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Vollständige Version anzeigen : Mein Linkshänder will nicht links schreiben


die_mica
29.12.2009, 16:37
Ich brauch mal ein paar Meinungen. Vor etwa einem halben Jahr haben wir bei einer Linkshänderberaterin einen Händigkeitstest gemacht. Der ergab eindeutig, dass mein Sohn (6Jahre) Linkshänder ist. Durch äussere Beeinflussungen, vielleicht von mir, vielleicht vom Kiga, malte er aber mit der rechten Hand. Wir haben versucht, ihn auf die linke Hand "umzuschulen". Anfangs lief alles prima. Nach 3 oder 4 Monaten legte der kleine Mann allerdings fest, dass er mit der rechten Hand besser malen könnte und verweigerte das Benutzen der linken Hand völlig. Ein erneuter Händigkeitstest ergab allerdings wieder, dass er Linkshänder ist. Unsere Ergotherapeutin zog extra noch eine Kollegin hinzu, die die Videos und Aufzeichnungen auswertete. Auch sie kam zu dem Schluss, dass das Kind eindeutig Linkshänder wäre. Allerdings gab sie zu bedenken, dass es in seinem Fall wohl besser wäre, ihn nicht auf die linke Hand zu zwingen, damit er sich nicht völlig verweigert. In Absprache mit unserer Ergotherapeutin haben wir Niklas angeboten, dass er sich die Hand, mit der er besser/lieber malt, aussuchen darf und dass diese Hand dann bis zum Schulanfang im August 2010 geschult werden muss. Niklas entschied sich spontan für die rechte Hand! Anfang Dezember hatten wir dann die Schuluntersuchung. Der Ärztin dort fiel natürlich auch sofort auf, dass das Kind graphomotorische Schwierigkeiten hätte und ich erzählte ihr die ganze Geschichte. Sie hielt es für völligen Blödsinn, das Kind im Alter von 6 Jahren selbst entscheiden zu lassen. Ich sollte mir als Mutter im Klaren darüber sein, dass diese Entscheidung sein ganzes Leben gestalten wird.

Was mach ich denn nun? Lass ich ihn mit rechts malen und lebe dann mit eventuellen Problemen wie Konzentrationsstörungen und evtl. einer Rechtschreibschwäche? Oder zwinge ich ihn auf links und muss dann damit leben, dass er keine Lust am Malen oder Schreiben hat? Ich fühle mich völlig hilflos, weil irgendwie keiner verstehen will, wie wichtig das ist. Jedes Mal höre ich, dass sich das schon noch entwickeln wird. Mir läuft aber die Zeit davon! In 8 Monaten kommt er zur Schule und bis dahin sollte er sich doch festgelegt haben, oder?

Jutta
29.12.2009, 18:33
Hallo!

Also ich halte auch nichts von Zwang. Klar sollte man immer wieder versuchen ihn davon zu überzeugen, dass links einfach besser für ihn wäre, aber versuche es ohne Druck, denn den spürt er und verweigert sich dann noch mehr.

Lass Dir von Deiner Ergo viele Fingerübungen zur Kräftigung, Seperation und Geschick zeigen, die Du mit ihm mit beiden Händen üben kannst (Bsp. Fingerübungen mit Therapieknete, FÜ nach Padovan, FÜ nach Musik von Hauke Stehn (Buch und CD gibts zu kaufen) oder auch feinmotorische Spiele). So trainierst Du beide Hände und vielleicht merkt er ja auch dabei, dass links gar nicht so übel ist.

Toll wäre natürlich auch, wenn es ein linkshändiges Kind geben würde, mit dem er sich mal verabredet und beide malen dann zusammen. So würde er sehen, dass es auch noch andere Kinder gibt, die mit links malen.

Ich hatte hier auch so ein Kind welches LH ist aber mit rechts schreiben wollte, das hat nach 3 Jahren Schule selbst gesagt, dass es jetzt lieber mit links schreiben möchte und wir haben es in den Sommerferien zurückgeschult. Das war für das Kind gar kein Problem. Allerdings hatten wir auch vor der Einschulung einen Monat lang nur mit links malen (Schwungübungen etc) durchgeführt und dann durfte er entscheiden. Er hat sich halt nur unter der Prämisse dann entscheiden zu dürfen auf den Versuch eingelassen.
Naja, er hat sich damals für rechts entschieden.

