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Vollständige Version anzeigen : Händigkeit und Neurologie


Susanna,IRS
24.04.2006, 13:54
@ Marc:

Danke für Deinen Zuspruch, also ich pack' jetzt ein bißchen aus, was ich aus Medizinerkreisen so mitbekommen habe:


Das ist leider an sich nämlich gar nichts. - Das Buch von Frau Sattler "Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Gehirn" ist ja Gott sei Dank wissenschaftlich anerkannt, auch wenn das im Forum bisweilen bestritten wird; Wäre das nicht so, dann wäre bestimmt der eine oder andere von uns im medizinischen Versorgungssystem versauert, der jetzt mehr oder weniger unbehelligt seine eigene Linkshändigkeit entdecken und in sein Leben integrieren kann.

Sie hat aber von den neurologischen Prozessen im Gehirn nur eine ungefähre Ahnung.

Als ich meinem Vater - dem Neurowissenschaftler - erzählte, daß ich mich jetzt auf links zurückschule und daß meine früheren Schwierigkeiten im Zuge der Rückschulung mehr und mehr verschwinden, da ging ich davon aus, daß er das, was ich ihm erzählte, medizinisch einordnen kann, auch wenn er sich noch nicht speziell mit dem Thema Händigkeit befaßt hatte. Sozusagen aufgrund eines gesunden medizinischen Menschenverstandes. Seine Ahnungslosigkeit auf diesem Gebiet überraschte und verwirrte mich, ich kann sie heute noch nicht einordnen, zumal da sich herausstellte, daß er den Rückschulungsprozeß selbst angeregt und teilnehmend verfolgt.

Ich hab nicht einmal den Versuch gemacht, ihm etwas von dem zu erzählen, was ich von Händigkeit und Gehirn gelesen und gehört hatte - ehrlich gesagt, aus Angst, ausgelacht oder belächelt zu werden. Er hat mir einmal erklärt, was er auf einem Gefrierschnitt - einer Gewebeprobe eines Hirntumors - alles erkennen konnte, auf Anhieb, der Gefrierschnitt war gerade erst gekommen. Welche Zellen gesund waren, welche krank, ob der Tumor gutartig war oder nicht, woran er das erkannte, welcher Art das befallene Gewebe war (d.h. welche Funktion es im "gesunden" Zustand gehabt hätte), was das für die Behandlung des Kranken bedeutete, woran er erkannte, ob der Tumor gestreut hatte oder nicht... Soll ich ihm da sagen, Weißt du, Vati, Umschulung ist so wie wenn du dein Bügeleisen an deinen Telephonanschluß anschließt und dein Telephon an die Steckdose vom Bügeleisen...?

Warum gibt es keine neurologischen Untersuchungen zum Thema Händigkeit? Man mißt die Aktivitäten des Gehirns im Zusammenhang mit Schlaf, Sucht, Aggression (um einige Beispiele zu nennen): Liegt es wirklich so fern, die Hirnaktivitäten von Rechtshändern zu vergleichen mit denen von Pseudo-Rechtshändern, Rückschülern, "gelassenen" Linkshändern, Pseudo-Linkshändern? Veränderungen über einen langen Zeitraum zu beobachten?


Außerdem fällt mir noch etwas im Zusammenhang mit Psychiatrie ein, in die ich von meinen Verwandten mütterlicherseits - fast alle Ärzte, darunter zwei Psychiater - gedrängt wurde: Psychopharmaka werden immer mit einem "ganzheitlichen" Hinweis verschrieben, nämlich dem, daß Veränderungen der Befindlichkeit (Depression, Manie, Schizophrenie) ihre Ursache im Gehirnstoffwechsel hätten. Die positiven (!!) Veränderungen, die sich durch die Rückschulung eingestellt haben, sollen aber gar nichts mit meinem Gehirn zu tun haben - was die Händigkeit betrifft, so wird unisono ein leib-seelischer Zusammenhang zwischen Körper und Geist geleugnet.

Mein Trost ist, daß die Veränderungen, die ich als positiv erlebe, von ihnen anders wahrgenommen wird...


Hab ich eine Bildungslücke? Kennt irgendwer neurologische Untersuchungen zum Thema Lateralität?


Grüße,

Susanna

Dahlie
24.04.2006, 14:14
Hallo Susanna.


Mein Trost ist, daß die Veränderungen, die ich als positiv erlebe, von ihnen anders wahrgenommen wird...


Verstehe ich jetzt nicht. Nehmen sie denn nun auch Veränderungen an dir wahr? Wenn ja, worin hast du dich für sie verändert? Wie erklären sie sich das? Und warum ist es dir ein Trost, wenn sie dich in deiner Wahrnehmung nicht bestätigen?


Hab ich eine Bildungslücke? Kennt irgendwer neurologische Untersuchungen zum Thema Lateralität?


Vielleicht hilft dir folgender Link weiter: http://linkshaenderberatung.mediaresource.de/


Gruß, Dahlie

Detlef
24.04.2006, 16:30
Hallo Susanna,


am Ende vorletzten Jahres suchte hier mal ein Arzt der Uniklinik Hamburg (ich glaube, er hieß Stefn Klöppel)freiwillige Testpersonen für eine Händigkeitsuntersuchung. Er suchte umgeschulte Linkshänder, die nicht zurückgeschult waren und sich auch nicht in der Rückschulung befanden. Ich habe mich dann als Testperson gemeldet und wir haben ein paar Mal gemailt. Dann habe ich nichts mehr von ihm gelesen und ich weiß also nicht, wie weit er mit seiner Untersuchung gekommen ist.


Grüße, Detlef

Detlef
24.04.2006, 16:46
Hallo Susanna,


ich hab den Beitrag von Dr. Klöppel recherchiert. Du findest ihn, wenn Du bei Suche einfach "Klöppel" eingibst....


Außerdem hab ich ihn eben mal angemailt, um zu erfahren, was denn die Studie bisher ergeben hat.


Grüße, Detlef

Marc
24.04.2006, 20:34
Hallo Susanna,


dass Dein Vater da so Ahnungslos ist, wundert mich mittlerweile gar nicht mehr sehr. Es ist aber sehr schade!


Als ich meinen Arzt auf das Thema ansprach, hat er mich angekuckt, als hätte ich gerade behauptet, dass man das absolute Heilmittel gegen Krebs in jedem Supermarkt kaufen kann. Er hatte sich zuvor noch nie damit beschäftigt. (Jetzt berichte ich ihm regelmäßig, was ich darüber als Neustes herausgefunden habe.) (-:


Klaudia hat sich zu dem Thema vor genau einem Monat Gedanken gemacht unter dem Titel:

Warum wird von Wissenschaftlern sowenig zu den Folgen vom Umschulung geguckt?

http://f18.parsimony.net/cgi-bin/topic-flat.cgi?Nummer=31983&Phase=Phase1&ThreadNummer=10619


Und ich habe vor sechs Wochen das hier behauptet und gefragt:

Der ultimative Beweis für ULH/RH/LH!?

http://f18.parsimony.net/cgi-bin/topic-flat.cgi?Nummer=31983&Phase=Phase1&ThreadNummer=10299


@ Detlef:


Das mit dem Hamburger Arzt würde mich auch sehr interessieren. Halt mich auch mal auf dem Laufenden dazu!


Viele Grüße

Marc

Klaudia
24.04.2006, 23:39
Hallo Susanne,


schön, dass Du DIch mit diesem Thema beschäftigst. Tue ich nämlich auch. Ich staune nur so vor mich hin, wie gering, wenn ich gefundene Publikationen anschaue, das Interesse da ist. Mit erwachendem Lernhunger habe ich nun einen LEseausweis von unserer Universitäts Bibliothek. Und Bücher aufgelistet gefunden, sehr wenige, aus den 20 Jahren und 50 Jahren, also nach den beiden WEltkriegen, die sich damit beschäftigen, wie es einem MEnschen geht, wenn er einen Arm, zumal den für ihn dominanten, verloren hat und nun den anderen benutzt. Dann gibt es noch kleine Absprengsel, was unser Thema Umschulung-Rückschulung angeht, aber nix genaues. Es forscht keiner/keine. Es schreibt niemand darüber. Nix. Und wir? Ich habe gerade ein Buch aus der normalen Bücherei über Linkshändigkeit. Ein wahrscheinlich nicht vom Thema betroffener Autor hat einfach mal so quer geschaut zu allem, was er über Linkshändigkeit gefunden hat. Und? Findet bei der Höhlenmalerei die Abbildung von ca.10 bis 15% rechten Händen, das heißt, einer unserer Ur Ur Ur.... Ahnen nahm die Farbe in die linke Hand und ummalte damit seine rechte. Der Autor findet desweiteren in der ganzen Welt einen 10 bis 15% Linkshänderanteil. Mit Ausnahmen. Er hat Malerei betrachtet und die Komposition der Motive und den Bildaufbau betrachtet und Kurioses auch beim Theater und Film gefunden, was mit der linken und rechten Seite zutun hat und ob da was "Gutes" oder "Böses" bzw. "Trauriges" kommt.


