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Vollständige Version anzeigen : Rückschulung auf eigene Faust?!


Castio
28.01.2003, 18:08
Also mal kurz zur Vorgeschichte:


Ich komme aus einer sehr konservativen Familie, das heisst für die

gillt Links ist die böse Hand...


Nun´bis vor kurzem habe ich mich auch für einen Rechtshänder gehalten, weil ich eben es so gewohnt war mit rechts zu schreiben.

Aber das ist eigentlich auch schon alles was ich mit rechts mache.

Der Rest erfolgt immer mit links. Ich esse wenn ich nur eine Gabel oder einen Löffel habe mit links und haue auch Nägel mit der Linken hand in ein Brett (mit nem Hammer versteht sich ). Und Schrauben zie hich auch mit links fest. Da gibt es kaum ausnahmen bis auf das werfen eines Balls, das bei mir seit einem Unfall wegen der Behinderung eines Muskels nicht mehr möglich ist.

Bis jetzt ist mir das nicht aufgefallen, bis mir gesagt wurde dass Linkshändigkeit nicht unbedingt davon abhängt mit welcher Hand man schreibt,

alle anderen Dinge auf dei meine (Gross-)Eltern keinen oder nur wenig Einfluss hatten mache ich mit links.


Ich probiere seit einiger Zeit auch mal mit links zu schreiben, und wie ich finde gehts das ziemlich gut. Nur eben ist es lange nicht so pervekt wie mit rechts. Ich merke auch wenn ich zB. Hausaufgaben mit links mache, dass das wesentlich leichter geht, ich kann mich besser kozentrieren und auch entspannen.


Nun von einem Umschulungskurs halten meine Eltern wohl nicht viel, kann ich das auch auf eigene Faust trainieren, das ich es eines Tages links wie rechts kann? Wäre schon wenn ich mih auch in Zukunft besser auf meine Dinge konzentrieren kann!


Vielen Dank.

Castio

MatthiasW
29.01.2003, 06:45
Hallo Castio,


ich kann dir vor einer Rückschulung auf eigene Faus nur abraten.


Suche hier im Forum mal unter den Stichworten Rückschulung, Schraffieren, Nachspurübungen, Schwungübungen usw.. Du wirst sicher viele Beiträge finden.


Bitte wende dich an einen Linkshänderberater und bespreche mit ihm die vorgehensweise.


Noch etwas ganz wichtiges:

Erst die linke Hand motorisch schulen und erst wenn die Feinmotorik der linken Hand gut genug geschult ist den Schritt wagen und dann nur noch mit der linken Hand schreiben und nie wieder mit rechts.


Ab dem 19.02.2003 bitte ich in Münster von 20.00 - 21.30 einen Schreibvorbereitungskurs für Jugendliche und Erwachsene an.


Liebe Grüße
Matthias

Eva
29.01.2003, 15:46
Bis jetzt ist mir das nicht aufgefallen, bis mir gesagt wurde dass Linkshändigkeit nicht unbedingt davon abhängt mit welcher Hand man schreibt,

>alle anderen Dinge auf dei meine (Gross-)Eltern keinen oder nur wenig Einfluss hatten mache ich mit links.


Das geht mir auch so.


>Ich probiere seit einiger Zeit auch mal mit links zu schreiben, und wie ich finde gehts das ziemlich gut. Nur eben ist es lange nicht so pervekt wie mit rechts. Ich merke auch wenn ich zB. Hausaufgaben mit links mache, dass das wesentlich leichter geht, ich kann mich besser kozentrieren und auch entspannen.

>Nun von einem Umschulungskurs halten meine Eltern wohl nicht viel, kann ich das auch auf eigene Faust trainieren, das ich es eines Tages links wie rechts kann?


Im Gegensatz zu anderen meine ich, dass man sehr wohl sich alleine zurückschulen kann. Die jetzigen RückschulungsberaterInnen gibt es ja noch nicht so lange, und ihre Methoden wurden auch durch Beobachtung, Versuch und Irrtum, Erarbeiten von Hintergrundinformationen usw. erarbeitet. Es ist mit Sicherheit einfacher, sich mit fachlicher Begleitung zurückzuschulen. Bei der Rückschulung können und werden unerwartete Gefühle und Verhaltensweisen auftauchen, sowohl positive wie negative. Die müssen dann, wie es so schön heißt, verarbeitet und integriert werden. Das kostet oft mehr Kraft, als man vermutet, und kann die Umgebung ganz schön strapazieren.


Es ist richtig, dass die Umschulung sinnvollerweise vollständig erfolgen sollte und nicht mehr mit der rechten Hand geschrieben werden sollte. Allerdings geht auch nicht gleich die Welt unter, wenn es doch mal passiert.


