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Vollständige Version anzeigen : Streichinstrumente für Linkshänder


Walter
23.09.2003, 21:56
Seit einiger Zeit beschäftige ich mit dem Thema LH und Streichinstrumente (im Archiv kann man dazu ein paar Gedanken nachlesen). Sehr erfreulich finde ich, dass immer mehr Kinder mit dem Linksstreichen beginnen, manche lernen sogar nach Jahren noch um. Das Besorgen von vernünftig umgebauten Instrumenten ist oft nicht ganz einfach, vor allem weil die Kinder etwa alle 2-3 Jahre ein größeres Instrument brauchen.

Meine Frage heute: Hat jemand eine Geige oder ein Cello (am besten in einer kleinen Größe für Kinder), das für LH eingerichtet ist und das er/sie gerne weitergeben möchte (verkaufen oder verleihen)?

Ich möchte nicht das Forum als Verkaufsbörse missbrauchen, hier geht es eher um das Anschieben einer für LH neuen Erfahrung.


Danke

Walter Mengler

Susanne
24.09.2003, 17:28
Hallo,

meine Tochter interessierte sich sehr für das Geigespielen, als sie drei Jahre alt war. Ich habe damals mit viel Mühe und erst als sie fünf war, eine Geigenlehrerin gefunden, die sie linkshändig unterrichtet hat. Leider nur kurz, weil sie dann ein Baby bekam. Meine Tochter meinte dann auch, sie könne doch schon Geigespielen und Unterricht bräuchte sie gar keinen. Gerade vorhin spielte sie wieder auf ihrer Geige und sang dazu "Alle meine Entchen".

Wir werden das Instrument nicht verkaufen, wir brauchen es beide. Es fühlt sich so schön an, linkshändig spielen zu dürfen. Ich genieße es, obwohl ich gar nicht spielen kann und obwohl sie ja recht klein ist, es ist eine Zehntel. (Diese Größe gibt es nur Made in China - aber unser chinesischer Nachbarsjunge hat auch auf einer Zehntel angefangen und spielt jetzt bei den Bundesjugendspielen mit *grins*.)

Ich kann gerne meine Erfahrungen bei der Suche nach einem eher günsigeren, aber nicht allzu günstigem und zu schlechtem Instrument per Internet weitergeben. Am besten hat mir eine Firma gefallen, bei der ich bestellt hätte, hätte meine Tochter bereits die Armlänge für eine Achtel gehabt. Denn eine Achtel hätte ja etwa mehr als nur ein Jahr reichen können. Hier eine Kopie meines damaligen Schriftwechsels, eine Antwort, ob ein Linkshänder-Umbau möglich sei. (Andere Firmen hatten ohne zu Zögern einen Umbau zugesagt, das war mir eher suspekt.) Hier geht es um Instrumente der Preisklasse um die 200 €, ab ca. 140 € für eine kleinere Geige:
-----------------------

Hallo ,

ich habe den Artikel gefunden und auch mit unserem Werkstatt-Mann
gesprochen. Dieser ist übrigens auch Linkshänder und mußte sich aufgrund
seines Studiums auf Rechtshänder umstellen. Er empfahl mir das auch meinen
Kunden zu raten (Ist eben einer von der alten Schule). Aber Scherz bei
Seite. Natürlich können wir die Geige nach Ihren Wünschen umbauen. Für das
Umziehen der Seiten und Drehen des Steges berechnen wir Ihnen natürlich auch
nicht. Allerhöchstens der neue Kinnhalter müßte Ihnen in diesem Fall
berechnet werden. Unser Werkstatt-Leiter würde ein Zwischending, zwischen
der Notfall-Lösung und der Luxoriösen Lösung vorschlagen. Dieser Umbau würde
mit ca. 70,- Euro zu Buche schlagen. Darin ist der Umbau des Steges, des
Kinnhalters und des Stimmstockes enthalten (was unser Mann für wichtig hält,
aus Gründen der Gewichtsverlagerung).

Melden Sie sich doch bitte zurück und sagen Sie mir, welche Lösung Sie für
die beste halten.


Mit freundlichen Grüßen
--------------------------


Weitere Informationen gebe ich gerne weiter.


Viele Grüße
Susanne

Martha
24.04.2007, 22:17
Hallo
ich habe fast 6 Jahre auf einem RH Cello gespielt und lernte zwar schnell greifen, mein streichen war aber schlecht.Jetzt spiele ich seit 2 Monaten auf einem LH Cello und fühle mich wohler beim streichen und das Greifen mit Rechts ist auch nicht so schwer. Ich würde das Kind links spielen lassen, es ist besser denke ich. Wenn es dem Orchesterleiter wichtig ist dass das Kind mitspielt bekommt er es hin (am Rand sitzen o.ä.).Ich habe bei meinem Cello nur die Seiten umgespannt, es klingt zwar nicht ganz so gut aber es klingt und funktioniert. Vielleich geht das bei einer Geige auch, am Besten frägt man dafür einen Geigenbauer.
Gruß Martha

Emily
26.04.2007, 22:19
Hallo Martha,

danke dass du den Thread wieder aufleben hast lassen und diese schreibst:
Jetzt spiele ich seit 2 Monaten auf einem LH Cello und fühle mich wohler beim streichen und das Greifen mit Rechts ist auch nicht so schwer. Ich würde das Kind links spielen lassen, es ist besser denke ich.

Ich denke genau das ist es, dass es sich richtig anfühlt, was vielleicht ein extrem verdrehter und konformierter LH vergessen haben mag.

Als meine Tochter Anfang des Schuljahres ihr Wunschinstrument Geige (seit der Früherziehung mit 5) anfangen durfte zu spielen, hat mir nämlich ihr RH Geigenlehrer exakt diesen Thread als kleine Warnung ausgedruckt mitgegeben. Nämlich genau die Ansichten der Geigerin, welche jetzt "ihre rechtshändige Schwester abgehängt hat, da nicht jene sondern sie jetzt - umgeschult - im Orchester spielt".

Diese Aussagen haben mich vor einem dreiviertel jahr schon schockiert und ich habe trotz Mahnung des Geigenlehrers meinem Kind ihre Leihgeige auf links umbauen lassen, ganz bewusst auch um ihre Rückschulung mit zu unterstützen in welcher sie sich seit Ostern letzten Jahres befindet. Auch wenn sie bis heute noch keine passende Schulterstütze hat was der Lehrer immer wieder bemängelt (ich sag, es geht doch auch mit einem kleinen Kissen, er sagt das geht nicht, und Anne-Sophie Mutter spielt gleich ganz ohne, warum also soll was nicht gehen, tz), und auch ein wenig faul ist und lieber Playmobil spielt mit ihrem kleinen Bruder (möglicherweise ein Teil Kindheit nachholen wegen der Umschulung!), so geht es ihr damit GUT, und das ist das wichtigste finde ich.

Nicht überzogene elterliche Erwartungserfüllungen oder kindliche, anpassungswillige "Liebesdienste" fördern, sondern den Wesenskern des Menschen an sich, die Entwicklung und das Wachsen der ganz eigenen Persönlichkeit, das halte ich einfach für absolut wesentlich. Umso mehr in diesen Zeiten, da das rücksichtslos ertragsoptimierende und über alle sichtbaren Zusammenhänge hinweglatschende Denken so ziemlich alles in den Sand gesetzt hat was ging. Wir brauchen einfach ganz dringend wieder "heile" Menschen, und es ist schön, dass viele Eltern und Erwachsene sich dafür einsetzen.


Gruss
Emily

Susanne II
26.07.2007, 22:49
Eine meiner Töchter (LH) hat mit 5 Jahren begonnen falsch herum, d.h. wie ein RH, Geige zu spielen. Ich war etwas skeptisch, hab' mich aber von Streicherkollegen (bin selbst auch Instrumentallehrerin) dazu "überreden" lassen. Das Spiel des Bogenarms wurde nicht wirklich souveräner und lockerer, das ganze Kind beim Geigen dafür insgesamt total verspannt. Nach ca. 2 Jahren war die Lust hin und mein schlechtes Gewissen groß. Etwa 2 Jahre später begann meine Tochter mit dem Cellospiel, dieses Mal natürlich mit einem auf Links umgestellten Instrument. Sie streicht nun viel freier und natürlicher, spielt auch problemlos im Schulorchester mit. Inzwischen ist sie auf ein ganzes Cello umgestiegen, das wie das vorige 1/2 Cello umgestellt wurde (allerdings aus Kostengründen auch nur in der light Fassung: Saiten, Steg, Griffbrett). Ich denke (hoffe), dass sich das der Händigkeit angepasste Instrumentalspiel mehr und mehr durchsetzen wird. Instrumentallehrer und Geigenbauer werden inzwischen offenbar immer wieder darauf angesprochen, vor 20 Jahren wäre wohl niemand (nicht einmal wohlmeinende Eltern) auf die Idee gekommen, so etwas exotisches in Erwägung zu ziehen.
(auch ich möchte hier keinen Markt eröffnen, weiß aber aus eigener Erfahrung wie schwer es ist an passende Instrumente zu kommen; unser 1/2 LH-Cello verstaubt leider bei uns)

Marina Neumann
27.07.2007, 11:49
Hallo Susanne II,
wie schön, dass Deine Tochter jetzt linkshändig Cello spielt.
Ich habe damals als umgeschulte Linkshänderin ca 20 Jahre lang rechtshändig Geige gespielt. Es war letztendlich nur anstrengend und frustrierend,sodass ich nach 20 Jahren meine Geige verkauft habe.
Als ich dann als rückgeschulte Linkshänderin eine Linkshändergeige ausprobiert habe, fühlte sich das total gut an. Zugleich war ich ein wenig traurig, da ich ahnte, welche Möglichkeiten mir auf der Geige entgangen sind,
da ich nicht meiner Händigkeit entsprechend spielen konnte.
Wenn heute linkshändige Kinder mit ihren Eltern zur Beratung kommen und die Frage nach dem richtigen Musikinstrument gestellt wird, empfehle ich grundsätzlich Linkshänderinstrumente. Die meisten linkshändigen Kinder kommen erfahrungsgemäß mit Rechtshänderinstrumenten nicht klar.

Unregistriert
05.08.2007, 18:09
Ich verstehe das nicht, ich bin eigentlich ein ziemlich extremer Linkshänder, bei mir geht mit rechts garnichts, und habe (zumindest nicht bewusst) nie eine Linkshändergeige in der Hand gehabt. Bei mir war der Bogen immer rechts, die Geige links. War das eine Linkshändergeige?!?!

Marina Neumann
06.08.2007, 11:52
Hallo,
bei einer Linkshändergeige wird der Bogen mit der linken Hand geführt, und die Geige liegt demzufolge rechts.

Doro
12.12.2007, 11:33
Hallo,
auf der Suche nach geeigneten Linkshänder-Kinnhaltern bin ich auf dieses Forum gestoßen und kann als Geigenlehrerin zu den angesprochenen Themen etwas beisteuern.
LH-Kinnhalter für kleine Geigen ab 1/4 konnte ich bislang nur bei Fa. Ratz unter www.musikinstrumentenhandel.de finden. Die werden mittig befestigt und "wachsen mit" bis 4/4, was wohl nur mit den Schrauben zu tun hat. Der Kinnhalter ist für meine bislang erste LH-Schülerin allerdings zu hoch.
Bei der genannten Firma gibt es noch ein weiteres KH-Modell "Guarneri für 3/4 - 4/4-Geigen, welches in der RH-Version recht beliebt ist.
Außerdem habe ich auf der Seite gesehen, daß die auch Spezialanfertigungen machen. (Abbildungen davon erinnern irgendwie an orthopädische Schuhe, sehr hoch und wulstig). Also denke ich mir, daß man dort Kinnhalter in jeder beliebigen Form hinkriegt, bleibt nur die Frage, was das kostet.
Mit einer Schulterstütze habe ich noch keine Lösung, bislang benutzt die Schülerin ein keilförmiges Schaumstoffkissen, was bei manchen ausreicht, bei ihr aber nicht, es ist ein ständiges Gewurschtel und Absacken der Geige. Was ich als nächstes ausprobieren werde ist eine Schulterstütze von Efel, die passen bei RH immer, weil sie sich in alle Richtungen biegen lassen. Und so werde ich sie halt in die andere Richtung biegen. Leider auch erst ab 1/4 verfügbar.
Anne-Sophie Mutter spielt ohne Schulterstütze. Wie man aber einem Kind eine lockere Greifhand vermittelt, solange es die Geige mit der Hand hält, würde ich ehrlich gern wissen. Ich bin so schon schwer damit beschäftigt, bei den Schülern die Handkrämpfe zu lösen. Ich denke, wenn eine lockere Spielweise erreicht ist (das dauert Jahre) kann die Stütze weggelassen werden.
Beim Umbau der Geigen praktiziert unser hauptamtlicher Geigenlehrer die absolute
Light-Version: Er dreht nur den Steg und die Saiten um. Es funktioniert. Bis zu welcher Größe weiß ich nicht.
Denn mal Tschüß
Doro

Ruth
14.12.2007, 23:05
Hallo Susanne II,

mein Sohn (7) hat auch mit 5 mit Geige angefangen und spielt nun seit über einem Jahr Cello. Als ich die Geigenlehrerin damals auf seine LH aufmerksam gemacht habe, bekam ich nur zur Antwort, dass alle LH rechts spielen. Nachdem ich mich erst seit kurzem mit der LH meines Sohnes auseinandersetze (für mich wurde das erst durch seine Rechtschreibschwäche zu einem Thema) habe ich nun ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich das Kind mit RH Instrumenten quäle (Cello mittelmäßig, Geige sehr schwierig). Es tröstet mich jedoch, dass auch eine Frau vom Fach sich zuerst zum RH hat überreden lassen.

