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Vollständige Version anzeigen : LH Erziehung in Schweden


Tilman
03.08.2002, 00:42
Hi allesamt,


Man hat mir nun bestätigt, dass zumindest in Schweden [Kanada kam auch zur Sprache] Linkshänder offiziell nicht umgeschult werden. Der Befragte - selbst Pädagoge, schloss nicht aus, dass in Einzelfällen trotzdem Mist gebacken würde, aber

- erstens scheint es hier weniger Blabla im Sinne von "schönes Händchen" zu geben. Also kaum Vorurteile gegen LH.

- zweitens ist die Kontrolle mehrerer Instanzen in den Schulen hoch; ein Lehrer wuerde wohl eventuelle Unstimmigkeiten mit dem vorgeschriebenen System bei einem Kollegen bemerken - etwas idealisiert vielleicht; hier werden gleichzeitig die Klassen immer groesser...

Und dabei wird natürlich auch eine eventuelle selbst-Umschulung durch Imitation nicht mitbeachtet.

Aber die Basis ist da, und betroffene Eltern werden sich auf eine allgemeine Praxis, oder sogar auf den Lehrplan berufen koennen.


Wie wichtig ist das? Meine Meinung ist, dass man zur Prävention in Deutschland verstärkt internationale Studien, Faktensammlungen etc. übersetzen und anwenden sollte, damit die Linkshänderforschung breiter ausgelegt wird [mehr Information] und damit sie gegenüber Zweiflern/Andersdenkenden den Status einer Nischendisziplin [oder sogar von Spinnerei] verliert. Dazu ist es ungemein wichtig, sich in Ländern zu orientieren, die Langzeiterfahrung mit nicht-umgeschulten Linkshändern haben: nur, indem man tatsächlich mit Faktenmaterial beweisen kann, dass Linkshänder in einer unangefochtenen Situation nicht [oder kaum, wenn man an die RH-Gerätschaften denkt] benachteiligt sind, kann man verstockten deutschen [um]Erziehern das Handwerk legen.

Das finde ich jedenfalls [Ich schliesse hier bewusst meine früheren Betrachtungen zur sozialen Akzeptanz von Linkshänderspezifischen Verhaltensmustern aus]

Tilman

Birgit
10.08.2002, 22:01
Als Antwort auf: <a href="1768.htm">LH Erziehung in Schweden</a> geschrieben von Tilman am 03. August 2002 00:42:25:


Hallo,


soweit ich bis jetzt von meinen nicht umgeschulten linkshändigen Email-Freunden/innen erfahren habe, werden LH-Kinder in Californien - USA in Katholischen Klosterschulen erst seit kurzem nicht mehr konsequent auf die rechte Hand umgeschult. Ansonsten gab es keine genaueren Informationen. Es hieß oft: "Weiß nicht. Umgeschult wird schon noch. Aber wohl nicht mehr so oft wie früher." Die Bestuhlung an Schulen ist nach wie vor auf RH ausgerichtet. Die Stühle haben ja einen Schreibtisch direkt dabei, der immer rechtsseitig angebracht ist. Eine Amerikanerin berichtete, daß sie mit ihren linkshändigen Mitstudenten/innen am College einmal eine Art Streik machte und den Wechsel des Vorlesungsraumes durchsetzte, weil normale Tische mit frei beweglichen Stühlen für LH zum Mitschreiben besser sind als diese Stühle mit Tisch. Insgesamt scheint es, daß jeder auf sich selbst schauen muß, wie er seine LH im Alltag leben kann. Ich habe aber noch nach Lehrplänen u. ä. gefragt. Mal sehen, was da noch an Antworten kommt.


Stark ist die Vorstellung, daß es viele Beidhänder gibt. Ambidextrousness wird als interessantes Phänomen gesehen, das häufig vorkommt. Linkshänder seien, so eine Antwort, doch für ihre Sturheit, auf ihrer Linkshändigkeit zu beharren bekannt.


Die Frage nach der "sozialen Umschulung" mußte ich erst noch einmal erklären. Für die nicht umgeschulten LH in den USA ist schwer zu begreifen, was damit gemeint ist. Vielleicht, weil dort nie so konsequent umgeschult wurde ( falls das überhaupt stimmt, wenn man an die Aussage zu den Klosterschulen denkt ), daß es sich gesellschaftlich auswirken konnte. Oder eben auch nur, weil es für nicht umgeschulte LH nicht ein so drängendes Thema ist. Ich werde sehen, was ich noch für Antworten bekomme.


Ich bin selbst gespannt drauf.


Allen einen schönen Sonntag.


Birgit