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Vollständige Version anzeigen : Entscheidungen treffen...


Britta
17.02.2008, 13:37
Hallo,

geht es anderen ULH auch so, oder hat es vielleicht damit gar nichts zu tun? Ich bin einfach auf der Suche nach Antworten, warum ich mich ständig so "anders" fühle als die Menschen um mich herum.

Ich habe IMMER große Probleme damit, Entscheidungen zu treffen - vor allem diese schnell zu treffen. Egal um was es sich handelt, ich weiß grundsätzlich nicht für was ich mich entscheiden soll. Ich sehe immer sehr viele Punkte, die (für mich) zu beachten sind, die ich mit einbeziehe. Egal was ich tue, immer stelle ich mir die Frage: Mache ich es jetzt so oder lieber doch so? Ist das jetzt optimal oder ist das andere doch besser???... Ich habe sowieso Probleme damit einfach irgend etwas zu tun "weil man das so macht".

Im Prinzip "verschwende" ich immer sehr viel Zeit dafür, mich endlich für das "richtige" zu entscheiden - in der Zeit haben andere schon dreimal gehandelt. Dadurch gelte ich schon immer als langsam und so manches Mal hat man mich auch schon für dumm gehalten, weil ich selbst Probleme hat mich zu entscheiden was ich jetzt trinken will oder welche Sorte Marmelade ich jetzt kaufe und ob ich überhaupt wirklich eine brauche,...

Mein Mann sagt, er sieht z. B. einfach zwei Möglichkeiten und entscheidet sich eben einfach für eine der beiden. Ich möchte für mich immer das "richtige, optimale" finden, sonst bin ich nicht zufrieden. Meist brauche ich erstmal ein inneres Bild von etwas, bevor ich weiß, was ich will. Ich weiß nicht, kennt ihr das auch? Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich unsicher bin, weil ich mich nicht entscheiden kann, oder ob ich eben einfach sehr viele Dinge auf einmal wahrnehme, die mir wichtig erscheinen, die ich eben mit einbeziehen "muss".

Hört sich jetzt wohl irgendwie etwas wirr an? Ich würde mich trotzdem über eure Meinung dazu freuen ;).

Liebe Grüße
Britta

Heike
17.02.2008, 14:42
hallo Britta
Bei mir ist das auch so bei wichtige Entscheidung
oder bei Anziehsachen
überlege ich ob ich es wirklich brauche
Dann mache ich das so wenn das mir gut gefällt und es passt
dann kaufe ich es mir .

Grus Heike

Marina Neumann
18.02.2008, 12:27
Hallo Britta,
als umgeschulte Linkshänderin bzw. als eine, die sich im Rückschulungsprozess
befindet, bist du sowieso anders als die meisten Menschen um Dich herum.
Worum es geht, ist, einmal zu lernen, zu deiner Andersarigkeit zu stehen.
Du bist es ja , aber Deine innere Haltung dazu ist auch enorm wichtig und erleichtert vieles, wenn Du "Ja" zu dir sagst.
Als Teil des Rückschulungsprozess ist es ganz wichtig, herauszufinden, wie Du vieles machst, auf Deine ganz eigene Art, eben z.B. Entscheidungen treffen.
Wenn du erst ein inneres Bild brauchst, bevor du Dich entscheiden kannst, ist das gut und richtig für Dich und entspricht deiner Linkshändigkeit.
Dann solltest du das in Zukunft pflegen und bejahen, auch wenn alle um dich herum anders zu Entscheidungen kommen. Darum geht es nicht, nur darum, wie Du zu deinen Entscheidungen findest. Dadurch wirst du auf Dauer innerlich freier und mehr du selbst werden können.

Chrissi
18.02.2008, 13:59
Diese Sätze kann ich:) voll bestätigen.Mir ging es ebenso und ich wusste von nichts als ich anfing mich zurück zu schulen.Ich habe nur auf meinen Bauch :p gehört, meinen Verstand eingeschaltet und gehandelt.Erst 7 Jahre später fand ich alles bestätigt im Buch von Frau Sattler.

Britta
19.02.2008, 10:36
Hallo,

danke für eure Worte, ich bin mal wieder nicht alleine und so un"normal" damit, wie ich immer dachte... ;)

@Marina: Deine Sätze haben in mir ein kleines AHA-Erlebnis ausgelöst :eek:. Ja, meine innere Haltung zu mir selber ist wirklich grottenschlecht, da brauche ich wohl noch viiiiel Zeit, bis alles wieder sortiert ist in mir. Mir ist jetzt erst nochmal richtig bewußt geworden, daß ich eigentlich überhaupt nicht mehr weiß (oder noch nie wußte?) wer ich eigentlich bin, was überhaupt ZU MIR gehört oder nicht und vor allem, was eigentlich an mir wirklich "falsch" ist und was nicht.

