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Vollständige Version anzeigen : Wie viele LH gibt es?


Anna
15.07.2002, 14:32
Hallo!


Da ich hier in meiner Nähe nie jemanden gefunden habe, mit dem ich über meine Linkshändigkeit reden konnte, habe ich mich gefragt, ob ich wirklich so ein Einzelfall bin. Darum habe ich auch angefangen in Artikeln über LH nach der Prozentzahl zu sehen, die angibt, wie viele LH es in Deutschland oder überhaupt gibt. Leider stieß ich dabei auf Angaben, die von einem % bis zu 50% der Bevölkerung sprachen. Was stimmt denn nun? Wie viele LH gibt es wirklich? Oder kann man das nicht so genau sagen, weil es noch so viele umgeschulte LH gibt, die man nur schlecht zählen kann?


Anna

Carsten
15.07.2002, 15:13
Hallo!

Da ich hier in meiner Nähe nie jemanden gefunden habe, mit dem ich über meine Linkshändigkeit reden konnte, habe ich mich gefragt, ob ich wirklich so ein Einzelfall bin. Darum habe ich auch angefangen in Artikeln über LH nach der Prozentzahl zu sehen, die angibt, wie viele LH es in Deutschland oder überhaupt gibt. Leider stieß ich dabei auf Angaben, die von einem % bis zu 50% der Bevölkerung sprachen. Was stimmt denn nun? Wie viele LH gibt es wirklich? Oder kann man das nicht so genau sagen, weil es noch so viele umgeschulte LH gibt, die man nur schlecht zählen kann?

Anna




Es heißt die Hälfte der Bevölkerung wären eigentlich Linkshänder bloß viele werden umgeschult.

Das war ja über Generationen üblich und geht bis in die heutige Zeit.

Was ich mal interessantes gehört habe. Seit in Bayerischen Schulen darauf geachtet wird und nicht mehr von Seiten der Lehrer umgeschult wird, hat sich die Zahl der Linkshänder stark erhöht.

Wenn die Umschulerei endgültig der Vergangenheit angehört, denke ich das sich die Zahl auch stark erhöhen wird.

"Richtige Linkshänder" die auch mit links hantieren soll es zwischen 12% und 22% geben.

Katja Allani
15.07.2002, 17:47
Hallo Anna, die Zahlenangaben in den Literaturen schwanken wirklich sehr und wie du schon gesagt hast durch Umschlungsprozesse wirklich schwer zu erfassen.

Eigene zehnjährige Erfahrung im Kindergartenbereich: 5 von 25 Kindern einer Gruppe sind immer lh, das sind dann 20%.

Gruß Katja

Dr. Noll
15.07.2002, 19:15
Hallo,

es gibt keine echten Zahlen, weil es noch nie untersucht werden konnte, denn eine tatsächliche Testung eines genügend großen Kreises wäre zu teuer und nicht praktikabel, da eine ungeahnt große Anzahl insbesondere der umgeschulten LH ihre eigen Umschulung aus Selbstschutz negiert und nichts damit zu tun haben will.

Tatsächlich ist in den letzten 30 Jahren der "offensichtliche" LH-Anteil in BRD von 10% auf etwas 25% gestiegen.

Einige Wissenschaftler vermuten jedoch tatsächlich ein 50:50-Verhältnis; das hieße, immer noch die Hälfte aller LH wird umgeschult, nur nicht mehr so offensichtlich "brutal" wie etwa noch zu meiner Zeit (Mitte der Sechziger).

Auf jeden Fall ist meine Überzeugung, es sind wesentlich mehr, als man denkt.


Mfg

Dr. Noll

Nadja
16.07.2002, 20:50
Hallo,

Es stimmt nicht ganz zu DDR zeiten und ich komme aus Leipzig wurden wir bis zum Mauerfall mit ziemlich harten Methoden auf rechts geschult worden.

Ich selber hatte glück und hab mich selber rückgeschult!!!

Kirstin Krap
16.07.2002, 21:03
Es stimmt nicht ganz zu DDR zeiten und ich komme aus Leipzig wurden wir bis zum Mauerfall mit ziemlich harten Methoden auf rechts geschult worden.

Ich selber hatte glück und hab mich selber rückgeschult!!!


Komisch, ich bin 1979 in Leipzig eingeschult worden, wir waren drei Linkshänder in der Klasse und nicht einer wurde umgeschult. Bitte keine Pauschalisierungen, ja?

Kirstin

N
17.07.2002, 17:15
da war wohl auch das Verhältnis der LH zu den RH und auf die Lehrer kam es drauf an. Den ich habe verschiedene Schulen besucht und war jeweils der einzige erkennbare LH. Zumale es auch viele Mischhänder gibt. Mein Neffe ebenfalls LH wurde 1989 eingeschult und wurde auch gezwungen mit der rechten Hand zu schreiben!!