Je länger ich mich im Rückschulungsprozess befinde, je mehr versteckte Linkshändigkeit meine ich zu finden. Irrtümer inbegriffen. Etwas schwer, die Realitätskontrolle, wenn die Betroffenen selber nix wissen. Ich wußte es bis vor Jahren übrigens auch nicht. Es gab null Infos darüber in meiner Familie. Meine Mutter, von der ich vermute, dass sie umgeschult war, ist tod. Und der Rest meiner Familie sagt nix zu meiner neu entdeckten Linkshändigkeit. Was sie denken, kann ich nur vermuten. Ich sehe die Unterschiede zwischen rechtshemisphärischen und linkshemisphärischen erst in den Anfängen, wird aber mit jeder linken Tat deutlicher. Für mich ist das eine Offenbarung. Ich gehörte zu den Menschen, die sich als falsch fühlten und dann an das linkshemisphärische Denken angepasst haben. SChrecklich. Aber vor der Rückschulung, Ob ich mich damit beschäftigt hätte. Ob ich überhaupt begriffen hätte, um was es da geht? Ich habe in einen anderem Forum über meine Linkshändigkeit geschrieben, das Wiederfinden, die Konsequenzen des Nichtlebens. Die beschäftigen sich mit Heilsmethoden, die energetische Blockaden lösen. Interessiert kaum bis garnicht. Einzelfall. ANdere aus diesem Forum , die um ihre Linkshändigkeit wissen, verfolgen die Möglichkeit von SChädigungen aus dem Nichtleben der Dominanz noch nicht mal. "Ich war auch mal eine so radikale Linkshänderin" O-Ton einer Frau. Ich denke mittlerweile, unbewiesen oder nicht, dass wir mehr Linkshänder sind als die gefundenen 10 bis 15%. Wie hoch ist eigendlich der Anteil bei anderen Tierarten?


Meine Erfahrung mit Wissens Ansammlern wie z.B. Akademikern ist, Wissen wird auch zu etwas wie Heimat. Man schaut da nicht jedesmal genau hin , sondern stülpt einfach Angenommenes über das Gefundene und hofft, dass es schon passt. Det tue ich auch. Irgendwie sitzt das Erkennen von Links und Rechts und was das für Konsequenzen hat, wohl auf einer so tiefen Ebene, die wohl nicht so oft angeschaut wird, dass die Betrachtung irgendwie unter den Teppich fällt.


Wenn ich mir die Diskusion anschaue um die Arbeit von Frau Laufs, die Reaktionen der anderen und ihre eigenen Reaktionen, dann staune ich auch nur so vor mich hin. Beide Seiten werfen vor, stülpen über und anderes mehr , schön mit Vermutungen, die Gewissheiten genannt werden. Toll. Bloß bringt uns so eine Diskusion nix. Außer ärgern oder der Haltung: det ärgert mich schon lange nicht. Wo bleibt denn bei uns die Realitätsüberprüfung? Mhhh?? Was mich hier erstaunt, ist das fast völlige Fehlen von genauen Hinschauen von Fühlen. Gefühle sind DAS Tabuthema schlechthin. Und vorallem was so eine Umschulung mit einen Kind tut. UND!! Wie kriegt man die Gefühle transformiert. Wenn ich nicht bei mir GEfühle umgewandelt hätte und umwandeln hätte lassen, hätte ich garnicht mit der Rückschulung beginnen können. Ich habe eine Rückschulung nämlich schon geschmissen, weil ich stetig wütender wurde. Was mich da besonders erstaunt, ohne eine Arbeit, die ich nicht kenne anzugreifen, das ich in aller LEktüre , Bücher , Homepage und sonstiges, nix finde, wie man das tun könnte. Ob Frau Sattler oder Frau LAufs. Oder sonstwo. Ich hatte nämlich über die JAhre Gefühle angesammelt, die über das Erleben aus der eigenen Biografie hinausgingen. HAt hier jemand schonmal von Familienaufstellungen gehört, eine gemacht? Da werden GEfühle aus der Famile angeschaut, die bei Nichtbetroffenen landen. Ich hatte mir aber auch noch andere GEfühle, Quelle keine Ahnung, eingefangen. Ich glaube nicht an Wiedergeburt. Ich glaube aber, das unerlöste GEfühle nicht so einfach verschwinden, wenn die davon betroffenen MEnschen sterben. Morphogenetische Felder verbreiten die. und Leute, so wie ich mit defekten grenzen und überhaupt löcherig, fangen die sich ein wie einen Schnupfen. ICh habe auch bestimmte Sensiblitäten. Und wenn ich in meiner KRaft bin, erspüre ich noch wirkende GEfühle in Familien, die wo sitzen, wo sie nicht hingehören. Zur Zeit habe ich zu sowas keine Lust, weil anstrengend. Außerdem kümmere ich mich erstmal darum, ein neues Lebensgefüge für mich zu finden. Aber ich habe immer eine Realitätsüberprüfung gemacht.


Bei der Wirkung von traumatischen Situationen schaut man auch erst neuerdings genauer hin. Kreigstraumatisierte sind die erst, die anerkannt wurden. Ich war mal bei einer Veranstaltung über das Thema "Traumatisierung durch Zwangsprostitution" Und fragte dann, ob die Betroffenen sich nicht zwecks bildung von Rückendeckung und zur gegenseitigen Unterstützung in Selbsthilfegruppen zusammentun könnten. Antwort: Es herrscht ein rauer Ton unter den Betroffenen. Und es wird gegenseitig bewertet und zwar abfällig. Und es werden gegenseitig die Erfahrungen abgewertet, die GEfühle von Verletzlichkeit und anderem werden nicht wahrgenommen oder runtergespielt. Und wenn ich zu dieser Diskusion schaue um die Beiträge von Frau LAufs, dann finde ich das gleiche Muster. Und zwar von fast allen Beteiligten.


Liebe Susanne, ich sehe in Deinen Beiträgen auch ein Ringen um die größeren Zusammenhänge und habe diesen von Dir als Aufhänger für meine Gedanken genommen. Ich stehe immer noch auf dem Standpunkt: solange wir Betroffenen auf etwas von außen hoffen, bleiben wir Opfer. Und ohne das Schauen zu dem Trauma UND dem Suchen des Auflösens (und es soll mir mal wer beweisen (der würde übrigens Millionär, so würde er mit Arbeit zugeschüttet), das geht alleine durch zuhören, die Traumaforschung zeigt was anderes) von den entstandenen Gefühlen bleiben wir Opfer. Det spaaren , wenn ich von den Beiträgen hier ausgehe, die Linkshänderberater übrigens auch aus.


Jetzt bin ich mal gespannt auf die Antwort.


Klaudia

Chrissi
24.04.2006, 23:44
Hab ich eine Bildungslücke? Kennt irgendwer neurologische Untersuchungen zum Thema Lateralität?

Grüße,

Susanna


Diesen link fand ich eben und denke, er könnte vielleicht interessieren


http://www.linkshaender-beratung.de/deutsch/KnotenBuchVor.htm

Susanna,IRS
30.04.2006, 20:47
Hallo Klaudia,

Immer dieses betretene Schweigen, wenn man vom Thema "Linkshändigkeit" zu sprechen beginnt...Oder ein betont offenes, ahnungsloses Gesicht, so nach dem Motto: "Ich bin ein toleranter Mensch, für mich hat jede Monstrosität auf der Erde Platz, solange sie nur sich selbst schadet."

Es hat also wenigstens ein-, zwei empirische Untersuchungen zum Thema Linkshändigkeit bzw. Umschulungsfolgen gegeben. Was mich dennoch überrascht und was ich nicht einordnen kann: Warum schlägt einem selbst von Ärzten ein ahnungsloses Blöken entgegen, warum verfügen sie nicht über das Minimum an Einfühlungsvermögen und gesundem Menschenvestand, das nötig ist, um Interesse am Gegenüber wenigstens zu heucheln? Sie bräuchten sich nur vorzustellen, ihre rechte Hand sei während ihrer Schulzeit eine Zeitlang eingegipst gewesen, und sie hätten nicht nur schlecht schreiben können, sondern seien wegen dieser offensichtlichen Schwäche auch noch die "idealen Opfer" ihrer Mitschüler geworden und hätten sich nicht (oder schlecht) wehren können, da die dominante Hand ja nicht zur Verfügung stand...

