PDA

Vollständige Version anzeigen : linkshändig schreiben lernen


Tanja mit Felix
18.09.2006, 15:20
Hallo,


ich bin Tanja (32), linkshändig, und habe einen ebenfalls linkshändigen Sohn, Felix (6).


Felix ist vor ein paar Wochen in die Schule gekommen, und sie schreiben jetzt schon mit dem Füller.

Ich habe bemerkt, daß er manchmal bei den Hausaufgaben mit rechts schreibt. Wenn ich ihn frage, warum, sagt er, weil die Tinte sonst verschmiert. Ich möchte aber nicht, daß er sich selber umerzieht. Er ist sehr eindeutig linkshändig. Das war auch schon sehr früh zu erkennen.


Ich erinnere mich, wie es damals bei mir war. Mein Lehrer wollte mich umschulen, hat es aber auf Bitten meiner Eltern doch nicht getan. Ich durfte unbehelligt mit links schreiben. Aber das war es auch schon. Keine weitere Förderung. Ich habe auch verschmiert. Meine Mutter riet mir, die bereits geschriebenen Zeilen mit Löschpapier abzudecken. Das half natürlich nicht. Also gewöhnte ich mir an, ganz krumm von oben zu schreiben.


Ich habe auf einer Grafik gesehen, wie man als Linkshänder den Füller halten soll. Also, von unten schreiben. Das fällt mir schwer, und das könnte ich mir nicht angewöhnen. Aber ich schlug es Felix vor. Der will aber nicht. Ebensowenig will er die Hand wie ich halten. Also holt er zwischen zwei Buchstaben das Löschblatt und trocknet den Buchstaben vor dem Weiterschreiben. So geht es ja momentan, wo sie nur einzelne Buchstaben und Zahlen schreiben. Aber wenn sie mal Wörter und Sätze schreiben, geht das natürlich nicht mehr.


Ich bin etwas ratlos. Die Lehrerin geht auf die Rente zu. Sie läßt die Linkshänder (mehrere in der Klasse) zwar links schreiben, weiß aber auch nicht viel von spezieller Förderung.

Es nervt mich auch mit dem Füller. Warum muß das bloß sein? Ich kenne nicht einen, der nach der Schule weiterhin mit dem Füller schreibt. So ein Ding macht einem bloß das Leben schwer.


Was kann ich tun? Gibt es eventuell eine Linkshänderberatung in Berlin (NO)?


Gruß,

Tanja

Conny
18.09.2006, 15:36
Hallo Tanja,


ich glaube, du solltes mal mit der Lehrerin reden. Vielleicht genehmigt Sie auf deine Bitte hin, dass dein Sohn mit einem Tintenroller schreiben darf. Unser Sohn durfte dies und wir haben sehr gute Erfolge damit erreicht (es verschmiert nicht so schnell). Was die Stiftehaltung deines Sohnes angeht - kann ich dir nur raten, einen LH-Berater aufzusuchen. Dort kann dein Sohn auch einen graphomotorischen Schreibkurs belegen. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Kinder sehr viel Spaß daran haben. Hinzu kommt noch der nette Nebeneffekt, dass dort mehrere Kinder zu einem Termin zusammen kommen. So lernt er, dass er nicht allein ist mit dem Problem. Das ist gut für die Motovation.


Ich wünsche euch viel Spaß - und gebt bitte nicht auf.


LG Conny


Hallo,

>ich bin Tanja (32), linkshändig, und habe einen ebenfalls linkshändigen Sohn, Felix (6).

>Felix ist vor ein paar Wochen in die Schule gekommen, und sie schreiben jetzt schon mit dem Füller.

>Ich habe bemerkt, daß er manchmal bei den Hausaufgaben mit rechts schreibt. Wenn ich ihn frage, warum, sagt er, weil die Tinte sonst verschmiert. Ich möchte aber nicht, daß er sich selber umerzieht. Er ist sehr eindeutig linkshändig. Das war auch schon sehr früh zu erkennen.

>Ich erinnere mich, wie es damals bei mir war. Mein Lehrer wollte mich umschulen, hat es aber auf Bitten meiner Eltern doch nicht getan. Ich durfte unbehelligt mit links schreiben. Aber das war es auch schon. Keine weitere Förderung. Ich habe auch verschmiert. Meine Mutter riet mir, die bereits geschriebenen Zeilen mit Löschpapier abzudecken. Das half natürlich nicht. Also gewöhnte ich mir an, ganz krumm von oben zu schreiben.

>Ich habe auf einer Grafik gesehen, wie man als Linkshänder den Füller halten soll. Also, von unten schreiben. Das fällt mir schwer, und das könnte ich mir nicht angewöhnen. Aber ich schlug es Felix vor. Der will aber nicht. Ebensowenig will er die Hand wie ich halten. Also holt er zwischen zwei Buchstaben das Löschblatt und trocknet den Buchstaben vor dem Weiterschreiben. So geht es ja momentan, wo sie nur einzelne Buchstaben und Zahlen schreiben. Aber wenn sie mal Wörter und Sätze schreiben, geht das natürlich nicht mehr.

>Ich bin etwas ratlos. Die Lehrerin geht auf die Rente zu. Sie läßt die Linkshänder (mehrere in der Klasse) zwar links schreiben, weiß aber auch nicht viel von spezieller Förderung.

>Es nervt mich auch mit dem Füller. Warum muß das bloß sein? Ich kenne nicht einen, der nach der Schule weiterhin mit dem Füller schreibt. So ein Ding macht einem bloß das Leben schwer.

>Was kann ich tun? Gibt es eventuell eine Linkshänderberatung in Berlin (NO)?