Wenn Du Deinen Eltern nicht zutraust, die Umschulung zu gestatten, was ist mit Deinen Lehrern und Lehrerinnen? Mache sie auf die Arbeiten von Frau Dr. Sattler aufmerksam und auf speziell bayerische Lehrpläne, die das Umschulen von linkshändigen Kindern ablehnen. Seit in Bayern kaum noch umgeschult wird, ist die Zahl der offenen Linkshänder kräftig gestiegen und die Zahl der Legastheniker kräftig gesunken.


Hier gibts immer mal wieder Diskussionen über Rückschulungen. Lies mal die alten Beiträge durch.


Eva

Sandra
29.01.2003, 18:47
Hallo Castino,


ich schule mich seit Mai 2002 auf mein schönes Händchen zurück. Ich würde Dir raten dies nicht auf eigene Faust zu machen. Ich habe meine Händigkeit zuerst einmal von einer Linkshänderberaterin testen lassen und erst als feststand ich bin wirklich Linkshänderin habe ich angefangen mich mit meiner Umschulung auf Rechts auseinanderzusetzen.

Wut und Ärger kammen am Anfang immer wieder bei mir hoch auch auf Eltern und Lehrer. Wenn also Deine Eltern und Großeltern hinter Deiner Umschulung stecken und dies scheint mir wahrscheinlich, dann kann es sein dass sich deine Wut auf auf diese richtet. Bei mir war es jedenfalls so. Aus deiner Mail entnehme ich dass Du wahrscheinlich noch zur Schule gehst und vielleicht zuhause wohnst.

Vielleicht kannst Du deinen Eltern auch die Folgen der Umschulung deutlich machen, denn für eine Rückschulung braucht man viel Kraft und Unterstützung.

Ich habe mir erst die Akzeptanz von meinem Mann geholt und nach und nach von meiner gesamten Familie.

Auch unser Freundeskreis findet es mitlerweile ganz normal, wenn ich beim Essen und Malen und Schreiben eben alles mit links mache.

Selbst die Maus bediene ich mittlerweile mit links, was öfter mal zu irritationen mit Kollegen führt die an meinem PC arbeiten wollen.

Ich weiß natürlich nicht in wieweit deine Eltern vielleicht doch kooperativ sind, wenn Du ihnnen sagst dass Du Dich mit der linken Hand wohler fühlst.

Wenn Du aber der Meinung bist Du schaffst dies sozusagen auch ohne den Segen deiner Eltern, dann lass Dich beraten.


Gruss Sandra

Birgit
02.02.2003, 08:53
Hallo Castio,


wenn du bereits mit deiner rechten Hand schreibst, dann hast du deine Rückschulung schon selbst in deine linke Hand genommen. Mit guten Ergebnissen, wenn ich deine Schilderung richtig verstehe. Also weißt du, daß du auf eigene Faust zurückschulen kannst.


Die Unterstützung durch Linkshänderberater/in oder durch eine Rückschulungs-Mailingliste ist meiner Ansicht nach oft hilfreich, weil


- viele Rückschüler ungeduldig mit sich selbst werden, wenn die Schrift eben

nicht so schnell perfekt ist,


- sich phasenweise auch große körperliche Veränderungen bemerkbar machen können, und man unsicher werden kann, woher neue und/oder unbekannte Befindlichkeiten kommen.


- man sich persönlich sehr verändert und dann eventuell die persönlichen Kontakte eine Weile schwierig werden. ( z. B. wenn deine Eltern deine Rückschulung ablehnen oder abwerten würden ) Dann heißt es nämlich "abgrenzen, abgrenzen, abgrenzen" und mit der eventuell aufsteigenden, den meisten umgeschulten LH aber nicht ganz geheueren Aggressivität umgehen lernen.


- es einfach schön ist, mit Gleichgesinnten Kontakt zu haben und endlich mit dem eigenen Thema nicht mehr allein zu sein.


Ich selbst habe erst alleine ca. zwei Jahre zurückgeschult, dann bin ich zu einer Rückschulungsmailingliste dazu gegangen und zuletzt vor ca. einem Jahr zufällig auf dieses Forum gestoßen. Eine Linkshänderberatung habe ich nie in Anspruch genommen. Andere machen es anders als ich und das ist genauso gut. Jeder kann wählen, was der eigenen Persönlichkeit und Vorstellung am besten entspricht.


Dir alles Gute für deinen Weg.

Laß von dir lesen.

Gruß

Birgit

Birgit
22.05.2003, 19:04
Hallo,

Habe mit Interessse eure Informationen gelesen weil ich mich doch sehr alleine fühle mit dieser Problematik.