Zur Zeit habe ich ein Kind, welches RH ist (allerdings beide Hände sehr gut benutzt), aber partout mit links malen will. Ich empfehle immer natürlich die "richtige" Hand zu nutzen (bei ihm wäre das halt rechts), aber wenn das Kind es absolut nicht will, hilft das auch nicht weiter.

Versuche es einfach wirklich OHNE Druck (das muss aus Deinem Kopf heraus) und trainiere fleißig mit beiden Händen bei Spielen und Übungen. So hat er gute Chancen, auch noch kurz vor der Schule zur Not eine Entscheidung zu treffen. Je früher desto besser, klar. Und vielleicht lässt er sich ja auch auf so einen Versuch ein, kläre das mal mit der Ergo ab.

Hanns von Rolbeck
29.12.2009, 22:33
Was mach ich denn nun? Lass ich ihn mit rechts malen und lebe dann mit eventuellen Problemen wie Konzentrationsstörungen und evtl. einer Rechtschreibschwäche? Oder zwinge ich ihn auf links und muss dann damit leben, dass er keine Lust am Malen oder Schreiben hat? Ich fühle mich völlig hilflos, weil irgendwie keiner verstehen will, wie wichtig das ist. Jedes Mal höre ich, dass sich das schon noch entwickeln wird. Mir läuft aber die Zeit davon! In 8 Monaten kommt er zur Schule und bis dahin sollte er sich doch festgelegt haben, oder?


Hallo - nun einmal wiederum langsam, sozusagen zum Mitschreiben:
Du schreibst zwar viel und präziese, aber Du berichtest NUR von Deinem Sohn. Er hat aber nun einmal eine Familie und auch Freunde um sich herum. Wer in der Erwachsenen-Familie ist nun auch ein Linkshänder/in, damit das Kind wenigstens in der Familie eine/n Mitstreiter/in bekommt?
Wenn das klar ist, können wir weiter reden.
Einen guten Rutsch.

Hanns von Rolbeck

Kirsten
30.12.2009, 07:04
Hallo Mica,

erstmal herzlich Willkommen im Forum! Ich freue mich, dass du dich so für deinen Sohn einsetzt!

Mein Gedanke zu deinem Problem war, dass es vielleicht sinnvoll wäre, wenn jemand ausserhalb der Familie herauszubekommen versucht, warum dein Sohn so vehement mit rechts malen und schreiben will. Das kann die Ergotherapeutin sein, die Linkshandberaterin oder wer auch immer. Ich rate deshalb zu jemandem von ausserhalb der Familie, weil zwischen Eltern und Kindern ein mehr oder weniger festgefahrenes Kommunikationsmuster besteht (im positiven oder negativen) und man sich deshalb leicht im Kreis dreht bzw. immer wieder dieselben Konflikte hochbrechen.

Wenn man weiss, warum das Kind sich so sträubt, kann man an der Lösung arbeiten. Vielleicht hat eine Betreuerin im Kindergarten deinem Sohn gesagt, dass er mit rechts viel schönere Bilder malt (ein typischer Umerziehungsspruch). Oder ein anderes Kind hat gesagt: "Ihh, wie malt der denn?", als dein Sohn die linke Hand genommen hat, und welches Kind will schon eklig sein? Oder Papa, das grosse Vorbild, schreibt mit rechts, und dein Sohn will auch so toll sein wie Papa. Oder was auch immer der Grund sein mag. Und bei solch starken Gründen (aus Kindersicht) kommt das Argument, dass irgendwann in einer späteren Zukunft (die das Kind eh noch nicht abschätzen kann) Probleme entstehen können, wenn es mit rechts malt und schreibt, nicht durch.

Viele Grüsse
Kirsten

Judith Bremer
30.12.2009, 08:39
Hallo Mica,
die Händigkeit ist dem Menschen angeboren, man kann sie also nicht selbst wählen. Verschiedene Gründe können aber dazu führen, dass gerade linkshändige Kinder ihre linke Hand nicht zum Malen und Schreiben einsetzen, aber egal warum sie mit der nicht dominanten Hand agieren, ihr Gehirn musss ca. 30 % mehr Energie dazu aufbringen. Nun ist das menschliche Gehirn aber kein Kraftwerk, welches Energie im Überfluss hat. Nein, die vorhandene Energie muss dann eben anders verteilt werden - und so entstehen die sogenannten Folgen von Händigkeitsumschulungen:
Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Lese-Rechtschreib-Störungen, Rechts-Links-Unsicherheiten, feinmotorische Störungen, Sprachauffälligkeiten, Minderwertigkeitsprobleme, Unsicherheit.....u.v.m.