Walter
17.12.2007, 20:39
Möchte nur kurz anmerken, dass es bei der Fa. GEWA (Großhändler für alle Geigenbauer) ein Linkshändergeigenprogramm gibt mit 3 verschiedenen Schulterstützen und Kinnhaltern in den Größen 1/4 bis 1/1 .

Gruß
Walter Mengler

doro
18.12.2007, 22:08
Möchte nur kurz anmerken, dass es bei der Fa. GEWA (Großhändler für alle Geigenbauer) ein Linkshändergeigenprogramm gibt mit 3 verschiedenen Schulterstützen und Kinnhaltern in den Größen 1/4 bis 1/1 .

Gruß
Walter Mengler

Danke für diesen Tipp. Hatte schon bei Gewa auf der Seite gesucht, auch gegoogelt, ohne Erfolg.
Die Schulterstütze von efel macht sich prima, kann ich nur empfehlen. Ist übrigens recht preiswert.

Gruß Doro

doro
18.12.2007, 22:23
Hallo,
auf der Suche nach geeigneten Linkshänder-Kinnhaltern bin ich auf dieses Forum gestoßen und kann als Geigenlehrerin zu den angesprochenen Themen etwas beisteuern.
LH-Kinnhalter für kleine Geigen ab 1/4 konnte ich bislang nur bei Fa. Ratz unter www.musikinstrumentenhandel.de finden. Die werden mittig befestigt und "wachsen mit" bis 4/4, was wohl nur mit den Schrauben zu tun hat. Der Kinnhalter ist für meine bislang erste LH-Schülerin allerdings zu hoch.
Bei der genannten Firma gibt es noch ein weiteres KH-Modell "Guarneri für 3/4 - 4/4-Geigen, welches in der RH-Version recht beliebt ist.
Außerdem habe ich auf der Seite gesehen, daß die Firma auch Spezialanfertigungen macht. (Abbildungen davon erinnern irgendwie an orthopädische Schuhe, sehr hoch und wulstig). Also denke ich mir, daß man dort Kinnhalter in jeder beliebigen Form hinkriegt, bleibt nur die Frage, was das kostet.
Mit einer Schulterstütze habe ich noch keine Lösung, bislang benutzt die Schülerin ein keilförmiges Schaumstoffkissen, was bei manchen ausreicht, bei ihr aber nicht, es ist ein ständiges Gewurschtel und Absacken der Geige. Was ich als nächstes ausprobieren werde ist eine Schulterstütze von Efel, die passen bei RH immer, weil sie sich in alle Richtungen biegen lassen. Und so werde ich sie halt in die andere Richtung biegen. Leider auch erst ab 1/4 verfügbar.
Anne-Sophie Mutter spielt ohne Schulterstütze. Wie man aber einem Kind eine lockere Greifhand vermittelt, solange es die Geige mit der Hand hält, würde ich ehrlich gern wissen. Was nicht heißt, daß es nicht geht) Ich bin so schon schwer damit beschäftigt, bei den Schülern die Handkrämpfe zu lösen. Ich denke, wenn eine lockere Spielweise erreicht ist (das kann Jahre dauern) kann die Stütze weggelassen werden.
Beim Umbau der Geigen praktiziert unser hauptamtlicher Geigenlehrer die absolute
Light-Version: Er dreht nur den Steg und die Saiten um. Es funktioniert. Bis zu welcher Größe weiß ich nicht.
Denn mal Tschüß
Doro

P.S. Habe die Schulterstütze inzwischen ausprobieren lassen. Hervoragend!

doro
19.12.2007, 10:36
In der Zeitschrift "Das Orchester" 12/04 gibt es den Artikel "Linkshändigkeit und Streichinstrumentenspiel" von Walter Mengler, interessant nicht nur für Streicher. Er informiert recht umfassend und fundiert und kann sicherlich zur Entscheidungshilfe herangezogen werden, wenn es darum geht, wie herum ich oder mein Kind ein Instrument spielen lernen will.
Und nun weiß ich, warum mir Ihr Name bekannt vorkam, Herr Mengler. Herzlichen Gruß und danke für den Beitrag, den ich aufbewahre und "Betroffenen" gern zum Lesen gebe.

Doro

Geigenbau
09.07.2008, 23:28
Hallo,
In meiner Geigenbauwerkstatt habe ich Celli zur Vermietung für Linkshände bereits umgebaut. Ich gebe jedoch eindringlich zu bedenken: bei diesen Instrumenten wird in der Regel nur ein anderer Steg (spiegelverkehrt in der Saitenhöhe) aufgepasst und die Saiten anders herum aufgezogen. Das ist für den Anfang OK aber man sollte sich über die Schwierigkeiten beim Instrumentenkauf in fortgeschrittenem Stadium bewußt sein. Es gibt praktisch keine Auswahl an "echten" Linkshänderinstrumenten in sehr guter Qualität. Sie müssen aufwändig umgebaut werden.D.h.: Decke abnehmen, Bassbalken erneuern, Stimmstock neu, Wirbel umsetzen. Das kostet schnell über Tausend Euro und man weiß nicht, wie das Instrument anschließend klingt.
Meine Frau spielt sehr gut Bratsche - eine überzeugte Linkshänderin - sie spielt "gewöhnlich", also den Bogen rechts und kommt gut damit zurecht.
Ein weiteres Problem ist ja dann noch der Sitzplatz im Orchester, wenn man gegen den Strich spielt.
Das sollte alles einem "Linksanfänger" wirklich klar sein, bevor er den Schritt wagt.

Gruß
C.Adam

Weitere Infos www. geigenbau. com

Marina Neumann
10.07.2008, 13:21
Hallo Geigenbau,
du scheinst ja nicht so wirklich auf der Seite der Linkshänder zu stehen, die linkshändig ein Instrument spielen wollen.
Dabei sollte man Linkshänder dazu ermutigen, finde ich und entsprechend berate ich auch Eltern betroffener Kinder oder betroffene Erwachsene.
Ich würde es sehr schön finden, endlich mal in einem Orchester einen linkshändigen Geiger, Bratschisten oder Cellisten zu sehen, der entsprechend seiner Händigkeit spielt. Das wäre richtig revolutionär im positiven Sinn.
Natürlich kostet der Umbau eines Saiteninstruments etwas, aber dafür hat man sein ganzes Leben etwas davon.
Warum sollen Linkshänder sich immer anpassen bzw. selbst unterdrücken?
Wie schon in einem vorhergehenden Beitrag ausgeführt, habe ich 20 Jahre lang rechtshändig Geige gespielt. Es war mehr oder weniger die Hölle.
Als ich dann vor ein paar Jahren eine Linkshändergeige in den Händen hielt und ein wenig auspobierte, war das ein Unterschied wie Tag und Nacht.
So zu spielen, hätte mir viel Spaß gemacht

Geigenbau
11.07.2008, 17:56
Hallo Marina,
Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, habe sogar Linkshändercelli in der Vermietung.
Ich sehe nur die nicht unerheblichen Problematiken, die damit verbunden sind, und weise darauf hin. Das ist fair und sollte auch gemacht werden. Man sollte zumindest wissen, was auf einen zukommt.
D.h. praktisch gibt es keine Auswahl an Instrumenten für Fortgeschrittene. Ein Umbau ist möglich, aber man weiß nie, wie sich ein Instrument dabei klanglich entwickelt. Einen richtigen Umbau auf Links habe ich in meiner Werkstatt schon ein paar mal durchgeführt. (Kosten bei der Violine ca.1000,-€, beim Cello ca.1500,-€) Diesen Punkt darf man nicht verschweigen. Die von Gewa angebotenen Instrumente sind für den Anfang sicherlich gut. Aber für den wirklich Fortgeschrittenen....?
Der Punkt, der wirklich für ein Linkshänderinstrument spricht, ist der, dass mit der Bogenführung der Ton gestaltet wird und das geht für den Linkshänder mit einem solchen Instrument besser.
Ansonsten ist das musizieren am Streichinstrument ja eine beidhändige Angelegenheit. Es sollte derjenige entscheiden, der auch auf das, was auf ihn zukommt wirklich aufgeklärt wurde.
Ich habe einige Linkshänder, die Berufsmusiker sind zu dem Thema befragt. Von denen hat mir tatsächlich keiner das Rechtshänderspielen als wirklich großes Problem dargestellt. Nun ja diese Infos habe ich, werde eine Linkshänderentscheidung jedoch nie abwerten.

Gruss aus dem Norden

Emily
13.07.2008, 15:58
Natürlich kostet der Umbau eines Saiteninstruments etwas, aber dafür hat man sein ganzes Leben etwas davon. Noch schöner wäre, wenn Instrumente gleich von Anbeginn "linkshändig gefertigt" würden :p
Warum sollen Linkshänder sich immer anpassen bzw. selbst unterdrücken?
Wie schon in einem vorhergehenden Beitrag ausgeführt, habe ich 20 Jahre lang rechtshändig Geige gespielt. Es war mehr oder weniger die Hölle. Das kann ich dir glauben. Meine Tochter hat ihr Trauminstrument seit dem zarten Alter von vier Jahren - die Geige - leider wieder hingeschmissen, weil der Geigenlehrer ihre Linkshändergeige nicht akzeptieren konnte, und das Kind durchgehend abwertete. Das bzw. solche "Lehrer" sollten langsam "aussterben" wie ich finde!

Hallo C. Adam! Ich denke auch dass es fair ist zu sagen, was auf einen zukommt. Dennoch: Irgendwann sollen einmal die Instrumente von Anfang an auch für Linkshänder gefertigt werden. Ich habe einige Linkshänder, die Berufsmusiker sind zu dem Thema befragt. Von denen hat mir tatsächlich keiner das Rechtshänderspielen als wirklich großes Problem dargestellt. Erstens ist nicht für jeden der einen Beruf ausübt, dieses auch eine "Berufung": Also etwas, was mensch mit Leib und Seele und ganz und gar ausübt. Zweitens werden die meisten Menschen auch gar nicht wissen, welche Schwierigkeiten im Leben mit was zu tun haben. Also ist die Aussage qualitativ eigentlich so gut wie wertlos. ;) Danke dass du dich dennoch hier meldest, denn LH-Instrumente zu finden ist eine Lauferei, es schadet also nie, dich hier zu haben. :)

Gruss
Emily

Geigenbauer
15.07.2008, 14:41
Es wäre schön, wenn im laufe der Zeit mehr LH Instrumente auf den Markt kämen
Wenn ich bedenke, dass ein handgefertigter Neubau etwa 200 Stunden beträgt, wird ein Geigenbauer auf Verdacht, also ohne Auftrag aus kalkulatorischen Gründen LH Instrumente nicht anfertigen. Ich glaube, da braucht man sich nichts vormachen. Bei den auf den Markt kommenden LH Instrumenten wird es sich warscheinlich immer nur um Serieninstrumente handeln. Eine Auswahl für Fortgeschrittene wird es aus diesen Gründen, ich denke auch in absehbarer Zukunft nicht geben.

Für mich ist es wirklich eine Frage, ob aufgrund der beidhändigen Tätigkeit eine Umstellung wirklich sooo wichtig ist in Anbetracht der o.g. Probleme. Oder ist es nur eine anfängliche Erleichterung, die sich später relativiert (siehe Aussagen der LH Berufsmusiker).

Übrigens ich habe schon vor 20 Jahren in der Schweiz mit einem LH Bratscher im Orchester gesessen. Damals sehr ungewöhnlich.