Bin ein getesteter Linkshänder. Schreibe ausschließlich rechts. Alles andere inklusive malen mache ich ganz natürlich mit links. Ich möchte nun auch wieder von rechts auf links schulen habe aber auch bei einem Psychotherapeuten keine Unterstützung gefunden. Es würde mich nun interesieren wo man Kontaktadressen findet die einen darin unterstützen. Ich habe nie ganz aufgehört links zu schreiben so dass in meinem Kopf manchmal ein heilloses Durcheinander ist. Konzentrieren fällt längere Zeit sehr schwer, Texte lese ich manchmal dreimal und brauche absolute Ruhe. Ich würde gerne umschulen aber habe so keine Ahnung ob ich einfach den Stift wieder in die linke Hand nehme und damit hat es sich.

Nach euren Erfahrungen setzt sich da noch mehr frei und ich würde gern wissen was da so passieren kann. Ich kann mit links schon sehr gut schreiben es erfordert viel Zeit weil es nicht so schnell geht. Ich meine jedoch das ich nicht so verkrampft bin im Kopf als wenn ich mit rechts schreibe. Mir ist in letzer Zeit auch aufgefallen das ich oft Zahlendreher intus habe seitdem ich öfter wieder links schreibe.

Kann mir jemand etwas dazu schreiben ?

Würde mich freuen.

Danke

Birgit

Antje
22.05.2003, 19:24
Liebe Birgit

ich habe meine Rückschulung auch auf eigene faust angetreten, allerdings mit unterlagen von frau sattler "übungen für den linkshänder" und mit infomaterial von matthias, der uns hier alle mit guten tips und tricks gerät und beiseite steht.


bei mir ist es ebenfalls gewesen so wie bei dir. immer alles mit links, nur das schreiben nicht und da ich immer wußte, was mit mir gemacht wurde und ich eigentlich linkshänder bin, habe ich auch so zwischendurch immer wieder mit der linken gechrieben, einfach zum spaß, aber auch mit der erkenntnis, das es mir sehr gut tut. nun schreibe ich nur noch mit links, und ich muß sagen, ich bereue meine entscheidung nicht.


alles gute für dich

antje

Birgit
22.05.2003, 19:33
Hallo Antje


vielen lieben Dank für Deine Antwort, irgendwie baut einen das ja auf.

Ich habe das Buch von Frau Dr. Sattler " der Knoten im Gehirn" zuhause. Könntest du mir sagen wie ich an die Unterlagen von Frau Sattler " übungen für den linkshänder " komme ? Wie komme ich an Infomaterial von Matthias dran ? Ich habe schon mal angefangen links zu schreiben und meine auch es hat mir im Kopf gutgetan allerdings fiel ich dann aufgrund von der Schnelligkeit wieder in die rechtsphase um, was mich natürlich ärgert.

Möchte es nun richtig machen mit ein bischen Unterstützung von aussen.


Danke im voraus

Gruß Birgit

Barbara
23.05.2003, 02:09
Hallo Birgit,

auch ich schule seit zwei Wochen "auf eigene Faust" zurück. Vergeblich habe ich versucht, bei der Beratungsstelle in München anzurufen. Während der angegebenen Sprechzeit am Mittwoch ist ein telefonisches Durchkommen völlig unmöglich. Die nächst erreichbare Linkshänder-Beraterin ist ausgebucht bis zum Sankt-Nimmerleinstag. Allerdings habe ich Unterstützung bei einem Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie gefunden, bei dem ich schon länger - wegen Depressionen - in Behandlung bin. Er hat nicht die geringsten Bedenken gegen eine Rückschulung "auf eigene Faust." Ich würde dir gerne seinen Namen und seine Anschrift verraten, wenn ich wüßte, dass dir ein Arzt in Bremen etwas nützt. Wo wohnst du denn? Vielleicht könntest du hier im Forum eine Kontaktadresse erhalten.

Bei mir stellen sich jetzt all die Beschwerden ein, die zu erwarten waren: Konzentrations- und Gedächtnisstörungen (Alzheimer ist das sicher nicht!), Glieder- und Gelenkschmerzen und Ungeschicklichkeiten aller Art. Ich habe Konfetti im Kopf, das wild durcheinander wirbelt. Mein Körper fühlte sich zeitweise an, als sei kein Muskel und kein Knochen mehr am richtigen Platz. Erst spürte ich es im Schulter-Nacken-Bereich, dann entlang der ganzen Wirbelsäule bis ins Kreuz. Ich hätte mich schütteln mögen wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt, um mein lädiertes Skelett zu richten. Aber es ist ein eindeutiger Genesungsschmerz. Vielleicht müssen einige Körperteile tatsächlich erst einmal wieder in die richtige Position zurückrutschen. Man wird durch die Umerziehung ja um etwa 180 Grad in sich selbst gedreht, gleichsam wie durch einen Fleischwolf. Körperlich bin ich zur Zeit sehr geschwächt und absolut arbeitsunfähig.

