder mein Handgelenk ziemlich verbogen. Und mit der 90° Technik (man dreht das Blatt um 90° und schreibt dann von oben nach unten) kam ich nicht wirklich zurecht. Also gab ich es ziemlich frustig auf.

>

>Gruß,

>Sara


Hallo Sara,


sorry, natürlich warst Du gemeint. Ich hatte eine Mitschülerin, die mit links schreiben durfte. Als im Zeichenunterricht Kalligraphie dran war, durfte sie statt der Feder einen Füller nehmen. Ich kann mir gut vorstellen, daß man so eine Zeichenfeder auch nicht gut übers Papier schieben kann. Meine hat schon beim Schreiben mit rechts ziemlich gekratzt.

Wenn du ein bißchen mehr liest, stößt Du hier im Forum auch auf gute Tipps, wie man mit links schreibt. Von unten schreiben und das Blatt schräg legen, so daß man praktisch "bergab" schreibt - das geht recht gut.


liebe Grüße

von Jana