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Vollständige Version anzeigen : Mein rechter Arm tut weh - weil er nicht mehr gebraucht wird?


Marc
13.04.2006, 00:19
Hallo!


Kennt das einer von Euch?


Seit einiger Zeit bzw. seit ich angefangen habe, viele Dinge nicht mehr mit rechts zu machen, sondern mit links, tut mein rechter Arm weh.


Mir kommt es so vor, als leide er sozusagen an seiner Unterbelastung.


Was kann ich tun?


Okay, ich war jetzt krank (wie so häufig seit der Entdeckung meiner Linkshändigkeit) und deshalb war ich nicht mehr im Fitness-Studio. Geht das wieder weg, wenn ich wieder beide Arme beim Sport belaste?


Diese komische Gefühl im rechten Arm taucht besonders dann auf, wenn ich am PC arbeite. Früher war da der linke Arm mit der PC-Maus ja immer sehr aktiv. Jetzt ist er nur noch wichtig, wenn ich die Return-Taste drücke.*g*


Nimmt er mir das übel?


Würde mich über einen Kommentar dazu sehr freuen.

Viele Grüße

Marc

Tilman
13.04.2006, 02:37
Mir kommt es so vor, als leide er sozusagen an seiner Unterbelastung.

Was kann ich tun?

Wahrscheinlich "denkt" der nicht-benutzte Arm noch immer mit, und Du generierst, ohne es im Moment zu merken, Muskelspannung darin. So lange das "Bleibenlassen" noch Anstrengung kostet, also geistige Anstrengung, bleibt eigentlich zu viel Aufmerksamkeit für die "bleibenlassende" Hand reserviert. Das ist also nur eine Art schein-Entlastung.

Lösungen habe ich dafür auch nicht. Alle Arten von muskulärer Bewußtmachung, wie Yoga, Alexandertechnik oder autogenes Training können Wege öffnen, aber das Problem ist deutlich: man muß lernen, zu vergessen wie man die "falsche" Hand zu allen möglichen Aufgaben gezwungen hat, und das kostet wohl Zeit.

Tilman

Marc
13.04.2006, 02:49
Hallo Tilman, Du Nachteule!*g*


vielen Dank, für den Kommentar. Ich werde es - jetzt gleich, wenn ich mich endlich ins Bett lege*g*, mit Autogenem Training versuchen.


Viele nächtliche Grüße

Marc

Winija, IRS, angehende LHB
13.04.2006, 06:01
Hallo Marc !


Ergänzend zu Tilmanns Beitrag halte ich es auch für erwähnenswert, dass vor allem die jahrelang mühevoll unterdrückten Schmerzen des rechten Armes bei der Umstellung von Bewegungs- und Handlungsmustern plötzlich bewusst werden. Man spürt regelrecht die Erschöpfung des rechten Armes. Er wird später unter Umständen auch weh tun, wenn man im fortschreitenden Rückschulungsprozess statt stetig immer mehr mit links zu agieren, wieder in rechtshändige Handlungsmuster verfällt, weils vielleicht mit links noch nicht schnell genug geht. Solche Irritationen rächen sich allerdings meist. Also, besser konsequent bleiben, auch wenn's schwer fällt!


Durch das zunehmend täglich immer wieder stattfindende linkshändige Ausprobieren wird Dir vielleicht bei einigen Tätigkeiten mit einem Mal klar werden, wie anstrengend und falsch die bisherigen Bewegungsabläufe waren und wie leicht es eigentlich sein kann. Das Ganze kann dann sogar zu einer regelrechten Gefühlsachterbahn werden!


Es dämmert einem so langsam, wie sehr und unnötig man sich selbst bei banalen Alltagsverrichtungen hat anstrengen und verbiegen müssen und das von Kindesbeinen an, während andere Kinder erfahren durften, wie problemlos etwas geht.


Man begreift, dass einem entsprechende Erfolgserlebnisse oder auch die Erfahrung, dass die Dinge auch leicht und einfach sein können, durch die Umschulung zu einem großen Teil verwehrt geblieben sind. Und nun (!?) holen wir diese Erfahrungen nach unendlich vielen Lebensjahren nach, begreifen sie ...