Gruß
C.Adam
geigenbau.com

Marina Neumann
16.07.2008, 10:50
Hallo Geigenbauer,
sicherlich kommen einige Linkshänder auch mit Rechtshänderinstrumenten zurecht, aber viele auch nicht.
Du hast selbst angedeutet, dass die Tongestaltung mit dem Bogen passiert
und genau das war immer meine Schwierigkeit mit der rechten Bogenhand, ich hatte immer das Gefühl, nicht wirklich das ausdrücken zu können, was ich wollte. Ein Dauerfrust!!!
Ich finde, dass es auch um den grundsätzlichen Respekt vor Linkshändern geht, um den Respekt vor der angeborenen Linkshändigkeit.
Wenn Du als Rechtshänder einen linkshändigen Bratschisten als ungewöhnlich empfindet, freut sich der Linkshänder, der linkshändig spielen darf.
Als Zuschauerin eines solchen Orchesters würde ich mich freuen, einen linkshändig spielen Bratschisten spielen zu sehen. Das ist für mich harmonisch und stimmig.

Rini
25.07.2008, 10:13
Also wir haben uns jetzt zufällig gerade gestern im hiesigen Musikaliengeschäft bezüglich einer Linkshändergeige beraten lassen. Dort wurde berichtet, dass dort grundsätzlich keine fertigen Geigen verkauft, sondern die Geigen von einem kooperierenden Geigenbauer individuell für den Kunden gefertigt werden und das zu durchaus akzeptablen Preisen und aufgrund der individuellen Anfertigung werden die Geigen halt gleich passend zur Händigkeit gefertigt, so dass auch kein Klangverlust durch einen Umbau eines bereits fertigen Instrument zu befürchten ist.

Wir wollen unseren Sohn jetzt erst einmal ausprobieren lassen, mit welcher Hand er besser klar kommt und dann die Geige entsprechend anfertigen lassen. Wenn wir dann weitere Erfahrungen gemacht haben, bin ich gerne bereit noch einmal zu berichten, z. B. über die Qualität des Instrumentes oder wie teuer uns der Spaß dann wirklich gekommen ist.

Tjaergon
29.07.2008, 00:25
Hallo,

ich habe mal in einem Buch gelesen, daß Linkshänder die Geige in "üblicher" Richtung spielen können, wenn sie dabei Hals/Kinn, Greifhand und vor allem Bogenhand "anders" halten können, als Rechtshänder.

Z.B. sollen sie den Bogen mit abgeknicktem Handgelenk spielen (und es nicht hängenlassen). Daraus schließe ich, daß dann wohl auch die linke "Spielhand" nicht soooo extrem hängen muß, wie üblich, sondern wohl etwas "flacher" gehalten werden könnte.

Bei meiner Tochter war es umgekehrt.

Sie (Rechtshänderin) lernt Bratsche und muß den Bogen (rechts) mit "Knick" im Handgelenk halten. Auf die hängende linke Hand wird nicht sooo viel Wert gelegt, wie ich es in Erinnerung habe. Hier scheint mir ein "Linkshänder" als Bratschenlehrer tätig zu sein.

Als ich das sah, tat es mir schon beim Ansehen weh. Ich selbst habe als Kind mit "hängender" Hand den Bogen halten gelernt. Die abgeknickte Hand bereitet mir Unbehagen.

Meiner Tochter fällt das Spiel mit der "hängenden Hand" viel leichter und es macht viel mehr Spaß. Sie macht das jetzt einfach so, aber nur zu Hause oder beim Ausflug mit der Kirche. Im Unterricht hält sie den Bogen so, wie der Lehrer es möchte. O-Ton: "Papa, wenn ich dem das erzähle, der kapiert das doch garnicht ...".

Von daher kann es sein, daß man ggf. auch ohne "totale Richtungsänderung" auskommen könnte.

Viele Grüße
Tjaergon
P.S. und wenn ich überlege, daß das "Runterdrücken" der Saiten viel mehr Kraft kostet, als das "Streichen", müsste doch Linkshändern die übliche Instrumentenhaltung sogar entgegenkommen ...

Kirsten
29.07.2008, 07:53
Ich kenne mich mit Streichinstrumenten nicht aus, habe ich nie gespielt. Aber was die Handhaltung angeht, hatte ich folgenden Gedanken: Ist es so wichtig, ob die Hand nun hängt oder geknickt ist?
Ich frage das deshalb, weil meine erste Klavierlehrerin permanent darauf rumgeritten ist, dass ich immer mit den Handgelenken kreisen sollte beim Spielen. Das musste angeblich so sein, was völliger Blödsinn ist. Bei dieser Lehrerin war es leider so, dass sie musikalisch fast völlig ungebildet war und dieses "Rühren" mit dem Handgelenk, wie sie es nannte, das einzige war, was sie wirklich konnte.

Ist es beim Geigespielen (oder Bratsche oder was auch immer) vielleicht auch in Wahrheit nicht relevant, wie die Hand gehalten wird, hauptsache, der Spielende fühlt sich wohl damit?

Walter
03.08.2008, 10:53
Sie müssen aufwändig umgebaut werden.D.h.: Decke abnehmen, Bassbalken erneuern, Stimmstock neu, Wirbel umsetzen.

Der Umbau der Wirbel ist bei Celli nicht nötig. Die Begründung dafür finden Sie auf meiner Seite www.cello-ergonomie.de (http://www.cello-ergonomie.de)


Grüße
Walter Mengler

Emily
22.08.2008, 18:00
P.S. und wenn ich überlege, daß das "Runterdrücken" der Saiten viel mehr Kraft kostet, als das "Streichen", müsste doch Linkshändern die übliche Instrumentenhaltung sogar entgegenkommen ... Überlegenheit und Führung bedeutet ganz und gar nicht den reinen Einsatz von Druck und kraftmäßiger Stärke ... ;)

(Beim Schreiben fällt mir auf, wie sehr diese Aussage auch sinnbildlich zutrifft. Deshalb das Styling :) !)

Gruss
Emily

Joe
03.09.2008, 23:08
Wir haben eine 8 jährige linkshändige Tochter, die seit 3 Jahren linkshändig Geige lernt, das heißt sie hat die Geige in der rechten Hand und den Bogen in der linken.

Nach Beratung durch einen befreundeten Geigenprofessor haben wir unsere Tochter von Anfang an linkshändig unterrichten lassen. Wir sind bis heute froh über diese Entscheidung, weil wir gute Fortschritte beobachten und unserer Tochter die Geige nach wie vor viel Freude macht. Zum Glück haben wir eine sehr gute und erfahrene Lehrerin gefunden die sofort bereit und interessiert war, eine Linkshänderin auf der "richtigen" Seite zu unterrichten.
Inzwischen spielt unsere Tochter im Nachwuchsstreichorchester der Musikschule ohne ein Außenseiter zu sein.

Mir scheint es notwendig, in diesem Forum kurz unsere Überlegungen zum Spielen der Geige auf der anderen Seite zu erklären. ( Da ich zwar Musiker aber kein Geiger bin, wird das keine "fachmethodische" Abhandlung !)
Wahrscheinlich ist es richtig, daß den Linkshändern beim Musizieren mit einer Rechtshändergeige die notwendige Geläufigkeit der Finger der linken Hand schneller gelingt. Aber Musik hat ja viel mit Emotion zu tun, und die wird über die dominante Seite (Hand) geführt. Und bei den Streichinstrumenten kommt die Emotion über den Bogen. Wenn also ein Linkshänder auf einer Rechtshändergeige spielt kann es passieren, daß er in sehr ausdrucksstarken Stücken in der linken Hand die Lockerheit verliert, da er mit dieser normalerweise seine Emotion zeigt. Aber der Bogen ist ja in der rechten Hand, und die linke Hand sollte eigentlich ganz locker die schnellen Töne greifen.
Deshalb ist es für Linkshänder ratsam den Bogen in die dominante, die linke Hand zu nehmen. Das lockere Spiel der Finger in der rechten Hand kann man und muß man üben. Die Emotion kann ein LH besser mit dem Bogen in der rechten Hand zeigen.

Zum Thema Instrument kann ich folgendes berichten. Unsere Tochter hat auf einer umgebauten 1/8 Geige begonnen. Dabei waren nur die Saiten vertauscht worden, da ein kompletter Umbau im Anfangsstadium als zu aufwendig und unnötig erachtet wurde. Aber schon bald wurde deutlich, daß die Geige nicht frei schwingen konnte und dadurch etwas gedämpft klang.
So haben wir uns bei der nächsten Geige ( 1/4 ) mit einer Geigenbauerin beraten und uns zum Kauf einer original gebauten Linksgeige entschieden. Wir wollten das Problem nicht auf die Geigenbauerin abwälzen, die die Geige auch gekauft und uns dann vermietet hätte. Aber so viele linksspielend Geigerlein gibt es ja noch nicht, daß sich das für sie gelohnt hätte.
Aber für uns hat es sich gelohnt. Diese Geige klingt so wunderbar frei. Und das Instrument war gar nicht so teuer.
Jetzt benötigt unsere Tochter die nächste Geige, und wir werden wieder eine kaufen.( die 1/4 Geige wäre jetzt abzugeben!! )
Wie es später mit Instrumenten für Fortgeschrittene Geiger oder gar Profis aussieht haben wir noch nicht in Erfahrung gebracht, aber bestimmt gibt es auch da gute Lösungen.

Also laßt Eure linkshändigen Kinder mutig und fröhlich die Geige in die rechte und den Bogen in die linke ( "die richtige" ) Hand nehmen!

Ursula
04.09.2008, 11:16
Hallo Joe,
Also laßt Eure linkshändigen Kinder mutig und fröhlich die Geige in die rechte und den Bogen in die linke ( "die richtige" ) Hand nehmen!

Danke für den schönen, positiven Beitrag.

...wenn es doch nur immer so wäre!
Linkshändigkeit genauso selbstverständlich wie Rechtshändigkeit.

liebe Grüße, Ursula

Viceversa
05.09.2008, 21:39
Hallo,
nach diesen vielen Beiträgen, die mich zuerst nachdenklich machten und mich schließlich doch ermutigten, meine Linkshändigkeit auf meine Geige zu übertragen, möchte ich auch mal was dazu schreiben.

Ich hab mit 8 Jahren auf einer Rechtshändergeige zu spielen. Eigentlich fiel mir das Instrument sehr leicht, ich hab sehr schnell sauber intonieren können und
die Geläufigkeit war auch kein Problem. Mit dem Bogen war ich glaube ich durchschnittlich, aber zumindest nicht so schlecht, dass ich dafür Zusatzübungen bekommen hätte oder so. Mein Lehrer und auch andere hielten mich für ziemlich begabt, ich wäre nie auf die Idee gekommen, das mit der Geige irgendwie "falsch angestellt" haben zu können.

Als ich älter wurde und im Orchester und anderen, kleineren Gruppen mitspielte und sich somit auch mein Übungspensum erhöhte, bekam ich sehr oft Rückenschmerzen, besonders auf der linken Seite unter dem Schulterblatt. Gerade im Orchester, wenn im Sitzen gespielt wurde, war es teilweise unerträglich. Folglich ließ auch meine Freude am Üben nach, mein Interesse verlagerte sich aufs Klavier und aufs Singen. Mit 18 erhielt ich den letzten Unterricht.

Meine Familie trauert meinem Geigespiel immer noch hinterher, und zu Weihnachten bestehen sie darauf, dass ich sie wieder aus dem verstaubten Kasten hole. Eigentlich bin ich selber manchmal traurig, dass sie da so vernachlässigt drin liegt. Wenn ich - ganz selten - mal darauf spiele, und ich merke, dass ich längst nicht mehr auf dem Niveau von früher bin, packe ich sie meist gleich wieder enttäuscht zurück.

Durch das Lesen von diesem Thread sind mir sehr viele Parallelen aufgefallen. Nun hab ich als Studentin nicht das Geld, um mir eine Linkshändergeige zu kaufen. Deshalb habe ich erstmal die Seiten vertauscht, den Steg umgedreht, die Stütze verbogen und den Kinnhalter abgeschraubt.

Na ja, erwartungsgemäß klang es total beschissen. Es kann auch an der Stütze und am fehlenden Kinnhalter liegen, die man beim besten Willen nicht seitenverkehrt kriegt, ich hab in der rechten Schulter überhaupt kein Gefühl für das Ding, geschweige denn, dass ich es mit der Schulter halten könnte.
ICH FÜHL MICH WIE EIN BLUTIGER ANFÄNGER!!!

Jetzt spekuliere ich, ob ich die Geige -ein teures Instrument- verkaufe, und mir eine Linkshändergeige dafür anschaffe. Oder kauf ich mir erstmal nur eine neue Stütze und einen Kinnhalter, und kuck mal was passiert? Ich häng ja auch - immernoch - an der Geige, sie hat mich an viele Orte und zu vielen Menschen geführt. Und sie war ein Geschenk von einem alten Musiker, der mit meiner Familie bekannt war, und der jetzt nicht mehr lebt. Ich hab sie quasi vererbt gekriegt, und auch wenns sentimental klingt: Sollte man das nicht in Ehren halten?