Tine
25.07.2002, 10:26
Hallo!

Ich hab schon lange überlegt, ob ich zum Thema LH im DDR-Kiga was schreibe...Nun tu ich´s doch.

Also, zuerst mal, ich bin Kindergärtnerin.

In unserer Ausbildung kam das Thema fast gar nicht vor.

Ich kann mich an eine einzige Psychilogiestunde erinnern, in der es angeschnitten wurde. Da kam dann sinngamäß an: Ja, LH gibt es vereinzelt und man soll sie nicht mit Gewalt umschulen.

Aber wenn mann ihnen konsequent alles in die "richtige" Hand gibt, wäre das für die meinsten Kinder kein Problem.

Die Kinder hätten es ja dann später im Leben viel leichter.

Nur ganz "extreme LH" (was bitte ist das??? Kinder also, die sich nicht so leicht anpassen...) soll man dann eben mit Links arbeiten lassen, aber beim Zeichnen, Schreib-Vorübungen... immer wieder auf die "richtige" Hand hinweisen.

Damals schon bekannte Folgen wie Bettnässen und Stottern wurde psychische Folge von Druck (Schimpfen, Spotten...) angesehen, die bei einer sanften Umschulung n i c h t auftreten würden.

BITTE; BITTE: nicht falsch vwestehen!!! Das ist nicht meine Meinung, sondern nur das, war wir damals in der Ausbildung zu hören bekamen!!!

Und ich habe erst 1988 ausgelernt! Zu einer Zeit, wo man es hätte besser wissen können.

Die meisten DDR-Kinder sind ja in die Kinderkrippe gegangen. Dort wurde von den erste Handgriffen an darauf geachtet, daß alles Rechts gemacht wird. (Löffeln, Zeichenen, Ringe auffädeln... Meine Freundin (LH) ist als Krippenerzierin durch die Prüfung gerasselt, weil sie die ganze Zeit mit links agiert hat. Sie würde den Kindern ja ein schlechtes Vorbild geben.

Sicher ein Extemfall, aber so passiert.


Ich habe Zeichenbeschäftigungen gesehen, die so begannen:

"Alle Kinder nehmen den Stift in die RICHTIGE Hand.. hochhalten!" Dann wurde im Zweifelsfalle immer auf rechts korrigiert.

Ähnlich lief es bei andere Tätigkeiten ab.

Wenn die Kinder mit 3 Jahren in den Kindergarten kamen, war die Umschulung schon abgeschlossen, ohne daß es dem Kind ( und oft nicht mal den Eltern) bewußt war, daß sie LH sind. Bei mir ist es vermutlich auch so gelaufen, aber diese Praxis ging bis zum Schluß weiter...

Und da die so ausgebildeten Erziehrinnen ja noch im Dienst sind, und Weiterbildungen zu selten, zu teuer oder was weiß ich sind... kann ich mir vorstellen, daß es machmal immer noch so passiert.

Ich habe, bis mein Sohn geboren wurde, 10 Jare im Kiga gearbeitet. In der ganzen Zeit hatte ich e i n (!) LH Kind in meiner Gruppe (das heißt... ein Kind, von dem ich wußte, daß es LH ist... in Wirklichkeit waren es mit Sicherheit mehr.)

... und das war ein Kind, daß nicht in der Krippe war.


Daß ist jetzt keine "Großabrechnung" oder so.

Ich weiß auch, daß es anderswo sicher anders gelaufen ist.

Aber so habe ich es eben erlebt.


Liebe Grüße, Tine

Dr. Noll
25.07.2002, 20:06
Hallo Tine,

wirklich keine Großabrechnung.

So war es bis Ende der / 70er auch im Westen..., und manchmal ist es auch heute noch so, nur vielschichtiger.

Deshalb schreibe ich hier.

Ich versuche nicht, esoterische Themen zu diskutieren, sondern fragenden Eltern oder an sich zweifelnden umgeschulten und nicht umgeschulten Linkshändern durch konkrete Tipps zu helfen.

Am allermeisten schreibe ich aber hier, um möglichst viele "sanfte" und unsanfte Umschulungen durch Aufklärung zu verhindern.

Das ist ein hohes Ziel, aber wenn ich es nur bei einem schaffe, hat sich der Zeitaufwand gelohnt.


Mfg

Dr. Noll

Tine
25.07.2002, 21:26
Hallo Herr Dr. Thomas Noll,


Ich habe den Eindruck hier ist irgendetwas schief angekommen und das tut mir leid.


Ich wollte doch nur erzählen, welche Erfahrungen ich in meinem Beruf gemacht habe und wie es zum Beispiel zu einer Umschulung kommen konnte/kann, ohne daß die "Betroffenen" es wissen.


Wieso schreibe ich über esoterische Themen???