>Gruß,

>Tanja

Helena
18.09.2006, 16:02
>Hallo Tanja,

>ich glaube, du solltes mal mit der Lehrerin reden. Vielleicht genehmigt Sie auf deine Bitte hin, dass dein Sohn mit einem Tintenroller schreiben darf. Unser Sohn durfte dies und wir haben sehr gute Erfolge damit erreicht (es verschmiert nicht so schnell). Was die Stiftehaltung deines Sohnes angeht - kann ich dir nur raten, einen LH-Berater aufzusuchen. Dort kann dein Sohn auch einen graphomotorischen Schreibkurs belegen. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Kinder sehr viel Spaß daran haben. Hinzu kommt noch der nette Nebeneffekt, dass dort mehrere Kinder zu einem Termin zusammen kommen. So lernt er, dass er nicht allein ist mit dem Problem. Das ist gut für die Motovation.

>Ich wünsche euch viel Spaß - und gebt bitte nicht auf.


Hallo Tanja


Ich möchte nur auch mein Mitgefühl ausdrücken und die Aussagen meiner Vorrednerin unterstreichen. Auf keinen Fall darf Dein Sohn weiter mit Rechts schreiben, JETZT ist er noch jung genug, um eine richtige Handhaltung mit links zu trainieren und zu lernen. Wenn Du die Hakenhand mal drauf hast, bringst Du das ja kaum mehr weg - sagst Du ja selber. Und nichts wäre schlimmer, als wenn er sich jetzt umerzieht.

Vielleicht kannst Du ihm von Menschen erzählen, welche unfreiwillig rechts schreiben *mussten* und was für schlimme Tragödien sie dann erleiden und mit welchen Spätfolgen sie sich durchs Leben schlagen mussten.

Diese Schilderungen, zusammen mit einer einfühlsamen Schulung durch eine Fachkraft und vorallem auch Deiner moralischen Unterstützung, sollten ihn bestärken, dass er nicht alleine ist und er als LH nichts "falsch" macht.

Und es kann ja wirklich nicht sein, dass man zwingend mit einem schmierigen Füller schreiben *muss*, wenns vielleicht heute bessere Alternativen gibt. Wobei ich auch schon von sehr schnell trocknender Tinte spez. für LH gehört habe? Das soll ihn bzw. Euch nicht davon abhalten, unter fachkundiger Leitung die richtige Handhaltung zu üben, dann wird nämlich sowieso nichts mehr verschmieren.

Ich wünsche Euch ganz viel Erfolg und dass aus Deinem Sohn ein glücklicher LH wird! Es gibt soviele ULH, die das Glück leider nicht hatten.

Helena
18.09.2006, 16:06
Hallo Tanja (nochmals)


Hier noch ein sehr hilfreicher Link:

http://www.linkshaender-beratung.de/ --> im Menüpunkt links unter "Kindergruppen"

als Gast Bärbel
18.09.2006, 19:14
Hallo Tanja,


im letzten Jahr habe ich mich (Jahrgang 52) auf links zurückschulen lassen. Geholfen hat mir der im vorausgegangenen Beitrag angegebene Link zur Linkshänderberatungsstelle in München. Dort habe ich die Adresse einer Linkshänderberaterin in meiner Nähe erhalten.


Praktisch ist die Schreibtischauflage für Linkshänder aus dem AuerVerlag. ISBN 3-403-04091-7 blau. Erhältlich im Buchhandel oder über den Online-Shop LAFÜLIKI. Auf der Auflage erkennt Dein Sohn, wie er das Heft am besten hinlegt. Durch die Schräglage des Heftes wird das Verschmieren vermieden.


Malt Felix gern? Im Online-Shop LAFÜLIKI gibt ein MAL-BUCH ZUR HÄNDIGKEIT. Erzählt wird eine Igelgeschichte. Die Autorin dieses Buches ist Frau Bayer,eine zertifizierte Linkshänder-Beraterin nach der Methode von Dr. Johanna Barbara Sattler.


Ich wünsche Felix, daß er die Kraft hat, die linke Hand als Schreibhand zu benutzen. Als geborener Linkshänder wird er das Leben leichter genießen, wenn er die linke Hand als Schreibhand benutzt.


Liebe Grüße

Bärbel

Lena
18.09.2006, 19:57
Hallo Tanja.


>Was kann ich tun? Gibt es eventuell eine Linkshänderberatung in Berlin (NO)?


Kenne nur folgende Linkshänderberatungsstelle in Berlin, kann ich aber sehr empfehlen und ist nicht nur für ULH. Befindet sich allerdings im SW, vom U-Bahnhof Botanischer Garten schnell und bequem zu Fuß zu ereichen.

http://www.linkerhand.de


Gruß, Lena

Claudia
18.09.2006, 20:24
Hallo Tanja,


und dann gibt es noch ein Buch, das heißt: "Das linkshändige Kind in der Grundschule" - sehr lesenswert.


Gruß, Claudia

Tine
19.09.2006, 11:30
Hallo!


mein erster Vorschlag wäre auch der Tintenroller. mit dem kommen meine beiden Schulkinder (1x LH, 1x RH) deutlich besser zurecht.


Wenn sich die Lehrerin weigert, dann laß die Gründe für den Füller aufzählen - bei uns war das u.a. daß die Schrift "wertvoll" gemacht werden sollte und nicht so leicht ausradierbar ist und daß Kugelschreiber die Schrift versauen. Beides ist ja mit dem Tintenroller kein Problem - er schreibt mit normaler Schultinte und gibt die Tinte leichter ab als ein Kuli, also ist das "schriftverderbende" Aufrücken nicht nötig.

Inzwischen fordern sogar einige Lehrer generell, daß Anfangs mit dem Tintenroller geschrieben wird - einfach weil sie Füller als Lern-Gerät nciht mehr Zeitgemäß finden und es den kidnern mit dem Roller leichter von der hand geht. Wer möchte kann dann später auf Füller umsteigen, wenn er damit besser schreiben kann.


Es gibt so bunte, peppige Tintenroller, mit Mustern oder Tiermotiven... das war für meine Kinder eine gute Motivation. Da der Tintenroller weniger Tinte abgibt als ein Füller (zumindest unsere Marke), trocknet es schneller und verwischt zumindest beim langsam-schreiben kaum mal. Im Moment geht das noch, da mein Sohn auch in der 3. Klasse noch recht langsam schreibt.


Später können sie dann vielleicht auf Gelschreiber oder einen Kuli mit guter, weich schreibender Miene umsteigen...

