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Vollständige Version anzeigen : LH und Asperger Syndrom (Autismus)


Kat
29.05.2006, 00:20
Grüezi mitenand ( - :


Ein grosses Dankeschön erstmal für die "Denkanstoss-Beiträge" kürzlich zu diesem Thema an Susanna und Conny !

Hatte gleichzeitig von aussen viel Druck bekommen und musste mich nun endlich mal grundsätzlich damit befassen.

Wie schön wäre es gewesen, wenn sich bei mir mit der Umschulung zum RH der Autismus erklären liesse. Aber ich war schon viel früher ein sehr "eigenartiges" Kind und niemand kam mit meinem Verhalten klar ... ausser:

Meine Omi ... wen wundert`s noch ... sie hatte alles, was ich auch habe bzw. umgekehrt ... also, dieses "extrem unnormale" Verhalten, Tics, LH und `ne "spezielle" Intelligenz (ich mag Begriffe wie Hochbegabung, etc. nicht)...

Weiss hier jemand, wie verbreitet Autismus (besonders die "Asperger-Variante") unter Linkshändern ist bzw. ob LH häufiger davon betroffen sind als RH ?

Es ist ja eigentlich `ne angeblich typische Eigenschaft von Linkshändern, Einzelgänger zu sein ... aber wenn dann noch viele weitere "Macken" hinzukommen, ist man ein "typischer" Asperger-Autist und eben kein "normaler" LH.

Ist man mit Rechtshirndominanz natürlicherweise für A.-Autismus veranlagt und es braucht dann in den ersten Lebensjahren "nur" noch den auslösenden Faktor, damit sich das Gehirn so dermassen anders entwickelt ???

Bin ziemlich genervt von meiner "anderen Weltsicht" und der überfälligen Erkenntnis, dass alle Anstrengungen "alles zu verbergen und ein anderer Mensch zu werden" vergeblich waren und sein werden und sehr betrübt darüber, dass es nicht an der "ganz normalen Linkshändigkeit" liegt ...

Hab nicht mal mehr `ne Ahnung, ob mich hier überhaupt noch jemand versteht ...


Trotzdem,
liebi Grüess us der Ferne
Kat

Conny
29.05.2006, 12:04
Hallo Kat,


Bin ziemlich genervt von meiner "anderen Weltsicht" und der überfälligen Erkenntnis, dass alle Anstrengungen "alles zu verbergen und ein anderer Mensch zu werden" vergeblich waren und sein werden und sehr betrübt darüber, dass es nicht an der "ganz normalen Linkshändigkeit" liegt ...


Vielleich solltest du dazu übergehen, dich so zu akzeptieren, wie du bist. Auch wenn du immer wieder aneckst, eben anders bist. Solange du dagegen angehst, dich wehrst bzw. dich sogar verstellst - wirst du mit deinem Leben unzufrieden sein - und es wird zunehmend schlimmer werden.

Ich weiß nicht, ob die autistischen Züge meines Sohnes nun wirklich nur auf die Umerziehung auf die falsche Hand zurück zu führen sind. Ich glaube fast, er wäre auch so, wenn er in der Händigkeit nicht beeinflusst worden wäre.

Er ist ein sehr liebenswertes Kind - aber allerdings anders als die anderen und eckt - wie du ja auch beschreibst - immer wieder an. Für mich oftmals völlig unverständlich, denn er würde nie jemandem wehtun, stören oder sonstige Dinge tun. Aber - er ist anders und fällt damit auf.

Wir haben alle damit gelernt umzugehen. Wichtig ist und war immer - der familiäre Zusammenhalt. Das gegenseitige Stärken und an sich glauben. (obgleich ich weiß, wie schwer dies oft ist)


Ich kann dir wirklich nur den Rat geben - akzeptiere dich, glaube daran, dass du etwas besonderes bist --> du wirst sehen, wenn dir das gelingt wirst du dein Leben auch in den Griff bekommen. Alles andere macht keinen Sinn.


PS: Außerdem stellt sich die Frage: "Wie sollen andere deine "Macken" akzeptieren, wenn du es selber nicht kannst?"


Liebe Grüße

Conny

Kat
06.06.2006, 03:38
Salü Conny,


herzlichen Dank für Deine ermutigenden Zeilen !