Mit Schaudern denke ich: so muß es mir schon einmal ergangen sein, nämlich damals, als ich umerzogen wurde und noch ein ganz kleines Kind war. Umerziehung ist ein pädagogisches Verbrechen und die Auswirkungen sind mit einer Gehirnwäsche vergleichbar.

Psychisch geht es mir umso besser. Endlich lösen sich die Verspannungen. Es ist nicht nur gut, jetzt die "richtige" Hand zu benutzen; ich empfinde auch die Entlastung der rechten Seite als außerordentlich wohltuend. Ich kannte meinen Körper bislang nur hart und verspannt, und das von frühester Kindheit an. Ich bin jetzt 47 Jahre alt und erfahre zum ersten Mal in meinem Leben, wie sich ein weiches, kuscheliges Bett anfühlt.

Hab ruhig den Mut, dir selbst zu helfen. Oder willst du dich noch länger quälen, bis jemand kommt und dich an der Hand nimmt? Die Beschwerden, die sich durch die Rückschulung einstellen können, sind ganz sicher höchstens halb so schlimm wie das, was du bislang erlitten hast.

Viel Glück! Viel Erfolg! Und schreib mal wieder, wie es dir geht.

Gruß, Barbara

Dr. Noll
23.05.2003, 13:50
Hallo zusammen,


wer mittwochs nicht telefonisch durchkommt bei der Beratungsstelle in München, kann es, wenn es dringend ist, auch an anderen Tagen und zwischen 9 und 17 Uhr probieren.

So kann dann zumindest ein Erstkontakt über Herrn Cicek festgemacht werden, wo man gegebenenfalls einen Telefontermin mit Frau Dr. Sattler festmachen kann.


Dr. Noll

Andrea
23.05.2003, 14:35
Liebe Birgit,

ich schule auch gerade rück, allerdings hatte ich das Glück, dass hier in Celle (obwohl hier sonst nicht viel los ist) eine Linkshänderberaterin ansässig ist und das ist eindeutig ein Vorteil. Ich habe sie neulich mal allgemein nach ihren Erfahrungen mit rückschulenden Erwachsenen befragt und vielleicht hilft Dir ihre Antwort auch ein bisschen weiter: sie meinte, die meisten Schwierigkeiten, Nebenwirkungen und Abbrüche entstünden durch übertriebenen Ehrgeiz, Ungeduld und weil sich Leute so massiv unter Druck setzen und überfordern. Sie bestärkt mich sehr darin, auf meine Tagesform Rücksicht zu nehmen, ab und zu einen Urlaubstag für ein langes Wochenende zu opfern und im Zweifel mal eine Verpflichtung abzusagen und lieber auszuspannen, eher eine Übungsphase auszulassen als neue Knoten im Gehirn zu provozieren.


Mit anderen Worten: Take it easy! Sei nett zu Dir! In der Ruhe liegt die Kraft!

Mach mal ein paar Pausen mehr bei der Arbeit oder beim Lernen! Sieh zu, dass Du genug schläfst und zwar regelmäßig! Was macht es schon, wenn der Prozess ein bisschen länger dauert als Du Dir vielleicht wünscht? Alle die falschen Verbindungen müssen sich doch erstmal lösen, neue aufbauen, das dauert eben eine Zeit.


Alles Gute und viel Glück

Andrea

MatthiasW
23.05.2003, 20:14
Hallo liebe Rückschüler,


auf der Internetseite von Norbert Martin

http://lefthandcorner.wtal.de/frame.html

findet ihr einen Artikel zur

RÜCKSCHULUNG: Möglicher Verlauf einer Rückschulung bei Erwachsenen (ARTIKEL/Infos/Rückschulung Verlauf)


Sehr Informativ, was den zeitlichen Rahmen einer Rückschulung betrifft. Natürlich ist diese Beschreibung der Rückschulung ein Einzelfall, doch zeigt er sehr schön auf was auf einen Rückschüler zukommen kann. Ich weiß nicht jeder braucht sooooo viel Zeit, aber einige brauchen noch viel länger.


Liebe Grüße
Matthias

Antje
23.05.2003, 21:04
Hallo Birgit,

das Buch "übungen für den Linkshänder" gibt es sicher auch da zu kaufen, wo Du das andere her hast, ich habe all meine Bücher immer bei Amzaon.de bestellt.


In dem Buch sind die Versuche drin, die man als erstes mit der linken Hand machen sollte, bevor man mit dem Schreiben beginnt, aber ich bin ganz ehrlich, ich mache das nur gelegentlich mal nebenbei, ansonsten habe ich auch gleich von vornherein geschrieben. Es ist allerdings wirklich besser, alles in der richtigen Reihenfolge zu machen.