Ich schließe mich der Schulärztin an : Ein 6 jähriges Kind kann die Entscheidung für eine Rückschulung nicht allein treffen, bzw. alleine durchführen.
Beim abendlichen Zähneputzen läßt Du ihn sicherlich auch nicht selbst entscheiden, ob er sich die Zähne putzt, oder nicht.
Würden wir als Eltern, unseren Kindern diese Entscheidung selbst überlassen, hieße dies, dass wir uns aus unsere Erziehungsaufgabe stehlen. Erziehen heißt eben auch manchmal "ziehen".
Erkundige Dich doch mal, ob es in deiner Nähe Schreibvorbereitungskurse für linkshändige Kinder gibt. Ich selber führe solche Kurse an der VHS durch. Während 6 Terminen lernen linkshändige und auch umgeschult linkshändige Kinder die richtige Stifthaltung und Blattlage kennen. Und in einer kleinen Gruppe "Gleichgesinnter" lernen Kinder natürlich viel voneinander. In so einem Kurs findet nicht die Rückschulung statt, aber durch solch einen Kurs kann man den Anfang machen.

Abschließend möchte ich dir noch sagen, dass auch ich viele Kinder in der Rückschulung begleitet habe, die anfangs "kein Linkshänder sein wollten", aber nach viel Überzeugungarbeit dann doch ruckgeschult werden konnten.
Wichtig ist es, Kinder zu informieren - und das heißt auch Ihnen zu erklären, wer mit der Helferhand, statt mit der starken Hand schreibt, muss sich viel mehr anstrengen- und kann nie so gut sein, wie er /sie es eigentlich möchte.

So, nun habe ich leider etwas länger geschrieben,

ich wünsch Dir alles Gute und die Kraft und hilfreiche Unterstützung - welche Du hier in diesem Forum auf jeden Fall findest -

Grüße aus dem Norden

Judith Bremer
30.12.2009, 15:34
Hallo Mica,

mir ist noch etwas eingefallen. Du schreibst dass Dein Sohn mit der rechten Hand besser malen kann. Das ist ein wichtiger Punkt.
Natürlich ist die rechte Hand die geübtere Hand, desswegen kann sie auch viele Dinge besser. Daher finde ich es wichtig die Körperwahrnehmung der Kinder zu beachten und sie auch zu thematisieren.

"Klar, kann die rechte Hand besser malen, sie durfte ja auch schon ganz lange üben, wenn du (gemeint ist Dein Sohn) aber deiner linken Hand eine Chance gibst und sie trainierst, kann sie sogar noch viel besser werden, als die rechte!"

Liebe Grüße

Sylvia
30.12.2009, 22:09
Unter Zwang was zu machen, das kann es nicht sein.
Und die Entscheidung musst Du als Mutter schon treffen, das kann ein Kind in dem Alter noch nicht auch wenn man viel der Meinung ist, man soll auf sein Gefühl hören.
Aber mal im Ernst, wenn ich mit beiden Händen so geschickt bin, bin ich in meinem Alter sogar echt Nachdenklich (gewesen) welche Hand wirklich die richtige Hand ist.

Aber wenn ich das so lese kommt mir noch die Frage auf, ist er nur beim malen so geschickt mit der RH oder auch generell eher mit beiden Händen geschickt ?

Wäre mal interessant zu wissen, wie so seine Geburt verlaufen ist und die Entwicklung der Händigkeit bis Heute.
Hat er Probleme seine eigen Körpermitte zu überkreuzen ?
Und wie verhält er sich, wenn Du ihm das malen mit der LH schmackhaft machst ?

Birgit
31.12.2009, 13:10
Liebe Mica,

ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen.

Wenn dein Sohn wirklich ein LH ist, dann sollte er auch mit links malen und schreiben. Was passieren kann, wenn man das nicht tut, kannst du gerne in "Privates - Birgit und die RS von Gina" nachlesen. Die Frage ist, wer hat den Händigkeitstest nach welchen Kriterien gemacht. Dass so ein Test auch ein völlig falsches Ergebnis bringen kann, haben wir ja leider erfahren müssen.