Andererseits, ich möchte das schon gerne mal ausprobieren. Wie schnell geht das "Rückschulen" auf der Geige? Wie schnell kriegt man ein Gefühl in die rechte Hand? Gibts in Berlin einen Laden, wo die vorhanden sind, um sie mal in die Hand zu nehmen?

Übrigens: als ich noch keinen Unterricht hatte, aber unbedingt Geige lernen wollte, also mit 5, 6 (hat etwas länger gedauert, bis meine Eltern nachgegeben haben), hab ich eine "Zaubergeige" gehabt. Sie sah aus wie ein normaler Kleiderbügel mit einem Stock, und wenn ich darauf spielte, klang es so, als wenn ich summen würde. Ich kann mich sehr genau erinnern, dass ich den Bügel rechts gehalten und den Stock mit links geführt habe.

Die schmerzende Stelle im Rücken von früher ist heute immer noch extrem verspannungsanfällig (also wenn ich verspannt bin, dann auf jeden Fall da). Vielleicht hatte ich die Schmerzen gar nicht wegen der Umschulung, sondern weil ich falsch gebaut bin? Oder hab ich mir durch die Umschulung irgendwas chronisches zugezogen? Ich weiß nur, dass ich vom Geigen jedesmal (schon nach 10 Minuten) Schmerzen hab. Ist vielleicht auch psychisch?

Liebe Grüße, V.

Emily
05.09.2008, 22:49
Die schmerzende Stelle im Rücken von früher ist heute immer noch extrem verspannungsanfällig (also wenn ich verspannt bin, dann auf jeden Fall da). Vielleicht hatte ich die Schmerzen gar nicht wegen der Umschulung, sondern weil ich falsch gebaut bin? Oder hab ich mir durch die Umschulung irgendwas chronisches zugezogen? Ich weiß nur, dass ich vom Geigen jedesmal (schon nach 10 Minuten) Schmerzen hab. Ist vielleicht auch psychisch?

Hi Verdrehte ;)

Glaub es oder glaube es nicht: Auch Körperteile und Körperstellen haben ein "Erinnerungsvermögen". Oder anders vorgestellt: Alles, was nicht frei fliessen kann, führt zu energetischen "Verstopfungen", sprich, wie bei einem Fluss, der mit Müll und Geröll vollgestopft ist, kann dort das Wasser nicht fliessen, sondern staut sich an. Bis man die "Verstopfung" beseitigt und den Müll auräumt, oder mit kleinen Schubsen stückchenweise abfliessen lässt :).

Gruss
Emily

Marina Neumann
09.09.2008, 10:20
Hallo Joe,
ganz herzlichen Dank für deinen Beitrag, der mir aus der Seele spricht.
Ich habe mich 20 Jahre lang mit einer Rechtshändergeige gequält und immer das Gefühl gehabt, nicht das ausdrücken zu können, was eigentlich in mir ist und möglich wäre.
Nach 20 Jahren habe ich die Geige verkauft und vermisse sie nicht eine Sekunde.

Sabine
24.01.2009, 19:18
Hallo liebe Marina, Emily, Viceversa ...
Ich bin gerade auf eure Forumsseite gestoßen und habe eure Beiträge mit großem Interesse gelesen.
Ich bin Linkshänderin, habe, als ich damals eingeschult wurde, mit rechts schreiben lernen müssen.
Alle Saiteninstrumente, die ich später spielte, lernte ich erst rechts herum, ohne dies zunächst großartig in Frage zustellen... ( ab ca. meinem 15. Lebensjahr Cister, Gitarre, später Banjo, ein bisschen Mandoline, ein bisschen Fidel ...). Ich war aber nie richtig zufrieden, sondern habe zwischendurch immer mal versucht, einen Teil der Instrumente umzuspannen und auf links zu spielen. Das Körpergefühl war dabei spontan besser, stimmiger. Trotzdem habe ich es nicht durchgehalten, sondern nach einigen Wochen die Saiten frustriert wieder "rechtshändig" gespannt. Grund: Auch wenn ich mich rechtshändig spielend schneller verkrampfte, war ich nach jahrelangem Spiel schon zu weit, konnte linksherum mit anderen SpielerInnen nicht mehr mithalten, hatte wie du, liebe Viceversa, das Gefühl, wieder blutige Anfängerin zu sein...
Ich habe es jetzt noch einmal gewagt, und zwar mit einer alten Geige, auch einem Erbstück, das mir lieb und wert ist: Ich habe sie vor Jahren schon einmal in der Hand gehabt, rechtsherum, und es schien mir von allen meinem Instrumenten das Unstimmigste, Schwierigste. Und jetzt ist es schon nach wenigen Wochen Linksherumspielen das Stimmigste, Flüssigste, und ich fühle mich außerordentlich wohl dabei... Ich denke, ich werde dabei bleiben und meinen übrigen Instrumentenbestand nun doch nach und nach auch umrüsten.

Herzlich
Sabine ;)

Konrad
12.08.2009, 01:05
Da ich selber Berufsgeiger bin und eine linkshändige Tochter habe, die nach kurzer Zeit „rechts spielen“ den Geigenunterricht aufgeben musste, finde ich es richtig, beim Anfang des Geige Lernens beide Ausrichtungen der Instrumente zu zeigen und ausprobieren lassen. Im Fortgeschrittenem Stadium werden die Linksspieler nicht nur mit dem Problem konfrontiert, woher ein gutes Instrument. Auch wenn es schon da ist, hat die Geige nicht gerade passende Teile wie Kinnhalter und Schulterstütze. Eine Lösung dieses Problems wäre, den Kinnhalter und Schulterstütze individuell nach Maß anfertigen lassen, was ich auch anbiete. Diese Dienstleistung ermöglicht dem Spieler das fehlende Angebot im Zubehörhandel zu umgehen.

Konrad

Piloma
18.09.2009, 08:35
Hallo,

meine Tochter ist ULH und hat sich für Geige entschieden. Wir haben dann direkt nach LH-Instrumenten geschaut, alles andere kam nicht in Frage.

Mittlerweile gibt es Linkshändergeigen (und andere Streichinstrumente) zu kaufen, bei musik-steinbach im Internet (für angemessenes Geld). Auch die passenden (Links-) Schulterstützen von der Firma Wolf kann man direkt bei Hersteller kaufen. Einfach dort mal nachfragen. Also sind keine Umbauten und Sonderanfertigungen notwendig.

Unser Geigenlehrer ist mit den Klang der Geige zufrieden.

Viel Spaß den anderen Linksgeiger und Streichern :)

LG Piloma

Peter77
21.09.2009, 22:01
Eine Linksgeige könnt man sich doch nur durch Umbau der Saiten ermöglichen.Oder,wie wat? Is doch ganz einfach. Ein kissen zum ablegen ist denn wohl eher nicht das Problem. zumm ablegen ist denn wohl eher nicht das Problem.

Gesa
02.11.2009, 12:03
Hallo,


inzwischen habe ich 5 Schüler, die mit links spielen. Anfangs habe ich noch auf die Wolf-Schulterstützen, sowie die Guarneri- Kinnhalter zurück gegriffen, die einzige Auswahl, die man für Linkshänder geigen hat.

Inzwischen nehme ich meist die Bon- Musica Schulterstütze, denn die kann man rechts- wie links herum an eine Geige montieren, zudem unterstützt sie gerade bei Anfängern eine gute Haltung. Als Kinnhalter hat sich der zentrierte von Wittner sehr bewährt.

An Umbau mache ich folgendes: Ich schneide einen neuen Steg auf, denn den zu drehen, ist nicht gut, und die Saiten haben verschiedene Abstände vom Griffbrett. Den Originalsteg gebe ich der Familie, den kann man hinterher ja wieder auf die Geige montieren.
Oben beim Sattel lasse ich die Saiten minimal höher als normalerweise, dann kann ich für den Rechts- Umbau wieder ausgleichen. Bei einer Geige habe ich den Sattel angepaßt, da muss die Familie am Ende, wenn eine größere Geige gebraucht wird, einen neuen Sattel herstellen lassen. Meistens geht das aber recht gut.

Alle 5 Geige kommen mit dieser Ausstattung super zurecht. Als Geigen nehme ich meist welche von der Firma Sandner, die gefallen mir persönlich besser als die von Gewa. Bei der Firma Gliga aus Rumänien gibt es sogar Kästen für Linkshänder, worin alles seitenverkehrt angeordnet ist. Bis jetzt habe ich erst einen dieser Kästen, bin von der Qualität nicht so überzeugt. Allerdings benutze ich fast ausschließlich die Etuis von der Firma Winter, die überdurchschnittlich gut sind, weil ich nicht immer neue nachkaufen möchte.


Liebe Grüße

Gesa

Ylvy
08.02.2010, 16:29
Ich wärme mal diesen Thread wieder auf.

Ich spiele ja selber seit Jahren, wenn auch mit Unterbrechungen, Geige. Habe mit nicht ganz 8 Jahren angefangen. Klar, rechtshändig.

Mir fällt es schwer mir vorzustellen, meine beste Freundin, die mein Instrument nun mal ist, "umzuschulen". Ich spiele ja schon lange, müsste ich dann nicht wieder ganz von vorne anfangen? Wie lange würde das dauern und - würde es wirklich soooo viel Unterschied machen, wo ich doch nur Hobbygeigerin bin und es vor allem am Üben hapert, nicht an den Fähigkeiten, die mir eine Geigenlehrerin durchaus als vorhanden bescheinigt hat? Oder war meine mangelnde Übungsbereitschaft eine Folge der Händigkeit?

Es werden ja beide Hände gebraucht, beide Hände haben anspruchsvolle Aufgaben, ist es da so ein großer Unterschied? Jetzt ist mein Bogenarm der Schwachpunkt, aber würde nicht bei einer linkshändigen Haltung nicht die Greifhand Probleme machen?

Große Meisterschaft werde ich auf dem Instrument vermutlich nie erlangen, dazu spiele ich viel zu wenig. Und wenn ich irgendwo Emotionalität ausleben konnte, dann war es schon immer das Geigenspiel. So, dass mein Geigenlehrer stets wusste, was mit mir los ist. Er brauchte mich nur zu hören, nur zu sehen, wie ich das Instrument in die Hand nahm, dann war schon alles klar.

Beim Zeichnen und Schreiben gab es die Sperre, in der Musik habe ich sie zumindest nicht so gefühlt. Vielleicht war sie auch da und ich werde es merken, wenn ich mit der Rückschulung weiter bin?

Liebe Grüße

Ylvy

Piloma
08.02.2010, 21:50
Es werden ja beide Hände gebraucht, beide Hände haben anspruchsvolle Aufgaben, ist es da so ein großer Unterschied? Jetzt ist mein Bogenarm der Schwachpunkt, aber würde nicht bei einer linkshändigen Haltung nicht die Greifhand Probleme machen?

Ylvy

Hallo Ylvy,

Meines Wissens nach (bin nur interssierter Laie), ist der Bogenarm der wichtige Part beim Geigen. Die Greifhand ist mehr für den rein "technischen" Teil zuständig. D.h. für mich, daß wenn man als LH den Bogen in die rechte Hand nimmt, man den anspruchsvolleren Part mit der schwächeren Hand macht.
Meine Tochter (rückgeschulte LH, 8 Jahre) spielt auch LH-Geige. Für mich war gleich klar, daß sie gar nicht erst mit einer RH-Geige rumprobieren soll.

Es gibt mittlerweile zu dem Thema schon Bücher und Vorträge/Workshops:
Musizieren mit links (http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3795787459/httpmengeccli-21/)
Linkshändiges Instrumentalspiel in Theorie und Praxis
von Walter Mengler

LG Piloma

Ylvy
09.02.2010, 09:07
Vielen Dank für die Antwort, Piloma!

Bei einem Neuanfang des Instrumentalsspiels ist es sicher sinnvoll, darauf zu achten und einzugehen.

Ich werde mir mal bei Gelegenheit das Buch anschauen. Vermutlich bin ich da noch zu stark geprägt, um es mir so richtig für mich vorstellen zu können.

Ein wenig traurig macht es mich, wenn ich mir vorstelle, dass auch in diesem Gebiet durch die Umschulung viel Freude verhindert worden sein könnte, einfach weil eine unnötig frühe Leistungsgrenze gesetzt wurde. Bisher hatte ich es in diesem Sektor nicht so stark empfunden, sondern die vorhandenen Grenzen auf die Übungsfaulheit und Talentbeschränkung zurückgeführt.

Liebe Grüße

Ylvy

Birgit
09.02.2010, 09:19
Meine Tochter hat zwei Jahre lang Geige gespielt, RH. Nachdem wir herausgefunden haben, dass sie LH ist und die Geige umgespannt haben wollte, habe ich lange mit der Geigenlehrerin gesprochen. Sie wollte mich davon überzeugen, dass es egal ist, mit welcher Hand was gespiel wird.