Tschüß, Tine

Tanja mit Felix
19.09.2006, 21:54
Hallo,


vielen Dank für Eure Antworten!


Ich habe jetzt eine Linkshänderberaterin angerufen und bekommen demnächst einen Termin durchgesagt. Allerdings nicht die empfohlene aus Zehlendorf, sondern die andere aus der Liste. Das ist näher für uns.


Mit der Lehrerin habe ich auch gesprochen. Sie sagte, daß ich ihn nicht zu irgendwas drängen soll (bestimmte Handhaltung oder so), da ihn das unter Druck setze und er soll die richtige Handstellung selber herausfinden. Und wenn er dabei was verschmiert ist das erst mal nicht so tragisch. Und daß er mit der rechten Hand schreiben möchte, wäre auch ganz in Ordnung. Er ist schließlich in dem Alter, wo es sich erst zeigt, welche Hand es nun sein soll. Ich erwähnte noch, daß wir ganz sicher sind, daß er Linkshänder ist, weil er schon seit Jahren die linke Hand deutlich bevorzugt. Und dann meinte sie nur, dann wäre ja alles gut, und ich solle mir nicht so viele Gedanken machen. Er macht das schon.


Also von der Lehrerin ist keine Kooperation zu erwarten. Sie hält auch sehr viel vom Füller. Das müssen wir alleine machen. Aber gottseidank schreibt er wenigstens nicht mehr mit rechts.

Ich wünsche ihm nicht, daß er sich so eine verkrampfte Schreibhaltung angewöhnt wie ich. Die Lehrerin meinte, das wäre aber völlig in Ordnung.


Vielen Dank jedenfalls für Eure Unterstützung. Ich werde hier bestimmt jetzt öfters schreiben und Euch auf dem laufenden halten.


Gruß,

Tanja

Volker
19.09.2006, 22:21
Hallo,


gegen das Verschmieren hätte ich einen guten, altbewährten Tipp: Dein Sohn nimmt einfach ein Geodreieck und legt es unter seine linke Schreibhand. Dieses rutscht beim Schreiben leicht mit, bleibt aber wegen den drei kleinen Noppen auf der Unterseite stets mit kleinem Abstand über dem Schreibpapier, so dass überhaupt nichts mehr verwischen kann!


Dieser Tipp stammt von einem Juristenfreund, der in der bayerischen Juristenausbildung wöchentlich oft stundenlang schreiben muss, aber leider eine "Hakenhaltung" hat, seit er ein kleiner Junge ist, sodass ohne das Geodreieck die Schrift verwischen würde.


Besser wäre es natürlich, von Anbeginn an die von Frau Sattler empfohlene Haltung anzunehmen; die Hand sollte also mit dem Stift idealerweise senkrecht von unten kommen. Ich selbst schreibe so seit drei Jahren, seit ich mich zurückschule, und es klappt wunderbar! Lernt man Schreiben neu, so ist es recht leicht machbar (ohne Mühe geht es natürlich nicht!), sich sofort diese Haltung anzugewöhnen.




Viele Grüße von Volker

Conny
20.09.2006, 10:19
Oh mein Gott. Da stellen sich mir gleich die Nackenhaare noch oben. Das kann ja lustig werden mit der Lehrerin.


Kommt mir so fuchtbar bekannt vor. Aber ihr werdet es schaffen.

Ich drücke euch ganz doll die Daumen.


LG Conny


>Hallo,

>vielen Dank für Eure Antworten!

>Ich habe jetzt eine Linkshänderberaterin angerufen und bekommen demnächst einen Termin durchgesagt. Allerdings nicht die empfohlene aus Zehlendorf, sondern die andere aus der Liste. Das ist näher für uns.

>Mit der Lehrerin habe ich auch gesprochen. Sie sagte, daß ich ihn nicht zu irgendwas drängen soll (bestimmte Handhaltung oder so), da ihn das unter Druck setze und er soll die richtige Handstellung selber herausfinden. Und wenn er dabei was verschmiert ist das erst mal nicht so tragisch. Und daß er mit der rechten Hand schreiben möchte, wäre auch ganz in Ordnung. Er ist schließlich in dem Alter, wo es sich erst zeigt, welche Hand es nun sein soll. Ich erwähnte noch, daß wir ganz sicher sind, daß er Linkshänder ist, weil er schon seit Jahren die linke Hand deutlich bevorzugt. Und dann meinte sie nur, dann wäre ja alles gut, und ich solle mir nicht so viele Gedanken machen. Er macht das schon.

>Also von der Lehrerin ist keine Kooperation zu erwarten. Sie hält auch sehr viel vom Füller. Das müssen wir alleine machen. Aber gottseidank schreibt er wenigstens nicht mehr mit rechts.

>Ich wünsche ihm nicht, daß er sich so eine verkrampfte Schreibhaltung angewöhnt wie ich. Die Lehrerin meinte, das wäre aber völlig in Ordnung.

>Vielen Dank jedenfalls für Eure Unterstützung. Ich werde hier bestimmt jetzt öfters schreiben und Euch auf dem laufenden halten.

>Gruß,

>Tanja

Lena
20.09.2006, 10:26
>Mit der Lehrerin habe ich auch gesprochen. Sie sagte, daß ich ihn nicht zu irgendwas drängen soll (bestimmte Handhaltung oder so), da ihn das unter Druck setze und er soll die richtige Handstellung selber herausfinden. Und wenn er dabei was verschmiert ist das erst mal nicht so tragisch. Und daß er mit der rechten Hand schreiben möchte, wäre auch ganz in Ordnung. Er ist schließlich in dem Alter, wo es sich erst zeigt, welche Hand es nun sein soll. ... Er macht das schon.

>Ich wünsche ihm nicht, daß er sich so eine verkrampfte Schreibhaltung angewöhnt wie ich. Die Lehrerin meinte, das wäre aber völlig in Ordnung.