Ich hatte übrigens extra dazugeschrieben, daß die Sache mit der sanften Umschulung n i c h t !!! meine Meinung ist, sondern wollte nur wiedergeben, was uns damals gelehrt wurde!


Ich selbst bin vermutlich auf diese Art Umgeschult worden.

Mein Sohn ist LH, und ich würde ihn n i e umschulen lassen!


Ich liebe auch nach wie vor meinen Beruf und freue mich darauf, wenn ich nach der "Kinderpause" wieder anfangen kann. Und auf dem Gebiet LH nun wesentlich informierter bin und vielleicht auch manchen Rat geben kann.


Wie gesagt, tut mir leid, daß ich offenbar etwas Unpassendes oder Falsches geschrieben habe, mir ist nur noch nicht ganz klar, wo genau mein Fehler liegt...


Tschüß, Tine

Dr. Noll
26.07.2002, 20:23
Hallo Tine,


ich habe mich wohl nicht klar genug ausgdrückt.

Der Satz, das sei nun wirklich keine Großabrechnung sollte sagen, wie berechtigt Ihr Posting ist. Es stellt für mich keine G r o ßabrechnung dar, sondern einen kleinen Versuch, sich Klarheit über LH und Umschulung klar zu werden.

Und darin sehe ich meine Aufgabe hier: Menschen wie Ihnen in den konkreten, aber manchmalauch drängenden Fragen eine Antwort zu geben.

Es gibt im Forum auch esoterische Beiträge, zu denen ich nichts schreibe, weil solche Diskussionen nicht mein "Ding" sind. Wer es mag - bitte.

Mir macht es dagegen Spaß, auf Fragen wie Ihre auf dem Boden gesicherter Tatsachen zu antworten und nicht (vielleicht reizvoll) zu spekulieren.

Sie haben nichts Falsches gesagt; Beiträge wie Ihren lese ich gern, da es sich immer um teils neue, aber immer persönliche Beispiele handelt, und das ist für mich interessant.


Mfg

Dr. Noll

Tine
29.07.2002, 18:58
Hallo Herr Dr. Thomas Noll,


Danke für ihre Antwort.

Ich bin froh, daß es sich als Mißverständnis aufgeklährt hat.


Ich habe noch mal ihre erste Antwort an mich gelesen und dabei festegestellt, daß vermutlich die ersten Worte (Das ist...) fehlen.


Dadurch hatte ich es negativ verstanden und so auch den Rest als Kritik aufgefaßt...


Mit freundlichen Grüßen, Tine

Dr. Noll
29.07.2002, 20:25
Hallo Tine,


freut mich sehr, dass das Missverständnis ausgräumt ist.

Nebenbei gesagt mag ich Ihre Art, sich hier im Forum offen, fragend, feststellend äußern.

Mein großer Wunsch ist, dass, egal aus welchen Motiven, heute noch (auch nicht gewollte) Umschulungen stattfinden.

Ich bin selbst ein Umgeschulter, und eine meiner Töchter hat sich in einer schweren Zeit (Schwangerschaft des nächsten Kindes musste meine Frau 7 Monate liegend verbringen, davon 3 im Krankenhaus) von uns v o r meinen Augen selber umgeschult. Ich hatte die Praxis, 2 Kinder, einen todkranken Hund, den ich auch noch selber eingeschläfert habe - ich war es meinem "besten" Kumpel schuldig, ihn zu erlösen - ich war ziemlich überlastet. Und obwohl ich ein gebranntes Kind war habe ich d a s nicht erkannt.

Gott sei Dank ist Judith heute erfolgreich rückgeschult, aber glauben Sie mir, es war eine harte Zeit.

Danach habe ich mit Dr. Sattler Kontakt aufgenommen, den wir seitdem regelmäßig pflegen. Ich bin sehr tief in ihre Forschungen eingestiegen und habe eine sehr kongruente Grundhaltung und Überzeugung von ihr und mir gewonnen; seitdem arbeiten wir zusammen.

Daher auch meine Äußerung zu esoterischen Äußerungen hier: ich denke, sie können hier ihren Platz haben, auch wenn ich nicht mitmachen mag. (QTilman: so ähnlich, wie Sie Monopoly lieber beobachtet haben und genervt waren, wenn Sie nicht begründen mochten, warum Sie nicht mitspielen9:

Ich denke in diesen mehr theoretischen Fragen wie Dr. Sattler an einem Beispiel illustriert: natürlich interessiert mich die Genese der Händigkeit, ich finde das überaus spannend. Aber - unser Thema j e t z t ist das Verhindern weiterer Umschulungen !, und es darf niemand denken, dass wir damit schon "über den Berg" wären.