Gina wollte aber nicht mehr RH spielen, so hat sie das Geige spielen ganz aufgegeben.

Ich spiele zwar selbst keine Geige, kann mir aber gut vorstellen, dass es für eine LH wichtig ist, die Geige andersherum zu spielen als der RH, weil auch die Bewegung des Bogens einem Fluss unterliegt, die der RH numal anders herum macht als der LH.

Nun spielt sie Trommel - wie ein LH. Und Gitarre - wie ein LH. Und das spielen und üben macht ihr viel mehr Spaß.

LG Birgit

Marina Neumann
09.02.2010, 13:09
Hallo Ylvy,
ich empfehle dir, mal eine Linkshändergeige auszuprobieren und ganz konkret zu spüren, ob das für dich einen Unterschied zur Rechtshändergeige macht.
Ich habe nach Beginn meiner Rückschulung mehrfach eine Linkshändergeige gehalten und ihr einige Töne mit der linken Bogenhand entlockt.
Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht zu meiner Rechtshändergeige, die ich 20 Jahre lang gespielt und dann verkauft hatte. Es fühlte sich so stimmig und harmonisch an.
Liebe Grüsse von Marina Neumann

Stefan
09.02.2010, 13:25
Tja, Ylvy mein Schatz...

jetzt hast Du ein Problem :D

Wie gut, das es keine Linkshänder-Pianos gibt, nur mit dem Gitarrenkauf sollten wir warten, bis bei mir die Händigkeit feststeht.

@ Mariana Neumann
Wie schnell transportiert denn wohl das Gehirn die ganzen Übungsstunden am Instrument auf die andere Seite? Man fängt ja nicht wieder ganz bei null an, denn wie bei der Handschrift sind die Basisdaten ja alle verfügbar.

Lieben Gruß,

Stefan

Ursula
09.02.2010, 13:38
Hallo Stefan,
Wie gut, das es keine Linkshänder-Pianos gibt

da irrst Du, die gibt es. :)
http://www.gezaloso.de/

liebe Grüße, Ursula

Stefan
09.02.2010, 14:12
Hallo Stefan,
Zitat:
Wie gut, das es keine Linkshänder-Pianos gibt
da irrst Du, die gibt es.
http://www.gezaloso.de/

liebe Grüße, Ursula

Da bin ja mal rückwärts aus dem Forum gestolpert.

Ich bin ja noch nicht getestet. Beim Klavierspielen war meine linke Hand immer die schwächere - wäre mir nie eingefallen, damit die Melodie zu spielen und ich improvisier viel und gerne, da hätte sie schon mal 'ne Chance bekommen. Zur Zeit habe ich kein Klavier, kann also ein paar Dinge aktuell nicht testen, aber - oh - wo das hinführt, wenn ich es bedenke... Und überhaupt.

Ylvy
09.02.2010, 14:57
Oh ha. 2 Klaviere? Wo soll man denn so viel Instrument hinstellen...

Irgendwie nimmt mich dieses Thema gerade ganz mächtig mit, obwohl ich nicht zu sagen vermag, warum. Es löst ganz viel aus.

Marina, ich denke, ich werde auf jeden Fall eine Gelegenheit suchen, es auszuprobieren. Und dann? Dann sieht man weiter.

Mir will scheinen, dass da noch etwas auf mich wartet.

Sylvia
09.02.2010, 16:59
@ Ylvy
und dann ... mach es aus dem Bauch heraus !!!

Ich selber habe jetzt ein größere Pause in Sachen RH-Akkordeon spielen begonnen und weiß noch lange nicht, wie es nun weiter geht.
Ich hatte das Problem ja, das ich RH im großen Profi-Orchester mitgespielt habe und meine Grenzen mit der RH immer gespürt habe und nie wusste, wieso das so war. Nunja, jetzt weiß ich es und seid dem ich jetzt die Pause mache, komme ich auch mit der Rückschulung viel besser klar.
Aber das ist denke ich mal bei jedem Anders.
Wenn Du nur Hobbymässig spielst ist es wirklich ein Versuch wert ein LH-Instrument anzuschaffen ... probier es doch einfach aus ;)

Ylvy
09.02.2010, 17:37
Wenn Du nur Hobbymässig spielst ist es wirklich ein Versuch wert ein LH-Instrument anzuschaffen ... probier es doch einfach aus

Hm, nein. Ich werde mir kein neues Instrument anschaffen, glaube ich. Ich kann nur hoffen, dass mich da meine geliebte Freundin mit vier Saiten auch da begleiten kann. Ich möchte gerne ausprobieren und wenn es so viel Unterschied macht, was ich mir langsam vorstellen kann, dann schauen, ob ich mein Instrument umbauen lassen kann. Sie ist mir eine Vertraute, eine Begleiterin durchs Leben geworden. Mein erstes eigenes Instrument, übernommen von meinem Vater, als ich groß genug war für eine ganze Geige, und ich glaube auch von meinem Großvater. Das sind schon einige Jahre!

Sie ist ein wenig eigenwillig, spielt nicht mit jedem, aber mir gegenüber sehr geduldig und nie beleidigt.

Ich stelle heute fest, wie verbunden ich meinem Instrument bin. Das war mir nicht immer bewusst. Im Zweifelsfall muss ich mich da mal beraten lassen, was möglich ist, ohne der Geige zu schaden. Aber irgendwie spricht es dafür, dass dieser Schritt kommt.

Stefan
09.02.2010, 17:49
Liebe Ylvy,

da Du Dich "irgendwann" mit dem Thema beschäftigen willst, schätze ich mal, das bedeutet, das Du bist zum Wochenende einen Plan hast, wie es geht.
Es gibt im Archiv von diesem wunderbaren Forum einen Thread, der sich mit den Kosten und den Möglichkeiten für den Umbau einer Geige beschäftigt.

Wenn Du Sie doch so liebst. :o

Aus dem Archiv: HIER (http://www.linkshaenderforum.org/forum/archive/index.php/t-12815.html) !

Und ich habe Dich noch nie auf rechts gehört... *schnüff*

Ylvy
09.02.2010, 17:57
Du bist knuffig - es ist dieser Thread persönlich, den du da verlinkt hast, nur ein paar Seiten vorher. Ich hatte ihn angelesen, bis in mir die Fragen wach wurden und gestellt werden wollten.

Ich würde mich halt noch mal von einem Geigenbauer direkt beraten lassen, der dann vielleicht auch die "OP" durchführen würde/könnte.

Nein, ich bin zwar manchmal etwas zu schnell, aber das Thema kann ich mir nicht vorstellen bis zum Wochenende zu klären. ;)

Und du wirst mich vorher noch mit rechts hören. Bestimmt.

Birgit
09.02.2010, 19:46
@Ylvi: Ich glaube, dass man deine Geige umbauen kann. Frag doch mal einen Geigenbauer...

Eine Gitarre kann man ja auch umspannen. Für´s erste zumindest.

LG Birgit

Jolle
17.05.2010, 14:33
Hallo zusammen,

ich möchte hier kurz von meiner positiven Erfahrung beim Umstieg von der RH- auf die LH-Geige berichten.

Vorgeschichte: Ich begann mit 8 Jahren rechtshändig zu geigen, hörte mit etwa 19 wieder auf. Es machte keinen großen Spaß mehr und ich kam nicht mehr voran, vor allem in der Bogentechnik und im Ausdruck. Nun bin ich 37 und es zog mich doch wieder zu meinem Instrument. Als ich im Internet erfuhr, dass es inzwischen LH-Geigen gibt war für mich schnell klar, dass ich das unbedingt ausprobieren will.

Vor fünf Wochen lieh ich mir ein umgebautes Instrument beim Geigenbauer. Bei den ersten Versuchen kamen erst mal nur ein paar schräge Töne ;) Aber die Hände und Finger haben sich ganz schnell in ihr neues - seitenrichtiges - Aufgabengebiet gefunden. Ich komme zügig voran. Es braucht kein großes Umdenken, anfangs aber viel Konzentration bis sich die Bewegungen eingespielt haben und die Finger auf Anhieb die richtige Position finden. Für mich war es gut, wieder konsequent mit Anfängerübungen aufzubauen und mich etwas zu bremsen, um einer Überforderung vorzubeugen. Aber diese Wochen haben sich gelohnt :) In der ersten Lage kann ich schon wieder ganz gut und sauber spielen.

Vor allem: Es fühlt sich einfach so viel besser an. Stimmig, würde ich sagen. Alles ist dort, wo es hingehört. Das Gehirn wird entlastet (als ob sich da alles wieder richtig einsortiert) und die Bogenführung ist deutlich entspannter.

Ich bin sicher, dass es der richtige Weg für mich ist, besitze inzwischen eine neue - komplett linkshändig gebaute - Geige und habe wieder richtig viel Spaß am Musizieren! Vielleicht kann ich ja der einen oder dem anderen etwas Mut machen, diesen Schritt zu wagen.

lg Jolle

Marina Neumann
17.05.2010, 15:35
Hallo Jolle,
das klingt ja gut. Dass die Bogenführung mit links viel einfacher geht und entspannter ist, habe ich bei dem mehrfachen Ausprobieren einer Linkshändergeige selbst erlebt. An Griffe mit rechts habe ich mich nicht herangetraut bzw. dazu war keine Zeit.
Ich denke auch, dass es sinnvoll ist, mit Anfängerübungen wieder anzufangen.
Irgendwie ist es ein Neuanfang, wo es nicht gut ist, sich zu überfordern.
Interessant wäre für mich, ob du jetzt schneller und einfacher Fortschritte machst als seinerzeit mit der Rechtshändergeige.
Vielleicht hast du ja Lust, hier im Forum darüber zu berichten.
Liebe Grüsse von Marina Neumann

Birgit
18.05.2010, 14:27
@Jolle: Super! Hast du einen Lehrer oder spielst du allein?

Wie enstspannend es für einen LH ist, das richtige Instrument zu spielen habe ich auch bei meiner Tochter festgestellt.

Viel Spaß beim Spielen weiterhin.

LG Birgit

Jolle
31.05.2010, 11:41
Hallo,

@ Marina und Birgit: danke für eure netten Reaktionen :)

Der deutlichste Unterschied ist für mich, dass der Bogen jetzt so viel lockerer in der Hand liegt. Das war früher immer sehr steif und verkrampft. Kein Wunder, dass ich auf die Art nicht weiter gekommen bin.

Was die Fortschritte betrifft: langfristig wird sich das erst zeigen, wenn ich an das Spielniveau herangekommen bin, das ich rechtshändig hatte. Momentan geht es dermaßen schnell, dass ich selbst immer wieder überrascht bin.

Ich spiele ohne Lehrer. Hatte aber das Glück, dass mir der Geigenbauer ausführlich die richtige Herangehensweise und Haltung beim linkshändigen Spiel gezeigt hat. Aktuell spiele ich ja auch das, was ich rechtshändig schon konnte. Sollte sich zeigen, dass ich darüber hinaus weiter kommen möchte, werde ich mich aber wohl nach einem Lehrer umsehen.

Eine überraschende Folge des Seitenwechsels:
Ich hab das Gefühl mich viel mehr in die Musik hineinzuversetzen. Und: Ich kann jetzt fast mühelos Stücke auwendig spielen (was früher sehr schwer war). Und zwar ohne sie mir bewusst einzuprägen. Das kommt ganz von allein. Gibt es dafür eine Erklärung? Hat jemand ähliches erlebt?
Waren vielleicht vorher durch das seitenverkehrte Spiel die zuständigen Bereiche im Gehirn mit anderen Aufgaben belegt?

lg Jolle

Birgit
01.06.2010, 09:23
Also ich habe einmal versucht, mit der LH-Gitarre meiner Tochter zu spielen - es ging gar nicht....

Als unsere Tochter Geige (für RH) gespielt hat, hatte sie wenig Lust zum Üben, der Bogen ist immer wieder abgerutscht.

Nun spielt sie mit sehr viel Freude Gitarre mit einer LH-Gitarre und hat in den zwei Monaten, in denen sie spielt, mehr gelernt, als in einem Jahr mit der Geige. Sie singt und spielt gleichzeitig und auch die vier Akkorde, die sie schon kann, spielt sie auswendig.