Wie definiert diese Frau bitteschön ihren Job als Lehrerin? Warum traut sie rechtshändigen Kindern denn nicht die selbe Kompetenz zu, wie sie es gegenüber den linkshändigen tut? Demnach müßte für sie doch jedes Kind ihrer Meinung nach ganz allein von sich aus seinen eigenen bestmöglichen Weg, ohne jeglicher Unterstützung oder Hilfeleistung finden. Heutzutage meinen viele LehrerInnen ach, so schön tolerant den Linkshändern gegenüber zu sein. Gänzlich wurscht sind sie ihnen, nicht näher befassen möchten sie sich mit diesen Sonderlingen - und lassen sie einfach links liegen!


Ein guter Linkshänderberater zeigt Linkshändern die ergonomisch beste Handhaltung für den linken, dominanten Handgebrauch, um Folgeschäden, wie Verkrampfungen und Entzündungen... vorzubeugen.


Gruß, Lena

Helena
20.09.2006, 15:36
Also ich kann das nicht unterstützen, dass ein LH selber herausfinden soll, wie er am besten schreibt. In den meisten Fällen kommt dabei nämlich die verkrampfte Hakenhaltung heraus, welche man doch so leicht vermeiden könnte - aber eben, da brauchen die meisten Kinder halt doch zuerst mal sanfte Anleitung und die richtigen Utensilien! Diese Unterlage finde ich sehr empfehlenswert, habe meinem LH-Mann auch mal so eine gekauft, leider wird er seine Hakenhand nie mehr loswerden. Einmal so gelernt, braucht es wohl intensives Üben für eine andere Haltung, vorallem im Erwachsenenalter.


Ich wünsche Euch beiden viel Erfolg!

Anke Thalheim
22.09.2006, 20:41
>Hallo,

>ich bin Tanja (32), linkshändig, und habe einen ebenfalls linkshändigen Sohn, Felix (6).

>Felix ist vor ein paar Wochen in die Schule gekommen, und sie schreiben jetzt schon mit dem Füller.

>Ich habe bemerkt, daß er manchmal bei den Hausaufgaben mit rechts schreibt. Wenn ich ihn frage, warum, sagt er, weil die Tinte sonst verschmiert. Ich möchte aber nicht, daß er sich selber umerzieht. Er ist sehr eindeutig linkshändig. Das war auch schon sehr früh zu erkennen.

>Ich erinnere mich, wie es damals bei mir war. Mein Lehrer wollte mich umschulen, hat es aber auf Bitten meiner Eltern doch nicht getan. Ich durfte unbehelligt mit links schreiben. Aber das war es auch schon. Keine weitere Förderung. Ich habe auch verschmiert. Meine Mutter riet mir, die bereits geschriebenen Zeilen mit Löschpapier abzudecken. Das half natürlich nicht. Also gewöhnte ich mir an, ganz krumm von oben zu schreiben.

>Ich habe auf einer Grafik gesehen, wie man als Linkshänder den Füller halten soll. Also, von unten schreiben. Das fällt mir schwer, und das könnte ich mir nicht angewöhnen. Aber ich schlug es Felix vor. Der will aber nicht. Ebensowenig will er die Hand wie ich halten. Also holt er zwischen zwei Buchstaben das Löschblatt und trocknet den Buchstaben vor dem Weiterschreiben. So geht es ja momentan, wo sie nur einzelne Buchstaben und Zahlen schreiben. Aber wenn sie mal Wörter und Sätze schreiben, geht das natürlich nicht mehr.

>Ich bin etwas ratlos. Die Lehrerin geht auf die Rente zu. Sie läßt die Linkshänder (mehrere in der Klasse) zwar links schreiben, weiß aber auch nicht viel von spezieller Förderung.

>Es nervt mich auch mit dem Füller. Warum muß das bloß sein? Ich kenne nicht einen, der nach der Schule weiterhin mit dem Füller schreibt. So ein Ding macht einem bloß das Leben schwer.

>Was kann ich tun? Gibt es eventuell eine Linkshänderberatung in Berlin (NO)?

>Gruß,

>Tanja

Hallo Tanja,

ich habe mit meinem Sohn ähnliches erlebt, weil er wohl nicht die linke Hand akzeptieren wollte, Großeltern sind auch für rechts und ich schrieb auch rechts, weil umerzogen.

In der Schule haben wir dann einfach Bescheid gesagt, dass die Federn des Füllers verbogen werden, wenn die Hand noch gewechselt werden und haben Robert einen Feinliner mitgegeben. Der trocknet ganz schnell. Später habe ich auch einen Rollerpen gefunden, der mit Tinte geht und füllergleich schreibt. Damit Robert die Hand nicht mehr verwechselt habe ich ihm ein Stabilo-Füller in der 3.Klasse gekauft. Ab Ende 3. Klasse schreibt er meist links. Das Gehirn ist dann erst reif, aber die Schrift sieht nicht so gut aus, weil er eben bis dahin weniger geübt hat.

Ich habe mir kürzlich von einem Araber rechtshändiges Schreiben der linksläufigen Schrift zeigen lassen. Genau wie es Linkshänder machen sollen - nur seitenverkehrt. Ich habe letztenendes in letzter Hoffnung ein Gespräch mit meinem Sohn geführt, dass er nur für sich die Hand wählt und ihm die Probleme andererseits klar gemacht. Die Hakenhaltung soll zur verkrampften Hand führen - Dein Sohn kann von moderneren Erfahrungen profitieren! Ich denke es zählen die richtigen Argumente in dem Alter, Ermahnungen stumpfen nur ab.

Viel Erfolg - Anke!

Marc
24.09.2006, 14:36
Hallo,


ich arbeite als Erzieher in der Grundschule und mache dabei die Erfahrung, dass sich die LH-Kinder sehr schwer dabei tun, eine entspannte Handhaltung zu finden. Sie neigen leider allesamt zur Hakenhaltung, wenn man sie einfach machen lässt.


Es ist z.T. sehr schwierig, sie an eine richtige Handhaltung heranzuführen. Leider haben 90% aller Lehrer wirklich keine Ahnung. Sind ja selbst alles RH. Sie lassen die Kinder einfach machen und sind noch stolz darauf, wie tolerant sie doch zu den LH sind.