Der familiäre Nichtzusammenhalt und das Unverständnis waren immer das schlimmste Problem. Es wusste ja auch niemand irgendwas über die Ursachen meines "Andersseins"(LH und Autismus unerkannt).

Meine Mutter hatte kürzlich erst über meine Linkshändigkeit gesagt, dass dies von Gott heilbar wäre, weil es mit Vorfahrensschuld zu tun hat und Linkshänder nicht von Gott gewollt sind. (Ich möchte nicht darüber nachdenken, was mit Kindern passiert, die in "solchen" Glaubensgemeinschaften aufwachsen müssen ...)

Als ich ihr nun von meinem Autismus erzählte und dass ich aufgrund damit zusammenhängender Unfähigkeiten wieder einmal den Job verloren habe, erfuhr ich, dass sie schon länger weiss, dass ich ganz klar autistisches Verhalten habe. Auf meine Frage, warum sie mir das nie gesagt hat (mir selbst war das nämlich nie so richtig klar), kam die Antwort: "Das Aussprechen von Krankheiten manifestiert diese."


Nun geschah aber ein irdisches Wunder und meine Mutter hat vorige Woche zufällig genau diese eine Zeitschrift gekauft, in welcher auch ein grosser Beitrag über Autismus stand.

Wie es nun scheint, versteht sie jetzt (nach 37 Jahren) erstmals einigermassen mein Verhalten und meine Fehlleistungen bzw. kann das alles ein bisschen nachvollziehen.

Wichtig war jedenfalls, dass die Informationen nicht von mir oder aus irgendwelchen nicht-biblischen Büchern oder aus dem Internet stammen. Sie vertraut nur dem, was sie von sich aus in die Hände bekommt, weil sie ihren Weg mit Gott geht ...


Mal schauen, ob sie ihre Tochter weiterhin von Linkshändigkeit und Autismus "heilen" lassen möchte oder ob sie mich endlich mal so akzeptieren kann, wie ich bin.

Mir reicht völlig die schlechte Erfahrung der Persönlichkeitsveränderung durch die Pseudo-Rechtshändigkeit und bin froh, dass ich nun ganz und gar wieder "ich selbst" sein kann.

Überhaupt ... was denken sich Menschen dabei, wenn sie von anderen verlangen, ein "neuer" Mensch zu werden ???

Bloss, weil die Mehrheit der Gesellschaft die "Macht" hat, über Minderheiten zu bestimmen. Wenn man auffällig anders ist, bekommt man extrem schwer einen Job bzw. behält man ihn nicht lange. So meine "ewige" Erfahrung.

Das "Anderssein" ist ja nicht mein Wollen, sondern ich bin von Anfang an so beschaffen und egal wie sehr ich mich um "Normalverhalten" bemühe, ich kann nicht so "funktionieren", wie es die meisten Menschen um mich herum von mir erwarten.

Aber nun habe ich beschlossen, keine sinnlosen Veränderungsbemühungen mehr zu unternehmen !!! Ich hab hier im "fremden Land" einige Menschen gefunden, welche vorbehaltlos zu mir stehen und mich so mögen, wie ich bin. Dies gibt mir Kraft.

Nun muss ich noch den für mich richtigen Job finden und behalten können ...


Zu Dir und Deinem Sohn möchte ich noch etwas schreiben.

Hab ja immer mitgelesen, was Du von Deinem Kampf gegen den alltäglichen Irrsinn an seiner Schule berichtet hast. War leider arg blockiert, mich dazu zu äussern.

In meinen Augen bist Du eine grossartige Mutter (( - :

Wenn ein hochbegabtes Kind autistische Züge zu haben scheint, muss das ja nicht unbedingt bedeuten, dass es ein Autist ist. Die genaue Abgrenzung und Einordnung der "Auffälligkeiten" ist noch sehr umstritten und vermutlich auch unmöglich.

Obwohl mir die von Dir beschriebenen Verhaltensweisen Deines Sohnes sozusagen sehr vertraut (für mich normal) vorkommen, würde ich sie nur mit seiner "LH-Problematik" und der Hochbegabung in Verbindung bringen. Zumindest kann ich in Deinen Erläuterungen nichts "speziell" Autistisches entdecken.

Allerdings könnte es aber sein, dass es nur mir nicht auffällt, weil ich ja meine eigene Schwierigkeits-Einteilung und -bewertung habe.