LG Birgit

Marina Neumann
02.06.2010, 17:48
Hallo Jolle,
wenn du mit deiner dominanten Hand, also mit links, den Bogen führst, wird dadurch
unmittelbar deine dominante rechte Gehirnhälfte angesprochen.
Hier liegt u.a. das Melodiengedächtnis. Du hast jetzt unmittelbar Zugang dazu und dadurch
kann es sich jetzt entfalten, und offensichtlich tut es das jetzt ziemlich leicht. Wie schön!
Dass du jetzt mehr in die Musik hineinfließen kannst, kann ich mir vorstellen.
Deine Erfahrung mit dem linkshändigen Geigespielen ist ein Beweis dafür, das es sich lohnt,
der eigenen Händigkeit gemäß zu musizieren.
Liebe Grüsse von Marina Neumann

Sigrid
05.06.2010, 10:32
Hallo, ich habe mal eine Frage, die betrifft Streicher und Rückschulung. Mein Sohn (11 J) spielt seit 4 Jahren Geige (RH). Er spielt nicht schlecht und hat große Freude daran.
Demnächst machen wir eine Händigkeitsprüfung und, wenn LH vorliegt, liegt dann auch eine Rückschulung an, erstmal mit Schwerpunkt natürlich auf Schreiben.
Wann wäre Eurem Empfinden, Euren Erfahrungen nach eine Umstellung auf LH-Geige sinnvoll? Gleich konsequent in einem Abwasch oder eher später, wenn z.B. in der Schreibroutine, im Alltag ein wenig Fuß gefasst, erste Erfolgserlebnisse gemacht sind?

Natürlich würde ich das auch mit der Therapeutin/dem Therapeuten besprechen, allerdings würde ich das auch gerne jetzt schon andenken, da jetzt von der Größe her ein Instrumentenwechsel anliegt: von 1/2 auf 3/4, evtl. 4/4. Da stellt sich dann schon die Frage: noch RH-Leihinstrument, LH-Instrument selber kaufen? Aber bei einer 3/4 Geige, wie lange spielt er die dann?

Die Entscheidung treffen kann ich irgendwie noch gar nicht, würde aber gerne schon mal Erfahrungen und Meinungen dazu lesen.

Herzliche Grüße
Sigrid

Birgit
06.06.2010, 12:49
Ich bin immer für LH-Instrumente für LH. Meine Tochter hat RH-Geige gespielt, mit mäßigem Erfolg und mäßigem Elan. Nun spielt sie LH-Gitarre - kein Vergleich.

Hast du denn einen Lehrer, der LH Geigenspielen unterrichtet. Daran ist es leider bei uns gescheitert...:(

Piloma
07.06.2010, 08:52
Hallo Sigrid,

ich bin auch dafür, entsprechend der Händigkeit das Instrument zu wählen. Wie Birgit schreibt, ein großes Problem ist einen Lehrer zu finden, der LH-Geige unterrrichtet.
Wobei bei Euch ja erst einmal noch der LH-Test ansteht. Wie ist denn die Haltung deines Sohnes bzgl. LH-keit?

LG Piloma

Jolle
07.06.2010, 13:10
Hallo Sigrid,
ich habe zwar selbst keine Erfahrung im Schreibhand-rückschulen, habe aber beim Geige spielen auf LH gewechselt. Zu deiner Anfrage sind mir verschiedene Dinge durch den Kopf gegangen.

Erst mal: keine Panik. Du musst nicht alles sofort entscheiden. Warte erst mal den Test ab. Aber es scheint ja starke Anzeichen für eine Linkshändigkeit deines Sohnes zu geben. Also verstehe ich schon, dass du dir über die daraus resultierenden Schritte Gedanken machst.

Ich denke das Rückschulen der Schreibhand ist eine komplexe Sache, die einen sehr in Anspruch nimmt und fordert. Vielleicht wäre es gut, das Geigen (da es ihm ja aktuell Spaß macht) noch eine Weile so weiterlaufen zu lassen. Als stabilen Part sozusagen, nachdem sich ja auch sonst im Handgebrauch viel verändert. Bin da aber wie gesagt keine Fachfrau.

Langfristig würde ich schon den Umstieg auf die LH-Geige empfehlen (habe selbst positive Erfahrungen damit gemacht). Aber das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Die Hände müssen erst ihr neues Aufgabengebiet 'erkunden' und erlernen. Das ist erst mal ein Rückschritt. Und es kann schon mal frustrierend sein, wenn man ein Stück, das man sonst gut konnte einfach noch gar nicht spielen kann, die Töne erst mal wieder unsauber sind...

Deshalb würde ich empfehlen, darauf zu schauen, wann der Impuls zum Umstieg von deinem Sohn selbst kommt. Die eigene Motivation ist sehr wichtig. Natürlich kannst du das dann positiv unterstützen. Wichtig wäre auch, mal bei seinem/seiner aktuellen Geigenlehrer/in anzufragen, wie er/sie zum LH-Geigen steht, damit dein Sohn von dieser Seite nicht verunsichert wird.

Ob der Umstieg auf eine größere Geige gleichzeitig sinnvoll ist, ist schwer zu sagen. Ich würde persönlich eher dazu tendieren, eine gleichgroße LH-Geige zu leihen und ihn spielerisch darauf probieren zu lassen. Vielleicht braucht es ja auch ne Weile bis für ihn die Entscheidung fällt.

Ich wünsche euch alles Gute, Jolle

Sylvia
07.06.2010, 13:16
@ Sigrid
Wann macht Ihr denn denn Händigkeitstest ?
Wenn es nicht mehr lange dauert, würde ich den Test abwarten und wenn es dann doch fest steht das er LH ist, dann einfach ein LH-Geige ausleihen und ihn probieren lassen.
Dein Sohn ist in einem Alter, wo er das Thema garantiert gut versteht und man ihn spielerisch auf die Umstellung vorbereiten kann.

Sigrid
07.06.2010, 14:32
Hallo, vielen Dank erst mal für die vielen Antworten.

Ich habe heute leider gerade wenig Zeit und hoffe, ich schaffe es morgen mal, auf Eure Fragen einzugehen, freue mich aber sehr über Eure Reaktion.:)

Herzliche Grüße
Sigrid

Marina Neumann
07.06.2010, 16:32
Hallo Sigrid,
ich würde auch erst einmal die Testung abwarten. Sollte dein Sohn Linkshänder sein, ist erst einmal wichtig, welche innere Einstellung er dazu finden wird. Das gilt dann auch für eine eventuelle Rückschulung.
Ich halte eine behutsame und individuelle Vorgehensweise für sinnvoll. Jedes Kind ist anders und braucht unterschiedliche Zeit.
Zur grundsätzlichen Frage , ob man als Linkshänder der Händigkeit gemäß ein Instrument spielen sollte, gibt es seit März 2010 ein sehr gutes Buch auf dem Markkt: Musizieren mit links (http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3795787459/httpmengeccli-21/). von Walter Mengler. Das kann ich dir absolut empfehlen.
Liebe Grüsse von Marina Neumann

Sigrid
09.06.2010, 19:40
So, ich habe jetzt einen Termin für die Händigkeitsprüfung Anfang Juli. Dann sehen wir weiter.


Wie ist denn die Haltung deines Sohnes bzgl. LH-keit?

Da Kinder nach Möglichkeit diesen Test machen sollen, ohne eine genaue Vorstellung zu haben, worum es eigentlich geht, habe ich diese Frage noch nicht eingehend mit ihm erörtert. Aber er ist ein kluges Kind und hat sicherlich schon etwas mitbekommen, dass ich mir Gedanken über seine Händigkeit mache.
Wir haben gerade unter einem guten Stern mit Legasthenie-Förderung begonnen und er ist hoch motiviert, seine Probleme wie Rechtschreibschwäche, Konzentrationsschwäche, Eigenorganisation in den Griff zu bekommen. Wenn ich jetzt mit ihm über Händigkeit sprechen würde, würde er sicherlich eine evtl. Linkshändigkeit als Ursache favorisieren, d.h. bei der Testung alles geben, um unbedingt als Linkshänder rauszukommen. Verstehst Du, was ich meine? Auch wenn ich mir des Ergebnisses eigentlich ziemlich sicher bin, wünsche ich mir doch eine neutrale, nicht beeinflusste Testung. Wie er sich nachher zu dem Ergebnis stellt, können wir dann ja lang und ausführlich besprechen.

Deshalb würde ich empfehlen, darauf zu schauen, wann der Impuls zum Umstieg von deinem Sohn selbst kommt. Die eigene Motivation ist sehr wichtig. Natürlich kannst du das dann positiv unterstützen. Wichtig wäre auch, mal bei seinem/seiner aktuellen Geigenlehrer/in anzufragen, wie er/sie zum LH-Geigen steht, damit dein Sohn von dieser Seite nicht verunsichert wird.
Ich habe mich nun entschieden, einen evtl. Geigenwechsel auf links wirklich erstmal hinten an zu stellen. Seit gestern ist er von ½ auf eine 4/4 umgestiegen (beides RH) und ist voller Elan. Und wie ich jetzt auch aus anderen Threads rausgelesen habe, würden wir erstmal gaaaaanz viel Kraft für eine Schreib-Rückschulung benötigen.
Mit der Geigenlehrerin habe ich noch nicht gesprochen, könnte mir aber vorstellen, dass sie offen dafür wäre. Da sie mich gestern erst auf die etwas ungelenke Bogenhaltung hingewiesen hat, werde ich ihr mal diesen informativen Thread zum Lesen empfehlen, dass sie sich ein Bild von der Problematik machen kann -falls nicht bekannt - und sich in Ruhe Gedanken machen kann, wie sie sich dann später dazu stellen könnte, wenn mein Sohn sagt, er würde es gerne probieren.


Danke auch den anderen, Eure Beiträge haben mich sehr beim Sortieren meiner Gedanken geholfen.:)

Herzliche Grüße
Sigrid

Sigrid
02.12.2010, 22:17
Nun ist schon ein halbes Jahr vorbei, wie die Zeit rennt. Da bring ich das mal auf den aktuellen Stand:

Erstens kommt es anders - und zweitens als man denkt.

Ich habe mich nun entschieden, einen evtl. Geigenwechsel auf links wirklich erstmal hinten an zu stellen. ... Und wie ich jetzt auch aus anderen Threads rausgelesen habe, würden wir erstmal gaaaaanz viel Kraft für eine Schreib-Rückschulung benötigen.

Also mit der Schreib-Rückschulung sind wir noch lange nicht durch, eher ist Patrick da im Augenblick an einem Punkt, wo die Verwirrung der Hirnhälften grad arg durchgreift. Von außen betrachtet würde ich es als den schlechtesten Zeitpunkt betrachten, jetzt auch noch die Geige zu tauschen :(.

Aber diese Verwirrung trägt dazu bei, dass er beim rechtshändigen Spiel extrem abbaut. Alles wird von Tag zu Tag steifer, schiefer, - und er leidet tierisch darunter, weil er dieses Instrument so liebt.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder hängt er das Geigenspiel spätestens in einem viertel Jahr an den Nagel - verbunden mit tiefer Trauer - oder er schult auf links um.
Die erste Möglichkeit kommt für uns nicht in Frage!

Also haben wir uns eine Geigenbauerin gesucht, die uns ein Leihinstrument nach unseren Wünschen von Grund auf baut. Sie selbst hat betont, dass wir es dann nicht kaufen müssen - das rechne ich ihr sehr hoch an. Das dauert jetzt zwar noch acht bis zehn Wochen, aber es lohnt sich.

Für Patricks Geigenlehrerin ist das der erste LH-Schüler, aber sie geht da ganz offen und zuversichtlich ran. Zu Weihnachten werde ich ihr auch noch Musizieren mit Links (http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3795787459/httpmengeccli-21/) schenken, das Buch finde ich einfach klasse, sowohl für Eltern linkshändiger Kinder, die von Instrumenten nicht viel verstehen, als auch für Instrumentallehrer, die von Linkshändigkeit nicht viel verstehen.
Walter Mengler erklärt das ganz toll und bringt beide Ebenen zueinander.
@Marina: Danke für den Tipp.

Ja, und bis die Geige fertig ist, will sie dann weniger auf rechts "rumreiten", sondern einfach verstärkt mit ihm Theorie, Ton-Hör-Training u.ä. machen.

Wir sind nun also ganz gespannt, und auch wenn Patrick weiß, dass es erst im nächsten Jahr etwas wird, hat er die Linkshändergeige auf seinen Weihnachtswunschzettel geschrieben - in Klammern dahinter "Gutschein", denn er ist ja ein schlaues Kerlchen :D.

Wenn dann die ersten linken Töne erklingen, werde ich wieder berichten.

Herzliche Grüße
Sigrid

Birgit
02.12.2010, 23:17
Liebe Sigrid,

das freut mich sehr zu hören. Ich wünsch deinem Sohn viel Spaß auf seinem Lefty-Instrument.

Unsere Tochter ist mit ihrer Lefty-Gitarre mehr als glücklich.