Sooooo schwer?!

Es ist äußerst selten, daß ich mich mit "Nichtbetroffenen" einigermaßen normal über Linkshändigkeit austauschen kann, bis jetzt kenne ich nur zwei Ausnahmen: Eine Musikerin und eine Künstlerin. Mit Hildegard, der Sängerin, die neulich im Forum schrieb, habe ich mich nicht persönlich ausgetauscht, deswegen ist sie hier nicht mitgezählt: Aber auch sie zeigt doch, daß es geht!!!

Was mich so irritiert, ist, daß meine dahingehenden Versuche ansonsten im Absurden enden: Ich glaube z.B. meinen Eltern ihre - anhaltende! - Ahnungslosigkeit nicht (so blöd sind sie nicht), aber es gibt eben auch niemand ein Zeichen, warum sie das Thema so hartnäckig beschweigen. Aberglaube? (Der ist nämlich auch unter Medizinern leider nicht selten.) Bedauern, weil ich kein "leichtes Opfer" mehr bin? Der Grund ist jedenfalls kein schöner, und eigentlich könnte man es dabei bewenden lassen: gut, daß ich ihn nicht kenne. Trotzdem nagt es an mir.

Gefühle: Wut über all die sinnlos gestohlenen Jahre... Wenn sie sich wenigstens eine Begründung dafür ausgedacht hätten, vielleicht suche ich deswegen ein Gespräch, das nicht möglich ist. Und wieder: Will ich die wirklich kennen? Kenne ich sie schon und sage mir: Das kann nicht sein - so was glaubt kein Mensch!?

Ich habe mit zwölf Jahren den ersten Rückschulungsversuch unternommen (das war in demselben Jahr, in dem Frau Sattler in die Öffentlichkeit trat), ich erwartete, daß ich sofort flüssig mit links schreiben kann, das war natürlich nicht der Fall, statt dessen wurde ich verspottet und verlacht und jede Woche gefragt, ob ich noch meinen "Linkshänder-Tick" hätte (übrigens von einer Heilpraktiker-Tochter - so viel zum Thema Alternative Heilung). Nach zwei Jahren gab ich auf. - Heute schweigen dieselben Leute oder erzählen mir, daß es doch völlig egal sei, mit welcher Hand ich schreibe...

Gestohlene Jahre kann einem kein Mensch mehr wiedergeben, trotzdem sind sie gestohlen, niemand ist daran reicher geworden, aber ich bin ärmer geworden: das ist es, was mir am meisten zu schaffen macht. Ich kann nichts zurückfordern, aber "abschreiben" kann ich auch noch nichts. Es ist das Gefühl eines gigantischen Betruges: Eigene "Fehler", die ich mit Mühe zu kompensieren gelernt habe, stellen sich als Umschulungsfolgen heraus, oder - da werden mir nicht alle zustimmen -: als Folge von Gewalt. Ich teile Deine Beobachtung, daß wir (ähnlich wie Opfer von Mißbrauch und Gewalt) sehr hart mit uns umgehen, und ich schiebe es darauf, daß wir alle während der umgeschulten Zeit gelernt haben, den ANLASS für Hänseleien, Spott und/oder Gewalt für deren GRUND zu halten - und diesen fortan zu unterlassen. Und dann zeigen wir aneinander, wie gut wir gelernt haben, daß solche Anlässe zu bekämpfen sind (das tut gut gegen die eigene Scham), und die anderen sind vollkommen geplättet, weil, DAFÜR waren sie noch nie angegriffen worden...

War das jetzt ein bißchen wirr?

Liebe Grüße,

Susanna

Lotteflue
01.05.2006, 00:41
Hallo Susanna


Warum schlägt einem selbst von Ärzten ein ahnungsloses Blöken entgegen, warum verfügen sie nicht über das Minimum an Einfühlungsvermögen und gesundem Menschenvestand, das nötig ist, um Interesse am Gegenüber wenigstens zu heucheln?


Gesunder Menschenverstand ist vielleicht nicht wissenschaftlich nachweisbar? Warum also sollte man etwas Beachtung schenken, was nicht offiziel gelehrt wurde? Ob Einfühlungsvermögen wissenschaftlich "beweisbar" ist, entzieht sich ebenso meiner Kenntnis.

Geheucheltes Interesse finde ich noch viel bedenklicher als "ahnungsloses Blöken".


Sie bräuchten sich nur vorzustellen, ihre rechte Hand sei während ihrer Schulzeit eine Zeitlang eingegipst gewesen, und sie hätten nicht nur schlecht schreiben können, sondern seien wegen dieser offensichtlichen Schwäche auch noch die "idealen Opfer" ihrer Mitschüler geworden und hätten sich nicht (oder schlecht) wehren können, da die dominante Hand ja nicht zur Verfügung stand...

Sooooo schwer?!


Sie müssen nur mal einen LH-Korkenzieher benutzen und einen LH-Stift (Stabil S move, der mit den Kerben für links ;-))


Es ist äußerst selten, daß ich mich mit "Nichtbetroffenen" einigermaßen normal über Linkshändigkeit austauschen kann, bis jetzt kenne ich nur zwei Ausnahmen:

Eine Musikerin und eine Künstlerin. Mit Hildegard, der Sängerin, die neulich im Forum schrieb, habe ich mich nicht persönlich ausgetauscht, deswegen ist sie hier nicht mitgezählt: Aber auch sie zeigt doch, daß es geht!!!

Was mich so irritiert, ist, daß meine dahingehenden Versuche ansonsten im Absurden enden: Ich glaube z.B. meinen Eltern ihre - anhaltende! - Ahnungslosigkeit nicht (so blöd sind sie nicht), aber es gibt eben auch niemand ein Zeichen, warum sie das Thema so hartnäckig beschweigen. Aberglaube? (Der ist nämlich auch unter Medizinern leider nicht selten.) Bedauern, weil ich kein "leichtes Opfer" mehr bin? Der Grund ist jedenfalls kein schöner, und eigentlich könnte man es dabei bewenden lassen: gut, daß ich ihn nicht kenne. Trotzdem nagt es an mir.

Gefühle: Wut über all die sinnlos gestohlenen Jahre... Wenn sie sich wenigstens eine Begründung dafür ausgedacht hätten, vielleicht suche ich deswegen ein Gespräch, das nicht möglich ist.


Vielleicht haben sie Angst "angeprangert" zu werden? Vielleicht auch als Versager angesprochen zu werden oder sich das womöglich selbst einreden? Gründe gibt es viele.


Und wieder: Will ich die wirklich kennen? Kenne ich sie schon und sage mir: Das kann nicht sein - so was glaubt kein Mensch!?

Ich habe mit zwölf Jahren den ersten Rückschulungsversuch unternommen (das war in demselben Jahr, in dem Frau Sattler in die Öffentlichkeit trat), ich erwartete, daß ich sofort flüssig mit links schreiben kann, das war natürlich nicht der Fall, statt dessen wurde ich verspottet und verlacht und jede Woche gefragt, ob ich noch meinen "Linkshänder-Tick" hätte (übrigens von einer Heilpraktiker-Tochter - so viel zum Thema Alternative Heilung).


Den letzten Satz verstehe ich nicht was du damit sagen willst (das in Klammer).


Nach zwei Jahren gab ich auf. - Heute schweigen dieselben Leute oder erzählen mir, daß es doch völlig egal sei, mit welcher Hand ich schreibe...

Gestohlene Jahre kann einem kein Mensch mehr wiedergeben, trotzdem sind sie gestohlen, niemand ist daran reicher geworden, aber ich bin ärmer geworden: das ist es, was mir am meisten zu schaffen macht. Ich kann nichts zurückfordern, aber "abschreiben" kann ich auch noch nichts. Es ist das Gefühl eines gigantischen Betruges: Eigene "Fehler", die ich mit Mühe zu kompensieren gelernt habe, stellen sich als Umschulungsfolgen heraus, oder - da werden mir nicht alle zustimmen -: als Folge von Gewalt. Ich teile Deine Beobachtung, daß wir (ähnlich wie Opfer von Mißbrauch und Gewalt) sehr hart mit uns umgehen, und ich schiebe es darauf, daß wir alle während der umgeschulten Zeit gelernt haben, den ANLASS für Hänseleien, Spott und/oder Gewalt für deren GRUND zu halten - und diesen fortan zu unterlassen. Und dann zeigen wir aneinander, wie gut wir gelernt haben, daß solche Anlässe zu bekämpfen sind (das tut gut gegen die eigene Scham), und die anderen sind vollkommen geplättet, weil, DAFÜR waren sie noch nie angegriffen worden...

