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Vollständige Version anzeigen : Statistiken zu Linkshändern


Maria
29.01.2007, 19:27
Hallo!


Erstmals liebe Grüße aus Wien. Habe durch Zufall dieses Forum entdeckt und es freut mich sehr mit "Gleichgesinnten" zu schreiben.


Ich schreibe eine Diplomarbeit über linkshändige Kinder in der Grundschule und es fehlen mir noch Statistiken und ähnliches, wieviele Linkshänder es gibt usw.....


Hat irgendwer einen Tipp wo ich sowas im Internet herbekommen könnte?


LG

MAria

als Gast Bärbel
29.01.2007, 20:57
Hallo Maria,


willkommen im Linkshänder-Forum. Auf der Startseite dieses Linkshänder-Forums findest Du einen Link zu interessanten Linkshänderseiten.


Speziell zu Deiner Frage: Es gibt in München die Linkshänderberatungsstelle von Frau Dr. Sattler. Dort wird man Dir wahrscheinlich die neuesten Zahlen nennen können. Die Webseite findest Du unter:

www.lefthander-consulting.org Linkshänderberatungsstelle München


Von Frau Dr. Sattler gibt es außerdem einige Bücher zum Thema Linkshändigkeit. Ich würde mich freuen, wenn Du etwas über Deine Doktorarbeit erzählen würdest.


Viele Grüße aus Mettmann

Bärbel

Emily
30.01.2007, 22:55
Hallo Maria,


die Frage ist auch: Wie viele unerkannte und unter anderen Diagnosen wegen Auffälligkeit abgestempelte Linkshänder gibt es nämlich eigentlich? Und wie kriegt mensch das heraus?


Wirst du auch darauf eingehen, dass die Lehrmethodik bis dato ausschließlich auf Rechtshänder ausgerichtet ist, was heisst dass auch hier die kleinen Linksis, neben der ganz normalen alltäglichen Diskriminierung ihres So-Seins, aus dem Konzept gebracht werden?

Nämlich

1. durch die für sie unpassende Lehrmethodik, welche bspw. Lineardenker unterstützt, Mehrdimensionaldenker aber durch Störung des Denkflusses behindert (z.B. durch Reinreden der Lehrerinnen während des Strukturierungsprozesses),

2. die Unflexibilität der ("normalen") Grundschulen, von Kindern selbst kreativ entwickelte eigene Lernmethoden (Gestaltung etc.) zuzulassen (Zitat einer bayerischen Grundschullehrerin: "es ist jetzt keine Malstunde" bei Kind, das versucht die eigenen Aufzeichnungen farbig zu strukturieren, ohne dabei den Unterrichtsfluss zu stören)

3. durch von Zweidimensionaldenkern entwickelte Unterrichtsmaterialien tatsächlich so gestaltet sind, dass sie dreidimensional und in Zusammenhängen logisch Denkende mehr als häufig irreführen, somit dieses Kind weitaus mehr Anstrengung unternehmen muss oder aber gar in der Unlogik hängenbleibt, und so oft schlechtere Ergebnisse erzielt, während das "platt"-denkende dagegen besteht - für welches die Aufgabenstellungen ja extra so kreiert sind?


Das ist nur ein klitzekleiner Ausschnitt aus dem, was mir in den letzten Jahren über Grundschule in diesem Land (ich komme aus D) klar geworden ist. Als ehemals Trainerin aus dem Erwachsenenbereich, in dem der Lehrer selbst immer die meiste Bildungsherausforderung an sich selbst zu stellen hat, bin ich einfach nur entsetzt über das, was an Grundschulen unter vorgeblichem Bezug auf "neue, gehirngerechte" Lehrmethoden experimentell an den Kindern angewendet wird. Da schon lieber die gute alte, lineare aber klare Lehrform. Und nicht das, was entsetzlicherweise an manchen Schulen als modern verkauft und an den Kindern ausprobiert wird.


Wirst du also auch den derzeitigen Einsatz von Lehrmethodik untersuchen - und wie solche auf welche Gehirnhälften bzw. auf die von der jeweiligen Händigkeit abhängigen Kinder wirkt? (PS: Stelle mal Grundschul-Lehrerinnen diese Frage *lol*) Wirst du dir auch Praxis anschauen, und zwar nicht nur unter "Show-off-Bedingungen", wenn die Lehrerinnen ein gutes Bild nach aussen machen und die Kinder es nicht wagen zu sagen dass es nicht immer, eigentlich eher selten so ist (sh. Pisa-Untersuchungsbesuch in D)?