Liebe Grüße Birgit

Marina Neumann
03.12.2010, 13:24
Hallo Sigrid,
ich würde empfehlen, das Geigespielen mit rechts zu beenden, nicht aber den Musikunterricht. Was bringt es für ein Kind, wenn es merkt, dass es immer schlechter wird, nichts als Frust.
Für viele Linkshänder ist es einfach sinnlos, eine Rechtshändergeige zu spielen. Außerdem kann das zu zusätzlichen Umschulungsfolgen führen oder bestehende verstärken. Geige spielen ist anspruchsvoll, und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sehr das Rechtshändergeigespielen mich gestresst hat und zusätzliche Umschulungsfolgen hervorgebracht hat.
Es könnte sogar sein, dass das rechtshändige Geigespielen den Rückschulungsprozess auf die linke Schreibhand in gewisser Weise blockiert oder beeinträchtigt
Ich kann mir vorstellen, dass eine Geigenpause eine bessere Erholung von dem rechtshändigen Leben bewirken kann und der Rückschulung auf die linke Schreibhandeinen einen Schub nach vorn geben kann.
Außerdem deutet die Tatsache, dass dein Sohn jetzt mit der rechtshändigen Geige nicht mehr so gut klarkommt, für mich weniger auf eine Verwirrung hin, sondern darauf, dass sein Gehirn und sein Körper begonnen haben, sich umzuorientieren.
Auf die angeborene Linkshändigkeit hin. Das halte ich ein sehr gutes Zeichen!
Liebe Grüsse von Marina Neumann

Richard
04.12.2010, 13:06
Hallo,

hier ein paar Erfahrungen als linkshändiger Geigenschüler.
Vor 4 Monaten habe ich mit dem Geigespielen angefangen (bin 25).

Einen netten Lehrer, der mit meiner Linkshändigkeit überhaupt kein Problem hat (mir sogar zu einem Linkshänderinstrument riet), habe ich in der Tonart-Musikschule in Berlin gefunden.

Die meisten Geigenbauer in Berlin, die ich nach Linkshänderinstrumenten befragt habe, reagierten ablehnend. Nur wenige wären bereit gewesen, ein Linkshänderinstrument zu bestellen. Bei http://www.streichinstrumente-mieten.de habe ich schließlich ein richtiges Linkshänderinstrument zu 15€/Monat gefunden. Mein Lehrer meinte, dass die Qualität bei weitem besser wäre, als was man zu dem Preis in Berlin vermietet bekäme. Die Leute in der Werkstatt in Chemnitz sind sehr nett. Ich würde niemandem dazu raten, als Anfänger gleich eine Geige zu kaufen, zumal man als Linkshänder Mühe hat, sie wieder loszuwerden. Und wenn schon Geige, dann darf es auch ruhig etwas ordentliches sein.

Viele Leute erzählen immer wieder, dass ja beide Hände gleich beansprucht werden und Linkshändergeigen damit unsinnig sind. Aber immer wenn ich auf einer Konga oder Djembe spiele oder nur auf dem Tisch trommle, merke ich schnell, dass nur eine der beiden Hände vernünftig den Beat vorgeben kann. Die andere Hand ist irgendwie abhängig. Auf der Geige also das gleiche Bild: Die linke Hand ist dominant und gibt alles vor. Das Greifen ist zwar knifflig, aber geht zunehmend wie von allein.

Lasst also solche Leute quatschen und besorgt euch ein Linkshänderinstrument.

Cheers.

Birgit
07.12.2010, 08:14
Viele Leute erzählen immer wieder, dass ja beide Hände gleich beansprucht werden und Linkshändergeigen damit unsinnig sind. Aber immer wenn ich auf einer Konga oder Djembe spiele oder nur auf dem Tisch trommle, merke ich schnell, dass nur eine der beiden Hände vernünftig den Beat vorgeben kann. Die andere Hand ist irgendwie abhängig. Auf der Geige also das gleiche Bild: Die linke Hand ist dominant und gibt alles vor. Das Greifen ist zwar knifflig, aber geht zunehmend wie von allein.

Lasst also solche Leute quatschen und besorgt euch ein Linkshänderinstrument.


Lieber Richard,

erst mal herzlich Willkommen hier im Forum. :D

genau das wurde uns auch immer erzählt. Meine Tochter war allerdings nie in der Lage, den Bogen gleichmäßig über die Saiten zu streichen. Der Bogen wanderte während des streichens über die Saiten hin und her. Man kann vielleicht durch viel üben auch als LH mit einem RH-Instrument zurecht kommen, aber warum sollte man das tun? Gerade die Geige ist ein Instrument, welches nicht leicht zu erlernen ist.

Als sie noch Geige gespielt hat, musste ich sie immer zum üben auffordern. Heute höre ich leises Gitarrenspiel aus dem Kinderzimmer und wenn wir abends zusammen spielen, ist eine Stunde wie im Flug vergangen :).

Das Problem mit der LH-Leihgeige habe ich bei dem Geigenbauer, bei dem wir unser Instrument ausgeliehen haben, angesprochen. Dort wäre sogar ein LH-Instrument zum Verleih vorrätig gewesen. Inzwischen wurde dort der Verleih von LH-Geigen eingestellt, weil einfach die Nachfrage nicht da ist.

Wie in so vielen Bereichen ist es meiner Meinung nach an der Zeit, endlich umzudenken.

Meine Tochter war die erste Lefty-Schülerin unseres Gitarrenlehrers und ist die erste Lefty-Trommlerin im Tambourcorps, in dem auch mein Mann seit Jahren spielt. Einer muss noch mal den Anfang machen. Und ich sehe, wieviel Freude sie daran hat.

Liebe Grüße Birgit



@Sigrid: Ich würde, genau wie Marina, empfehlen, das RH-spielen aufzugeben.

Sigrid
07.12.2010, 19:34
Hallo Richard,

herzlich willkommen hier :).

Meine Geigenbauerin war auch erst distanziert - ist nicht nötig, macht Probleme im Orchester,... Ich habe ihr dann ein wenig erzählt von Umschulungsfolgen, guten Erfahrungen mit der Schreibrückschulung, usw.; da hat sie dann auch eingelenkt: "Sie sind sehr gut informiert und haben sich genau überlegt, was Sie tun, dann mache ich das auch." Im weiteren Gespräch hat sich herausgestellt, dass ihr Sohn auch Linkshänder ist - da allerdings erst 2 Jahre alt noch kein Geigenschüler ;). Aber vielleicht wird er dann später mal von ihren Erfahrungen mit uns profitieren und gleich richtig herum beginnen.

@Marina und Birgit:
Ja, die Lehrerin hat heute angefangen mit allerersten Griffübungen nach einer neuen Schule, wo die Geige in Ruhepositionen (im Schoß stehend) gehalten wird. Die kann man auch erstmal spiegelverkehrt auf einer RH-Geige machen - also sie greift mit links auf der e-Saite und zupft die Saiten mit rechts an und Patrick greift mit rechts auf der g-Saite und zupft mit links.
So fängt er jetzt sozusagen "trocken" an, dass die rechte Hand die Greifhand ist und die linke Hand den Ton erzeugt - jetzt eben gezupft, später per Bogen.
Mir kamen echt Tränen der Rührung: Diese Frau nimmt die Herausforderung von ganzem Herzen an.

Jolle
02.03.2011, 12:27
Hallo zusammen,
im Mai letzten Jahres hatte ich von meinem Umstieg zur LH-Geige berichtet. Hier noch eine kleine Ergänzung: Ich spiele weiterhin mit Freude linkshändig, bin immer noch motiviert und komme gut voran. Gerade ist mir bewusst geworden, dass ich mein Spiel längst überhaupt nicht mehr als „anders“ wahrnehme :) Es ist so normal und selbstverständlich, die Geige rechts und den Bogen links zu halten! Vor Kurzem habe ich mich auch entschlossen, wieder Unterricht zu nehmen. An der Würzburger Musikschule habe ich glücklicherweise direkt einen Lehrer gefunden, der dem linkshändigen Spiel offen gegenübersteht. Auch beim Unterricht funktioniert bislang alles problemlos (solange ich beim gemeinsamen Spielen am Notenpult rechts stehe, damit wir uns nicht „erstechen“ :)).
Schöne Grüße, Jolle

Birgit
02.03.2011, 20:24
Hallo Jolle,

es freut mich, zu hören, dass du so gute Fortschritte machst.

Ich denke auch, dass das einzige Problem einer Lefty-Geige die Sitzordnung ist. Schade, dass immer noch viele Linkshänder rechtshändig spielen lernen müssen.

Unserer Tochter spielt linkshändig Gitarre und Trommel. Für sie kommt nichts anderes in Frage. Sie hat viel Freude beim Spielen und lernt sehr gut.

Unser Gitarrenlehrer hat überhaupt kein Problem damit :).

Liebe Grüße Birgit

Jolle
20.06.2011, 11:31
Hallo zusammen,

erst mal danke Birgit, für die nette Rückmeldung.

Leider habe ich zwischenzeitlich doch ein Problem bekommen. Wollte wohl gleich zu viel auf ein Mal. Es tut einfach so gut, richtigrum zu spielen. Und es ging ja auch super schnell voran. Gleichzeitig wollte ich all das positive Gefühl beim Musizieren nachholen, das mir früher rechtshändig fehlte. Und natürlich beweisen, dass der Umstieg die richtige Entscheidung war... Jedenfalls hab ich meinen rechten Arm ziemlich überstrapaziert und Schmerzen bekommen. Hatte mich ja auch mit den einfachen Stücken nicht zufrieden gegeben und gleich Sachen gespielt, die recht hohe Ansprüche an die Greifhand stellen. Und mein rechter Arm war darauf halt so gar nicht vorbereitet. Jetzt muss ich die Geige eine Weile ruhen lassen. Fällt mir echt schwer! :mad:

Aus Spaß hab ich vor Kurzem - nach einem Jahr LH-Geige - mal wieder meine alte rechtshändige rausgeholt. Interessant war, dass ich die neu gelernten Stücke spontan auch so rum spielen konnte :) Aber ich hab nochmal deutlich den Unterschied gemerkt. Sehr unsichere, steife Bogenhaltung. Und ganz auffällig war, wie meine linke Hand spontan alles versuchte, um die Töne ausdrucksstark zu machen (das ist sie ja inzwischen gewöhnt durch den linken Bogenarm). Natürlich funktioniert das über die Greifhand gar nicht und es entstand ein alles übertönenden Dauer-Vibrato, das sich kaum eindämmen ließ ;) Also ich werde auf jeden Fall bei der LH-Variante bleiben und hoffe, schnell wieder spielen zu können.

Schöne Grüße, Jolle

Sigrid
21.06.2011, 11:58
Ich muss mich hier auch mal wieder zu Wort melden.

Patrick hat seine LH-Geige nun seit einem viertel Jahr und ist zufrieden.
Sich zuviel auf einmal zumuten, um die Entscheidung zu bestätigen - so wie Jolle es beschreibt - hatte ich auch bei ihm befürchtet. Jedoch, genau das Gegenteil ist der Fall. :confused:

Er spielt nach einem viertel Jahr immer noch nur Leersaiten. Er hat zum ersten Mal in seinem Leben Obertöne gehört. Mein Mann sagte gleich, Obertöne sind immer da, aber bewusst wahrgenommen hatte Patrick sie eben noch nie (ich auch nicht). Ich weiß auch nicht, was es nun ist. Zum einen spielt er deutlich sauberer, so dass die Obertöne besser rauskommen, vielleicht spielt auch eine Rolle, dass er die Geige ja nun am anderen Ohr hat, sicherlich hat sich auch sowieso seine Wahrnehmung durch die Rückschulung verändert. Ich denke, das spielt alles zusammen.
Dieses neue Tongefühl genießt er total, von seiner Lehrerin aus könnte er auch schon mal mit dem ersten Finger anfangen, aber er will noch nicht. Er besteht darauf, dass er die "Basics" jetzt solange übt, bis er es 100%ig hinbekommt (Tut er eigentlich schon, zumindest 99,9%ig :rolleyes:).

Da könnte einem fast der Verdacht kommen, dass er gar kein Interesse hat, weiterzukommen / beim Geigenspiel zu bleiben. Und schließlich ist er auch ein 12-jähriger aufgeweckter Junge, der natürlich auch noch andere Interessen hat. Aber auch wenn er nicht unbedingt überschwenglichen Übermut zeigt, so brauche ich ihn höchstens mal ans Üben erinnern, früher musste ich ihn oft ermahnen. Und wenn ich ihn so beobachte: Ich hätte nie gedacht, dass er mal so eine konzentrierte, aber doch so entspannte Haltung beim Streichen finden würde. :)


@Jolle:
Schön, dass Du zufrieden mit dem Ergebnis bist, aber übertreib's nicht, wird dadurch auch nicht besser.;)
Gute Besserung an Deinen rechten Arm :)
wünscht Sigrid

Jolle
21.06.2011, 13:18
Hallo Sigrid,
hm, da bin ich jetzt auch erst mal etwas ratlos. Ich weiß nicht, wie lange Kinder im Allgemeinen erst mal leere Saiten spielen bevor das Greifen dazu kommt. Wie weit war er denn als er noch rechtshändig gespielt hat?