Oh, ich hoffe, dass ich mich nicht zu kompliziert ausgedrückt habe ...

Seitdem ich weiss, was bei mir alles "nicht stimmt", würde ich lieber gar nix mehr schreiben, als dass es wieder zu viel und zu detailliert ist ...


Liebi Grüess

Kat

Conny
06.06.2006, 09:32
Hallo Kat,


warum meint du eigentlich immer, du würdest dich zu kompliziert ausdrücken? Ich weiß - ne dumme Frage. Kann ich mir eigentlich auch gleich selber beantworten. Du entschuldigst dich für so viele deiner Äußerungen bzw. deiner Art dich auszudrücken. Ich wollte dir an dieser Stelle nur mal signalisieren, dass ich dich sehr wohl verstehe und keinerlei Probleme mit deinem Schreibstil habe. Stell bitte nicht immer alles in Frage. Wenn du rückschulst wirst du sicherlich auch (wie es beim Chris bereits ist) selbstbewusster werden.

Ich wünsche es dir.


Was deinen Neffen anbelangt - stelle ich mir sehr schwierig vor. Ich reagiere inzwischen auch sehr sensibel auf solche Dinge. Man muss jedoch aufpassen, dass man keinen verprellt (mit dem ständigen Anmahnen). Dennoch solltest du vorsichtig daran arbeiten, deinen Bruder für die Thematik zu sensibilisieren. Denn nur, wenn er die Tragweite dieses Themas erkennt und akzeptiert - wird er dafür sorgen, dass seinen Kindern nicht gleiches Schicksal widerfährt. Du selber kannst meines Erachtens in dieser Phase nicht viel mehr tun.


Liebe Grüße


Conny

Susa
06.06.2006, 10:58
Obwohl mir die von Dir beschriebenen Verhaltensweisen Deines Sohnes sozusagen sehr vertraut (für mich normal) vorkommen, würde ich sie nur mit seiner "LH-Problematik" und der Hochbegabung in Verbindung bringen. Zumindest kann ich in Deinen Erläuterungen nichts "speziell" Autistisches entdecken.


Geht mir auch so. Deine letzte Äußerung, Chris sei Autist konnte und kann ich mit dem, was ich bisher in Deinen Berichten über ihn las nicht in Verbindung bringen.

Und im Ernst. Umgeschult und hochbegabt, das reicht dicke um verschossen zu wirken und in sich und seinen Reaktionen gehemmt zu sein!!! War selbst so jemand.


Susa

Conny
06.06.2006, 12:05
Hallo Susa,


vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrück. Ich will nicht unbedingt behaupten, dass Chris Autist ist. Er hat allerdings sehr viele autistische Züge an sich. Es waren immer Außemstehende, die mich besorgt fragten, was nicht mit dem Jugen stimme. Ehrlich gesagt, habe ich auch nicht vor, die austistische Schiene weiter zu verfolgen. Ich nehme ihn, wie er ist. Und das ist gut so.


Liebe Grüße Conny

Kat
06.06.2006, 13:14
Salü Conny


Danke für Deinen lieben Wunsch und die angenehme Beurteilung meiner Ausdrucksweise ! (( - :

Eine Rückschulung im "klassischen Sinne" konnte ich ja nicht machen, da mein Gehirn vor eineinhalb Jahren plötzlich von selbst in den "Urzustand" zurückgeschaltet hat. Ich hab innerhalb weniger Tage eine gigantische Persönlichkeitsänderung erlebt und die Folgezeit war dann sehr schwer zu ertragen ...


Die Kompliziertheit im Ausdruck und im Denken und Handeln wird mir seit meiner Kindheit immer wieder von anderen Menschen vorgeworfen. Zuletzt wieder auf Arbeit von Vorgesetzten und Teamkollegen ... vor dem Rausschmiss ;-)

Es ist meine Wahrnehmungsweise, meine Art der Informationsübermittlung, welche bei vielen Menschen auf Unverständnis oder Ablehnung stösst.

Vieles was mir wichtig und unübersehbar vorkommt, erscheint anderen Menschen gar nicht beachtenswert. Alle Details und vermeintliche Kleinigkeiten werden von meinem Gehirn aufgenommen und bearbeitet. Das ist willentlich nicht zu beeinflussen. Nur mit Medikamenten. Doch die bereiten mir mehr Schwierigkeiten als sie Nutzen bringen.