Ich habe meine Tochter im Alltag genau beobachtet und festgestellt, dass sie doch viele Dinge mit links gemacht hat, auch als sie noch mit rechts geschrieben hat. Zähne putzen, Haare kämmen und mit der Gabel essen macht sie allerdings noch immer mit rechts. Spontan benutzte sie aber schon immer oft die linke Hand.

Es kann allerdings auch sein, dass dein Sohn irgendwo eine Blockade hat, die verhindert, dass er die linke Hand gut gebrauchen kann.

Gina hat zwar spontan, als sie wußte, dass sie ein LH ist, immer mit links geschrieben, aber die Tätigkeiten, die sie bisher mit rechts gemacht hat, haben wir auch zunächst so belassen. Alles was sie neu gelernt hat, hat sie allerdings dann mit links und auch anders herum gemacht.

Wenn man genau hinsieht, dann kann man schon so einige Dinge sehen und eine Beratung bei einer guten LH-Beratung ist meiner Meinung nach zu Empfehlen.

LG Birgit

Annette V.
04.01.2010, 17:50
Hallo Mica,
ich kann Deine Sorgen gut verstehen und ich spüre den Druck, den Dir Deine Sorgen machen. Und: Ich finde es gut, dass Du Dich hier zu Wort gemeldet hast.
Ich kann mir auch vorstellen, dass durch eine Bemerkung - auch wenn sie noch so klein - Dein Kind etwas in seiner Weise verstanden hat und jetzt alles "richtig" machen will.
Ich kann mich Birgit nur anschließen, wenn man genau hinsieht, kann man viel sehen. Gibt es denn da niemanden in Deiner Nähe, bei dem Du fachkundige Hilfe bekommen kannst? Ich wünsche Dir das.
Herzliche Grüße
Annette

Piloma
04.01.2010, 22:19
Liebe Mica,

ich kann Dich gut verstehen. Hier bei mir habe ich auch eine Linkshänderin, die gerade mal wieder in der Phase des "ich wäre lieber Rechtshänder" ist.

Wie kam es eigentlich, daß ihr einen Händigkeitstest gemacht habt ? Gab es einen konkreten Grund ? Und was hat Dein Sohn von so einem Test gehalten ?

Du schreibst:
Nach 3 oder 4 Monaten legte der kleine Mann allerdings fest, dass er mit der rechten Hand besser malen könnte und verweigerte das Benutzen der linken Hand völlig.

Findest Du auch, daß er mit rechts WIRKLICH besser malen kann ? Bei meiner Tochter ist, gerade beim Malen, die Hemmschwelle immer noch sehr hoch. Denn die ein oder andere "Figur" konnte sie mit rechts schon malen und muß dieses mit links noch lernen. Aber grundsätzlich fiel auf, daß sie keine "altersentsprechenden" Bilder malen konnte.

Dann schreibst Du:
Niklas entschied sich spontan für die rechte Hand!

Für mich völlig verständlich, da er ja anscheinend das Linkshänder-Sein ablehnt. Wenn man meine Tochter heute fragen würde (auch nach 1,5 Jahren Rückschulung) , wenn Du wählen dürftest, welche Hand würdest Du nehmen: ich bin ziemlich sicher, daß sie "RECHTS" sagen würde. Und zwar nur aus dem Grund, weil alle aus ihrem Freundes-und Bekanntenkreis Rechtshänder sind und sie nach wie vor glaubt, als Linkshänder aufzufallen.

Wenn Du schreibst:
Anfang Dezember hatten wir dann die Schuluntersuchung. Der Ärztin dort fiel natürlich auch sofort auf, dass das Kind graphomotorische Schwierigkeiten hätte.

lese ich daraus, daß Dein Sohn nicht wirklich gut mit rechts zurecht kommt. Stimmt das ?

Was mach ich denn nun? Lass ich ihn mit rechts malen und lebe dann mit eventuellen Problemen wie Konzentrationsstörungen und evtl. einer Rechtschreibschwäche? Oder zwinge ich ihn auf links und muss dann damit leben, dass er keine Lust am Malen oder Schreiben hat?