Es ist es ja immer eine Hürde, wenn ein neuer Schritt am Instrument ansteht. Durch das zusätzliche Greifen werden die Töne erst mal wieder unsauberer klingen (das könnte sich wie ein Rückschritt anfühlen). Aber dieser Prozess ist ganz natürlich und nach einer Weile wird es auch mit den Fingern wieder sauber klingen. Möglicherweise wird diese Hürde eher größer, wenn man zu lange wartet. Andererseits ist es bestimmt wichtig, dass er das Tempo selbst mitbestimmt. Und drei Monate sind ja gar nicht sooo lange. Aber da kann sicher die Geigenlehrerin besser Auskunft geben.

Was könnte ihn denn motivieren, mit dem Greifen zu beginnen? Vielleicht findet sich ja ein anderes Kind, mit dem er einfache Stücke zusammen spielen könnte? Kann ja auch mit einem anderen Instrument sein.

Vermutlich interpretiere ich da jetzt zu viel rein, aber kann es evtl. sein, dass er es gerade (unbewusst) ablehnt, etwas mit rechts zu machen, mit der rechten Hand eher negatives verbindet oder seinen rechten Fingern ein gutes Greifen nicht zutraut? Das ging mir nur gerade so durch den Kopf.

Wie läuft denn seine Rückschulung beim Schreiben? Nach allem, was ich hier bis jetzt über diesen Prozess gelesen habe braucht man dafür sehr viel Energie. Kann sein, dass er sich zum Ausgleich einfach mehr Entwicklungszeit beim Geige lernen gönnt. Die Koordination beider Hände zum Streichen und Greifen erfordert ja tatsächlich sehr viel Gehirn- und Köperleistung auf ein Mal. Deshalb würde ich im Zweifelsfall einfach noch etwas abwarten. Vielleicht trifft er bald von sich aus die Entscheidung, weiterzugehen.

Das sind, wie gesagt, nur meine spontanen Gedankengänge. Hatte selbst keine Schreibrückschulung und bin ja auch keine Geigenlehrerin. Aber vielleicht hilft es dir ja trotzdem ein Bisschen weiter.
Liebe Grüße, Jolle

Sigrid
21.06.2011, 14:11
Ich weiß nicht, wie lange Kinder im Allgemeinen erst mal leere Saiten spielen bevor das Greifen dazu kommt. Wie weit war er denn als er noch rechtshändig gespielt hat?

Ich kann mich auch gar nicht mehr erinnern, wie lange das damals gedauert hat bis zu den ersten Fingern - kam mir auch ewig lange vor. Zuletzt hat er in der zweiten Lage gespielt.


Vermutlich interpretiere ich da jetzt zu viel rein, aber kann es evtl. sein, dass er es gerade (unbewusst) ablehnt, etwas mit rechts zu machen, mit der rechten Hand eher negatives verbindet oder seinen rechten Fingern ein gutes Greifen nicht zutraut? Das ging mir nur gerade so durch den Kopf.
Danke, Jolle :). Das ist eine sehr interessante Frage. Da muss ich nochmal genau drüber nachdenken. Der Gedanke war mir noch gar nicht gekommen.


Wie läuft denn seine Rückschulung beim Schreiben?
Im Großen und Ganzen lässt er sich auch dort sehr viel Zeit. Interessanterweise hat es zwei Schübe gegeben, wo sich das Schriftbild mit einem Mal deutlich "gesetzt" hat: Vor Weihnachten, als er aufhörte, rechts zu geigen und im März, als er anfing, links zu streichen. Und beide Schübe sind auch seiner Lerntherapeutin aufgefallen bezüglich Legasthenie.

Also, auf alle Fälle sind wir auf dem richtigen Weg :D.

Hrzliche Grüße
Sigrid

Jolle
24.06.2011, 17:31
Hallo Sigrid, folgendes fiel mir noch ein:
beim Streichen hat dein Sohn durch den Wechsel natürlich große Vorteile. Du schreibst ja auch, dass er das Streichen jetzt als sehr positiv erlebt. Andererseits hat er sich mit dem Greifen bislang bestimmt relativ leicht getan. Jetzt muss das die nicht-dominante Hand übernehmen. Und die braucht wahrscheinlich länger, bis die Töne exakt sitzen und bis die Griff-Folgen flüssig funktionieren. In der ersten Zeit ist das nicht ganz leicht. Ich habe damals oft gemerkt, dass mein Kopf ganz verwirrt reagiert hat. "Diese Töne und Abfolgen kann ich doch schon lang, warum klingt das jetzt so schräg?" So in etwa. Aber die rechte Hand musste nun mal erst die richtigen Postitionen finden. Insofern kann ich das Zögern deines Sohnes gut verstehen. Aber keine Sorge, es dauert nicht lange, bis die rechten Finger wissen wo's lang geht. ;)
Schöne Grüße, Jolle

Jolle
09.07.2011, 08:36
Hallo ihr, gestern hab ich auch noch an meiner Gitarre die Saiten getauscht :) Bin gespannt, wie sich das linkshändig so anfühlt und ob das Zupfen jetzt besser klappt als bei meinen früheren Versuchen... lg Jolle

Birgit
10.07.2011, 00:00
@Jolle: Dann wünsche ich dir auch viel Spaß beim Gitarre spielen. Und nicht übertreiben am Anfang.

LG Birgit

Jolle
13.07.2011, 21:29
Hallo mal wieder,

am Sonntag wird ein Treffen aller Schüler meines Geigenlehrers sein. Mit Vorspiel. Ich muss zwar zum Glück noch kein Solo-Stück vorspielen, aber werde voraussichtlich ein oder zwei Stücke mit allen gemeinsam spielen. Die Stücke sind nicht schwer, und wie ich das einschätze wird auch die Atmosphäre eher locker sein. Aber es ist ja das erste Mal, dass ich mit der LH-Geige mit anderen zusammen und auch vor ein paar Zuhörern/Zuschauern spiele. Das wird schon auffallen und ich kann schlecht abschätzen, ob und welche Reaktionen es geben wird. Außerdem liegt mein letztes Vorspiel um die 20 Jahre zurück. Bin das gar nicht mehr gewöhnt und schon etwas nervös. Naja, einmal ist ja immer das erste Mal...

@ Birgit: Ja, ich pass diesmal besser auf ;) Mache erst mal nur kleine Experimente auf der Gitarre und auch nur mit der linken Hand um meine rechte noch zu schonen...

Schöne Grüße, Jolle

Birgit
14.07.2011, 14:42
Hallo Jolle,

da bin ich ja mal gespannt, ob das überhaupt auffällt, dass du die Geige anders herum spielst. Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass alles gut funktioniert.

Liebe Grüße Birgit

Sigrid
19.07.2011, 19:54
Ich war auch die letzten Tage am Überlegen, evtl. meine Gitarre mal umzuspannen und nach langer Zeit wieder in Gebrauch zu nehmen.

Allerdings ist plötzlich meine (RH-) Tochter auf die Idee gekommen, dass sie das Gitarrenspiel mal ausprobieren will, da wäre es wohl unfair, ihr die Saiten zu vertauschen. Na, schauen wir mal, ob das jetzt nur ein Feriengag oder ernst ist:rolleyes:

@Jolle: Wie war Dein Vorspiel? Gab es Reaktionen?

Jolle
20.07.2011, 13:54
@Sigrid
Schade, dass du so weit weg wohnst, sonst hätt ich dir jetzt glatt meine umgespannte Gitarre mal zum Ausprobieren geborgt... Lass mal hören, wenn du so weit bist und den Schritt machst. Würde mich sehr interessieren, wie es dir damit geht. Das Greifen finde ich schon erst mal sehr ungewohnt. Aber ich glaube mit etwas Routine finden sich auch die rechten Finger auf dem Griffbrett zurecht. Ich hab das aber erst mal noch etwas zurückgestellt, weil mir die Geige gerade einfach wichtiger ist.

@Sigrid und Birgit, danke für Kommentar und Nachfrage zum Vorspiel:
Ich war erst doch ziemlich nervös. Aber vor den gemeinsamen Stücken war eine längere Pause und ich hab die anderen SchülerInnen (sind hauptsächlich Kinder) etwas kennengelernt. Einige fanden das mit der LH-Geige total spannend und wollten es unbedingt gleich ausprobieren :D Und sie haben sich ganz süß um mich gekümmert, weil ich ja das erst Mal dabei war :) Während des ersten gemeinsamen Stücks musste ich dann fast lachen. Als mein Linksstreichen im Publikum auffiel und getuschelt/gezeigt wurde und schon auch mal fotographiert ;) Man fällt halt auf, ob man will oder nicht. Aber ich denke es war insgesamt einfach Interesse am Außergewöhnlichen. Vorbehalte hab ich dabei eigentlich keine gespürt. Also alles in allem eine gute Erfahrung. Und eine Art Multiplikatoreffekt zur Bekanntmachung der Möglichkeit des Linksstreichens. Zudem war es auch sehr schön, endlich mal wieder in einer größeren Gruppe zusammenzuspielen. Das tat richtig gut und macht einfach Spaß :D

Liebe Grüße, Jolle

Sigrid
21.07.2011, 18:33
Und sie haben sich ganz süß um mich gekümmert, weil ich ja das erst Mal dabei war :)

Das ist ja niedlich :)

Schön, dass es ein Erfolg war.

Gitarre muss bei mir wohl erstmal ein wenig warten, aber irgendwann einmal ...

Sigrid
03.10.2011, 15:41
So, nun muss ich hier mal updaten, wie ich in der Motz-Ecke schon geschrieben hatte:
Wehmut, fast ein wenig Trauer :(

Mein Sohn hat sich entschieden, mit dem Geigen aufzuhören.

Ist schon okay irgendwie, er hat die letzte Zeit eh total festgesteckt. Ich hoffe nur, dass er diesen schweren Abschied von einem Traum nicht als generelles Scheitern der Rückschulung verbucht. :confused:

...

aber es ist schon wirklich ein Abschied von einem Lebenstraum, kein "ich mag grad nicht" und auch wenn diese Entscheidung ein wenig Erleichterung schafft, so ist die Trauer trotzdem groß - und beeinflusst ihn doch auch sonst stark: Schriftbild verschlechtert sich, Konzentration ist schwierig, psychische Verfassung stark angeschlagen. Er tut mir so leid. :(

Er ist ein durch und durch musikalischer Mensch und irgendwann wird er sicherlich wieder irgendein Instrument spielen wollen, da habe ich gar keine Sorge, aber bitte ohne Stress - ich denke, Unterricht, üben, Ziele sind in diesem Augenblick der Rückschulung einfach zu viel.
Er singt gerne, sitzt auch viel am Klavier seiner Schwester, spielt keine "Stücke", sondern - ich sag immer - suhlt sich in Harmonien. Vielleicht spann ich dann demnächst doch nochmal meine Gitarre um, da kann er dann ohne Druck auch entweder ausprobieren oder sein lassen...da braucht er keinen Unterricht, weil ich ihm die Anfänge auch zeigen kann - ich muss dann eben auch erstmal auf links umdenken, aber das wollte ich ja sowieso mal probieren. ;)


Inzwischen habe ich also nun meine Gitarre umgespannt, dabei sind mir dann gleich zwei Saiten gerissen - wohl Altersschwäche - und versuche mich darauf. Akkustisch bin ich nicht ganz zufrieden, ist wohl doch ein Unterschied, ob umgespannt oder auf links gebaut, aber für den Anfang reicht es. Das Umdenken der Griffe von rechts nach links fällt mir sehr leicht, aber das Greifen selbst ist noch ganz schön steif. Somit kann ich gut nachvollziehen, wie das für Patrick gewesen sein muss, der Graben zwischen Kopf - wenn man nach 6 Jahren (rechts) genau weiß, wie es zu gehen hat - und Fingern, die die Tätigkeit zum ersten Mal ausführen und ganz von vorne anfangen müssen.:confused:

Patrick klimpert auch gerne mal auf der Gitarre, traut sich aber nicht so recht ran, weil sie ihm zu groß ist. So sind wir denn nun auf der Suche nach einer 3/4 Gitarre zum Ausprobieren.
Schauen wir mal, wie es weitergeht. Auf alle Fälle weicht die Trauerphase auch langsam wieder. Hauptsache, es geht ihm gut.

Birgit
03.10.2011, 18:00
@Sigrid: Ich kann dir die Ortega empfehlen. Die ist vom Preis-Leistungs-Verhältnis optimal. Ich habe sie über Jens gekauft.

Leider wächst Gina langsam aber sicher raus :-)

Liebe Grüße Birgit