Ach, ich schaff das schon, muss mir nur immer wieder bewusstmachen, das ich kein minderwertiger Mensch bin.


Liebs Grüessli aus der heute mal sonnigen Schweiz

(( - :

Kat

Detlef
06.06.2006, 17:11
Hallo Kat,


ich weiß nicht, ob ich hier Alles von Dir gelesen hab, aber ich möchte Dir auch mal sagen, daß ich finde, daß Du Dich nicht kompliziert ausdrückst!


Liebe Grüße, Detlef

Liliane
07.06.2006, 17:02
Hallo Kat,


hast Du hier nicht was zu Hochbegabung geschrieben? Ich liebe verschachtelte Sätze und werde auch schon oft als zu kompliziert bezeichnet. "Du machst dir viel zuviel Gedanken" "Womit du dich alles beschäftigst?" Ich lese mich gerade schlau über die verschiedenen Forman von Hochbegabung. Und ein Phänomen ist, dass die, die "viel" im Kopf haben, auch viel wahrnehmen. Und deshalb so diferenziert sich ausdrücken, um wenigstens einem Teil ihrer Wahrnehmung gerecht zu werden. Det tue ich bis zu Abwinken. Bremse mich aber mittlerweile aus, wenn ich das Gefühl habe, die Gegenüber sehen nicht so diferenziert. Aber diese Erklärungen finde ich soooooo erleichternd. Ich habe mich über Zeiten angepasst an meine nicht-hochbegabte Umgebung und war nur unglücklich. Ich dachte auch, ich bin falsch. Aber wenn ich mich so verhalte, dass ich mich wohl fühle, dann bin ich :siehe oben.


und nun lese ich so rum,Bücher und Buchbesprechung über Hochbegabungs Bücher. Und was finde ich? Die Kommentierung eines Lesers, mit so verschachtelten Sätzen, det hätte ich mich nicht getraut. Aber schmunzeln mußte ich. Es ist also alles Ansichtssache. Und ich lerne nun mühsam, bei Menschen, die mich so, wie ich bin (nämlich kompliziert, weil vielschichtig) zurückzuhalten. Allerdings bin ich damit garade erst am Anfang.


Es ist meiner Erfahrung nach garnicht so einfach, zu seinen Fähigkeiten zustehen. Und die dann auch zu leben. Auch wenn das wie ein Klichee wirkt, besonders als Frau. In meiner Herkunftsfamilie hat man als Frau keine eigenen Gedanken, schon garnicht eigene Ideen. Ich habe das in der Literatur wiedergefunden. Nun prägt uns unsere Herkunft erstmal. Und es bedeutet Arbeit, sich von diesen Einflüssen, und vorallem den Beurteilungen zu lösen. Ich bin also für meine Familie in mehrfacher Hinsicht falsch gewesen. (mein Vater geht, wenn ich meine Gedanken erzähle) Und habe das dann verinnerlicht. Bei der Hochbegabten Förderung ist ein Begriff geprägt worden: Lebenslanges Lernen. Weil man erkannt hat, das sich so Hochbedabte am wohlsten fühlen. Det bringt man nun hochbegabten Kindern bei. Ich erlebe es so, dass für mich Wissen wie Nahrung ist. In Zeiten, wo ich keine Zeit habe, was zu lernen, fühle ich mich unglücklich. Ich kann nur nochmal wiederholen, Hochbegabung bedeutet für mich nicht, dass ich was besonderes bin oder so. Mit nicht gelebten Leben von Gegenübern kommt da schnell Neid vor. Was ich auch oft schon erlebt habe. Und womit ich mich immer noch schwer tue.


Ich sende Dir freundliche Grüße


Liliane

Kat
08.06.2006, 02:18
Salü Liliane


HB hab ich so nebenbei in meine Ausführungen einbezogen, es ist wirklich ein oftmals allergische Reaktionen hervorrufendes Thema ;-)

Oh, über Deinen Beitrag hab ich mich riesig gefreut, bereits die Überschrift hat mir ein "wissendes" Lächeln aufs Gesicht gezaubert :-)))

Schachtelsätze ... ja, die gehörten bei mir zumindest früher immer zum Standard-Repertoire *grins* ... mit kurzen Sätzen hatte ich Mühe. Da wurden durch den Schlusspunkt jedesmal die Gedanken unterbrochen (so empfand ich es) und ich musste mir auch erst antrainieren, meinen (für mich ganz normalen) Umgang mit der Sprache (in Deutsch und in Fremdsprachen) einfacher und allgemeinverständlicher zu gestalten ...