Die meisten Übungen, die ich von dem Matthias erhalten habe, sind auch in dem Buch von Frau Sattler drin, aber wenn Du ihn anschreibst (einfach hier in dem Forum) wird er Dir sicher helfen. Ich habe von ihm damals auch sehr viel bekommen, was mir sehr gut weitergeholfen hat.


So, ich denke, das langt erst mal. Komme gerade von einem Betriebsausflug wieder und bin total erledigt (knapp sechs Stunden gewandert)


bis dann

antje

Jeannine
24.05.2003, 12:50
Hallo alle zusammen,


Barbara schrieb:

[...] Allerdings habe ich Unterstützung bei einem Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie gefunden, bei dem ich schon länger - wegen Depressionen - in Behandlung bin. Er hat nicht die geringsten Bedenken gegen eine Rückschulung "auf eigene Faust."[...] Bei mir stellen sich jetzt all die Beschwerden ein, die zu erwarten waren: Konzentrations- und Gedächtnisstörungen (Alzheimer ist das sicher nicht!), Glieder- und Gelenkschmerzen und Ungeschicklichkeiten aller Art. Ich habe Konfetti im Kopf, das wild durcheinander wirbelt. Mein Körper fühlte sich zeitweise an, als sei kein Muskel und kein Knochen mehr am richtigen Platz. Erst spürte ich es im Schulter-Nacken-Bereich, dann entlang der ganzen Wirbelsäule bis ins Kreuz [...] Körperlich bin ich zur Zeit sehr geschwächt und absolut arbeitsunfähig. [...]Psychisch geht es mir umso besser. Endlich lösen sich die Verspannungen. Es ist nicht nur gut, jetzt die "richtige" Hand zu benutzen; ich empfinde auch die Entlastung der rechten Seite als außerordentlich wohltuend. Ich kannte meinen Körper bislang nur hart und verspannt, und das von frühester Kindheit an[...]


Hallo Barbara, genauso habe ich den Anfang meiner Rückschulung auch empfunden!

Ich wollte eine Diplomprüfung schon im Sommersemester 2002 schreiben, da bekam ich beidseitig eine derartige Schulter- Nackenverspannung, das ich die Prüfung auf ein Semester verschieben musste.Nach 2 manuellen Therapien bei einer Physiotherapeutin und einen Einrenkungsgriff meiner Tante, haben sich die Verspannungen gegeben.Jetzt habe ich das Gefühl, mein Skelett korregiert sich selbständig. Laufend merke ich ein knacksen meiner Wirbel im Nacken und Schulterbereich.Und das kann ich jetzt durch eine Tiefatmung in der Rückenlage (auf einen harten Boden) selber beeinflussen.

Dieses "Konfettigefühl" im Kopf, wie du es beschrieben hast, hatte ich schon vor meiner Rückschulung. Ich merke jedoch, das ich durch den neuen Lernprozeß sehr viele Erholphasen benötige, da ich ansonsten alles durcheinander würfele! Eine Psychotherapie habe ich neben meiner eigenständigen Rückschulung auch genutzt. Jedoch war diese mehr auf die Verarbeitung traumatischer Lehrererlebnisse gerichtet, da eine Rückschultherapie von der Kasse nicht finanziert wird.In NRW sieht es ja viel besser aus, da bietet Matthias einen Rückschulkurs für Erwachsene an der Volkshochschule an. Das ist natürlich viel günstiger, als über einen großen Zeitraum eine Einzeltherapie zu finanzieren. Ansonsten ist für mich die Rückschulung die erste Therapie, wo ich einen Erfolg spüre -> zwar langsam, jedoch für die Psyche positiv (-:




Andrea schrieb:

[...]Ich habe sie neulich mal allgemein nach ihren Erfahrungen mit rückschulenden Erwachsenen befragt und vielleicht hilft Dir ihre Antwort auch ein bisschen weiter: sie meinte, die meisten Schwierigkeiten, Nebenwirkungen und Abbrüche entstünden durch übertriebenen Ehrgeiz, Ungeduld und weil sich Leute so massiv unter Druck setzen und überfordern[...] eher eine Übungsphase auszulassen als neue Knoten im Gehirn zu provozieren [...] In der Ruhe liegt die Kraft![...]


Genau das ist der springende Punkt, leider ist oft auch das Umfeld der Rückschüler ungeduldig, das sich diese unter Druck gesetzt fühlen. Mir ging es nämlich so!Das Resultat war dann Überforderung, Infekte und Blockaden.Vor allem habe ich den Eindruck, das manche Mitstudenten und Lehrer mir ein Gefühl von Misstrauen entgegenbringen! Sozusagen, die drückt sich nur vom Lernen...Das ist mir jedoch im Moment gleichgültig, da ich gemerkt habe, das mein Instinkt auf der richtigen Ebene liegt und ich durch andere Menschen, im Leben meistens in die falsche Richtung gedrängt wurde.