Was nun? Wenn ich früher gemerkt hätte, daß meine Tochter LH ist, wäre einiges einfacher gewesen. Sicher hätte sie sich damals auch nicht "einfach" rückschulen lassen, aber so mußte sie sich nicht nur mit der Rückschulung beschäftigen, sondern auch noch mit den Anforderungen der Schule.

Wichtig war, daß meine Tochter sich mit der Beraterin und Ergotherapeutin gut versteht. So konnten und können diese mit ihr über ihre Probleme, Hemmungen, Verweigerungen sprechen und uns Eltern ein paar Tipps geben, wie wir damit umgehen können.

Wir haben auch nach über 1.5 Jahren noch "Kämpfe" auszustehen z.B. war meine Tochter gestern mit den Sternsingern unterwegs, hat sich aber nicht getraut den Segen an das Haus zu schreiben, weil sie sich für ihre LH-keit "schämt" (Zitat: dann hätte das ja jeder gesehen). Und doch reden wir nicht mehr darüber, ob sie nicht doch wieder alles mit rechts machen kann. Denn sie hat mittlerweile ihre Stärken und Poteniale auf der linken Seite entdeckt.

Ich wünsche Dir, daß Du die richtige Unterstützung findest für Dich und Deinen Sohn.

liebe Grüße Piloma

Birgit
04.01.2010, 22:39
Ich habe immer versucht, meine Tochter zu unterstützen. Sie ist stolz darauf ein LH zu sein. :)

Wie hier im Forum ja schon so manches mal diskutiert wurde, hat ein LH es ja nicht immer leicht. Ich habe mich belesen und informiert. Wenn es da auch manchmal Schwierigkeiten gibt, weil unsere Umwelt nich immer versteht, warum Gina sich nicht einfach "anpassen" kann, stehe ich jedoch auf dem Standpunkt, dass ein LH genau wie ein RH das Recht hat, die Dinge so zu tun, wie es ihm am leichtesten fällt.

Vielleicht hat das Gina ja auch geholfen, dass ich so manche Hürde mit ihr gemeinsam übersprungen habe. ;)

Bleibt da die Frage, warum ein LH kein LH sein will....

LG Birgit

Marina Neumann
05.01.2010, 14:18
Hallo mica,
wenn ein Kind, das eigentlich linkshändig ist und die Rückschulung zunächst mitmacht, diese von heute auf morgen verweigert, dann ist da mit Sicherheit etwas vorgefallen. Was war vor 3-4 Monaten? Mit welchen Erwachsenen hat das Kind zu tun, wie stehen diese Personen zur Rückschulung etc.
Ein Kind in dem Alter ist so sensibel und deshalb sehr leicht zu verunsichern.
Einem Jungen in dem Alter sollte man nicht die Entscheidung überlassen, ob er mit links oder rechts schreiben will. Deswegen ist es wichtig herauszufinden, wodurch die Störung entstanden ist.
Liebe Grüsse von Marina Neumann

Rini
05.01.2010, 16:11
Oh ja, das kann ich bestätigen. Da muss irgendetwas gewesen sein. Oft sind das Bemerkungen oder Situationen, denen wir Erwachsenen überhaupt keine Bedeutung beimessen, die so ein Kind aber völlig aus der Bahn werfen.

Ich merke bei Ole auch immer, wie es ihn verstört, wenn man so ein Thema aus seiner Linkshändigkeit machen muss, zum Beispiel damals diese Aktion mit dem Geigenunterricht, den wir dann abbrechen mussten. Das hat seinem Selbstbewusstsein einen unheimlichen Knacks gegeben.

Hast Du nicht jemanden, der ihn mal unauffällig aushorchen könnte? Oft finden Außenstehende (zum Beispiel Oma oder Opa oder Mutter des besten Freundes) ja mehr heraus als wir Eltern.

die_mica
24.02.2010, 10:43
Wow, so viele Antworten! Lieben Dank euch allen!
Wir waren im Januar/Februar zur Kur, deshalb antworte ich nun so spät - sorry.

Ich will mal versuchen, alles zu erklären.

Niklas scheint der einzige Linkshänder in der Familie zu sein. Jedenfalls wissen die Großeltern beiderseits nichts von vorhergegangener Linkshändigkeit in der Familie. Auch wir als Eltern scheinen definitiv rechtshändig zu sein. Einzig der Sohn meiner Schwägerin, der etwas jünger ist als Niklas, ist auch linkshändig.