Naja, ich kann Deinem Text nur vollumfänglich zustimmen :-))

Vor ca. 10 Jahren hatte ich mich mal intensiv mit dem Thema HB auseinandergesetzt, das war der erste grosse Schritt zum Eigenverständnis, hat mich etwas beruhigt und mir schon viel von meinen Aggressionen gegen mich und meinen Kopf genommen.

Leider ist durch meine Pseudo-Rechtshändigkeit fast alles Wissen, Sprachverständnis, etc. in der linken Hirnhälfte abgespeichert und seit eineinhalb Jahren (als LH) habe ich kaum noch Zugriff darauf. Aber im Moment hab ich sowieso genug um die Ohren und vielleicht hat es ja auch den Sinn, dass ich mich nun mit ganz neuen, anderen Sachen beschäftigen soll (an das ständige Bilder sehen statt Worten, Begriffen vor meinem "inneren Auge" hab ich mich nun schon gewöhnen können)...

Doch irgendwie kann mein Kopf auch gar nicht anders, als immer zu denken und Neues zu lernen. Und was für die meisten anderen Menschen komplizierte Gedankengänge sind, ist für mich leichtes, sehr entspannendes Denken (z.B. wenn es mal ein extrem schwieriges, seltenes Problem gibt und man in alle möglichen und unmöglichen unbeschränkt denken muss, um vielleicht doch eine Lösung zu finden).

Denken innerhalb von Vorschriften, Anleitungen, Grenzen nervt mich dagegen sehr.

Mein autistisches Hauptproblem (welches mich am ärgsten quält) werde ich vermutlich bald in den Griff bekommen, mit einem eigenen Klavier, das mit `nem speziellen System ("silent", über Kopfhörer) ausgerüstet ist und mir zu jeder Tages- und Nachtzeit das Spielen ermöglicht. Wenn mich also die vielen, schnellen Gedanken und unidentifizierbaren, unaussprechlichen Gefühle überfluten und in mir aufstauen, brauche ich nur meine Hände auf die Tasten zu legen und schon schaltet der Kopf ab ... dann fliesst alles in Töne/Klänge/Melodien ...

Bin gespannt, wie es bei mir so weitergeht ;-)


Ich wünsche Dir `ne kurzweilige Erkenntniszeit und sende Dir fröhliche Grüsse

(( - : =

Kat

Kat
08.06.2006, 02:23
Hallo Kat,

ich weiß nicht, ob ich hier Alles von Dir gelesen hab, aber ich möchte Dir auch mal sagen, daß ich finde, daß Du Dich nicht kompliziert ausdrückst!

Liebe Grüße, Detlef




Grüezi Detlef

Dankeschön ! (( - :

Tut mir gut, dies zu erfahren (naja, und wenn ich Dir doch mal zu kompliziert schreiben sollte, übersiehst Du es ganz einfach, okay ? *smile*)


Liebes Grüessli

Kat

Susanna,IRS
08.06.2006, 16:09
Hallo Kat,

Was Du hier schreibst, liest sich wie meine eigene Autobiographie. Es gibt nur einen einzigen, klitzekleinen Unterschied: Ich suche meine Zuflucht im Malen und Zeichnen, nicht (mehr hauptsächlich) in der Musik.