War das jetzt ein bißchen wirr?


Ja. Ich verstehe das mit der Gewalt nicht.

Bis zu den Umschulungsfolgen das jedoch. Wenn man betrogen worden ist, das ist hart. Diese Wut muss man erst mal hochkommen lassen und dann richtig kanalisieren damit nichts "schief geht", ist nicht unbedingt einfach ;-)


Es wird wohl nicht der letzte Betrug sein, den wir entdecken werden.......


Grüsse

Lotteflue

Nany
01.05.2006, 04:20
Es wird wohl nicht der letzte Betrug sein, den wir entdecken werden.......


Ja. Davon gibt es in Zeiten von Selbstverleugnungs-Hochkonjunktur massenweise. Und die Folgen sind schlicht logisch. Vorschriften, Hörigkeit, Konstrukte schaffen, Betrüge, Masken usw., von am Rande bis gar nicht hinterfragt. Wundern Betrüge noch wen? Ich frag mich, wie es dazu eigentlich kam und kommt.. oder ist das "einfach normal" so, so gegeben??

Kann ja nicht, wenn Tiere sich davon so angenehm abheben.

Sogenannnter Paradiesschmiss. Heisst vielleicht: es war mal eine Zeit, in der jemandem (oder mehreren) was auffiel,... also die Menschen tickten irgendwie aus. Wieso..?? Welche Evoulution von Psyche, Geist, Auffassung, betrifft das genau?

Wieso kam die belämmerte Illusion 'Macht über andere' haben zu meinen, ins Spiel? Hat keiner wirklich.. macht "nur" kaputt.


Und Umschulen ist Teil von langer Kette vieler Betrüge..


Ich bin für Betrug und Ungerechtigkeiten, die mir angetan wurden und werden nicht verantwortlich, aber für (Selbst)Betrug usw.. von mir selbst aus. Mit welchem Recht beschimpf ich mich Betrügende, wenn ichs selber so mache? Die anderen sind außerdem genauso auch betrogen worden.




Fiel mir ein, hat gar nichts mit dir zu tun, Lotteflue.(:


*wiederschlafengeh*


Nany

Detlef
01.05.2006, 13:05
Hallo Nany,

ich hab den "Jan van Helsing" mal angemailt und ihn gefragt, ob er schon mal was von umgeschulter Linkshändigkeit gehört hat und ob er sich vorstellen könne, daß sie bewußt in irgendwelchen Ländern eingesetzt wird, um Menschen manipulieren zu können! Von der Thematik hat er nur am Rande ne Ahnung. Sie ist ihm aber plausibel und er schrieb, er habe beobachtet, daß viele Us- Präsis und auch viele Leute beim CIA Linkshänder seien!

Du fragst in Deinem Post, wie es zu Betrügereien kam und kommt:

Es ist schon so, daß viele Völker ganz bewußt dumm gehalten werden!

Wenn Du mal richtig schön Hintergründe von Machtentwicklung und Machtmißbrauch erfahren möchtest, dann google doch mal "Jan van Helsing" und klick dann das Interview mit ihm an.....vielleicht findet das ja Dein Interesse und Du bekommst dann Lust, mal ein Buch von ihm zu lesen?!

Ich selbst habe gerade angefangen, Stefan Erdmann`s "Banken, Brot und Bomben" zu lesen. Das Buch schlägt in die gleiche Kerbe wie Van Helsing, nur daß Van Helsing auch auf Spiritualität eingeht, während Erdmann dafür auf andere Zusammenhänge ausführlicher eingeht!


Liebe Grüße von Detlef, der sich auf wärmere Tage freut!!!

Nany
01.05.2006, 14:06
Hallo Detlef,



Kenne die Bücher. Du meintest vielleicht 'Hände weg..'? (;

..mich wundert das alles nicht.


Dass du den zum Antworten bekommen hast, hui.




Maigruß

Nany

Detlef
01.05.2006, 14:18
Hallo Nany,


ja, ich meinte "Hände weg"


schöne wonnemonatige Grüße zurück

Detlef

Hildegard
01.05.2006, 16:47
Es ist äußerst selten, daß ich mich mit "Nichtbetroffenen" einigermaßen normal über Linkshändigkeit austauschen kann, bis jetzt kenne ich nur zwei Ausnahmen: Eine Musikerin und eine Künstlerin. Mit Hildegard, der Sängerin, die neulich im Forum schrieb, habe ich mich nicht persönlich ausgetauscht, deswegen ist sie hier nicht mitgezählt: Aber auch sie zeigt doch, daß es geht!!!

Was mich so irritiert, ist, daß meine dahingehenden Versuche ansonsten im Absurden enden: Ich glaube z.B. meinen Eltern ihre - anhaltende! - Ahnungslosigkeit nicht (so blöd sind sie nicht), aber es gibt eben auch niemand ein Zeichen, warum sie das Thema so hartnäckig beschweigen. Aberglaube? (Der ist nämlich auch unter Medizinern leider nicht selten.) Bedauern, weil ich kein "leichtes Opfer" mehr bin? Der Grund ist jedenfalls kein schöner, und eigentlich könnte man es dabei bewenden lassen: gut, daß ich ihn nicht kenne. Trotzdem nagt es an mir.<




Hallo Susanna,


ich denke, dass die meisten Menschen - vor allem gerade solche, die uns nahestehen - Schwierigkeiten damit haben, mit der Wut über geschehenes, nicht mehr wieder gut zu machendes Unrecht (in welcher Form auch immer) konfrontiert zu werden. Besonders Eltern möchten ja von sich das Bild "guter Eltern" behalten - und das könnten sie nicht, wenn sie einen so schwerwiegenden Fehler zugeben müssten. Irgendetwas in ihnen weiß, dass Deine Wut gerechtfertigt ist - aber ich denke, sie können das nicht an sich heranlassen, ohne sich als Versager in ihrer Aufgabe als Eltern zu fühlen.


Auch Lehrer, die uns etwas vermittelt haben, das sich später als für uns falsch herausgestellt hat, tun sich sehr schwer damit, Irrtümer zuzugeben - genauso wie natürlich auch Ärzte. Lehrer und Ärzte leben praktisch von ihrem gesellschaftlich und wissenschaftlich anerkannten Wissen und sind sehr stark verunsichert, wenn etwas nicht in dieses Schema hinein passt. Das wird dann einfach ausgeblendet. Und dieses Ausblenden hat gar nichts mit Dummheit zu tun, sondern mit Angst und Unsicherheit und mangelndem Vertrauen in das Leben.


Ich konnte nach und nach meine Wut dahingehend umwandeln, dass ich es als meine Aufgabe in diesem Leben akzeptiert habe, einen etwas schwierigeren Weg zu gehen und falsch Gelerntes (in meinem Fall über 15 Jahre Unterricht in verschiedensten Gesangs- und Atemtechniken) wie Zwiebelschalen nach und nach abzulegen und Stück für Stück mein eigenes Singen zu finden. Heute kann ich meine Gesangsschüler dabei unterstützen, ihre eigene Stimme zu finden und zu leben. Das könnte ich nicht so überzeugend tun, wenn ich nicht die Erfahrung gemacht hätte, dass es durchaus möglich ist, mit einer aufgezwungenen, mit viel Mühe auftrainierten Stimme mehrere Jahre zu singen und dann mit zunehmendem Alter damit konfrontiert zu werden, dass alles auf einmal nicht mehr funktioniert.


Ich werde nie erfahren können, wie alles gelaufen wäre, wenn ich von Anfang jemand gehabt hätte, der mich in meinem So Sein auch beim Singen unterstützt hätte... Jetzt empfinde ich jedenfalls große Glücksgefühle, wenn ich es schaffe, jemanden durch natürliches Singen wieder ein Stück zu sich selbst begleiten zu können und wenn ich erlebe, dass auch meine eigene Stimme von Jahr zu Jahr mehr "meine" wird.


Ich möchte damit sagen, dass nicht betroffene Menschen das Thema umgeschulte Linkshändigkeit nur dann verstehen können, wenn sie auf einer anderen Ebene auch die Erfahrung gemacht haben, wie es sich anfühlt, etwas zu leben, was gegen die eigene Natur geht, das zu erkennen und auch den Mut und die Kraft zu einer Umkehr und einer Befreiung zu sich selbst haben - und das immer wieder von Neuem!


Und es ist wichtig, das Unverständnis der "noch Blinden" auszuhalten, zu lernen, es nicht persönlich zu nehmen und seine Energie darauf zu konzentrieren, immer weiter "man selbst" zu werden und die dadurch frei werdende Kraft den Menschen unterstützend zufließen zu lassen, die offen dafür sind. Das stärkt dann auch wieder die eigene Kraft.