Die Tests zur Händigkeit wurden von einer Linkshänderberaterin (die gleichzeitig unsere Ergotherapeutin ist) durchgeführt und auf Video aufgenommen. Sie hat die Tests auf mein Bitten hin zusätzlich von einer Kollegin auswerten lassen. Beide waren sich einig, dass Niklas ein "echter Linkshänder" ist.

Die Therapie bzw. die Tests wurden gemacht weil Niklas sich mit 5 Jahren nicht auf eine Hand festlegen wollte und der Kinderarzt bei einer U-Untersuchung meinte, dass seine graphomotorischen Störungen bis zum Schulanfang behoben sein sollten.

Im Alltag (das Malen ausgenommen) benutzt Niklas instinktiv seine linke Hand. Er fädelt mit links die Perlen auf, er schraubt winzige Muttern mit der linken Hand auf ein Gewinde, er schraubt Flaschen mit der linken Hand auf, ... ABER: er ißt mit der rechten Hand und er putzt auch seine Zähne mit der rechten Hand!

Am Montag war er zum ersten Mal in der Vorschule. Er hat natürlich gemalt: Mit rechts! Gestern waren wir zur Ergo, ich hab der Therapeutin das erzählt, sie lässt Niklas malen und er nutzt die linke Hand! Ich versteh das einfach nicht. Ich hab dann gestern versucht ihm zu erklären, dass ich nun langsam anfangen muss Stifte etc. für seinen Schulanfang zu kaufen. Er sollte mir sagen ob ich nun Stifte für Rechtshänder oder für Linkshänder kaufen soll. Er entschied sich klar für Rechts, griff aber im selben Atemzug mit der linken Hand zum Stift und malte mit links.

Er hat übrigens zu seiner Ergotherapeutin ein sehr liebevolles Verhältniss. Ich denke schon, dass er ihr vertraut. Wir haben beide (Therapeutin und ich) unabhängig voneinander mit Niklas darüber gesprochen. Wir kommen beide zum selben Ergebnis.
Malt er mit rechts und wird gefragt warum er diese Hand nutzt, sagt er, dass es mit der linken Hand zu anstrengend ist.
Malt er mit links und wird gefragt, sagt er, dass es mit rechts zu anstrengend ist.

Mittlerweile frage ich mich, ob ich ihn vielleicht lieber einfach selbst entscheiden lassen sollte. Er wäre ja sicher nicht der einzige Mensch, der mit beiden Händen gleich gut schreiben kann, oder?

Die Frage habe ich gestern unserer Therapeutin gestellt und die meinte dazu, wenn in der Schule festgestellt wird, dass Niklas die Hände wechselt, wird er automatisch zum "Rechts-Schreiber" geschult.

Alle Erwachsenen in seiner Umgebung wissen eigentlich von dem "Problem" und sind ausführlich darüber unterrichtet worden, dass ICH möchte, dass das Kind mit der linken Hand malt! Seine Erzieherin im Kiga allerdings sträubt sich immer wieder. Sie ist in meinen Augen dort völlig fehl am Platz, aber mehr als mit ihr Sprechen kann ich auch nicht. Ich hab selbst die Therapeutin schon zu ihr geschickt um ihr die Auswirkungen ihrer Sturköpfigkeit deutlich machen zu lassen. Nach aussen hin tut sie dann immer so als hätte sie es verstanden und dann kommt nach 4 Wochen wieder so ein Satz wie: "Es tut mir in der Seele weh, Niklas immer auf links zu zwingen!" Da fehlen mir dann die Worte.

Ich hab ihn schon ganz oft gefragt, ob er wegen der linken Hand geärgert wird. Er verneint immer. Wenn er jetzt von allein mit links malt, lobe ich ihn immer extra herzlich und sage ihm wie stolz ich auf ihn bin. Malt er mit rechts, versuche ich ihn zu animieren indem ich ihn frage ob er mir mal zeigen kann, ob es mit der linken Hand vielleicht besser geht. Dann mault er manchmal, tut es dann aber trotzdem.

Was kann ich denn noch tun um ihm den Weg zu ebnen?