[...] Was macht es schon, wenn der Prozess ein bisschen länger dauert als Du Dir vielleicht wünscht? Alle die falschen Verbindungen müssen sich doch erstmal lösen, neue aufbauen, das dauert eben eine Zeit[...]


Das denke ich mir auch!!! Bisher wollte ich mein Studium ehrgeizig mit Rückschulung in der vorgesehenen Studienzeit beenden. Jetzt merke ich, es ist einfach alles zu viel des guten -> ich sehe unter den vielen Wust keinen Anfang mehr und dadurch steigern sich noch mehr die Konzentrationsprobleme. Daher habe ich beschlossen, mein künstlerisches Diplom und die Diplomarbeit auf ein Semester zu verschieben, damit ich erst einmal 3 Prüfungen in Ruhe abschließen kann. Es wird dann zwar wieder laaaaange Gesichter und vorwurfsvolle Blicke geben. Es ist jedoch mein Leben -> was nützt es mir, wenn ich alles versaue und später ohne Beruf auf der Straße hocke, mit einen Berg von Bafög- Schulden! Ich würde daher jeden Rückschüler raten, lieber seinen eigenen Instinkten folgen und sich von niemanden Bedrängen lassen. Das haben wir doch schon von Kindheit erleben müssen, diese gutgemeinten Ratschläge! Und was haben sie uns gebracht? Lieber gleich "die richtige Therapie" nutzen, als über Jahre auf der gleichen Stelle laufen und Misserfolge ernten.Und wie es Andrea schon formuliert hat: "In der Ruhe liegt die Kraft"!


Viele Grüße von Jeannine

MatthiasW
24.05.2003, 15:45
Hallo zusammen,


ich biete Schreibvorbereitungskurs für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder an, die sich auf das Schreiben mit der linken Hand vorbereiten wollen. Diese führe ich aber nicht bei der Volkshochschule durch, sondern in meinem Beratungsraum in Münster/Wolbeck.


Diese Schreibvorbereitungskurs finden einmal im Monat an einem Mittwoch von 20.00 bis 21.30 Uhr statt.

In gemütlicher Atmosphäre können die Teilnehmer Erfahrungen austauschen, erhalten von mir Infos und Hilfen.

Unkostenbeitrag je Treffen 8 Euro.


Bitte vorher anmelden, da sich der Termin ändern kann.


Weiterhin führe ich auch Schreibvorbereitungskurs für linkshändige Kinder durch.

Termine: 2. und 4. Mittwoch im Monat von 15.30 bis 16.15 Uhr


Weitere Infos auf Anfrage.


Liebe Grüße
Matthias

Birgit
24.05.2003, 21:36
Hallo Barbara,

Vielen Dank für die netten Worte, habe direkt den Stift in die linke Hand genommen und es geht zwar langsam aber es geht. Es liegt ein Block unter meiner Post auf dem ich gerade einzelne Buchstabe übe. Speziell die meines Namens. Sieht noch ein wenig ungewohnt aus aber wird schon.

Ich wohne im Rheinland und Bremen ist mir wohl zu weit, aber dennoch vielen Dank.

Ich muss eigentlich "nur " das Schreiben von rechts auf links ändern, alles andere ist gott sei dank geblieben.

Ich kann mich noch ganz genau an meine Umschulung auf rechts erinnern und könnte immer noch die Wut bekommen. Habe es meiner Mutter nie so ganz verziehen obwohl der Drill aus der Schule kam, und ich ging in Bayern zur Schule. Es ärgert mich das eine angebliche Pädagogin mein Leben versaut hat. Ich merke schon was sich verändert hat. Ich bin unsicher und überlege zig mal eh ich was sage, kann gelerntes schlecht abrufen und wenn ich es nachlese ist es als wenn ich es auswendig kann. Eben ein leidiges Thema.

Bin jetzt 36 und hoffe ich bekomme meinen Kopf wieder frei und kann ohne knoten im Hirn denken. Verspannungen hatte ich die die jeder hat der überwiegend am PC sitzt. Ich bin mal gespannt was sich verändert. Werde es Euch berichten.


Lieben Gruß

Birgit

die andere Birgit
25.05.2003, 12:20
Hallo Birgit,


jetzt komme ich endlich dazu, dir auch noch ein paar Zeilen zu Schreiben. Erst mal Glückwunsch zum Absprung in die vollständige Linkshändigkeit. Geh' pfleglich mit dir um. "Nur" das Schreiben ändern wird noch viel anderes bei dir in Bewegung setzen. Deshalb wird dir jeder, der selbst zurückgeschult hat sagen: "Laß dir Zeit und setze dich nicht unter Erfolgsdruck." Ich meine immer, der eigene Körper gibt genau vor, wie weit man gehen kann, und wann er Ruhepausen will. Wenn man drauf achtet, den Signalen folgt, kann an sich nix schief gehen.