Liebe Grüße

Hildegard

Klaudia
02.05.2006, 02:11
Immer dieses betretene Schweigen, wenn man vom Thema "Linkshändigkeit" zu sprechen beginnt...Oder ein betont offenes, ahnungsloses Gesicht, so nach dem Motto: "Ich bin ein toleranter Mensch, für mich hat jede Monstrosität auf der Erde Platz, solange sie nur sich selbst schadet."

Es hat also wenigstens ein-, zwei empirische Untersuchungen zum Thema Linkshändigkeit bzw. Umschulungsfolgen gegeben. Was mich dennoch überrascht und was ich nicht einordnen kann: Warum schlägt einem selbst von Ärzten ein ahnungsloses Blöken entgegen, warum verfügen sie nicht über das Minimum an Einfühlungsvermögen und gesundem Menschenvestand, das nötig ist, um Interesse am Gegenüber wenigstens zu heucheln? Sie bräuchten sich nur vorzustellen, ihre rechte Hand sei während ihrer Schulzeit eine Zeitlang eingegipst gewesen, und sie hätten nicht nur schlecht schreiben können, sondern seien wegen dieser offensichtlichen Schwäche auch noch die "idealen Opfer" ihrer Mitschüler geworden und hätten sich nicht (oder schlecht) wehren können, da die dominante Hand ja nicht zur Verfügung stand...

Sooooo schwer?!




Ich denke, die meisten Rechtshänder sitzen in der gleichen Falle wie wir Umgeschulten oder die unglücklichen Linkshänder,die nicht zu sich stehen. Fast alle Menschen, die ich kenne, sind sich ihrer Seele fern. Wie und warum soll man sich mit was beschäftigen, was man selber nicht hat, was man oft garnicht kennt und deshalb nicht vermisst. Ich lese hier in diesem Forum Beiträge von Menschen, die ihren Kontakt zu ihrer eigenen Seele nicht haben, Ratschläge an Rückschülern erteilen, bloß weil sie eine bestimmte Ausbildung abgeschlossen haben, inder sie alles mögliche gelernt haben, aber zu ihrer Seele bestimmt nicht hingeguckt haben, det ist nämlich nicht Bestandteil von Studium und Praxis.


Es ist äußerst selten, daß ich mich mit "Nichtbetroffenen" einigermaßen normal über Linkshändigkeit austauschen kann, bis jetzt kenne ich nur zwei Ausnahmen: Eine Musikerin und eine Künstlerin. Mit Hildegard, der Sängerin, die neulich im Forum schrieb, habe ich mich nicht persönlich ausgetauscht, deswegen ist sie hier nicht mitgezählt: Aber auch sie zeigt doch, daß es geht!!!

Was mich so irritiert, ist, daß meine dahingehenden Versuche ansonsten im Absurden enden: Ich glaube z.B. meinen Eltern ihre - anhaltende! - Ahnungslosigkeit nicht (so blöd sind sie nicht), aber es gibt eben auch niemand ein Zeichen, warum sie das Thema so hartnäckig beschweigen. Aberglaube? (Der ist nämlich auch unter Medizinern leider nicht selten.) Bedauern, weil ich kein "leichtes Opfer" mehr bin? Der Grund ist jedenfalls kein schöner, und eigentlich könnte man es dabei bewenden lassen: gut, daß ich ihn nicht kenne. Trotzdem nagt es an mir.

Gefühle: Wut über all die sinnlos gestohlenen Jahre... Wenn sie sich wenigstens eine Begründung dafür ausgedacht hätten, vielleicht suche ich deswegen ein Gespräch, das nicht möglich ist. Und wieder: Will ich die wirklich kennen? Kenne ich sie schon und sage mir: Das kann nicht sein - so was glaubt kein Mensch!?




Die meisten Menschen in meiner Umgebung leben nicht selber, man läßt leben. Det heißt für mich, die sitzen inder gleichen Falle wie wir. So von einer Falle in die andere geblickt sieht man nichts. Außerdem braucht man Zeit und Aufmerksamkeit für die BEtrachtung eines anderen, die haben und nehmen sichdie wenigsten.




Ich habe mit zwölf Jahren den ersten Rückschulungsversuch unternommen (das war in demselben Jahr, in dem Frau Sattler in die Öffentlichkeit trat), ich erwartete, daß ich sofort flüssig mit links schreiben kann, das war natürlich nicht der Fall, statt dessen wurde ich verspottet und verlacht und jede Woche gefragt, ob ich noch meinen "Linkshänder-Tick" hätte (übrigens von einer Heilpraktiker-Tochter - so viel zum Thema Alternative Heilung). Nach zwei Jahren gab ich auf. - Heute schweigen dieselben Leute oder erzählen mir, daß es doch völlig egal sei, mit welcher Hand ich schreibe...




Ich habe mich schonmal vor einigen JAhren zurückgeschult und die Rückschulung dann geschmissen, weil ich immer wütender wurde. Wie ich letztes Jahr das zweite MAl mit der Rückschulung begann, fragte mich eine enge Freundin (beidhändig handelnde Linkshänderin mit furchtbarer Umschulung inc. Quälereinen und körperlicher Gewalt) , ob ich nicht von der ersten Rückschulung genug hätte. Wenn ich ihr berichte von Umschulungsfolgen und wie ich nun in meine Kraft komme , reagiert sie mit Unverständniss und Desinteresse. Sie weiß buchstäblich nicht, wovon ich rede.



Gestohlene Jahre kann einem kein Mensch mehr wiedergeben, trotzdem sind sie gestohlen, niemand ist daran reicher geworden, aber ich bin ärmer geworden: das ist es, was mir am meisten zu schaffen macht. Ich kann nichts zurückfordern, aber "abschreiben" kann ich auch noch nichts. Es ist das Gefühl eines gigantischen Betruges: Eigene "Fehler", die ich mit Mühe zu kompensieren gelernt habe, stellen sich als Umschulungsfolgen heraus, oder - da werden mir nicht alle zustimmen -: als Folge von Gewalt. Ich teile Deine Beobachtung, daß wir (ähnlich wie Opfer von Mißbrauch und Gewalt) sehr hart mit uns umgehen, und ich schiebe es darauf, daß wir alle während der umgeschulten Zeit gelernt haben, den ANLASS für Hänseleien, Spott und/oder Gewalt für deren GRUND zu halten - und diesen fortan zu unterlassen. Und dann zeigen wir aneinander, wie gut wir gelernt haben, daß solche Anlässe zu bekämpfen sind (das tut gut gegen die eigene Scham), und die anderen sind vollkommen geplättet, weil, DAFÜR waren sie noch nie angegriffen worden...

War das jetzt ein bißchen wirr?

Liebe Grüße,

Susanna




Liebe Susanne, das war keineswegs wirr. Ich habe mich im Gegenteil gefreut, mal eine wirkliche Antwort zu kriegen. Ich denke schon oft hier, ich schreibe und keinen interessierts, sowenig, wie man antwortet. Nun bin ich hier auch nicht stromlinienförmig dabei. Es scheinen sich die wenigsten mit ihren Gefühlen zu beschäftigen hier oder vielmehr mit der Transformation selbiger. Erstaunlich, wo wir Linkshänder so voller Gefühl sind. Na da wird man mir bestimmt gleich wiedersprechen. Nun denne


liebe Grüße auch von mir


klaudia

Nany
02.05.2006, 03:10
Hallo Klaudia,


Ich denke schon oft hier, ich schreibe und keinen interessierts, sowenig, wie man antwortet. Nun bin ich hier auch nicht stromlinienförmig dabei. Es scheinen sich die wenigsten mit ihren Gefühlen zu beschäftigen hier oder vielmehr mit der Transformation selbiger. Erstaunlich, wo wir Linkshänder so voller Gefühl sind. Na da wird man mir bestimmt gleich wiedersprechen.




ich widersprech dem nicht allgemein (; aber insoweit, dass ich auf ein Vermeiden des Gefühlslebens oder von Transformieren bei Teilnehmern allgemein nicht schließen kann, nur, weil tiefere Gefühle in einem Forum von x und y usw. nicht zum Ausdruck gebracht werden mag. Für mich ist das so: Ich zeige von mir Privates aus meinem eigenen Gefühl heraus erst einmal leicht,.. das passiert mir ungefähr ein, zweimal... darauf kommt (oder kam) oft nichts,.. vielleicht Oberflächenbla, oder Beschwichtigen, oder Widerspruch (zu meinen Gefühlen! - nicht zu irgendwelchen diffusen oder personengerichteten Urteilen), vielleicht Rat-Schläge, eine Art von "Oberwissen",...So-tun-als-ob-aus-dem-Gefühl-reden (dann lieber Schweigen!..) tüdelü.. dann zeige ich meine tieferen Gefühle kein drittes Mal an diesem Ort oder diesem Menschen.