Und den Eltern ist es z.T auch egal, was ihre Kinder mit ihrer Hand machen. Die Kinder, die es schaffen, schaffen es nur, wenn Lehrer und Eltern genau darauf achten, wie sie schreiben.


Von den 9 LH-Kindern aus dem letzten Jahrgang hat es leider nur ein Kind sofort geschafft, sich die richtige Handhaltung anzugewöhnen. Ich befürchte, dass die anderen sich bei Einführung des Füllers die Hakenhaltung angewöhnen werden.


Und das trotz aller Informationen, die ich den Eltern und Lehrern gegeben hatte. Leider hatte ich letztes Jahr nicht vom ersten Tag an drauf geachtet, weil ich da ja selbst noch gar nicht wusste, dass ich LH bin.


Dieses Jahr habe ich vom ersten Tag an drauf geachtet und habe Eltern und Lehrer gleich drauf angesprochen und entsprechende Bücher empfohlen


Ich hoffe, dass es dieses Jahr mehr Kinder sind, die es schaffen.


Auf die Kinder stürzt ja nach der Einschulung so viel ein, dass sie gar nicht alles auf einmal verarbeiten können. Da ist das mit der Schreibhaltung ja nur ein Punkt von vielen.

Je nachdem welchen Zugang ich zu den Kinder habe bzw. finde, kann ich sie mehr oder weniger beeinflussen. Einige Kinder lassen sich von mir alles gerne erklären und freuen sich, wenn ich dann mal wieder neben ihnen sitze und ihnen helfe. Andere reagieren auf mein "Einmischen" mit Abwehr und machen es so, wie sie wollen.


Bei diesen Kindern kann es nur klappen, wenn alle Betreuungspersonen an einem Strang ziehen. Da das Thema aber immer noch keine große Beachtung findet, ist es sehr schwer ...


Manchmal resigniere ich!


Viele Grüße von der Schulfront (-;

Marc

Doris ULH
26.09.2006, 10:12
Liebe Tanja,

ich finde das mit dem Füller garnicht so schlecht;

das Verwischen ist eine gute Kontrolle für die richtige Haltung. Ich empfehle sogar Eltern von Erstklässlern ihr Kind zur Kontrolle mit dem Füller schreiben zu lassen um die unter der Linie Haltung für das Kind einleuchtender zu machen. Was auch immer du tust- was er jetzt lernt wird er den Rest seines Lebens tun...

Deshalb völlig egal was seine Lehrerin denkt oder sagt.Du entscheidest, du schützt ihn.Ihr schafft das!

LG Doris



Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.

Bertold Brecht, deutscher Schriftsteller und Regisseur (1898 - 1956)

Petra-Gast
02.10.2006, 10:02
>Hallo,

>ich arbeite als Erzieher in der Grundschule und mache dabei die Erfahrung, dass sich die LH-Kinder sehr schwer dabei tun, eine entspannte Handhaltung zu finden. Sie neigen leider allesamt zur Hakenhaltung, wenn man sie einfach machen lässt.

>Es ist z.T. sehr schwierig, sie an eine richtige Handhaltung heranzuführen. Leider haben 90% aller Lehrer wirklich keine Ahnung. Sind ja selbst alles RH. Sie lassen die Kinder einfach machen und sind noch stolz darauf, wie tolerant sie doch zu den LH sind.

>Und den Eltern ist es z.T auch egal, was ihre Kinder mit ihrer Hand machen. Die Kinder, die es schaffen, schaffen es nur, wenn Lehrer und Eltern genau darauf achten, wie sie schreiben.

>Von den 9 LH-Kindern aus dem letzten Jahrgang hat es leider nur ein Kind sofort geschafft, sich die richtige Handhaltung anzugewöhnen. Ich befürchte, dass die anderen sich bei Einführung des Füllers die Hakenhaltung angewöhnen werden.

>Und das trotz aller Informationen, die ich den Eltern und Lehrern gegeben hatte. Leider hatte ich letztes Jahr nicht vom ersten Tag an drauf geachtet, weil ich da ja selbst noch gar nicht wusste, dass ich LH bin.

>Dieses Jahr habe ich vom ersten Tag an drauf geachtet und habe Eltern und Lehrer gleich drauf angesprochen und entsprechende Bücher empfohlen

>Ich hoffe, dass es dieses Jahr mehr Kinder sind, die es schaffen.

>Auf die Kinder stürzt ja nach der Einschulung so viel ein, dass sie gar nicht alles auf einmal verarbeiten können. Da ist das mit der Schreibhaltung ja nur ein Punkt von vielen.

>Je nachdem welchen Zugang ich zu den Kinder habe bzw. finde, kann ich sie mehr oder weniger beeinflussen. Einige Kinder lassen sich von mir alles gerne erklären und freuen sich, wenn ich dann mal wieder neben ihnen sitze und ihnen helfe. Andere reagieren auf mein "Einmischen" mit Abwehr und machen es so, wie sie wollen.

>Bei diesen Kindern kann es nur klappen, wenn alle Betreuungspersonen an einem Strang ziehen. Da das Thema aber immer noch keine große Beachtung findet, ist es sehr schwer ...

>Manchmal resigniere ich!