Ich habe vor fast genau 4 Jahren meine Rückschulung begonnen und war damals 37 Jahre alt. Und lebe in Bayern, wurde allerdings von meiner vom Rhein kommenden Mutter schon als Kleinkind auf die rechte Hand gedrillt. Obwohl klar war, ich bin LH wie meine Oma. Wie das ablief, das erinnere ich auch noch sehr genau. Deine Wut, die kann ich gut verstehen. Ging mir selbst nicht anders. Sie kam bei mir in Wellen hoch und flachte wieder ab. Ich finde, Wut muß sein, weil mit der Rückschulung die ganze Traurigkeit und Einsamkeit der vorangegangenen Jahrzehnte hochkommt. Und auch die Erkenntnis, wie schwer man es hatte und wie einfach es hätte sein können. Das will verdaut werden. Jetzt ist es bei mir schon eine ganze Weile vorbei. Irgendwann setzt der eigene Fatalismus ein, daß keiner sich sei Schicksal aussuchen kann, und man hat genügend positive Erlebnisse als "wiedergeborener" Linkshänder gesammelt, daß man eine ungeahnt tiefe Lebensfreude empfindet.


Ich habe gestern in meinen alten Unterlagen von meiner Rückschulung nachgesehen. Ich hatte mir für die ersten Tage meiner Rückschulung Urlaub genommen. Da übte ich vom 28. - 30. Mai Kringel, Bögen, Schleifen und zunehmend Buchstaben und Wörter. Ab dem 31.5. fing ich an, in kleinen Passagen taoistische Weisheiten abzuschreiben. Meine Schrift war in den vorangegangenen 30 Jahren kein einziges mal so schön gewesen, wie ab diesem Zeitpunkt.


> Ich merke schon was sich verändert hat. Ich bin unsicher und überlege zig mal eh ich was sage, kann gelerntes schlecht abrufen und wenn ich es nachlese ist es als wenn ich es auswendig kann. Eben ein leidiges Thema.<

Du wirst sehen, das wird recht bald besser. Laß dir ein wenig Zeit. Es richtet sich bei der Rückschulung nach und nach so viel von selbst, von dem man angenommen hatte, es würde nie mehr anders.


Was mir noch einfiel für dich: Falls du in deiner Nähe keine LH-Berater findest gibt es auch noch die Möglichkeit, sich in Mailinglisten für Rückschüler einzutragen und sich dort mit Gleichgesinnten auszutauschen.


So, jetzt wünsche ich Dir auf deinem Weg einfach alles Gute.

Bin gespannt, wie es dir weiterhin geht. Laß von dir lesen.


Gruß

Die andere Birgit

Birgit
27.05.2003, 11:56
Hallo "andere " Birgit.


Vielen Dank für die lieben Zeilen, und leider muss ich gestehen das ich schon merke wie schnell ich kaputt und ausgelaugt einfach Kopfmüde bin.

Gebe mir die größte Mühe es so gelassen wie möglich anzugehen,zumal ich bei meiner täglichen Arbeit nicht sooo viel schreiben muss so das ich dachte das es vielleicht mit weniger Komplikationen abläuft. Aber tut es nicht.

Also werd ich mir die Zeit nehmen und einen oder zwei Gänge runterschalten. Habe in 4 Wochen Urlaub und werde dort versuchen ein bischen zu üben.

Was ich allerdings schnell festgestellt habe ist das meine Schrift in links wesentlich gelichmäßiger ist als rechts. Außerdem verbiege ich jetzt nicht mehr meine Hand so weit nach innen wie zum Anfang.

Es ist sicher zuviel erwartet wenn ich glaube Seitenweise schreiben zu können. Da kommt dann schon der Krampf in der linken Hand. Es tut aber gut zu wissen das ich nicht alleine damit bin und ihr es auch geschafft habt. Ich habe im Moment so ein verstärktes Gefühl alleine zu sein und irgendwie nicht reden wollen. Möchte am liebsten eine Auszeit nehmen und so vor mich hindümpeln. Vermute das hängt auch damit zusammen. Na ja ich hoffe das ich nicht komplett durchdrehe.

Werde also dabei bleiben und mich weiter durchkämpfen. Schliesslich hab ich es ja andersrum auch geschafft.