Die sind ja schon nicht-öffentlich bei anderen oft nicht gut aufgehoben..


Wie du siehst, keine Resonanz oder für mein Gefühl unpassende, ist mir auch sehr bekannt,.. das ist ja auch nicht das einzige Forum, das ich kenne.


Da kann nur individuell was passen oder nicht.


Nany

Fisch
02.05.2006, 15:54
Hallo Klaudia, eigentlich gibst du dir schon selber die Antwort.


Trotzdem, hier meine Gedanken dazu:

Solange wir in einer Gesellschaft leben in der allein der gegenseitiger Wettbewerb herrscht und zählt, ist es schwer, anderen Zugeständnisse zu machen oder Recht zu geben, weil man sich damit selber „erniedrigt“.

Wer Gefühle zeigt, zeigt Schwäche (das gilt vor allem unter RH und angepassten ULH und LH). Dafür fordern und zeigen ULH meistens zu viel Gefühl, sind sie sich dieser, ihrer Stärke und auch Macht bewusst.


Nun dienen mal deine letzten Beiträge mir als Aufhänger für meine Gedanken:

Wie du richtig darstellst, besteht unsere Gesellschaft vor allem aus Unterdrückten. Und diejenigen, denen es aus eigener, oftmals mit ganzer, letzter Kraft gegen alle erdenklichen Schwierigkeiten gelungen ist, sich selber aus der Miesere zu ziehen, ihren eigenen Weg zu suchen und zu gehen, sind natürlich sehr, sehr stolz darauf. Es ist nur die Frage, ob sie es nicht auch einfacher hätten haben können, aber das haben sie vielleicht eben einfach nicht gelernt, vielleicht war auch ein gewisser Heldenmut der Antrieb, wer weiß. Zumindest gelingt ein solcher Weg meist nicht, ohne einen ganz gehörigen Schutzpanzer um sich zu legen, und indem man sich selber erhöht um sich weiterhin Mut und Kraft zuzusprechen. Sprich, ich bemerke hier im Forum immer wieder einen überheblichen Stolz derer, die es „geschafft“ haben, oder von sich heraus selber oder schon viel eher „draufgekommen“ sind. Bei all der Mühsaal, die man durchmachen musste um so weit gegen alle nur erdenklichen Widerstände zu kommen, finde ich das sehr, sehr verständlich. Wenn man nun als sog. Vorreiter erlebt, wie andere gegenseitig gestärkt und unterstützt offensichtlich schneller und leichter Wege nachgehen können, die man selber alleine mühsam erkämpft vorgetreten und publik gemacht hat, dann fühlt man sich in seinem Weg zwar bestätigt, jedoch muss man auch mit dem Gefühl des eigenen Neids umgehen lernen und die Trauer über diesen ganzen Kummer des Alleinkampfes überwinden. Und da ist da dann plötzlich wieder das Gefühl für seine Leistung nicht anerkannt zu werden, auch das alte ULH-Trauma, ich bin vielleicht doch nicht so gescheit, wie ich denke, andere sind da schließlich viel, viel schneller...kann einen wieder massiv erschüttern. Wohl dem, der selbstkritisch bleibt und sich nicht in eine Vision verrennt (dann hat man am Ende das selbe in Grün), arm derjenige, der zu selbstkritisch ist und sich darin verheddert. Es ist nicht so leicht, über seinen Schutzpanzer zu sehen und manchmal auch nicht, anderen einen gleichwertigen Platz neben sich einräumen zu können, Zuzustimmen oder Recht zu geben, der ähnliches erlebt oder durchgemacht hat (egal, welchen Weg derjenige für sich geht)! Beides führt dazu, dass der Schutzpanzer aufweicht, man von seiner Opferrolle loslässt, die einem bisher so viel Kraft gegeben hat. Und da ist dann plötzlich wieder die Angst. Warum diese Ellenbogengesellschaft auch unter LH? Warum nur immer dieses Abgrenzen, Voneinanderabheben und dieser Wettbewerb? Warum muss und will immer jeder der Beste und was ganz Besonderes sein? Warum nur kann das gegenseitige Messen nicht einfach nur dafür genutzt werden um für sich persönlich weiter zu kommen und damit auch die Gesellschaft weiter zu bringen?


Vielleicht kannste ja was damit anfangen.


Lieben Gruß, Fisch

Klaudia
02.05.2006, 16:53
dass der Schutzpanzer aufweicht, man von seiner Opferrolle loslässt, die einem bisher so viel Kraft gegeben hat. Und da ist dann plötzlich wieder die Angst. Warum diese Ellenbogengesellschaft auch unter LH? Warum nur immer dieses Abgrenzen, Voneinanderabheben und dieser Wettbewerb? Warum muss und will immer jeder der Beste und was ganz Besonderes sein? Warum nur kann das gegenseitige Messen nicht einfach nur dafür genutzt werden um für sich persönlich weiter zu kommen und damit auch die Gesellschaft weiter zu bringen?

Vielleicht kannste ja was damit anfangen.

Lieben Gruß, Fisch




Hallo Fisch, ich kann was damit anfangen. Eine Antwort mit eigenen Gedanken. So stelle ich mir einen Austausch vor. Vielen Dank.


liebe Grüße von Klaudia

Conny
03.05.2006, 08:21
Hallo Klaudia, hallo Fisch,


Warum muss und will immer jeder der Beste und was ganz Besonderes sein? Warum nur kann das gegenseitige Messen nicht einfach nur dafür genutzt werden um für sich persönlich weiter zu kommen und damit auch die Gesellschaft weiter zu bringen?<


Und da waren Sie wieder, meine Probleme. Auf der einen Seite finde ich es toll, dass LH (ich betrachte natürlich hier - wie immer - meinen 8jährigen Sohn) voller Emotionen und Gefühle sind. Aber - ist es nicht genau das, was sie so "verletzbar" macht. Leider befinden wir uns in einer Gesellschaft, wo diese Dinge (bedauerlicher Weise) nicht gefragt sind. Leider wird man nicht so akzeptiert wie man ist. Man gerät förmlich in Erklärungsnot - wenn man eben nicht so ist wie die große Masse. Das fängt schon im Kindergarten- und Grundschulalter an und zieht sich bis zum Tode hin. Diese Erkenntnis macht wütend, manchmal machtlos. Selbst wenn man versucht, sich darüber hinweg zu setzen und einfach "sein Ding" macht - auf lange Sicht betrachtet, zieht man oft den Kürzeren, weil die Dinge so sind wie sie sind und weil Menschen, die meinen, darüber urteilen zu müssen - oft am längeren Hebel sitzen. Sie begreifen nicht, dass sie solchen Menschen unrecht tun. Vielleicht wollen sie es auch nicht begreifen, vielleicht haben sie auch einfach Angst - da man ihnen von Kindesbeinen an gesagt hat, dass Gefühle Schwäche bedeuten.


Und ich rede meinem Sohn dennoch ein - er soll und darf Gefühle dennoch zeigen.


In diesem Sinne


Liebe Grüße Conny

Klaudia
03.05.2006, 09:00
Hallo Conny,


ich gehe jetzt nicht auf alle Deine Argumente ein. Aber was mir sofort ins Auge springt ist mein alter Gedanke von einer Gruppe von Betroffenen zur gegenseitigen Unterstützung. Ich habe ja da diesen Traum von einer GRuppe, in der genau diese Themen besprochen werden. Es gibt übrigens Berufe, in denen man genau das braucht: Fühlen. Und es gibt Menschen, die das viel-fühlen ganz natürlich leben. Nun denne.


Ich denke, es gibt vielmehr Möglichkeiten zur Nischenbildung als wir denken. Was mich bisher abgeschreckt hat, eine GRuppe oder vielmehr die Grundstrukturen aufzubauen für ein Miteinander in einer Gruppe war die vielfach zu findene Konsumierhaltung mit Zurücklehnen und gleichzeitigem Meckern ohne Eigeniniziative zu ergreifen, das Warten quasi auf den oder die Tuer/in.


in diesem Sinne, vielleicht finden sich ja noch andere, denn gehts los.