>Viele Grüße von der Schulfront (-;

>Marc

Andrea
06.10.2006, 12:33
Ich bin 39 Jahre, Linkshänderin, und schreibe entgegen aller heutigen Empfehlungen ebenfalls in Hakenhaltung und mit nach links statt nach rechts geneigtem Blatt (also effektiv nach oben - vom Körper weg gerichtet). Ich finde allerdings keineswegs, dass das anstrengender oder unergonomisch ist - im Gegenteil- ich schreibe wesentlich schneller und entspannter auf diese Art als in der "richtigen" (=empfohlenen) Art und Weise. Nach meiner persönlichen Erfahrung habe ich eher den Eindruck, dass die Schreibhaltung sehr individuell determiniert ist(bei Rechts- und Linkshändern). Ich halte entsprechende Empfehlungen zur "richtigen" Haltung daher für kompletten Unsinn. Wenn Kinder unbedingt in einer bestimmten Haltung schreiben möchten, dann sollten sie es m.E. tun. Ich glaube auch ehrlich gesagt, dass diese Haltung mit dem potentiellen Verwischen der Schrift überhaupt nichts zu tun hat, sondern andere Ursachen hat (nach meiner Beobachtung ermöglicht diese Haltung u.a. dadurch ein schnelleres Schreiben, dass (i) eine ziehende Schreibweise möglich ist und (ii) beim Schreiben der Arm nur wenig bzw. phasenweise bewegt wird, sondern stattdessen lediglich das Handgelenk (nämlich aus einer starken Hakenhaltung in eine schwächere)). Wie auch immer: Wenn so viele Kinder gerne so schreiben möchten, warum lässt man sie dann nicht einfach? Anstrengender ist's jedenfalls nicht. Das finden möglicherweise nur diejenigen, denen die Haltung ein wenig merkwürdig erscheint, weil sie selbst nicht so schreiben und weil es "komisch" aussieht (Letzteres stimmt, aber es ist für einige Menschen offenbar definitiv bequemer - Das gilt jedenfalls für mich, völlig unabhängig davon, ob ich mit Füller, Bleistift oder Kuli schreibe).


Andrea

als Gast Bärbel
06.10.2006, 20:32
Hallo Andrea,


mit rechts hatte ich keine Hakenhaltung beim Schreiben und daher schreibe ich nun mit links "spiegelverkehrt" auch ohne Hakenhaltung. Jeder so wie er es als angenehm empfindet. Warum soll man Kindern nicht zeigen, wie sie es sich leichter machen können?


VG Bärbel

Marc
07.10.2006, 12:07
Hallo Andrea,


wie wäre es, wenn Du mal zu einem Ergotherapeuten gehst, der sich mit dem Thema auskennt und die entsprechenden "Linken" behandelt!

Ich habe schon einige "Linke" getroffen, die sich darüber beklagen, dass sie diese Hakenhaltung haben und sie gerne loswerden wollen. Einige geben sogar viel Geld dafür aus, um endlich richtig zu schreiben, ohne Sehnenentzündungen.

Vielleicht solltest Du Dich mal mit so einem darüber unterhalten, vielleicht kannst Du es dann besser nachvollziehen! Man muss ja nicht immer von sich auf andere schließen!


Es sei Dir unbenommen, wenn Du damit klar kommst. Trotzdem finde ich Deine Haltung in Bezug auf die Kinder fatal. Denn die Erfahrung von ganz vielen LHB zeigt doch, dass die Kinder mit der richtigen Schreibhaltung letztendlich viel besser klar kommen, als mit der Hakenhaltung.


Es ist ja auch nicht so, dass sich die Kinder dagegen wehren, richtig zu schreiben. Mann muss sie nur immer wieder daran erinnern. (Sie gehen halt lieber den Weg des geringsten Widerstandes. Aber der ist nun mal nicht immer richtig.) Und wenn das zu selten passiert, lernen sie es dann verkehrt und irgendwann ist es so eingefahren, dass sie es für immer so machen, bis sie ernsthafte Probleme haben und sich selbst um die richtige Schreibhaltung bemühen.

Und wenn sie dann sagen: "Warum hat denn früher keiner darauf geachtet, dass ich richtig schreibe?" finde ich diesen Vorwurf durchaus gerechtfertigt!


Ich orientiere mich nach den Leuten mit Erfahrung, und nicht nach den paar "Linken" Hakenschreibern, die meinen: "Wieso soll das verkehrt sein, bei mir klappts doch auch." Das klingt mir zu stark nach der Haltung: "Wieso soll es verkehrt sein, Kindern ab und zu mal eine zu scheuern, mir hats doch auch nicht geschadet!"


Viele Grüße

Marc

Andrea
10.10.2006, 15:04
Lieber Marc,


erstens frage ich mich, ob es tatsächlich wissenschaftlich ernstzunehmende empirische Studien über die Schädlichkeit eben dieser Haltung gibt und zweitens gibt es mir zu denken, dass angeblich so viele Kinder (und ich denke viele Erwachsene meiner Generation)spontan in dieser Haltung schreiben, was ja zumindest darauf hindeuten könnte, dass dies für sie eben angenehmer ist, denn man nimmt ja wohl kaum spontan eine Zwangshaltung ein.


Ich bin nur zufällig auf diese Seite gestoßen und wenn ich einige der Beiträge lese, frage ich mich, ob Eltern dem Thema Linkshändigkeit nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen. Mir scheint, dass sich manche Dinge vielleicht einfach unproblematisch(er) entwickeln, wenn man sie eben weniger problematisiert und sich weniger Gedanken darüber macht(auch als Eltern). Und - ja - manche (wenige) Dinge des Alltags sind ein wenig schwieriger zu erlernen als Linkshänder, aber manche Dinge sind eben auch schwieriger, wenn man kleiner ist als der Durchschnitt, größer als der Durchschnitt, kurzsichtig, mathemtisch unbegabt, eine schlechte räumliche Orientierung als der Durchschnitt hat etc. Beispiel: Strickenlernen. Natürlich konnte mir und meinen linkshändigen Schulkollegen das keine Lehrerin wirklich gut zeigen, also haben meine Eltern mir ein Strickbuch für Anfänger besorgt, und ich habe das "umgekehrte" Stricken durch Umdenken von den Fotos dort gelernt - als handwerklich und handarbeitstechnisch völlig unbegabte Person. Natürlich wieder nur ein Einzelbeispiel - aber es hätte mir wohl kaum geholfen, wenn meine Eltern damals lamentiert hätten, dass mir keine Lehrerin das vernünftig beibringen kann und dass ich dadurch benachteiligt werde. Im Nachteil ist im Übrigen auch die 1.50 große Schülerin gegenüber der 1.70 großen bei den meisten Sportarten. That's life! (Und die tatsächlich bemerkenswerten Schwierigkeiten eines Linkshänders im Alltag halten sich ja wohl sehr in Grenzen).