Ich denke, ich erkenne langsam aber sicher den Grund für meine permanente Unsicherheit im Leben und dem Leben/anderen Menschen gegenüber und meine daraus entstandenen Ängste und meine übertriebene Vorsicht, da ich mir selber nicht mehr traue.

Es ist an der Zeit aufzuräumen ;). Ich bin gespannt, was das Schreiben mit links noch so alles aufdeckt und mit sich bringt :D...

Ich bin zur Zeit am überlegen, ob es sinnvoll ist meine ehemalige Psychologin noch einmal zu kontaktieren um meine Stärken/Schwächen herauszuarbeiten und mein Selbstwertgefüh/Selbstvertrauenl wiederzubekommen. Ich denke allerdings nicht, daß sie sich mit der Problematik des ULH auskennt. Mal sehen...

Liebe Grüße von Britta

Marina Neumann
19.02.2008, 16:15
Hallo Britta,
freut mich, dass meine Zeilen etwas bewirkt haben.
Vielleicht hast du ja Lust, irgendwann mal eine Sitzung bei mir zu nehmen. Die psychischen Begleiterscheinungen der Umschulung können heftig sein; die Chancen aber, durch die Rückschulung vieles zu verbessern, sich selbst ganz anders sehen und verstehen zu lernen, sind ebenso groß.
Psychologen kennen sich leider in der Regel nicht mir der Problematik der umgeschulten Linkshänder aus, geschweige denn mit dem Prozess der Rückschulung.
Alles Gute erst einmal.
Lieben Gruß von Marina

Melanie21
19.02.2008, 17:41
Hallo ihr da ^^
Ich kenn das auch sehr gut! Bevor ich mich für etwas entscheide, denke ich ganz oft lange nach, ob das dann auch die richtige Entscheidung war. Ich plane alles haargenau oder denke schnell über Konsequenzen nach. Also auch für mich nichts neues, was ihr da schreibt.

Yvaine
20.02.2008, 20:02
Ich reihe mich mal ein. :D

Ich habe auch oft enorme Probleme, Entscheidungen zu treffen. Ich grüble ewig vor jeder Entscheidung und habe teilweise schon direkt Panik. Auch danach fällt es mir oft schwer, mit einer getroffenen Entscheidung zu leben und ich mach mich selbst verrückt damit, darüber nachzudenken, ob es ja die richtige Entscheidung war.

Allerdings merke ich, dass es mir damit bereits besser geht, seitdem ich mich zurückschule. Irgendwie fällt mir Entscheidungsfindung inzwischen etwas leichter. Ich habe das Gefühl, endlich wieder den Kontakt zu dem zu finden, was ich wirklich will und auch dazu stehen zu können. Das gelingt noch lange nicht immer, aber ein paar Erfolgserlebnisse in der Hinsicht hatte ich schon. Das gibt mir viel Auftrieb, mit der Rückschulung weiterzumachen :)

Britta
20.02.2008, 20:26
Hallo,

ist wirklich immer wieder schön zu lesen, daß man nicht alleine ist mit seinen "Macken", wenn es denn überhaupt welche sind :p.

@Yvaine: Das hört sich doch gut an. Ich hoffe, daß ich dort irgendwann auch hinkomme. Mir macht es das ganze auch sehr schwer, gradlinig und konsequent zu sein und mit klaren Regeln bei meiner kleinen Tochter von zweieinhalb Jahren. Das was ich möchte und das was sie möchte vermischt sich bei mir irgendwie - also von der Intensität. Es fühlt sich für mich dann irgendwie gleichgewichtig an und ich weiß nicht mehr, ob ich jetzt ihrem Bedürfnis nachgeben soll oder nicht (wenn es nicht gerade um Dinge geht wie "auf die Straße laufen dürfen", die ja doch eher eindeutig sind). Na ja, irgendwie fühle ich mich halt innerlich etwas wirrig in diesen Situationen...

LG Britta

Madd
29.02.2008, 00:32
tja, das kenne auch ich sehr gut, seit Ewigkeiten. Zum einen bi ich grundperfektionistisch, und andererseits hemmt nichts mehr meine Entschlossenheit als ein Überfluss an Möglichkeiten. Schönes Beispiel: ich habe im Allgemeinen keine Probleme, einen nomalen Pkw auf einem Parkplatz einzuparken. Wenn dieser Parklpatz allerdings eingeteilt ist und leer steht, dann kann ich einfach keine Position anpeilen. Gut, vielleicht brauche ich die anderen Autos nicht nur zur Entscheidungsfindung.