Klaudia

Fisch
03.05.2006, 09:43
Hallo Conny,

ich gehe jetzt nicht auf alle Deine Argumente ein. Aber was mir sofort ins Auge springt ist mein alter Gedanke von einer Gruppe von Betroffenen zur gegenseitigen Unterstützung. Ich habe ja da diesen Traum von einer GRuppe, in der genau diese Themen besprochen werden. Es gibt übrigens Berufe, in denen man genau das braucht: Fühlen. Und es gibt Menschen, die das viel-fühlen ganz natürlich leben. Nun denne.

Ich denke, es gibt vielmehr Möglichkeiten zur Nischenbildung als wir denken. Was mich bisher abgeschreckt hat, eine GRuppe oder vielmehr die Grundstrukturen aufzubauen für ein Miteinander in einer Gruppe war die vielfach zu findene Konsumierhaltung mit Zurücklehnen und gleichzeitigem Meckern ohne Eigeniniziative zu ergreifen, das Warten quasi auf den oder die Tuer/in.

in diesem Sinne, vielleicht finden sich ja noch andere, denn gehts los.

Klaudia


Hallo Klaudia.


Ich glaube auch, LH und ULH sind nicht vorgeburtlich zum Einzelkämpfer und Eigenbrödler bestimmt, den meisten bleibt nur nichts anderes übrig. Und eingeschliffene Denk- und Verhaltensmuster lassen sich nicht so einfach ablegen. Aus den Gründen und denen, die ich in meinem letzten Threat über das Einzelkämpfertum auszuführen versuchte, fürchte ich, wirst du auf eine Gruppe, wie du sie dir wünschst, lange warten. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Ich persönlich suche auch kein Nischendasein, das klingt so nach Verkriechen und das tue ich nicht mehr. Ich wünsche mir auch kein Parallelleben. Mal sehen, wie es weiter geht. Es ist zwar anstrengend und ich würde mich gerne mal einfach zurück lehnen können, aber bisher klappt es ganz gut.


So long, Fisch

Detlef
03.05.2006, 10:19
Hallo Conny,

ich gehe jetzt nicht auf alle Deine Argumente ein. Aber was mir sofort ins Auge springt ist mein alter Gedanke von einer Gruppe von Betroffenen zur gegenseitigen Unterstützung. Ich habe ja da diesen Traum von einer GRuppe, in der genau diese Themen besprochen werden. Es gibt übrigens Berufe, in denen man genau das braucht: Fühlen. Und es gibt Menschen, die das viel-fühlen ganz natürlich leben. Nun denne.

Ich denke, es gibt vielmehr Möglichkeiten zur Nischenbildung als wir denken. Was mich bisher abgeschreckt hat, eine GRuppe oder vielmehr die Grundstrukturen aufzubauen für ein Miteinander in einer Gruppe war die vielfach zu findene Konsumierhaltung mit Zurücklehnen und gleichzeitigem Meckern ohne Eigeniniziative zu ergreifen, das Warten quasi auf den oder die Tuer/in.

in diesem Sinne, vielleicht finden sich ja noch andere, denn gehts los.

Klaudia


Hallo Klaudia,


schön, daß Du da aktiv werden möchtest und andere Leute zum Nachdenken anregst!

Was ich mir für Dich vorstellen könnte,wäre, daß Du bei Dir vor Ort vielleicht mal an nem schwarzen Brett inserierst, daß Du Lh und u Lh sucht zum gegenseitigen Austausch/Unterstützung, aber vielleicht bist Du ja auf den Gedanken selber schon gekommen?! Eine deutschlandweite Interessengemeinschaft von uns wäre vielleicht per Telefon und zusätzlich vielleicht einem Treffen pro Jahr umsetzbar?


Viele Grüße, Detlef

Hildegard
03.05.2006, 11:43
Hallo Conny,

da kann ich nur zustimmen! Aber ich glaube, dass das nicht speziell die Linkshänder betrifft, sondern alle Menschen, die nicht in die Norm passen (davon gibt es auch unter den Rechtshändern eine ganze Menge)! Ich könnte z.B. nicht sagen, dass die Rechtshänder in meinem Bekanntenkreis und in meiner Familie weniger emotional wären oder Gefühle weniger zum Ausdruck bringen könnten als die Linkshänder. Vielleicht ist das auch eher eine Frage, die mehr die Geschlechter-Rollen oder auch ganz persönliche Wesensmerkmale betrifft als die Händigkeit?


Jedenfalls finde ich es sehr schön, dass Du Deinen Sohn trotz aller Probleme darin bestärkst, ganz unabhängig vom Urteil anderer, Gefühle zu leben und zu zeigen. Das ist nicht nur für ihn selbst wichtig, sondern für die Gesellschaft insgesamt. Auch wenn es Dir oft so vorkommt, als würdest Du alleine auf verlorenem Posten stehen - es gibt in den verschiedensten Bereichen Menschen, die auch genau das tun: Andere bestärken in ihrem So Sein! Und jeder, der das in seinem Bereich und nach seinen Möglichkeiten tut, hilft mit, die Gesellschaft zu wandeln.


Liebe Grüße

Hildegard

Susanna,IRS
07.05.2006, 16:34
Hallo an alle,

Der Königin Christine von Schweden wird der Ausspruch nachgesagt: "Wir könnten schon alle bessere Menschen werden, wenn unsere Fehler uns nicht so teuer wären." (Das ist aus dem Gedächtnis und sehr frei zitiert. - Wer mit dem Namen nichts anfangen kann: Sie war das Vorbild für Greta Garbos "Paraderolle", eine sehr beeindruckende Person, näheres bitte er-"googlen".)

Für mich sehr bedeutsam in diesem Zusammenhang war die Studie von Johanna Sattler zum Thema "Umschulungsfolgen". In Fallbeispielen hat sie darin beschrieben, wie man problematische Verhaltensweisen erst als Verteidigung entwickelt und später, im Erwachsenenalter, sich und seine Pläne selbst sabotiert, Systeme blockiert, aber genau auf diese Verhaltensweisen stolz ist.

Wie viele von uns ach so gefühlvollen Linkshändern haben schon erlebt, daß unsere Emotionalität verlacht und gleichzeitig gehätschelt wurde, für "Naivität" gehalten wurde und vor allem mit Dummheit verwechselt wurde? "Die ist so gutmütig (und/oder pflegeleicht), mit der können wir machen, was wir wollen!"? Als Gegenreaktion entwickelt man dann eine Maske, die möglichst unbewegt bleiben soll, und damit sie es bleibt, entwickelt man Strategien, die eigene Verletzung möglichst "überlegen" nach außen weiterzugeben. - Ich habe in der Hauptsache zwei davon gefunden:

Die "Das-kann-man-so-nicht-sagen"-Haltung. Ermahnt dazu, "den Ball flach zu halten" und "alles niedriger zu hängen", gibt den Anschein von Vernunft, leider selten konstruktiv.

Der Zyniker/Kabarettist/Clown. Kommt irgendwann auf den Trichter, daß er viel Applaus bekommt, wenn er all das inszeniert, was ihm ansonsten ungewollt unterläuft, und daß er dann nicht mehr angestöhnt, sondern endlich ernstgenommen wird. (Vgl. Heinz Ehrhardt (der Komiker), Harald Schmidt (von dem ich ziemlich sicher bin, daß er ein ULH ist), Evelyn Hamann (dto) usw.) - Der Nachteil: Sie kommen aus der Hofnarren-Rolle nie wieder raus, und finden sich langfristig in genau der Lage, aus der sie einmal entkommen wollten...

Wie schützt man sich selbst und seine Gefühle, wenn man ein ums andere Mal die Erfahrung macht, daß sie verletzt werden, wenn man keinen sicheren Rahmen um sie herum errichtet hat? Andererseits: Trocknen die Gefühle nicht in einem Zustand der Unfreiheit aus, wenn man sie in diesem "Schutzrahmen" hält?

Man sagt uns Linkshändern nicht nur ein reiches Gefühlsleben nach, sondern auch einen guten Realitätssinn, und ich glaube, daß letzterer bei der Lösung des Problems hilfreich ist: Wenn man sich nämlich im Klaren darüber ist, daß "alle nur mit Wasser kochen", und daß Minderwertigkeitsgefühle immer mit Größenphantasien einhergehen und sich gegenseitig bedingen. Daß Gefühl und Intelligenz kein Widerspruch ist und daß die Realität sich noch nie nach dem letzten Wort oder dem lautesten Geschrei gerichtet hat.

Die wichtigsten Veränderungen geschehen in aller Stille, ähnlich wie ein Hochwasser. Das hilft mir persönlich, einer Welt, der nichts so wichtig ist wie der Diskurs (auch nicht dessen Gegenstand), ein bißchen Macht über mich zu entziehen und immer mehr Gefühl zuzulassen.