Das wäre wirklich toll und wünschenswert.


Liebe Grüsse nach Wien

Emily




PS: Ich schreibe LehrerINNEN, denn ich habe noch keine männlichen Exemplare der Gattung Grundschullehrkraft (ausser Reli-Lehrer) getroffen. Schade eigentlich.

Lilo
31.01.2007, 00:51
Hallo Emily,

ich würde gern mal wissen, wie viele Zappelphilippe, Unaufmerksame, ADS-zwangsdiagnostizierte, ruhiggestellte "Verrückte" nur UHLs sind!

Ich hatte selbst zu kämpfen mit dem Stempel "verrückt", wenn auch "nur" als Drohung, mir hats gereicht, und zwangsweise lebt man als fantasiebegabtes Kind dann nicht oder nicht konsequent genug seine Kreativität, sondern passt sich an - an was? An das "platte" Denken von Rechtshändern! Woher soll man es als Kind auch wissen, woher selbst nehmen? Ermutigend sind auch Bemerkungen wie "die ist ja sooo..." oder "du bist sooo anders, ach warum denn ... (sei so wie ich/wir, dann bist du toll!)



Von denen - den anderen, wurde mir das Gefühl vermittelt, ich sei anders, irgendwie nicht richtig. Damit muss man als sensibler Mensch erst mal fertig werden, und dann heißt es wieder: du bist so ernst, so eigenbrötlerisch. Man möchte doch nur überleben, das sei einem doch erlaubt? Darum geht es ja nicht. Man macht es ihnen nicht recht, man soll so sein wie sie, nur dann ist man richtig. (richtig/recht) Woher nehmen diese Leute dieses Selbstbewusstsein, diese Anmaßung? Entsteht sowas aus linearem Denken? Oder fühlen sie sich bedroht von den Anders/fremdartigen, doch dann ist ihr Selbstbewusstsein nur zur Schau getragen.

Ich empfinde das 1+1 Denken auch als platt, flach. Es wirkt etwas billig, to simple, fadenscheinig.


Für mehr Geschichten und Beispiele bin ich euch dankbar.

Lilo

Emily
01.02.2007, 22:04
Hallo Emily,

ich würde gern mal wissen, wie viele Zappelphilippe, Unaufmerksame, ADS-zwangsdiagnostizierte, ruhiggestellte "Verrückte" nur UHLs sind!"


Das habe ich auch schon so ausgesprochen. Ich nehme an, mehr als wir uns jetzt vorstellen können - ist aber meine ganz persönliche Einschätzung, die Gesellschaft hat durchaus noch ein paar andere Probleme, welche auch aus den Kindern heraussprudeln und sicher auch nicht so einfach zu handhaben sein werden.


"Woher nehmen diese Leute dieses Selbstbewusstsein, diese Anmaßung? Entsteht sowas aus linearem Denken? Oder fühlen sie sich bedroht von den Anders/fremdartigen, doch dann ist ihr Selbstbewusstsein nur zur Schau getragen."

Tja, auch das frage ich mich mehr als oft. Ich habe versucht, Ansätze in Richtung 1. Platt, wer nicht die Augen hebt kann eben nichts ausser am Boden gut sehen

2. das Wölfe-und-Luchs-Beispiel, das auch einmal in Dr. Sattlers Buch auftaucht

3. Dummheit eben, allgemein verbreitete

4. gemischt mit Ignoranz, Narzissmus und Autoritätenhörigkeit

weiter zu verfolgen. Alle zusammen geben etwas her.


Ich freu mich jedenfalls, wenn du in deiner Arbeit auf so einiges eingehen könntest.


Übrigens steht für 2007 bei der EU die "Bestandaufnahme der sozialen Wirklichkeit" auf dem Programm: http://ec.europa.eu/atwork/programmes/docs/clwp2007_de.pdf

dort sh S.16 Tabelle.


Vielleicht sollten LH sich einmal im Verbund zu Wort melden, betreffs UNSERER sozialen Wirklichkeit - welche gerade auch im Schulalter gesetzt wird? Ist doch anzuüberlegen ... ?


A Herzerl an Wien

Emily

Lilo
01.02.2007, 23:54
Hi Emily,

bitte erkläre mir kurz das Wölfe-und-Luchs-Beispiel - Danke!


