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Vollständige Version anzeigen : ADS/ADHS und Linkshändigkeit


Lin
07.11.2011, 22:00
Hallo
ich habe hier seit längerem nicht mehr geschrieben, weil ich inzwischen in einem ADS-ler-Forum gelandet bin.
Dort kam letzthin die Frage auf wieviele Prozent denn von den ADSlern linkshändig seien. Ich werde euch später die Zahl verraten, bin aber gespannt wieviel ihr wisst - ihr werdet erstaunt sein!

Was ist denn ADS überhaupt?:
http://www.igads.ch/ads.html
http://www.erwachsene-ads.de/ads,selbsttest,30.html

KerstinB
08.11.2011, 11:52
Hallo Lin,

ich finde die Fragen in dem Selbst-"test" und Antwortmöglichkeiten etwas zu beliebig - nach meinem Empfinden und ein mögliches "Testergebnis" mit wenig Aussagekraft oder mit ggf. sogar fehlerhaften und fragwürdigen "Empfehlungen", ein Beispiel: Wenn ich z. B. einen Büroberuf habe, in dem ich oft bis zu 10 h sitzen muss, halte ich es für eine natürliche und gesunde Reaktion, körperlich unausgelastet und dadurch z. T. auch "zappelig" o. ä. zu sein/werden und köperliche Bewegung dann als ausgleichend zu empfinden. Fast jeder ist auch mal in Gedanken oder hört nicht ständig und jedem konzentriert zu, vor allem bei unserer heutigen permanenten Informationsflut, dennoch kann man grundsätzlich ein sehr konzentrierter und sich Details merkender Zuhörer sein. Manche Fragen passen auch genauso gut auf Hochsensibilität oder eben auf ein Umgeschultsein oder überhaupt auf völlig normale "Schwankungsmöglichkeiten", denen jeder lebendige Mensch im Alltag nun einmal ausgesetzt ist.

Ich persönlich spreche i. d. R. auch nur von sog. "ADS/ADHS"-Symptomen, da ich dem Ganzen etwas skeptisch gegenüberstehe, insbesondere dem, was von der Pharmaindustrie daraus gemacht wird/worden ist; interessant finde ich dagegen z. B. die Ansätze von Prof. G. Hüther oder eben in dem Kontext einer möglichen umgeschulten Händigkeit nachzugehen (oder ganz banal und bodenständig: Aus dem Alltagskorsett, seien es Bewegungsmangel, Reizüberflutung, fehlgeleitete Ernährungsdinge usw. usf., möglichst oft Auswege bzw. wirkliche eigene Wege zu finden, Pausen zu machen, rauszugehen, in sich zu gehen, bewusst tagzuträumen usw., auch das kann schon Erstaunliches bewirken, auf ganz simple Weise ;)).

Hier im Forum gibt es zu der Thematik auch z. B. diese threads:

http://www.linkshaenderforum.org/forum/showthread.php?t=15190&highlight=ADS+ADHS

http://www.linkshaenderforum.org/forum/showthread.php?t=14163&highlight=ADS+ADHS&page=3

viele Grüsse, KerstinB

Lin
08.11.2011, 12:17
Es gibt 2 Grundsatzfragen zu dem Thema.

Haben ADSler und Linkshänder in der Bevölkerung mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen (anders sein, Dinge anders in die Hand nehmen, irritieren) und deshalb ähnliche Verhaltensweisen entwickelt?

Sind überproportional viele ADSler Linkshänder, bzw. umgekehrt?

Es soll bereits Studien zu dem Thema geben, habe eben das Internet zu dem Thema etwas befragt und bin nicht die erste, die sich Gedanken dazu macht.

Nina
02.12.2011, 14:27
Hallo Lin,

ich habe mich nie sonderlich für ADS/ADHS (wusste bis vor kurzem nicht mal was der Unterschied ist bzw. wofür das H steht) interessiert, ich habe es immer als Umschulungskrankheit betrachtet und dachte, mit einer Rückschulung lässt es sich (so wie alles) schon bessern. Wie auch an anderer Stelle im Forum vermutet wurde.

So, jetzt bin ich aber seit drei Jahren in Rückschulung und einiger meiner Symptome bessern sich nicht einmal geringfügig, und dann äußerte eine sachkundliche Therapeutin den Verdacht, dass ich ADS hätte. Seitdem lese ich darüber und sehe, es trifft tatsächlich auf mich zu. Die Rückschulung alleine hat nicht geholfen, das alles zu verbessen oder in den Griff zu bekommen, auch wenn ich denke, dass es wahrscheinlich durch Umschulung verursacht wurde.