Grüße von Susanna

Klaudia
07.05.2006, 19:29
Der Königin Christine von Schweden wird der Ausspruch nachgesagt: "Wir könnten schon alle bessere Menschen werden, wenn unsere Fehler uns nicht so teuer wären." (Das ist aus dem Gedächtnis und sehr frei zitiert. - Wer mit dem Namen nichts anfangen kann: Sie war das Vorbild für Greta Garbos "Paraderolle", eine sehr beeindruckende Person, näheres bitte er-"googlen".)

Für mich sehr bedeutsam in diesem Zusammenhang war die Studie von Johanna Sattler zum Thema "Umschulungsfolgen". In Fallbeispielen hat sie darin beschrieben, wie man problematische Verhaltensweisen erst als Verteidigung entwickelt und später, im Erwachsenenalter, sich und seine Pläne selbst sabotiert, Systeme blockiert, aber genau auf diese Verhaltensweisen stolz ist.




Hallo Susanna,


damit hast Du leider recht. Ich kann da noch nicht so klar drauf antworten,kriege aber beim mir gerade so ein Stück zu fassen, etwas worauf ich stolz war , entpuppt sich als Umschulungsfolge und nun als nicht mehr passend. Det finde ich auch bei anderen vor. Oh meno, ich kenne eine so super kluge Frau, spirituell und alles, die meiner Meinung nach auch Umgeschulte ist und statt zum hier und jetzt zu schauen und in ihrem Leben gefühlsmäßig aufzuräumen in dem , was ihr konkret passiert ist, zu fernen Geschehnissen schaut, zugegebenermaßen klug und mit Transformationeergebnissen, aber eben ohne den wirklichen Bezug zum jetztigen Leben.


Wie viele von uns ach so gefühlvollen Linkshändern haben schon erlebt, daß unsere Emotionalität verlacht und gleichzeitig gehätschelt wurde, für "Naivität" gehalten wurde und vor allem mit Dummheit verwechselt wurde? "Die ist so gutmütig (und/oder pflegeleicht), mit der können wir machen, was wir wollen!"? Als Gegenreaktion entwickelt man dann eine Maske, die möglichst unbewegt bleiben soll, und damit sie es bleibt, entwickelt man Strategien, die eigene Verletzung möglichst "überlegen" nach außen weiterzugeben. - Ich habe in der Hauptsache zwei davon gefunden:

Die "Das-kann-man-so-nicht-sagen"-Haltung. Ermahnt dazu, "den Ball flach zu halten" und "alles niedriger zu hängen", gibt den Anschein von Vernunft, leider selten konstruktiv.


Ich habe einen meiner Meinung nach umgeschulten Schauspieler gefunden, der auch gleichzeitg schreibt, wo ich gleichzeitig KLugheit finde in seinen eigenen Texten gemeinsam mit einer erstaunlichen Seichtheit des nicht-Anecken-wollen's.


Der Zyniker/Kabarettist/Clown. Kommt irgendwann auf den Trichter, daß er viel Applaus bekommt, wenn er all das inszeniert, was ihm ansonsten ungewollt unterläuft, und daß er dann nicht mehr angestöhnt, sondern endlich ernstgenommen wird. (Vgl. Heinz Ehrhardt (der Komiker), Harald Schmidt (von dem ich ziemlich sicher bin, daß er ein ULH ist), Evelyn Hamann (dto) usw.) - Der Nachteil: Sie kommen aus der Hofnarren-Rolle nie wieder raus, und finden sich langfristig in genau der Lage, aus der sie einmal entkommen wollten...


Det mit Evelyn Hamann find eich gut. Ich glaube, viele sogenannte Sexbomben (sagte Frau Hamann selbst auch) sind eigendlich umgeschule. Wenn Sexualität nicht richtig an einen ran kommt, Umschulungsfolge, lebt man sie z.B. stark im Außen und gleichzeitig ist privat da dann heiße Luft.


Wie schützt man sich selbst und seine Gefühle, wenn man ein ums andere Mal die Erfahrung macht, daß sie verletzt werden, wenn man keinen sicheren Rahmen um sie herum errichtet hat? Andererseits: Trocknen die Gefühle nicht in einem Zustand der Unfreiheit aus, wenn man sie in diesem "Schutzrahmen" hält?

Man sagt uns Linkshändern nicht nur ein reiches Gefühlsleben nach, sondern auch einen guten Realitätssinn, und ich glaube, daß letzterer bei der Lösung des Problems hilfreich ist: Wenn man sich nämlich im Klaren darüber ist, daß "alle nur mit Wasser kochen", und daß Minderwertigkeitsgefühle immer mit Größenphantasien einhergehen und sich gegenseitig bedingen. Daß Gefühl und Intelligenz kein Widerspruch ist und daß die Realität sich noch nie nach dem letzten Wort oder dem lautesten Geschrei gerichtet hat.

Die wichtigsten Veränderungen geschehen in aller Stille, ähnlich wie ein Hochwasser. Das hilft mir persönlich, einer Welt, der nichts so wichtig ist wie der Diskurs (auch nicht dessen Gegenstand), ein bißchen Macht über mich zu entziehen und immer mehr Gefühl zuzulassen.

Grüße von Susanna


Es gibt den Begriff des Leisetretens. Benutzt von einer von mir sehr geschätzten und kompetenten Frau. Ich glaube auch immer stärker daran, dass man nicht mit allen Erfahrungen in die Öffendlichkeit muß. Kompetenz in leisen Tönen.


Manche Selbsterkenntnis ist zuerst eine bittere Pille. Bevor man erkennt, wie erleichternd es sich ohne diesem Verquerem leben läßt. Glücklicherweise kenne ich mehrere andere, die auch so ehrlich sich anschauen und da ähnliches bei sich feststellen. Ich komme immer näher an die Zeit, als man mich umschulte, diese Bedrückung und das sich so Ausgeliefert fühlen, oh weh. Und da habe ich neben der Annahme, dann hat meine Umgebung recht damit, dass ich verkehrt bin, auch die Vorstellung entwickelt, denn bin ich eben was Besonderes. Det kriegen übrigens meiner Beobachtung genauso Rechtshänder hin, die irgendwo in ihrer Entwicklung gestört werden. Zu dem sich als was Besonderes fühlen gehört nach meiner Erfahrung nach auch das sich als ein besonderes Opfer fühlen dazu. Det finde ich hier in manchen Themen-Diskusionen. Da sind "wir Opfer" doch alle ähnlicher, als uns lieb sind, schließlich............. und deshalb sind "wir" die besonders Benachteiligten. Dabei vergessend, dass wir hier einen gemeinsamen Einfluss nehmen können durch Info weitergabe und anderem.


Nun ja, ich bin froh, dass ich meiner Linkshändigkeit überhaupt auf die Spur gekommen bin, nachdem ich an so vielen anderen Ecken gesucht hatte. Dass ich überhaupt so offen war für diese Möglichkeit. Es gibt dieses Thema in meiner Familie und meiner gesammten Verwandschaft nicht. Und ich fand es auch in keiner meine Suche begleitenden Maßnahme. Ich bin so früh umgeschult worden und habe mich dann selbst so perfekt angepasst auf rechts, dass ich in mir kaum was finde aus der Zeit vor der Umschulung. Mein Gehirn, geformt durch die rechtshändige Nutzung, und mein Körper, dito, wissen nichts davon, dass ich Linkshänderin bin.


Den Mut zur weiteren Rückschulung hole ich mir auch darin, indem ich die beobachte, die ihre Möglichkeiten nicht leben und wie ich sehen kann, deren LEben sich immer mehr verkleinert. Det habe ich schon erlebt. Und geht für mich die Entwicklung in die andere, vergrößernde Richtung. Dafür bin ich dankbar. Irgendwelche unbekannten Quellen machen sich gleichzeitig für mich stark, wenn ich ohne Kompromisse wachsen will. Syncronizität. Ich erlebe es so, dass ich nur mit Spiritualität wachse, wobei ich meine Spiritualität so begreifen, dass das die gleiche Quelle ist, die Blumen wachsen läßt oder Bäume oder Käfer oder Ameisen, also eine größere Kraft irgendwo über allem.




In diesem Sinne einen schönen Restsonntag

wünscht Klaudia

Fisch
07.05.2006, 22:19
Hallo Susanna und Klaudia!


Glaube, mein letzter Beitrag war ein wenig sehr verworren, weil ich einen ganzen Wust sah, der da so zusammen spielt (bei mir und anderen beobachtet). Das was Ihr hier gerade schreibt gehörte ebenso da hinein.

Hat gut getan, bei Euch ähnliche Ansichten zu finden, toll wie ihr das so schön anschaulich aufdröseln könnt! :-D


Lieben Gruß,

Fisch