Dummheit + Dreistigkeit = Dummdreistigkeit = eine der übelsten Mischungen, Menschen klein, abhängig und kaputt zu machen (1+1+1 Logik). Meist merken die "Handelnden" und sog. Autoritäten dies nicht mal, sie sind von sich überzeugt, und in andere können sie sich schlecht hinein versetzen.



In dem Zusammenhang: Von sich überzeugt sein, scheint mir auch immer Dummheit zu beherbergen. Wenn man den Blick vom Boden oder der vorgegebenen/eingeschlagenen Richtung löst und sich umschaut, den Blickwinkel erweitert, kann man irritiert werden, lernen oder zweifeln, die eigene Überzeugung hinterfragen. Da bleibt man aus Angst, man müsste reflektieren, anderes anerkennen und sich womöglich revidieren (wie schrecklich!), lieber mit dem Blick auf dem Acker.

Bezgl. Autoritätenhörigkeit ist Deutschland ein Muschterländle - keine Revolution geglückt bzw. durchgezogen, nur Restaurationen und Repressionen oder s. "Der Untertan" von Heinrich Mann

Beste Grüße

Lilo

Anke
02.02.2007, 21:55
Hallo Maria,

in den Klassen meiner Kinder sind bei ca. 24 schülern wohl oft 3 Linkshänder. Ich denke aber, dass mindestens die Hälfte schon vorher unerkannt umgeschult wurde. Die eine Mutti erzählte dass ihr linkshändiger Sohn schön rechts schriebe, nur in Mathe benutze er die linke Hand zum Schreiben, was sie nicht verstand. Von verschiedenen Gehirnhälften hatte sie noch nichts gehört.

Gruß Anke

Emily
03.02.2007, 23:00
Hi Emily,

bitte erkläre mir kurz das Wölfe-und-Luchs-Beispiel - Danke!


Nur aus dem Kopf, es geht in etwa darum, dass der Luchs an sich stärker ist als ein Wolf, Wölfe hingegen (wie umgeht mensch hier nun bitte das Wort "aber" ;) ) im Rudel (auf Englisch: Pack) durchaus mal einen Luchs angreifen (Fleischfresser verschiedener Arten neiden sich durchaus Territorien, bringen übrigens teilweise auch Kinder der möglicherweise um die Beute rivalisierenden Art um). Dann würde der Luchs sich auf einen Baum retten können, dort aber nicht runterkommen können, so dass wenn er schließlich doch irgendwann runterhupft zwar es noch mit ein paar der Wölfe aufnehmen kann, dann aber die Meute ihn kollektiv erlegt. In "Die Psyche des linkshändigen Kindes" war es, glaube ich.


Ich habe mich einigermaßen mit dem Beutegreifverhalten dieser beiden Tierarten beschäftigt, insbesondere da ich selbst nur zu oft erlebt habe, dass sich in Gruppen ganze Mehrheiten gegen mich wandten, und alle noch einen draufgaben, während die Minderheiten schwiegen. Der Wolf ist ein Rudel- und Langstreckenjäger, kann von daher recht unaufmerksam aber ausdauernd ein Beutetier über lange Strecken hetzen. Ein Luchs ist ein Sprinter, er konzentriert auf eine kurze Jagd auf einmal explosiv unheimlich viel Energie - und wie ich meine nachzuempfinden, ist dabei hochaufmerksam. Ich kenne dieses auch bei meiner Arbeitsweise, nämlich sehr effizientes hochaufmerksames Durchziehen der Tätigkeiten bei dem mich nichts stören darf. Danach folgen unbedingte Pausen, in denen ich scheinbar Löcher in die Luft gucke, jedoch anstehende Aufgaben bereits im Geist mache, so dass sie sich nachher sehr schnell und wie von Zauberhand erledigen. Vielleicht aber ist das auch die Arbeitsweise eines ULH - es wäre interessant zu wissen ob es "nromalen" LL auch so geht.


Auch die Sozialverhalten beider Tierarten ähneln sich ungefär wie Tag und Nacht.


Das gehört jetzt sicher nicht so sehr unter die Statistiken zu Grundschulkindern.


Was ich noch bei meinem Grundschulkind bemerken konnte ist eine Art Tendenz zu Messie-Verhalten, immer dann es auch in ihrem Kopf unaufgeräumt war wegen Handwechsels. Vielleicht sollten solche Indikatoren auch einmal genauer betrachtet werden.




Grüsse

Emily