Es folgt in solchen Momenten nicht selten ein ungläubiges Staunen, wie leicht beispielsweise das Zähneputzen mit der linken Hand funktioniert. Man ist unter Umständen völlig fasziniert, überwältigt, dann folgen auch schon mal (ungehemmte) Ausbrüche von Wut und Trauer oder leises Weinen über das lebenslange Dilemma und man fragt sich, bei wie vielen Bewegungsabläufen dies noch zutreffen wird.


Und die viele verschenkte Lebenszeit in einem "falschen" Leben ...


Wer im Umfeld soll nun eigentlich begreifen und nachvollziehen, was da gerade mit einem passiert und warum man bei einer banalen Alltagstätigkeit plötzlich völlig aus dem Häuschen ist ...?


Der Weg zurück zu Dir selbst ist steinig, wieder anstrengend, mühselig und doch unendlich lohnenswert.

Wenn dann irgendwann die Dinge richtig ins Fließen kommem, sich die Knoten lösen und die wirkliche Dominanz gelebt wird, stellt man unter Umständen eine regelrechte Wesensänderung fest. Viele Rückschulende sprechen z.B. von einer bewussteren und stärkeren Intuition, die typisch für die meisten Rechtshemispäriker ist. Rückblickend war sie oft auch schon irgendwie da, allerdings mit angezogener Handbremse.


Mit fortschreitendem RS-Prozess kann es allmählich dazu führen, dass man anders denkt, fühlt und agiert, andere Lebenseinstellungen und Wertigkeiten entwickelt, vielleicht seine Hobbies, seinen Job, seinen Lebenspartner wechselt u.v.m. ... Bei einigen stellt sich das ganze Leben auf den Kopf, man geht durch innere und äußere Kämpfe, bis man sich von der alten und falschen Identität gelöst und erholt hat.


Deine rechte Hand wird noch oft und gerne mithelfen wollen und Deine alten Verhaltensweisen nach Dir greifen. Und dass Deine linke Hand schon früher verdeckte Führungsarbeit geleistet hat, macht einfach nur deutlich, dass die angeborene Händigkeit einfach nicht auszumerzen ist !


Ich wünsche Dir, dass Du Dich freuen kannst über das stückweise Wiederkehren Deiner selbst, Deiner Gefühle, Deines Wesens. Deine Seele wird Stück für Stück immer mehr freigeben. Geh' vor allem Dein Tempo, gönne Dir Pausen.


Wenn man die Rückschulung als Heilungsprozess betrachtet an Körper, Geist und Seele, ist manche schwere Zeit vielleicht besser zu (er)tragen ... für Dich und die Menschen in Deinem Umfeld.




Schöne Grüße und einen wundervollen Guten Morgen wünscht Dir Winija.

Doris ULH
13.04.2006, 08:50
Hallo,

ich bekomme dann zu den Rechts- Armschmerzen sogar links Kopfweh...

Hab bis jetzt einfach gedacht da ist halt vieles im Gange und rechts traut sich endlich zu protestieren; ausserdem muss rechts auch neue Bewegungsmuster lernen, weil bidhändige Tätigkeiten jetzt ja nicht einhändig werden, es wechselt ja "nur" die Führhand.

Guten Morgen Doris

Tilman
13.04.2006, 12:01
"Hallo Tilman, Du Nachteule!*g*", wurde da behauptet. Dabei spinnt meine Laptop-uhr und es war eigentlich schon 2 Uhr nachts. Hab' halt viel zu tun. Z.B. (daher mein Gelaber über Beethoven letztens)schlage ich mich dissertationsbedingt gerade mit dessen Jugend und Erziehung herum. Habe gerade das grauslige Buch "schwarze Pädagiogik" bestellt, um Johann van Beethovens (der Vater von Ludwig) Prügelei und Gängelei in einen zeitgemäßen Kontext einpassen zu können. Herrlich.

Tilman

Irene
14.04.2006, 00:14
Hallo Marc,

das kenne ich auch. Ich habe ganz komische Schmerzen in der rechten Schulter, da wo die Muskeln ansetzen. Verspannungen ohne Ende, schlafe ein und wache zerschlagen wieder auf, und ich höre schlecht. Die Konzentration leidet.

Wenn ich mit rechts schreibe, habe ich neuerdings das Gefühl, eine Sperre im Handgelenk zu haben, verkrampfe mich schnell.

Bin wohl doch keine Rechtshänderin...

Vielen Dank für deine Mail neulich, hat gut getan.

LG, Irene