Manche Sachen kann man vielleicht nie mehr 'reparieren', wenn im Hirn so ne gewaltige Menge schief geht, und es kommt nur darauf an, zu lernen, damit zu leben... Das Wissen darum alleine kann ja auch schon mal sehr erleichternd sein.

LG Nina

Lin
02.12.2011, 17:58
Hallo Nina
ja, das Wissen darum erleichtert schon mal sehr viel.

All die Tricks und Tipps kannst du lesen und anwenden...
Dir bewusst sein, dass Komorbitäten auftreten können (Begleiterkrankungen)
und dir dein Verhalten unter dem neuen Gesichtspunkt noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

Ob du auch medikamentös aktiv werden musst hängt davon ab was du beruflich machst und wie stark die Beeinträchtigung ist. Mir hilft es sehr. Habe dadurch meinen Job behalten können und sogar neuen angeboten bekommen :D

Hier etwas zum Mut machen:
http://www.ads-beratung.ch/chaos.pdf

Nina
04.12.2011, 16:40
Hallo Lin,

danke für den Link, gucke ich mir gleich mal an.

Ja, bei Medikamenten bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits bin ich sehr stark dagegen und will das nicht, andererseits schränkt es mich doch sehr ein, zumindest bis jetzt, da unentdeckt. Konnte beruflich nie Fuss fassen und habe alles abgebrochen, dazu kamen dann Depressionen etc...

Werde auf jeden Fall noch mit meiner Therapeutin darüber reden, das ist alles für mich ja noch ganz neu.

Wann hast du denn davon erfahren? Was hat sich verändert, was konntest du besser akzeptieren?

LG Nina

Lin
04.12.2011, 18:27
Ich bin jetzt 55 und weiss es seit 2 Jahren.

Mein Selbstbewusstsein hat massiv zugenommen - dadurch auch mein Bekannten/Freundeskreis und meine Lebensqualität.

Ich bin jetzt einfach viel sicherer im Leben. Weiss warum andere wie reagieren und warum ich selber wie reagiere.

Klar sind noch viele Fehlentscheide aus alten Zeiten aufzuarbeiten, aber neue mache ich viel seltener. Ich überschlafe gerne Entscheidungen oder frage meinen Mann. So kann ich übereilte und spontane Entscheidungen vermeiden. Auch Fehleinschätzungen durch falsche Wahrnehmung fällt weg.

Ich habe eine Uhr mit Vibrieren, die mir anzeigt wann ich was machen muss. Das kann man auch dem Handy einprogrammieren. So umgehe ich das Aufmerksamkeitsproblem. Habe mich also viel besser strukturiert.

Dank Neurofeedback bin ich emotional viel stabiler. NF ist teuer, wird nicht von Kassen bezahlt, ist aber eine der Alternativen zur Tablette.

Auch Mediation/Yoga soll eine Alternative sein, aber das traue ich mir noch nicht zu. Habe mich aber für einen Feldenkrais-Kurs angemeldet.

edit: ich sehe für Erwachsene keinerlei Probleme mit Medikation - die Probleme hast du ja schon... da willst du ja raus - oder? Sollte man ein Mittel schlecht vertragen nimmt man ein anderes, es gibt genügend zur Auswahl.

KerstinB
11.01.2012, 07:00
edit: ich sehe für Erwachsene keinerlei Probleme mit Medikation - die Probleme hast du ja schon... da willst du ja raus - oder? Sollte man ein Mittel schlecht vertragen nimmt man ein anderes, es gibt genügend zur Auswahl.

...hm, Erwachsene, die solche Mittel einnehmen o. eingenommen haben und keine guten Erfahrungen oder keine Zustandsbesserungen hatten, aber schon (also bezogen auf "keine Probleme sehen"). Und eben offenbar auch zunehmend die "Fach"-leute wie die Bundespsychotherapeutenkammer in Deutschland "schon" im Jahr 2010, wenn auch da primär und "offiziell" auf Kinder bezogen, doch die Erkenntnisse werden sich auch aus Erfahrungen und Rückschlüsssen der medikamentösen Behandlung Erwachsener bzw. mit "Ritalin großgewordener" ehem. Kinder ergeben haben:

Hier ein Link zur Bundespsychotherapeutenkammer (hui, langes Wort, eignet sich gut zum links-Schreibenüben...) zu einer aktuellen Entscheidung vom 16.09.2010 des gemeinsamen Bundesausschusses zur Medikamentenvergabe bei "ADHS"-Kindern:

http://www.bptk.de/presse/pressemitteilungen/4017503.html
(Achtung: Link ggf. nicht mehr aktuell, ggf. über google zu finden...)