Viele Grüße


Andrea

als Gast Bärbel
10.10.2006, 19:27
Hallo Andrea,


Dein Beitrag ist zwar an Marc gerichtet, aber ich möchte "meinen Senf" dazutun.


>>>> Ich bin nur zufällig auf diese Seite gestoßen und wenn ich einige der Beiträge lese, frage ich mich, ob Eltern dem Thema Linkshändigkeit nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen. Mir scheint, dass sich manche Dinge vielleicht einfach unproblematisch(er) entwickeln, wenn man sie eben weniger problematisiert und sich weniger Gedanken darüber macht(auch als Eltern).


Mir ist es ebenso ergangen. Ich bin auch zufällig auf diese Seite gestoßen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich bewußt mit dem Thema Linkshändigkeit bzw. den Folgen des Umschulens auf die nicht dominante Hand beschäftigt. Linkshändigkeit ist kein Problem und muß nicht problematisiert werden. Wichtig ist, daß man den Kindern die Möglichkeit bietet, die dominante Hand für die Feinmotorik zu verwenden. Über die Folgen einer Umschulung wird Dir jede Ergotherapeutin mit Erfahrung auf dem Gebiet des Brainbreakings Beispiele nennen können.


>>>> Und die tatsächlich bemerkenswerten Schwierigkeiten eines Linkshänders im Alltag halten sich ja wohl sehr in Grenzen.


Sind das Deine Erfahrungen oder hast Du Dich auch mit umgeschulten Linkshändern unterhalten, die sich zur Rückschulung entschlossen haben oder den Versuch abgebrochen haben? Wer selbst umgeschult wurde, sollte die Bücher von Frau Dr. Sattler "Der Umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn" und ""Die Psyche des linkshändigen Kindes" lesen.


Viele Grüße

Bärbel

Detlef
10.10.2006, 21:08
Andrea schrieb:


>>>>> Ich bin nur zufällig auf diese Seite gestoßen und wenn ich einige der Beiträge lese, frage ich mich, ob Eltern dem Thema Linkshändigkeit nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen. Mir scheint, dass sich manche Dinge vielleicht einfach unproblematisch(er) entwickeln, wenn man sie eben weniger problematisiert und sich weniger Gedanken darüber macht(auch als Eltern).


Bärbel schrieb:



>Mir ist es ebenso ergangen. Ich bin auch zufällig auf diese Seite gestoßen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich bewußt mit dem Thema Linkshändigkeit bzw. den Folgen des Umschulens auf die nicht dominante Hand beschäftigt. Linkshändigkeit ist kein Problem und muß nicht problematisiert werden. Wichtig ist, daß man den Kindern die Möglichkeit bietet, die dominante Hand für die Feinmotorik zu verwenden. Über die Folgen einer Umschulung wird Dir jede Ergotherapeutin mit Erfahrung auf dem Gebiet des Brainbreakings Beispiele nennen können.


Andrea:

>>>>> Und die tatsächlich bemerkenswerten Schwierigkeiten eines Linkshänders im Alltag halten sich ja wohl sehr in Grenzen.


Bärbel:

>Sind das Deine Erfahrungen oder hast Du Dich auch mit umgeschulten Linkshändern unterhalten, die sich zur Rückschulung entschlossen haben oder den Versuch abgebrochen haben? Wer selbst umgeschult wurde, sollte die Bücher von Frau Dr. Sattler "Der Umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn" und ""Die Psyche des linkshändigen Kindes" lesen.

>Viele Grüße

>Bärbel


Liebe Andrea,

die Bärbel hat ja schon das "Knoten"- buch angesprochen und ich prophezeie Dir, daß, wenn Du das Vorwort in dem Buch lesen würdest, Du es dann nicht mehr aus der Hand legen würdest!! Es ist nicht so, daß der Thematik zuviel Aufmerksamkeit gewidmet wird, sondern daß im Gegenteil mit der bisherigen Aufmerksamkeit allerhöchstens 30 % des Eisberges angekratzt wurden! Und die 30 traue ich mich nur zu schreiben, weil die Kultusrichtlinien in fast allen Bundesländern inzwischen "gnädiger" mit der Linkshändigkeit umgehen.


Du schreibst, daß sich die tatsächlichen Schwierigkeiten eines Lh im Alltag "jawohl" eher in Grenzen halten.

Dann hast Du Dich weder in dieses Forum noch in die Thematik überhaupt eingelesen! Aber selbst wenn es "nur" 1000 Leute wären, die Probleme durch Umschulung hätten (und ne Umschulung kann ja nicht nur motorische, sondern auch psychische Probleme mit sich bringen!), dann, finde ich, hätten genau diese 1000 Leute das Recht, sich Gehör zu verschaffen! Kennst Du aus der Bibel das Gleichnis von dem Schäfer, dem von seinen 100 Schafen eines wegläuft? Ich finde, das paßt da gut hin.


Grüße von Detlef

Marc
11.10.2006, 00:41
Hallo Andrea,


ja, es gibt wissenschaftliche Studien zu der angesprochenen Problematik und ja, die Ergebnisse sind eindeutig. Mehr dazu kannst Du u.a. in den

Büchern von Johanna Barbara Sattler lesen.


Das die Kinder spontan diese Hakenhaltung einnehmen stimmt definitiv nicht! Sie nehmen am Anfang genau dieselbe Haltung ein, wie auch die rechthändigen Kinder, nur halt spiegelverkehrt.

Zur Hakenhaltung kommt es erst, wenn mit Stiften geschrieben wird, die verwischen.


Mir ist das Streiten über dieses Thema mit LH, die in Hakenhaltung schreiben, mittlerweile fast ein Gräuel geworden, weil diese ihre Haltung z.T. sehr vehement verteidigen.

Warum tun sie das, frage ich mich. Was steckt dahinter? Die Angst, ein Leben lang die falsche Haltung gehabt zu haben und irgendwann merkliche Probleme damit zu haben? Die Angst, nicht mehr zurückschulen zu können? Oder einfach die Angst vor Veränderung? Die Scheu vor einer Kraftanstrengung?