Heidrun
21.05.2009, 21:29
Hallo

Das kenne ich nur zu gut, mich nicht entscheiden zu können.
Manchmal sind andere sogar ziemlich genervt davon, wenn ich mich einfach nicht entscheiden kann.
Vielleicht wird das nach meiner Rückumschulung ja besser.
Jedenfalls steht das bei meinem (Rückschulungs-)Therapeuten sogar auf der :
Diese Probleme habe ich - Liste ;)
Das ist eines der Dinge, die er mit mir üben wird - mich schneller zu entscheiden.
bin mal gespannt wie er das machen wird :)

Liebe Grüße
Heidrun

Timon
21.05.2009, 23:17
Entscheidungen zu treffen scheint nicht die Stärke des ULH zu sein.

Ich habe immer das Gefühl in allem das positive und das negative zu sehen.
Es gibt kein Schwarz/Weiss Gut/Schlecht usw. Ich habe andere immer
bewundert, die einen festen Standpunkt hatten. Manchmal hielt ich sie auch
für dumm und ignorant. Sehr oft habe ich einfach den Standpunkt von
jemand anderem übernommen, den ich in der Sache für kompetent hielt.
Sehr oft wurde mir erst sehr viel später klar, was ich eigentlich gewollt hätte.

Manchmal wechsle ich meine Meinung nachdem ich mich "angeblich" schon
entschieden habe. Meine Frau treibe ich damit manchmal in den Wahnsinn.
Obwohl Entscheidungen treffen auch nicht ihre Stärke ist. (Insgeheim habe
ich auch schon vermutet sie könnte ULH sein. Aber sie schreibt und malt
gerne und schön, mit rechts. ;))

Ich erhoffe mir, dass mit Fortschreiten der Rückschulung Besserung eintritt.

Britta
23.05.2009, 21:15
Hallo,

Timon dein Text hätte von mir stammen können. Mir kommt alles, was du geschrieben hast, total bekannt vor. Mein Mann ist auch oft sehr genervt, wenn ich mich gerade für etwas entschieden habe und mich dann kurzfristig doch wieder umentscheide :cool:.

LG Britta, die übrigens auch schon immer sehr gerne, viel und gut gemalt und schön geschrieben hat mit rechts und trotzdem ULH ist ;).

Peter2007
10.04.2010, 01:03
Okay so langsam wunder ich mich schon garnicht mehr :)

Entscheidungen treffen ist auch meine größte Schwäche...
Am Besten ist es wenn mir garnicht zuviele Möglichkeiten bleiben.
Sonst bin ich auch permanent am abwägen: Willst Du das wirklich? Warum und wieso. Was für Folgen hat diese Entscheidung? Wieviele Folgeentscheidungen hat Diese Entscheidung??
Manchmal komm ich irgendwann nicht weiter und entscheide mich für "keine Änderung"
Was ich eigentlich will hat sich mir bisher noch nicht erschlossen, da suche ich noch.

Besonders schlimm sind Sachen wo ich mich langfristig entscheiden muß.Oder halt Dinge die erstmal einen besonderen Aufwand erfordern.

Schlimm ist es auch sich Probleme zwischen zwei anderen Menschen anzuhören.
Ich denk dann drüber nach und schau mir die Situation aus beiden Richtungen an und stelle oft fest das ich da keine Partei ergreifen könnte, weil die Reaktion von beiden Seiten für mich nachvollziehbar und logisch ist...

Ich hoffe ihr versteht grad was ich meine :)

Lg,Peter

Lissy_26
12.04.2010, 08:42
Hallo,

ich zumindest verstehe dich sehr gut;)

Mir gehts haargenau genauso. Auch was du geschrieben hast mit dem 2 Menschen. Ich kann auch meistens beide Seite verstehen.

Gruß Lissy

Ugero
25.04.2010, 11:49
Ich bin zwar kein umgeschulter Linkshänder, aber es geht mir genauso.

Entscheidungen kann ich nur dann richtig fällen wenn ich dazu ein Bild habe und ein gutes Bauchgefühl.
Meine Frau bringt oft Themen und fordert Entscheidungen, die ich aber nicht sofort bringen kann. Das Liegt - nach meiner Erfahrung - einfach an der stärkeren Nutzung der Rechten - irationalen Hirnhälfte. Und ist meiner Meinung nach normal bei Linkshändern. Erst wenn alle Faktoren welche zu einer Entscheidung benötigt werden zu einem Klaren Bild zusammen gepuzzelt sind, kann ich über mein Bauchgefühl erkennen was passt und was nicht. Solange ich das nicht vor mir sehe und fühle, kann ich auch keine Entscheidung treffen.