Meiner Erfahrung nach ist eine der Hauptschwierigkeiten sowohl als Autist(in) als auch als Pseudo-Rechtshänder(in), daß man in der eigenen Wahrnehmung so unsicher und darum im eigenen Urteil so leicht zu verunsichern ist. Während meiner Zeit als ULH habe ich bewußt Defizite in meiner Wahrnehmung durch "Berechnen" der in meiner Wahrnehmung fehlenden Teile auszugleichen versucht. Dadurch wurde ich extrem linkshirnig (sprachlich, logisch, unemotional, etc.), zumal da ich ebenso wie Du in einer Familie aufwachsen mußte, in der man heute noch der Meinung ist, der beste Umgang mit Tatsachen sei deren Leugnung. - Heute jedoch (ich schule mich seit drei Jahren auf links zurück) ist mir diese übertrainierte Linkshirnigkeit eine Last, und obwohl sie nicht selten als "Intelligenz" gelobt wird (meine Hochbegabung wird nur im Zusammenhang damit erwähnt), versuche ich sie mir regelrecht abzutrainieren wie einen Tennisarm. Es stellt sich nämlich heraus, daß sie keine Hilfe ist zur Bewältigung der Realität, sondern eine Behinderung, wie ein Schleier von Zahlen, Formeln, Bezügen, (geometrischen) Figuren legen sich meine selbstgefundenen Regeln und Gesetze vor meine Wahrnehmung und beeinflussen meine Realitätstauglichkeit, meine Gefühle und meine Beziehungen zu Menschen in negativer Weise. Ich komme mir vor wie ein verrückter Wissenschaftler, nur daß ich kein Diplom habe, weil ich aufgrund der Pseudo-Rechtshändigkeit und der sich daraus ergebenden gesundheitlichen Probleme nicht in der Lage war, ein Studium durchzuhalten.

Danke für Deine Beiträge! Würde mich freuen, wenn Du Dich öfters trauen würdest!

Liebe Grüße,

Susanna

Susanna,IRS
08.06.2006, 17:01
Die RS hat in meiner Wahrnehmung Schleusen geöffnet, von deren Existenz ich vorher keine Ahnung hatte. Meine Wahrnehumung als ULH war nur "eingleisig": Ich konnte nur einen Aspekt meiner Umwelt in mein Bewußtsein dringen lassen. Wenn ich z.B. mit jemandem diskutiert habe, dann waren das Wetter, Hintergrund-Geräusche, andere anwesende Personen usw. buchstäblich ausgeblendet, ich habe nichts davon bemerkt. Seit ich in Rückschulung bin, nehme ich endlich sozusagen multidimensional wahr.

Außerdem ist der Bezug zu meiner nonverbalen Wahrnehmung extrem gestört. Da ich in einer hochpathologischen Umgebung aufwuchs, in der sehr oft platt gelogen wurde (ich konnte mich nur nicht gegen die offene Unverschämtheit wehren, weil ich ein Kind war), fühlt es sich immer noch extrem verunsichernd an, eine Wahrnehmung zuzulassen, ohne sie vorher sprachlich eingefangen und gefiltert zu haben. Ich übe mit der aus der umgeschulten Zeit stammenden Zwanghaftigkeit, Wahrnehmungen ohne den symbolischen Schutzfilm durchdringen zu lassen.

Eine Zeitlang glaubte ich, daß mit der Rückschulung nun bestimmte Eigenheiten, mit denen ich als "Asperger" immer wieder aneckte und unangenehm auffiel, endlich überwunden werden könnten. Aber nach fast drei Jahren stelle ich fest, daß sie nur abgemildert wurden, nicht beseitigt. Ich falle immer noch auf dieselbe Weise auf, aber es macht mir nicht mehr so viel aus, zumal ich durch die Rückschulung tatsächlich sehr viel "Sozialkompetenz" gewonnen habe. Und schließlich hat jeder Mensch, Gott sei's gedankt, Eigenheiten, die ihn aus der Normalität herausheben. Wenn wir das nicht zu schätzen wüßten, könnten wir gleich die Menschheit nach den Vorbildern von Barbie und Ken neu klonen lassen.

Liebe Grüße an Euch beide,

Susanna

Liliane
12.06.2006, 09:10
Hallo Kat,


Das mit dem Musik spielen finde ich, liest sich wunderbar. Det habe ich nicht. Wenn ich Schwungübungen mache, erlebe ich zum Teil, wie ich meine Gedanken verlangsame und wie sich meine Gefühle irgendwie umwandeln. Da gibt es außer Krikelkrakel aber bloß keine schönen Ergebnisse, die bleiben, außer der Trainingserfolge der linken Seite natürlich. Den vorsichtigen Umgang mit der eigenen Hochbegabung kann ich guuuut verstehen. Darüber tausche ich mich nur äußerst zurückhaltend drüber aus, das führt oft zu Bewertungen, die nix bringen.


Ich sende Dir solidarische und freundliche Grüße


Liliane