Lieben Gruss

Birgit G

Birgit S.
27.05.2003, 18:17
Hallo Birgit,


> ... leider muss ich gestehen das ich schon merke wie schnell ich kaputt und ausgelaugt einfach Kopfmüde bin. <

Da geht es dir so, wie allen anderen Rückschülern/innen. (-;



> ...ich dachte das es vielleicht mit weniger Komplikationen abläuft. Aber tut es nicht.<

Man kann sich vorher nicht wirklich vorstellen, was bei einem selbst neben der feinmotorischen Umstellung von einer Hand auf die andere noch alles in Bewegung gesetzt wird. Wir haben da wohl alle gestaunt.


> Also werd ich mir die Zeit nehmen und einen oder zwei Gänge runterschalten. Habe in 4 Wochen Urlaub und werde dort versuchen ein bisschen zu üben. <

Das ist gut geplant.


>Es ist sicher zuviel erwartet wenn ich glaube Seitenweise schreiben zu können.<

Bei mir waren's anfangs 1/2 bis 1 Seite über den ganzen Tag verteilt. Leg' bitte immer allerspätestens dann eine Pause ein, wenn dir schwindlig wird, du mit dem Sehen Schwierigkeiten bekommst oder andere Anzeichen von Überanstrengung auftreten. Immer dran denken: dich gibt's nur einmal und du bist wertvoll.



> Da kommt dann schon der Krampf in der linken Hand. Es tut aber gut zu wissen das ich nicht alleine damit bin und ihr es auch geschafft habt. <

Nein, alleine bist du mit deiner Linkshändigkeit und Um-/Rückschulung jetzt nicht mehr. Alleine warst du während der Umschulung und die Jahre danach. Gut daß das jetzt vorbei ist.


> Ich habe im Moment so ein verstärktes Gefühl alleine zu sein und irgendwie nicht reden wollen. Möchte am liebsten eine Auszeit nehmen und so vor mich hindümpeln. Vermute das hängt auch damit zusammen. <

Wenn du Zeit für dich brauchst, dann nimm sie dir. Alles hat seine Berechtigung.


> Na ja ich hoffe das ich nicht komplett durchdrehe.<

Nein, du bis bei klarem Verstand und und wirst auch künftig bei Verstand bleiben.


> Werde also dabei bleiben und mich weiter durchkämpfen. Schliesslich hab ich es ja andersrum auch geschafft. <

Genau. Ein Höhlenforscher hat im Prinzip auch die Kondition für's Bergsteigen. Also kriegst du deine Rückschulung auch gut auf die Reihe.



Meld' dich wieder, wenn du Lust dazu hast.


Alles Gute weiterhin. Ich drücke dir die Daumen.

Birgit S

MatthiasW
28.05.2003, 07:25
Hallo zusammen,


ich habe euren Erfahrungsaustausch verfolgt und möchte euch folgende Tipps geben:


Schwindelanfälle treten häufig dann auf wenn es zu einer Überforderung kommt.

- Als Rückschüler, darf ich nicht sofort anfangen zu schreiben, obwohl ich einen inneren Drang verspüre.

- Ich muss erst meine Augen-Hand-Koordination schulen, ohne meinen Denkapparat zu überfordern.

- Treten Schwindelanfälle auf muss ich meine Übungsphasen kürzen und die Abstände zwischen den Phasen vergrößern.


Einstieg in eine Rückschulung:

1. Durch grobmotorische Schwungübungen die Augen-Hand-Koordination (Blattlage) schulen (kann bis zu einigen Wochen dauern und sollte vor jeder aufbauenden Übung vorgeschaltet werden, zur Einstimmung).

2. Durch Schraffierübungen die Feinmotorik und weiter die Augen-Hand-Blattlage-Koordination schulen. Es spricht nichts dagegen auch ein Bild mit der linken Hand zu malen.

3. Durch Nachspurübungen, siehe Heft von Fr. Dr. Sattler, den Grundaufbau und Kombination von Buchstaben üben.

4. Gezielte Übungen zu Buchstabenkombinationen, die sich gut verbinden lassen wie le, en, er, de, nn usw. (aber nicht mehr als 3-4 Buchstaben verbinden) und Breaks zwischen Buchstaben, bei denen Punkte gesetzt werden wie i, ä und Buchstaben auf denen ein Buchstabe mit Rückschwung folgt wie a, d, g, o, c usw.

5. Erst wenn dieses Programm ohne Schwindelanfälle durchlaufen werden kann (20-30 Min. Übungseinheit) sollte mit dem Schreiben von Wörtern und Sätzen (jetzt erst werden Gedanken auf dem Papier festgehalten) begonnen werden.


Ich wünsche euch weiter viel Erfolg.


Liebe Grüße
Matthias

Birgit
28.05.2003, 14:42
Hallo Matthias,


ich wollte dich schon in meiner Antwort an Birgit um Hilfe für sie bitten, weil du es eben besser weißt, wie man das angeht. Danke dir.

Gruß

Birgit S