MarvinH
25.04.2010, 13:26
Entscheidungen kann ich nur dann richtig fällen wenn ich dazu ein Bild habe und ein gutes Bauchgefühl.


ich hab schon mehrmals gelesen das du die rechte gehirnhälfte, also "unsere" als irrational bezeichnest. Ich glaube nicht das sie irrational ist, für rechtshänder vielleicht :P aber eigentlich ist sie das nicht. sie denkt halt strategisch, rechtshänder denken taktisch. das ist alles.

strategisch denken bedeutet vorrausplannend, ganzeheitlich,
taktisch denken bedeutet auf direkte situation bezogen.

(da hängt noch mehr zusammen mit aber ich muss los)

-Marvin

edit: so bin wieder da. naja was soll ich noch dazu sagen, also rechtshänder beziehen sich nur auf die situation, und sind gut darin. wir können besser langzeitziehle verfolgen und handeln nach unserem plan. Rechtshänder sind Opportunisten.

KerstinB
25.04.2010, 19:23
Hallo,

also ich kenne sehr viele intuitive, kreative usw. RechtshänderInnen. Ich würde die motorische Hemissphärendominanz, also RH oder LH, nicht zwingend mit der sonstigen Hemissphärendominanz gleichsetzen. Schrieb ich auch schon in anderen Kontexten. Und somit auch nicht zwangsläufig die jeweiligen Entscheidungsfindungen, Entscheidungsprozesse...
Offenbar spricht man wohl auch eher von allgemeinen "Areal"-Dominanzen, die in beiden Hirnhälften verteilt liegen können (also nicht die motorische Dominanz bzw. unabhängig von dieser oder neben dieser...).

Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, logisch-rational und intuitiv, dass wir als LH aufgrund der motorischen Dominanzverknüpfung zu unser rechten Hemissphäre einen leichteren Zugang zu den dort angesiedelten Arealen haben. Und seit meiner Rückschulung empfinde ich das auch körperlich viel stärker.

Und z. B. hat mir auch meine Umschulung in der Kindheit nicht gänzlich meine Intuition geraubt. Im Gegenteil, ich bin schon seit ich Kind bin, immer sehr meinem Bauchgefühl, meinen ganz eigenen Vorstellungen, meinem Herz usw. gefolgt (soweit möglich, wenn nicht, hab ich´s trotzdem so gefühlt und gedacht...). Ich hatte/habe auch einen starken familiär-/freundeskreis-intuitiven background, vielleicht liegts auch daran... Und gleichzeitig habe ich viel abstraktes Denken eingesetzt bzw. mache dies nach wie vor sehr gern. Mir scheints eher auch um eine Zusammenarbeit beider Gehirnhälften/der Areale in allgemeiner Hinsicht zu gehen (und diese Zusammenarbeit kann man dann vielleicht auch!!!, je nach dem, ob man RH oder LH ist, mit oder aufgrund der motorischen Dominanz dann von seiner jew. dominanten motorischen Seite aus besser steuern...).

Und Entscheidungen kann man - schnell, langsam, rational, intuitiv usw. - m. E. so vielfältig treffen, wie es wahrscheinlich Menschen gibt. Rationale bzw. strikt linear bzw. in logischen Abfolgen gedachte Entscheidungen können auch viel mehr Zeit brauchen und sehr viel schwerfälliger sein, geradezu ermüdend laaaannnngggsssaaammm...

Und Taktik spielt m. E. auch, gerade bei langfristigen Entscheidungen eine Rolle. Die Kunst ist vielmehr, zu sehen und dann noch zu entscheiden, was ist in der Situation gut / richtig und was langfristig / strategisch. Und das irgendwie zusammen zu bringen.

Ist ein komplexes Thema..., aber sehr spannend.

lG KerstinB

MarvinH
25.04.2010, 21:54
Und Taktik spielt m. E. auch, gerade bei langfristigen Entscheidungen eine Rolle. Die Kunst ist vielmehr, zu sehen und dann noch zu entscheiden, was ist in der Situation gut / richtig und was langfristig / strategisch. Und das irgendwie zusammen zu bringen.


die strategie spielt genauso bei kurzfristigen eine Rolle wie umgekehrt.
wenn man sie nicht "zusammenbringt" bestimmt die taktik die strategie oder die strategie die taktik, sie zusammenzubringen wäre also ideal, allerdings ist das auch manchmal ziemlich schwierig ;)

KerstinB
26.04.2010, 10:47
@MarvinH: Du sagst es.

für uns alle:

Wortbedeutung Taktik z. B. unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Taktik

Wortbedeutung Strategie z. B. unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Strategie

Taktik = auch Teil einer (längerfristigen) Gesamtstrategie - m. M. ... Aber kommt sicher immer darauf an, worauf man was bezieht bzw. worum es konkret geht. Manche verwenden Taktik und Strategie vielleicht auch begriffsgleich...

lG KerstinB