Birgit
24.02.2010, 10:53
Mittlerweile frage ich mich, ob ich ihn vielleicht lieber einfach selbst entscheiden lassen sollte. Er wäre ja sicher nicht der einzige Mensch, der mit beiden Händen gleich gut schreiben kann, oder?



aus der erfahrung, die meine tochter machen musste, als sie mit rechts geschrieben hat, kann ich eigentlich nur davon abraten, einen lh mit rechts oder mit beiden händen schreiben zu lassen.

da er ja laut test ein eindeutiger lh sei und auch den stift mit links nimmt, würde ich deinem sohn schon deutlich machen, dass es besser ist, auch mit links zu schreiben.

ich habe oft in der rs gar nicht von rechts oder links gesprochen, ich habe, wenn sie mit rechts was versucht hat, was nicht so gelingen wollte, gesagt, sie solle doch mal die andere hand nehmen.

übrigens isst meine tochter mit der gabel auch in der rechten hand, nimmt sie das messe dazu ist das messer links. die zähne putzt sie sich auch mit rechts.

lg birgit

Ursula
24.02.2010, 16:50
Im Alltag (das Malen ausgenommen) benutzt Niklas instinktiv seine linke Hand. Er fädelt mit links die Perlen auf, er schraubt winzige Muttern mit der linken Hand auf ein Gewinde, er schraubt Flaschen mit der linken Hand auf, ... ABER: er ißt mit der rechten Hand und er putzt auch seine Zähne mit der rechten Hand!


Hallo Mica,

Die Dinge, die ihm keiner gezeigt hat, macht er so, wie es aus ihm herauskommt.
Essen, Zähne putzen werdet ihr Eltern wohl Niklas so gezeigt, vorgemacht haben.

Ich hab dann gestern versucht ihm zu erklären, dass ich nun langsam anfangen muss Stifte etc. für seinen Schulanfang zu kaufen. Er sollte mir sagen ob ich nun Stifte für Rechtshänder oder für Linkshänder kaufen soll.[...]

Mittlerweile frage ich mich, ob ich ihn vielleicht lieber einfach selbst entscheiden lassen sollte. Er wäre ja sicher nicht der einzige Mensch, der mit beiden Händen gleich gut schreiben kann, oder?
Ich denke nicht, dass Dein Sohn das entscheiden sollte. Du musst das entscheiden.

Wenn Dein Sohn eindeutig Linkshänder ist, sollte er mit links malen und schreiben.

Kinder brauchen Regeln.
Diese Regeln mußt Du ihm geben.
Sag ihm, was er tun soll, und frag nicht, was er tun möchte.
Damit ist er überfordert.


Seine Erzieherin im Kiga allerdings sträubt sich immer wieder.
Die Erzieherin hat sicherlich auch eine Vorgesetzte. Oder Du bittest nochmal um ein Gespräch mit dem gesamten Team, denn auch Erzieher/innen haben unterschiedliche Meinungen.

Wenn Du noch weitere Fragen hast, hier bist Du immer willkommen.

Liebe Grüße, Ursula

Marina Neumann
25.02.2010, 11:48
Hallo Mica,
Kinder in dem Alter deines Sohnes können niemals selbst entscheiden, ob sie mit links oder rechts schreiben sollten, dazu sind sie viel zu klein.
Wenn bei einem Kind Linkshändigkeit festgestellt wird, ist es wichtig, dass die Erwachsenen, die mit dem Kind zu tun haben, ihm eine klare Orientierung geben, dass es linkshändig ist. D.h. sie sollten z.B. daurauf achten, dass das Kind mit links malt und schreibt. Wenn dein Sohn also den Stift mir rechts nimmt, sollte er z.B. in der Vorschule freundlich daran erinnert werden, dass er Linkshänder ist und mit links besser malen kann.
Ein Kind kann sich nicht selbst bewußt für seine Händigkeit entscheiden und auch nicht bewußt für die Rückschulung. Es sollte zwar grundsätzlich bereit sein, mit links zu malen und zu schreiben, weil es erlebt hat, dass das leicht geht und vielleicht auch etwas Spaß macht, aber mehr kann man von einem Kind nicht erwarten.
Die praktische Umsetzung der Rückschulung gelingt nur mit Hilfe der Erwachsenen. Irgendwann wird jedes Kind dann sicher und stabil in seiner angeborenen Linkshändigkeit, aber das braucht immer Zeit.
Liebe Grüsse von Marina Neumann