Eingangsabsatz, Teil-Zitat aus der verlinkten PM vom 24.09.2010:Bei der Behandlung von ADHS-Kindern darf nicht mehr zuerst ein Medikament mit dem Wirkstoff Methylphenidat (Anm.: wie Ritalin) verordnet werden. ... Danach ist es unzulässig, Kinder, die an einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) erkrankt sind, sofort medikamentös zu behandeln. ...



Behandlungsweisen sind sicherlich stets so offen wie möglich zu suchen, jedoch sind sie, auch und gerade im Bereich der Psychopharmaka, sowohl im positiven als auch im negativen wohl kaum gänzlich problemfrei oder nur problembehaftet zu sehen und stets neu und kritisch in alle Richtungen zu hinterfragen, vor allem bei sog. (angeblich nötigen) "Lebenszeit-Behandlungen" und auch in Bezug auf die eigene individuelle Situation. Im Bereich der Medikamentenhersteller geht die Argumentation schon aus Rentabilitätsgründen sicher immer dahin, dass sich ihr Produkt für "flächendeckende Anwendungen eignet, problemlos sei" usw. - was sollten sie auch sonst sagen?

viele Grüsse, KerstinB

Lin
11.01.2012, 12:36
Stimmt, das Wort "problemlos" ist etwas grob gesagt.

Ich kenne viele erwachsene ADSler, die Medis, also mph, nehmen. Keine die nicht eins gefunden haben wo sie von Nebenwirkungen weitgehend verschont wurden. Also haben die meisten das mph recht gut vertragen und es hat ihnen auch geholfen.
Einzig wurde bemängelt (aber von den Aerzten nicht verstanden), dass die Immunabwehr etwas verringert war - also schneller Erkältungen auftragen.
Letzthin habe ich aber auch eine ADSlerin getroffen, die gar nicht auf mph reagiert hat. Das gibts auch.

Im Grossen und Ganzen sollte jedoch bei Erwachsenen bei Problemen im Leben durchaus mph in Erwägung gezogen werden, weil die Begleiterkrankungen ein Vielfaches an Leidensdruck entstehen lassen können.

So leide ich an 2 Begleiterkrankungen, die mich den Rest des Lebens Medikamente schlucken lassen und schon Tausende von Franken gekostet haben. Sie machen, dass ich nicht einfach spontan und normal leben kann. Meine Schwester, ohne ADS, hat diese Erkrankungen nicht. Einzig leidet sie unter Heuschnupfen.
Ausserdem hat sie ein Studium geschafft (bei gleichem IQ wie ich) und verdient viel mehr Geld dadurch. Auch sie ist Linkshänderin wie ich.

Vergiss einmal die Pharmaindustrie. Ritalin wird seit über 50 Jahren eingesetzt und ist in allen seinen Wirkungen sehr erprobt.
Ich sehs nicht als Allheilmittel, aber als ein Versuch, den man sich gönnen soll.

Lin
12.01.2012, 19:57
Hier noch Medikation und Fachwelt:
http://adhsspektrum.wordpress.com/2011/12/14/erwachsene-adhsler-und-risiken-der-medikation/

KerstinB
13.01.2012, 06:13
Vergiss einmal die Pharmaindustrie. Ritalin wird seit über 50 Jahren eingesetzt und ist in allen seinen Wirkungen sehr erprobt.
Ich sehs nicht als Allheilmittel, aber als ein Versuch, den man sich gönnen soll.

...das mit dem "Vergessen" fällt qua Sachzusammenhang nicht leicht, denn die Pharmaindustire stellt es her und der Fakt, dass etwas "über 50 Jahre" eingesetzt wird, macht etwas allein deswegen auch nicht besser oder richtiger. Es ist zudem mittlerweile hinlänglich bekannt, dass, falls für bestimmte Bereiche / Medikamente die Patienten ausgehen oder neue Konsumenten benötigt werden, entsprechende Akquise betrieben wird/werden muss, auf vielen und allen möglichen Kanälen, in den letzten Jahren auch zunehmend über Internetforen, wo anscheinend objektive Infos gestreut oder anscheinende "Zusammenhänge aufgezeigt" oder "diskutiert" werden usw.

'"Gönnen" sollte man sich daher vor allem ein eigenes Urteil und ein stets wachsames Auge,

vG KerstinB

Lin
13.01.2012, 08:50
Ich hoffe, es wird nie ein Arzt zu dir sagen, dass du Insulin nehmen musst. Mit deiner Einstellung wäre das nicht zu vereinbaren.