Es besteht weiterhin eine latente Linkshänderambipathie, mehr noch in den Köpfen der jetzt älteren Generation, aber auch noch bei zahlreichen jüngeren, und ich wiederhole es gern (nicht gebetsmühlenartig, Tilman, siehe "Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen" von Dr. Sattler, wo sie Prof. Undeutsch zitiert:"Es wird Ihnen im Laufe der Zeit immer wieder so vorkommen, dass Sie dies oder jenes schon unzählige Male wiederholt haben, dass Sie es schon so oft gesagt haben, dass es inzwischen langweilig ist. Aber Sie dürfen nicht vergessen, dass dies Ihr subjektives Gefühl ist und Ihre Zuhörer zwar immer anscheinend die gleiche Menge bilden, aber es jedesmal andere Einzelmenschen sind, die den vorgetragenen Stoff praktisch das erste Mal hören", S.296, letzter Absatz.

Ihre Haltung, Tilman, das zu kritisieren, kann ich nicht nachvollziehen. Ihre spekulativen Theorien sind vielleicht interessant, aber für m e i n Engagement hier im Forum weniger interessant.

Damit Sie nicht meinen, ich versteckte dies (warum sollte ich ??), hänge ich ein kurzes Posting an Ihre Aussage).

Also, Tine, machen Sie weiter so, und stellen Sie jede Frage, die Sie bewegt !


Mfg

Dr. Noll

Jeannine
22.08.2002, 11:43
Hallo Tine,


ich finde Dein posting über LH- Umschulungen etc... in den Kiga der ehemaligen DDR sehr interessant.

Meine Ausbildung als Kindergärtnerin schloss ich 1989 in Ost-Berlin ab. Bei uns wurde in Psychologie überhaupt nicht auf LH eingegangen. Ich selber bin Opfer einer Umschulung im Kiga und teils Elternhaus. Meine Kindergärtnerin konnte ich nicht leiden, deswegen bin ich nie gerne in die Einrichtung gegangen – ist fraglich, warum ich überhaupt Kindergärtnerin geworden bin?

Ich habe 4 Jahre in diesen Beruf gearbeitet - in NRW. Dort wurde die Händigkeit beachtet, denn in unserer Einrichtung gab es Linkshänderscheren. Zur Zeit studiere ich Musikpädagogik mit 2 Schwerpunkten. Bei der musikalischen Früherziehung hatten wir ein linkshändiges Mädchen – aber direkt pädagogisch wurde auch nicht auf solche Fälle eingegangen! Es gibt aber bezüglich der Bedienung von Orff-Instrumenten keine Händigkeitsvorschriften...

Solche postings der Aufklärung finde ich sehr wichtig, denn viele Menschen kennen überhaupt nicht das Ausmaß einer Umschulung. Manche Menschen kommen sogar mit Bemerkungen: „Das schult doch die Intelligenz“. Ich selber bin Jahrelang Irrwege von Therapien gelaufen, bis endlich die Ursache feststand. Als ich in der LH-Beratungsstelle von J.B. Sattler das Testergebnis erfuhr, wurde ich nebenher von „falschen Pädagogen“ psychisch so fertiggemacht, das ich alle Maßnahmen abbrach. Es ging nachher soweit, das ich von Ärzten fälschlicherweise mit Neuroleptika gegen Psychose behandelt wurde. Erst in Berlin, als die psychosomatischen Beschwerden zunahmen, wagte ich noch einmal bei Frau Dr.Pester eine Testung, welche die Folgen der Umschulung bestätigte.

Ich bekam eine Brille mit Prismagläsern, um die nicht mehr vorhandene Augendominanz herzustellen. Seit Oktober 2001 habe ich mit der Rückschulung begonnen und nebenher auch eine Psychotherapie zu laufen. Die damalige Diagnose von Psychose, entpuppte sich als Traumata – ausgelöst worden, durch unwissende Pädagogen und falsches Umfeld.

Zum Glück habe ich jetzt soviel Selbstwertgefühl aufbauen können, das ich einen Neuanfang- zwar um Jahre verspätet, wieder in Angriff nehmen konnte.

Viele Grüße von Jeannine

Birgit
22.08.2002, 14:26
Hi Jeannine,


Zum Glück habe ich jetzt soviel Selbstwertgefühl aufbauen können, das ich einen Neuanfang- zwar um Jahre verspätet, wieder in Angriff nehmen konnte.


Hast du gut gemacht. Es ist eben fast nie zu spät.

Und schön, daß du jetzt auch hier angekommen bist.

Freue mich auf deine weiteren Beiträge.


Gruß

Birgit

Jeannine
23.08.2002, 07:45
Hallo Birgit,


Das Internet ist eben klein :-)

Gruß von Jeannine

Birgit
23.08.2002, 20:19
Hallo Birgit,

Das Internet ist eben klein :-)

Gruß von Jeannine


Stimmt:

Klein aber fein! (-:

Birgit