Diese Kraftanstrengung ist nur ein Witz gegen das, was die sogenannten auf rechts umgeschulten LH vor sich haben, wenn sie sich auf die linke Hand zurückschulen.


Dass Du Dich nun mit dem Thema auseinandersetzt, kann doch eigentlich nur bedeuten, dass Du durchaus erkannt hast, dass damit irgendetwas nicht stimmt, oder?


Übrigens gibt es an meiner Schule 34 linkhändige Kinder (von 280). 21 davon sind Jungs. Warum das so ist? Weil Mädchen sich viel leichter an die Umgebung anpassen und deshalb - oft ohne, dass es irgendwer merkt - zu Pseudorechtshänderinnen werden.

Soll die Gesellschaft das einfach so hinnehmen, nach dem Motto: Bloß nicht so einen Wirbel drum machen, die Kinder finden schon selbst den richtigen Weg?


Viele Grüße

Marc

Heike
11.10.2006, 01:32
>Hallo Andrea,

>wie wäre es, wenn Du mal zu einem Ergotherapeuten gehst, der sich mit dem Thema auskennt und die entsprechenden "Linken" behandelt!

>Ich habe schon einige "Linke" getroffen, die sich darüber beklagen, dass sie diese Hakenhaltung haben und sie gerne loswerden wollen. Einige geben sogar viel Geld dafür aus, um endlich richtig zu schreiben, ohne Sehnenentzündungen.

>Vielleicht solltest Du Dich mal mit so einem darüber unterhalten, vielleicht kannst Du es dann besser nachvollziehen! Man muss ja nicht immer von sich auf andere schließen!

>Es sei Dir unbenommen, wenn Du damit klar kommst. Trotzdem finde ich Deine Haltung in Bezug auf die Kinder fatal. Denn die Erfahrung von ganz vielen LHB zeigt doch, dass die Kinder mit der richtigen Schreibhaltung letztendlich viel besser klar kommen, als mit der Hakenhaltung.

>Es ist ja auch nicht so, dass sich die Kinder dagegen wehren, richtig zu schreiben. Mann muss sie nur immer wieder daran erinnern. (Sie gehen halt lieber den Weg des geringsten Widerstandes. Aber der ist nun mal nicht immer richtig.) Und wenn das zu selten passiert, lernen sie es dann verkehrt und irgendwann ist es so eingefahren, dass sie es für immer so machen, bis sie ernsthafte Probleme haben und sich selbst um die richtige Schreibhaltung bemühen. MEINE TOCHTER IST AUCH LINKSHÄNDIG SIE SCHREIBT GENAUSO WIE EIN RECHTSHÄNDER SIEHÄLT AUCH DEN STIFT SO SCHON VON KLEIN AUF

>Und wenn sie dann sagen: "Warum hat denn früher keiner darauf geachtet, dass ich richtig schreibe?" finde ich diesen Vorwurf durchaus gerechtfertigt!

>Ich orientiere mich nach den Leuten mit Erfahrung, und nicht nach den paar "Linken" Hakenschreibern, die meinen: "Wieso soll das verkehrt sein, bei mir klappts doch auch." Das klingt mir zu stark nach der Haltung: "Wieso soll es verkehrt sein, Kindern ab und zu mal eine zu scheuern, mir hats doch auch nicht geschadet!"

>Viele Grüße

>Marc

Werner
11.10.2006, 12:49
>Lieber Marc,

>erstens frage ich mich, ob es tatsächlich wissenschaftlich ernstzunehmende empirische Studien über die Schädlichkeit eben dieser Haltung gibt und zweitens gibt es mir zu denken, dass angeblich so viele Kinder (und ich denke viele Erwachsene meiner Generation)spontan in dieser Haltung schreiben, was ja zumindest darauf hindeuten könnte, dass dies für sie eben angenehmer ist, denn man nimmt ja wohl kaum spontan eine Zwangshaltung ein.

>Ich bin nur zufällig auf diese Seite gestoßen und wenn ich einige der Beiträge lese, frage ich mich, ob Eltern dem Thema Linkshändigkeit nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen. Mir scheint, dass sich manche Dinge vielleicht einfach unproblematisch(er) entwickeln, wenn man sie eben weniger problematisiert und sich weniger Gedanken darüber macht(auch als Eltern). Und - ja - manche (wenige) Dinge des Alltags sind ein wenig schwieriger zu erlernen als Linkshänder, aber manche Dinge sind eben auch schwieriger, wenn man kleiner ist als der Durchschnitt, größer als der Durchschnitt, kurzsichtig, mathemtisch unbegabt, eine schlechte räumliche Orientierung als der Durchschnitt hat etc. Beispiel: Strickenlernen. Natürlich konnte mir und meinen linkshändigen Schulkollegen das keine Lehrerin wirklich gut zeigen, also haben meine Eltern mir ein Strickbuch für Anfänger besorgt, und ich habe das "umgekehrte" Stricken durch Umdenken von den Fotos dort gelernt - als handwerklich und handarbeitstechnisch völlig unbegabte Person. Natürlich wieder nur ein Einzelbeispiel - aber es hätte mir wohl kaum geholfen, wenn meine Eltern damals lamentiert hätten, dass mir keine Lehrerin das vernünftig beibringen kann und dass ich dadurch benachteiligt werde. Im Nachteil ist im Übrigen auch die 1.50 große Schülerin gegenüber der 1.70 großen bei den meisten Sportarten. That's life! (Und die tatsächlich bemerkenswerten Schwierigkeiten eines Linkshänders im Alltag halten sich ja wohl sehr in Grenzen).

>Viele Grüße

>Andrea


Mein Gott, immer wieder diese Leute, die nicht über ihren eigenen Tellerrand zu blicken vermögen und immer diese Härte gegenüber diejenigen die sich mit Situationen wie sie derzeit exisiteren nicht zufrieden geben und nicht stillschweigend einfügen wollen.

Ist das die Angst vor Veränderungen? Oder neiden diese Leute den anderen vermutlich bessere Chancen als sie selber hatten/haben?


Werner